Aller Anfang ist schwer

Aller Anfang ist schwer, heißt mein heutiger Eintrag. Als wir am Donnerstag nach unserer Ankunft in Gambia vom Hotel, wo wir unsere erste Nacht verbracht hatten, in unser Haus umgezogen waren, gab es erstmal viel zu tun. Das Grundstück war voller trockenen Grases und musste dringend aufgeräumt werden, denn Schlangen lieben so ein wüstes Grundstück. Auch im Haus war einiges an Geckokacke wegzuräumen und zu putzen. Außerdem wütete in einem unsere schönen neuen Bambusbetten der Holzbock, also Bett erstmal raus in den Hof.

Es hätte alles so schön sein können, aber die Wasserleitung in der Erde war kaputt. Kurt hatte den Haupthahn an der Grundstücksgrenze geöffnet, da sprudelte es aus der Erde. Mustafa der Klempner kam zwei Stunden später, um die Leitung zu verbinden. Für mich sah es nach einem sauberen Schnitt durch die Leitung aus, aber wer sollte sowas tun?

Nun hatten wir jedenfalls wieder Wasser, und ich konnte mich an wischen der Wohnung begeben.

Die Solaranlage, die Anfang April mit dem Schiff gekommen war, wurde installiert und der Kühlschrank angeschlossen. Die ebenfalls verschiffte Autobatterie lieferte Strom, der Kühlschrank summte leise vor sich hin.

Der Hauptwasserhahn ist Leck! Nicht nur das, die Leitung fliegt aus ihm raus! Kurt bekam das irgendwie wieder zusammen, und so konnten wir endlich duschen und Essengehen. Als wir zurück kamen, hörte ich beim Betreten des Hofes das Rauschen. Die Wasserleitung war komplett aus dem Wasserhahn geflogen….bis abends um 10 waren wir am basteln und ein Provisorium zu erstellen, bis die Leitung dicht hielt.

Nun war schön Druck auf der Leitung. Dieser schöne Druck machte sich im Bad als schöner Duschstrahl bemerkbar. Klasse! Geht doch!

Nächster Morgen. Leider haben die ganzen Fittings im Bad dem tollen Druck nicht ganz Stand gehalten, bzw. die Anschlüsse ans Waschbecken waren nicht dicht, oder fest genug angezogen. Überall war Wasser auf dem Boden.

Der Wasserhahn drehte sich gleich mit, wenn man ihn aufdrehen wollte. Kurt hat dann erstmal alles auseinander geschraubt, um es dann vernünftig wieder zusammen zu schrauben. Der Wasserhahn war fest, die Anschlüsse leckten nicht mehr.

Einen Morgen später war wieder alles nass im Bad. Die Leitung zum Spülkasten leckte. Außerdem lief der Spülkasten über. Kurt hat auch das in Ordnung gebracht.

Zwischenzeitlich war Mustafa da, und hat den Haupthahn an der Grundstücksgrenze abgebaut und die Hauptwasserleitung dicht verbunden. Jetzt leckt hier nichts mehr. Unsere Nerven waren aber doch ganz schön auf die Probe gestellt worden.

Am Montagabend holten wir Amrick, Kurts Neffen, vom Flugplatz ab.

Eine oder zwei Nächte später schrillte der Stromwandler Alarm. Die Batterie war leer. Kein Strom für den Kühlschrank. Wir suchen einen besseren Standort für die Solarelemente, einen, wo mehr Sonne hinkommt. Aber es gibt Tage, an denen es bewölkt ist, und dann geht auch die Leistung der Solarzellen stark nach unten. Die vergangenen paar Tage war der Kühlschrank morgens aus. Das ist frustrierend, das hatten wir ganz anders erwartet.

Wir sind technisch wirklich gut ausgerüstet, und haben auch eine kleine Solarstation zum Aufladen von handys gekauft. Sie ist aber anscheinend nicht in der Lage, eine kleine Powerbank aufzuladen.

Alles in allem ist die Technik nicht befriedigend. Da wir hier keine Stromleitungen in der Straße haben, an die wir uns einfach anschließen lassen könnten, sind wir auf die Solartechnik angewiesen…..

Bei all den kleinen Problemchen, die wir in den Griff bekommen wollen, ist es schwierig, sich adäquat um unseren Gast Amrik zu kümmern. Er ist das erste Mal in Afrika und da fehlt es ihm natürlich an Erfahrung und dem nötigen Selbstbewusstsein. Vielleicht war es zu ambitioniert, ihn schon einzuladen, ohne das Haus vorher ausführlich getestet zu haben. Denn all diese kleinen Problemchen sind natürlich lösbar. Es benötigt aber Zeit, und mitunter Nervenstärke. Und an der mangelt es mir im Moment ein wenig. Ich hatte mich auf einen schönen, entspannten Urlaub in unserem eigenen Haus gefreut, aber bisher ist von Entspannung nicht viel zu spüren gewesen.

