Tag 14: Roveniemi

Wir können endlich mal wieder ausschlafen. Es gibt Rührei mit Tomate und Zwiebel und jede Menge Kaffee und Tee. Dann gehen wir ins Weihnachtsmanndorf, was direkt gegenüber liegt. Hier ist ein ganzes Dorf aufgebaut mit Belustigungen für die Kinder, Souvenirshops, Postoffice, allerdings total überfüllt. Dann noch diverse Aktivitäten wie Rentiere füttern 15 Euro, Schlittenfahren unbezahlbar und Besuch eines Eishotels 35 Euro. Auch im Kaffee ist einer riesige Schlange und so entscheiden wir uns den Kaffee doch lieber in der GERDA einzunehmen. Der Trubel ist uns einfach zu viel. Es gibt sogar einen Touristenbus aus Offenbach. Und viele Italiener.

Zu Mittag gibt es dann ein italienisches Gericht, „Spagetti al arabiata“. Herrlich mit Zwiebel, Knoblauch und Tomate verfeinert und mit Parmesan getoppt, besser geht es nicht. Dann können wir noch was lesen und fahren gegen 18 Uhr zur Rentierfarm. Dort werden wir warmherzig empfangen und eingekleidet, es sind -21 Grad. Die Tiere warten schon. Alle Schlitten sind aneinander gebunden und werden jeweils von einem Tier gezogen. Wir sind an zweiter Stelle und werden von Blacky gezogen, einem 10 Jahre alten Kastraten, der schon ein Horn verloren hatte. Der musste unterwegs auch die ganze Zeit Schnee fressen, so daß es manchmal etwas geruckelt hat. Aber sonst war es eine sehr entspannte Fahrt.

Danach gab es noch in einer warmen Kota am Feuer Glög, Kaffee oder Tee und jede Menge Informationen zu den Tieren. Nach einer Aufwärmphase ging es noch mal raus zum Füttern von den Kleinen. Wir hatten um Erlaubnis gefragt, ob wir dort ür die Nacht stehen konnten, und sie hatten keine Einwände. Also haben wir es uns gemütlich gemacht und noch die Tagesschau und einen Film geschaut, als uns auffiel, dass die Heizung gar nicht mehr abschaltete. Sie bollerte in einem durch und es roch auch etwas nach Abgass oder Diesel. Dabei wurde es auch gar nicht warm. Das Gebläse arbeite die ganze Zeit, aber die Luft, die in den Innenraum geblasen wurde war kalt und stank. So konnte es nicht weitergehen bei -22 Grad Außentemperatur. Auch ein „Reboot“ der Heizung hat zu keiner Besserung geführt.

Also haben wir uns entschlossen den Paltz hier aufzugeben und weiterzufahren Richtung Helsinki bis es etwas „wärmer“ wird. In Helsinki waren es nur -2 Grad. Gesagt, getan, den Vorhang nach hinten haben wir erst zugelassen, damit es vorne etwas wärmer wird. Später haben wir ihn dann geöffnet und Andrea ist hinten schlafen gegangen. Es war tiefste Nacht und die Straße war gut.

Tag 13: Inari – Roveniemi, km 3189

Nach einem Tag Pause und Sylvester in Inari mit Polarlichtern, sind wir heute früh (kurz vor 8 Uhr) aufgestanden und sind gegen 9:30 Uhr frisch geputzt wieder on the road. Draußen sind es -16 Grad und GERDA springt ohne zu murren und zu knurren an. Im Eisfach (oberhalb der Fahrerkabine sind es -6 Grad. Es geht über gut geräumte Strassen in flotten Tempo, ca. 60km/h durch die Berge. Andrea hat einen Höhenmesser, aber wir kommen nicht über 500 Meter. Trotzdem wird es immer kälter. Der Rekord wird bei -26 Grad aufgestellt und oben in unserem Eisfach sind es jetzt -16 Grad. Zum Glück haben wir dort nichts wichtiges, außer den Internetrouter, aber der soll solche Minustemperaturen aushalten, was sich auch bewahrheitet.

Aber der Motor hat schwer mit der Temperatur zu kämpfen. So brauchen wir ca. 1 Stunde bis die Motortemperatur auf 80 Grad angestiegen ist und die Heizung auch etwas wegschafft. Aber bei Außentemperaturen bei über -20 Grad sinkt auch die Motortemperatur auf 60 Grad und die Heizung wird nicht mehr richtig warm. Ich habe eiskalte Füsse.Trotzdem sind die Landschaft und die Farben herrlich. Je näher wir unserem Ziel kommen, desto länger bleibt die Sonne auf und so kommen wir im Weihnachtsmanndorf bei Hellem gegen 15 Uhr an. Das ist auch gut so, denn unsere Zusatzbeleuchtung Marke „AGRAR-LED“ hat uns gute Dienste geleistet. Wann immer es dunkel ist und keiner entgegen kommt haben wir es eingeschaltet und es ist blitzartig taghell. Kein Wunder bei einer Gesamtleistung von 180 Watt und 11.850 Lumen.

