Heute Morgen sind wir mit der Autofähre von Helsinki über den finnischen Meerbusen nach Tallin, Estland, übergesetzt. Die zweieinhalbstündige Fahrt saßen wir oben im Bug und konnten auf das ruhige Wasser hinausschauen. Zeit zu träumen. Zeit, zurück zu blicken.
Vor zweieinhalb Wochen sind wir in Arpke losgefahren. In dieser kurzen Zeit haben wir einiges erlebt.
Da war die Lappeasuando Lodge im Norden Schwedens, eine der zwei Telefonnummern, die abnahm! In ganz Schweden! Und die Person am anderen Ende war nicht nur sehr freundlich als ich sie höflich fragte, ob wir englisch sprechen könnten, sie bot sogar an, deutsch zu sprechen. Wir fühlten uns und waren willkommen! Es war so gemütlich dort im Café und Restaurant mit Kachelofen, aber auch das Servicehaus für uns Camper war gemütlich und gastfreundlich eingerichtet. Und was war da plötzlich los? Die Schwedin am Telefon, die Betreiberin der Anlage mit Gästezimmern und allerlei Freizeitangeboten sprach nicht nur Deutsch, sie ist Deutsche. Und die fleißige Servicekraft ist die italienische Lebensgefährtin des Italieners, der sich als Mann für nahezu Alles herausstellte und vor Freude fast ausflippte, als er die bunte GERDA sah. Zu empfehlen auch der Koch mit dem guten Geschmack, ein Ukrainer. Aber wo waren die Schweden? Im Winterschlaf…
Die unvergessliche Hundeschlittenfahrt, an der wir hier kurzfristig teilnehmen konnten, weil andere Gäste nicht gekommen waren.
Auf Jokkmokk in Schweden auf dem Polarkreis liegend und Zentrum der Schwedischen Samen hatte ich mich gefreut, aber alles war geschlossen. Es gab nichts zu tun für uns.
Dann Finnland und Sirkka mit seinem trubeligen Schneezirkus! Schon jenseits des Polarkreises, aber voller sprudelnden Lebens.
Und dann Inari im hohen Nordens Finnlands und Zentrum der finnischen Samen. Hier war der Tag schon sehr kurz. Und dann, zu Sylvester und Dank Hetie (so, oder so ähnlich hieß die freundliche Finnin), die uns die Polarlichter in der Sylvesternacht zeigte. Das werde ich nie vergessen. Und wie sie uns zum Abschied umarmte und am nächsten Morgen bei unserer frühen Abreise verschlafen und mit zerzausten Haaren aus der Koje ihres Wohnwagens zum Abschied winkte.
Rovaniemi, das Weihnachtsmanndorf. Der im großen Stil angelegte Weihnachtsmannnepp.
Unsere abendliche Rentierfahrt in der Nähe von Rovaniemi ist dann in unserer Erzählung etwas kurz geraten. Dabei war es ein so schönes Erlebnis. Es waren -25 Grad Celsius und der Schnoppen gefror einem in der Nase, beim ersten, unvorsichtigen Einatmen überkam einen ein Hustenschauer. Über all die Lagen von wärmenden Klamotten einschl. Daunenmantel bekamen wir noch einen Overall an. Lieber schwitzen als frieren. So ließen wir uns von unserem Rentier Blacky durch die Polarnacht und durch den Wald ziehen, eine gute Stunde lang. Danach jede Menge Infos bei heißem Glöck (Glöck kommt von Glück, glaube ich🙃) in der befeuerten Kota. Rentiere füttern. Und wir bekamen die Erlaubnis, mit unserer GERDA dort die Nacht zu verbringen. Wie herrlich, wir könnten am nächsten Morgen noch mal die Rentiere besuchen! Aber dann kam spät Abends die Ernüchterung im wahrsten Sinne des Wortes! Unsere Standheizung gab den Geist auf! Sie heizte nicht mehr! Nur noch schlecht riechende, kalte Luft blies sie in unsere GERDA. Das war richtig Scheisse! Alles andere als trivial. Es war schnell ausdiskutiert: ein Hotelzimmer inmitten der Nacht zu suchen kam nicht in Frage. Bei den Temperaturen wäre alles gefroren, all unsere Vorräte. Keine Ahnung, wie Dosensuppe und Tomatensauce im Glas so eine Eiszeit ausgehalten hätten. Es war schnell klar: wir müssen fahren. Richtung Süden. Raus aus diesem Eisschrank. Und wenn wir müde sind und Schlaf brauchen, den Motor laufen lassen, damit die Fahrzeugheizung wenigstens noch ein wenig wärmt. Es war hinten in GERDA trotzdem eisekalt. Kurt fuhr, und ich legte mich ins Bett um ein wenig zu schlafen. Irgendwann wurde ich wach, weil Kurt von der Straße runter fuhr, tankte, Parkplatz aufsuchte, die Frontscheibe mit der Isomatte abdeckte und sich dann zu mir ins Bett legte. Bei dem laufenden Motor konnte ich nicht mehr einschlafen und machte mich auf, weiter zu fahren. Ich dachte, langsam fahren ist immer noch besser, als mit laufenden Motor auf der Stelle zu stehen. Einige Zeit später hatte auch Kurt erstmal ausgeschlafen, checkte die Standheizung und sah noch mal in die Unterlagen. Sie sollte eigentlich von +40 bis -40 Grad funktionieren. Aber vielleicht nicht im Dauerlauf, denn sie lief ja schon seit über 24 Stunden, als sie den Geist aufgab…Nach einigem hin- und herschalten, lief die Standheizung wieder an und blies auch wieder heiße Luft in den Wagen! Was für ein Segen! Wir hatten mal wieder Glück, weil wir kurz vor Reeha waren, wo wir am Bottnischen Meerbusen eigentlich die kommende Nacht auf dem Campingplatz verbringen wollten. Also steuerten wir den Campingplatz an, die Standheizung tat bei nur noch -10 Grad ihren Dienst. Alles war gut.
Dann Helsinki und seine Felsenkirche…