Gerade hat es mich richtig ausgetrickst. Der Schreiner ist heute gekommen, um die Fliegengitterfenster zu bauen. Weil er ins Haus muss, in dem sich ja nun einiges befindet, hüte ich das Haus, während Kurt und Amrik heute Mittag schon einen Freund besuchten, zu dem ich normalerweise mitgefahren wäre. Kaum waren die beiden weg, machte sich der Schreiner und seine Söhne auf in die Moschee zum Freitagsgebet und ich war allein.

Nachdem Kurt und Amrik zurück waren und Flüssigkeit aufgenommen und pausiert hatten, fuhren sie an den Strand, weil wir da heute verabredet sind. Ich warte auf den Schreiner, dass er nach dem Gebet wieder kommt. Kaum waren die beiden zum Strand gefahren, kam einer der Schreinersöhne um mir zu sagen, dass sie heute wohl nicht mehr kommen. Irgendwie ist der Wurm drin. Ich glaube, morgen müssen die Männer hier bleiben, und ich geh allein an den Strand!

Ankunft in Gambia 20.11.2018

20.Nov. 2018

Es ist einfach herrlich. Man steigt ins Taxi und die Welt ist eine andere.

Aber erstmal landen wir, passieren die Passkontrolle und alle unsere Koffer sind da! Bei den letzten zwei Reisen war jeweils ein Gepäckstück in Brüssel geblieben und das ist dann jedes Mal mit einigen Umständen verbunden gewesen. Aber diesmal ging alles gut.

Am Flughafen noch Geld gewechselt und Africel-SIM-Karte gekauft, während Kurt ein günstiges Taxiangebot bekommt. Es war dann nur die halbe Wahrheit und das Taxi kostete dann soviel, wie es halt kostet. Es gibt da ausnahmsweise fixe Preise.

Das Taxi war eine der übleren Klapperkisten von Auto und nur der Taxifahrer wusste, wie man die Türen öffnet. Jede Tür hatte ihren eigenen Kniff. Und dann klapperten wir los, Richtung Sanyang Beach zum Hotel.

Nach einer kurzen Fahrstrecke bat der Taxifahrer, eine sehr höflicher Mensch, diese wunderbare Reise für einen kleinen Tankstopp unterbrechen zu dürfen. Aber das wäre sicher ja auch in unserem Interesse. Danach würden wir dann „this wonderful journey“ sofort fortsetzen. Ich hätte mir fast ins Knie gebissen. Und dann hieß uns der Taxifahrer willkommen an der smiling coast of Africa. Hier smilt jeder und ja, auch der neue Präsident. „We have also a smiling President“. Ich komme aus dem smilen auch nicht mehr raus.

Später haben wir dann jemanden anderes über den neuen Präsidenten sagen hören, dass er o.k. sei, allerdings leider sein „Brain on a very low Level“ sei.

Die erste Nacht verbrachten wir bei Jawla in seinem Hotel und alle Angestellten waren da, die einen abends, die anderen trafen wir am nächsten Morgen. Und von jedem Einzelnen wurden wir mal wieder auf allerherzlichste Empfangen, als erstes von Jawla selbst. Es ist ein bisschen so, wie nach langer Zeit nach Hause zu kommen. Und dass wir nun in unserem eigenen Haus würden wohnen wollen fanden alle ganz klasse.

Donnerstag nach dem Frühstück am Strand sind wir dann mit dem ganzen Gepäck mit dem Taxi zum Haus gefahren. Das Grundstück sah gewöhnungsbedürftig aus. Es gab viel zu tun. Auch im Haus hatten Tiere ihre Hinterlassenschaften gelassen. Abends um 17.00 Uhr war die Hütte von innen so weit hergestellt, dass man sich drin wohlfühlen konnte.

Die erste Nacht in unserem neuen Haus war sehr ungewohnt. Hier ist alles grün um uns, viele Bäume, Acker, viele Vögel und nachts Zikaden und wer weiß, was alles für Getier. Jedenfalls alles andere als still. Wir haben sehr schlecht geschlafen.

Freitag, den 22. November, haben wir dann einiges organisiert und fürs Frühstück eingekauft. Es sollte Omelette mit Tomaten, Zwiebeln,…geben. Das Brot, das hier Tapalapa heißt, und die Eier waren schnell gekauft, Tomaten fanden wir keine mehr. Zu spät.

