Letztes Jahr wurde die Party abgeblasen (Andrea’s Sixty Party) aufgrund von C*, aber dieses Jahr soll es endlich losgehen.
Von Andrea
Dienstag sind wir nach Janjanbureh gefahren, um Banna zu besuchen. Gleich nach unserer Ankunft und nach einem stärkenden Bier drehten wir die übliche Runde: Bannas neueste Projekte begutachten, Kassur, seinen blinden Ziehvater besuchen, seine Frau und Kinder in deren Unterkunft besuchen und Hallo sagen. Dann aber auch noch ein paar Bananen pflanzen und wässern. Danach gab es Abendessen von Fanta, Bannas Frau. Allerdings waren wir so erschöpft von der langen Autofahrt, der Hitze und den Pflichten, dass wir kaum Appetit hatten…
Mittwoch Morgen ging es dann auf, weiter Richtung Osten. Kurt und ich wollten immer schon mal den äußersten Osten Gambias bereisen. Das taten wir jetzt. Wir hatten von einem Seifenprojekt in Sotokoku ganz im Osten des Landes gehört, und das wollten wir uns ansehen. In Sotokoku angekommen, half uns diese hübsche, aussergewöhnliche Frau, die entsprechenden Leute zu finden.
Leider habe ich Ihren Namen vergessen. Aber sie war nicht nur wegen ihres outfits auffallend. Sie war eine ruhige, sachliche, Person, die sich nicht scheute, bei wildfremden Menschen ins Auto zu steigen, um sie zum Ziel zu führen. Sie ließ ihr Vorhaben ruhen, um uns dahin zu bringen, wo wir hin wollten. Als ich sie um ein Foto bat, war sie einverstanden, ohne irgendwelche Forderungen. Dann gab ich ihr etwas Kleingeld, mehr als sie erwartet hätte, und sie war überglücklich. Ich glaube, hier, so weit im Osten Gambias, gibt es nicht oft Aufmerksamkeit, Abwechslung, Geschenke. Mich hat diese Frau zutiefst beeindruckt. Aber es gibt sie hier immer wieder, überall, diese Menschen, die anders sind, als die meisten anderen….die auffallen. Die mich beeindrucken und mein Herz berühren.
In dem compound, in den uns die Frau brachte, waren wir jedenfalls richtig. Der Chef, Karamo, war gerade auf dem Weg von Serekunda ganz im Westen, nach Hause, nach Sotokoku. Dann kam er. Ein großer, gut aussehender, intelligenter und umsichtiger Mann. Er hat mal in Italien gelebt. Die Hintergründe seines Aufenthaltes in Italien von 2015 bis 2018 erschlossen sich uns nicht so wirklich. Jedenfalls lernte er dort eine Kerstin kennen, die dann in seinem Geburtsort dieses Seifenprojekt initiierte. So haben wir es jedenfalls mal verstanden.
Er telefonierte dann mit verschiedenen Leuten, die für die Workshops zuständig sind, bei denen interessierten Frauen das Seifesieden nahegebracht wird, und wir fuhren gemeinsam zum Workshop Gelände. Dort saßen wir dann unterm Mangobaum und ich ließ mir von den Anwesenden erklären, wie sie die Seife herstellen. Meinen Fragen blieben sie keine Antwort schuldig. Es war ein munterer, fachlicher Austausch übers Seifesieden.
Mich hat dieser Nachmittag ganz besonders glücklich gemacht, weil das Herstellen von Seife eine sehr, sehr alte Handwerkskunst ist. Sie mit anderen Menschen in einem fernen Land, auf einem ganz anderen Kontinent zu teilen, war lange schon mein Wunsch, der sich nun erfüllt hat.
Von Andrea
Nach über 20 stündiger Anreise saßen wir gestern Abend um elf Uhr bequem im Sessel und tranken eißkaltes Bier aus unserem Kühlschrank. Wir sind zu Hause. Das riecht vielleicht nach einer Überdosis Pathos, oder exzessiver Gefühlsduselei, aber so fühlte es sich eben an.
Die Empfangshalle vom Flughafen ist jetzt fertig. Sie ist schön geworden. Zwei voll funktionierende Gepäckbänder, schöne Beleuchtung, Videowände…wirklich chic. Auch wenn mir der etwas morbide Charme von früher fehlt…
Noch in Deutschland hatte ich mit Sergo, der Chefin der für die Gästezimmer zuständigen Mitarbeiter in Jawlas Rainbowlodge, korrespondiert und sie gebeten, vor unserer Ankunft unser Hause von innen zu putzen: „…weißt Du, dass soll so aussehen, wie es auch bei Euch in der Lodge in den Gästezimmern aussieht…“ Sergo hat mit ihrer Schwester Mariama, die sonst schon immer mal kam, um kurz durchzuwischen, oder Wäsche für uns zu waschen, dann an zwei Tagen ganze Arbeit geleistet. Es erwartete uns eine blitzblank gewienerte Wohnung! Das war toll. Bisher hatten wir die erste Nacht immer in der Lodge übernachtet, um dann am nächsten Morgen hier her zu kommen, um dann Stunden mit putzen zu verbringen. Das fand ich schon immer doof. So ist es besser.
Heute Morgen saßen wir dann wieder an unserem Frühstückstisch unterm Mangobaum, der voller Früchte hängt, die aber leider noch weit davon entfernt sind, einen Reifegrad zu haben, bei dem man sie auch genussvoll essen könnte. Und als gingen uns irgendwo die Projekte aus, vielen uns bei Begehung und detaillierter Betrachtung unseres Grundstücks sehr viele Dinge ein, die anders sein sollten. So werden wir einen definierten Komposthaufen anlegen und Mülltrennung betreiben. Etwas anderes, als Müll zu verbrennen, geht hier zwar nicht, aber diese ganzen elendigen Alu-Dosen lassen sich nicht verbrennen und deshalb sollen sie in einem Behälter, in dem sie in aller Ruhe vergammeln können, gesammelt werden. Es geht nicht, man kommt um Blech- und Aludosen nicht herum! Und dann wollen wir noch einen definierten Brennplatz anlegen, damit meine Nerven nicht immer so belastet werden, wenn da mal wieder ein riesiges Feuer entfacht wird, was sich über das ganze trockene Zeug, dass hier so herumliegt, fortsetzen könnte.
Außerdem müssen einige Palmwedel abgeschlagen und Äste abgesägt werden.
Louis, der seit März bei uns den Watchman macht, hat bisher leider keinen anderen watchman finden können. Er wollte das unbedingt selber machen, nannte auch nachvollziehbarem Gründe, weshalb er selbst einen neuen finden wollte, aber bisher war er damit nicht erfolgreich. Vorhin hat er uns zugesichert, bis November, wenn wir das nächste Mal hier sind, diesen Job noch zu machen, aber dann sollte das jemand anderes übernehmen. Da müssen wir jetzt also nochmal Ausschau halten. Eigentlich kennen wir doch einige Leute, die gerade auch durch die Corona bedingte schlechte Lage im Tourismus arbeitslos sind. Aber die meisten Leute leben bei ihren Familien im Großfamilienverband, wo einige wenige arbeiten und die anderen damit dann unterstützen. Die bleiben lieber in ihrer Großfamilie, als hier allein zu leben.