Zurück am Haus fing Kurt als Omelettespezialist an, alles Gemüse anzubraten bis er mich bat, schon mal die Eier aufzuschlagen und zu verquirlen. Das erste Ei ließ sich sehr schwer aufschlagen und ich dachte: jawohl, dass sind mal gesunde Eier mit einer ordentlich festen Schale. Aber dann, ja was war das? Die Eier waren alle schon gekocht! Ach Mann, wir waren wirklich hungrig und nun das! Nun wir haben die Eier kurzerhand kleingeschnitten und mit in die Pfanne gehauen. Lecker geht anders, aber wenigstens hatten wir was im Bauch…

Heute ist Sonnabend und Louis hat uns jemanden gebracht, der das Grundstück aufräumen soll. Nun ist Kurt mit dem jungen Mann dabei, das Grundstück von Grund auf umzukrempeln. Dabei geht es ohne viele Worte zu. Eigentlich hört man nichts von den beiden. Mag daran liegen, dass der junge Mann nur portugiesisch spricht. Er kommt wohl aus Guinea, wo auch Louis herkommt. Von dort flüchten auch Menschen. Nach Gambia. In Guinea scheint das Leben härter zu sein, als hier.

Der junge Mann aus Guinea hat das ganze trockene Gras zu Haufen zusammengerecht. Ja, er brachte als Arbeitsutensil eine Machete und einen Rechen. Dann habe ich mit dem Makita Fuchsschwanz den dicken Bambus geschnitten. Für die Mauer hatten sie durch den Bambusstock eine Furche gezogen und das Fundament gegossen. Jetzt wächst der Bambus aber änder Innenseite des Zaunes weiter und wird früher oder später die Mauer wider umwerfen. An der Mauer hat Louis schon angefangen den verbleibenden Bambus auszugraben, was aber ziemlich anstrengend ist. Am Zaun haben also beschlossen den ca 4 qm großen Bambusstock wegzukokeln. Bin mal gespannt, ob das klappt.

Die Solaranlage haben wir hinter dem Haus installiert, das heißt die vier Panele auf einen Bamusstock abgestützt und verkabelt. Die Kabel würden durch zwei Löcher in der Metalltüre geführt und die Technik steht im Esszimmer. Dann wurde auch der Kühlschrank in Betrieb genommen und alles funktioniert prima, so dass wir immer kaltes Bier und Wasser haben.

Das Motorrad hatte wieder vorne und hinten einen Platten, also bin ich zum „OBI“ gelaufen und habe für 4 Euro eine China-Luftpumpe gekauft, die sowohl Fahrräder als auch Autoventile aufpumpen kann. Ich habe von der Pumpe ja nicht viel gehalten, aber sie hat funktioniert. Jetzt kann ich morgens schnell in die Stadt fahren, um frisches Tapalapa zu holen und ich weiss mittlerweile auch, wo es frische Omeletteier gibt.

Heute ist Sonntag und wir sind an den Strand gefahren. Ich hatte am Bambus noch einmal zwei Akkus leergesägt, um sie im Hotel wieder zu laden. Andrea hat ihre Leidenschaft gefunden, und zwar Hoffegen. Aber nicht in der afrikanischen Variante mit Bücken, sondern mit einem schönen chinesischen Plastikbesen mit Stiel.

Morgen fahre ich mit Moses nach Brikama, wo wir versuchen das Motorrad zu versichert, zu verzollen und anzumelden. Andrea will die Haussteuer bezahlen und den Wasseranschluss anmelden. Mal schauen, wie weit wir kommen. Heute aber erst einmal relaxen?

Endlich Urlaub

Zwar mussten wir schon um 4:30 Uhr aufstehen, aber dann ging alles wie am Schnürchen. Die letzten Sachen eingepackt und wir waren eine Stunde vor Abflug am Flughafen. Auf der Autobahn zum Flughafen wurden wir noch von der Polizei gestoppt, die mit 60km/h zwischen der linken und mittleren Spur mit Blaulicht und Warnblinker die komplette Autobahn einbremste. Dann kam der Verkehr zum Erliegen und eine Polizistin stieg aus und ging zum ersten Wagen auf der Überholspur. Dort lag eine Lkw Karkasse, die sie sich schnappte und über die Autobahn schliff, um sie beim Standstreifen über die Leitplanke warf. Dann ging es im gestreckten Galopp zum Flughafen.

Die Avocado lebt noch und fühlt sich ganz wohl im Handgepäck

In Brüssel können wir zum ersten Mal nach der Abocado sehen. Noch geht es ihr gut ?