Morgen werden wir noch das Weihnachtsmanndorf besuchen und eine 2 stündige Rentiersschlittenfahrt mit Nordlichtschauen, das wird ein Spaß.

Tag 11: Sirkka – Inari, km 2850

Heute war eine kurze Etappe geplant, aber sie sollte nichts desto trotz sehr lang werden. Kurz nach Sirkka bogen wir von der großen Strasse auf eine etwas kleinere ab und über die Grenze nach Finnland. Ziemlich unspektakulär. Einfach über eine Brücke an einem geschlossenen Zollhäuschen vorbei und zack, ist man in Finnland. Erst war die Strasse noch gut, dann über 100 km nur noch geschlossene Schneedecke und wir fuhren nur noch 50km/h. Man ist das einfach nicht gewohnt auf Schnee und Eis zu fahren. Haben die Schweden und Finnen noch Spikes unter ihren Reifen, so haben wir nur gute Winterreifen und wenig Erfahrung. Ich kann mich zwar noch daran erinnern, dass wir mit Sommerreifen über verschneite Autobahnen mit unserem Käfer bis nach Ischgl gefahren sind, ohne Schneeketten, oder nur geliehene beim ADAC. Das hatte auch geklappt, aber da waren wir noch jung und unerschrocken.

Wir sind zumindest gut in Inari angekommen, auch wenn es etwas gedauert hat, aber es ist ja Urlaub und keiner hetzt uns.

die Schweden und die Finnen

Die Schweden schließen ihre Läden, Restaurants und Hotels und schlafen.

Die Finnen sehen das Geschäft, öffnen alle Restaurants und Hotels und Läden, treiben sich auf der Straße herum oder fahren auf Motorschlitten durch die Pampa, interessieren sich für fremde Menschen, sind freundlich und sehr lustig.

Aurrrrorrra in Inari

Das war eine anstrengende Fahrt für Kurt. Ja, genau, für Kurt. Während Kurt fährt, sitze ich in meinem befellten Beifahrersitz und träume.


Oder mache Fotos. Oder entscheide noch mal um, wo wir heute übernachten. Suche den Campingplatz oder Stellplatz für die Nacht aus, oder träume, z.B. von Polarlichtern. Aber dazu komme ich in einem extra Artikel.
Also Sylvester in Inari. Inari am großen Inarisee in Finnland ist der nördlichste Punkt unserer Reise und lag ursprünglich nicht auf unserer Reiseroute. Der Verzicht aufs Nordkap hat dann aber einen Abstecher dorthin möglich gemacht.
Von Sirkka mit seinem Skizirkus fuhren wir 180km über Schnee.

Das war herausfordernd. Aber Kurt ist ein sehr guter Fahrer und wir sind vorgestern sicher in Inari angekommen. Zum Abendbrot gab es Dosensuppe. Dosensuppe ist prima, weil sie des nächtens immer für ein paar mehr Grad Temperatur unter dem Deckbett sorgt.
Auf dem Campingplatz hält man es sehr entspannt. Zahlste heute nicht, zahlste morgen, oder gar nicht. Die Rezeption ist im Winter nur sporadisch besetzt, aber dafür hängt eine Infotafel an der Wand, wie man seine Standgebühren bezahlen kann, wenn man es möchte, Strom ist inclusive. Dennoch wurden wir von einer Finnin empfangen, die schon seit Jahren das Winterhalbjahr mit ihrem Mann im Wohnwagen hier verbringt und irgendwie lustig war. So fing sie von der Aurrrorrra (die Finnen rollen das Rrrrr ganz doll😊) an zu schwärmen, die sei einer der wesentlichen Gründe ihres Hierseins. Sie empfahl mir ihre AurrrorraApp „AuroraAlerts“, die sei die Beste. Die lud ich mir dann auch aufs Handy zu den anderen fünf AuroraApps.
Nun war ich wirklich gut versorgt mit AuroraApps, allein der wolkenverhangene Himmel spielte mir nicht in die Karten. Aber am Sylvestermorgen morgens zwischen 5 und 7 Uhr stand die Chancen gut. Also stellte ich meinen Wecker auf fünf, sprang aus dem Bett, alle Klamotten über den Schlafanzug und raus auf den zugefrorenen Inariesee. Hier sollte die Sicht perfekt sein.
Und so stand ich da allein, während die Welt noch schlief (außer die auf Kiribati, die machten wahrscheinlich schon Party) und guckte Löcher in die Luft. Da musste ich an den Typen mit seinem Marihuana denken. Vielleicht hilft das beim finden der Polarlichter? Ich bin zu brav dafür…Nach einer halben Stunde zockelte ich traurig und enttäuscht zurück zu GERDA und die kuschelig weiche Molle, in der Kurt mir freundlicherweise meinen Platz frei hielt.
Später am Tag erzählte ich der Finnen, deren Namen ich mir so gar nicht merken kann, was sowieso okay ist, weil sie, glaube ich, sich in Kurt verliebt hatte, – ich erzählte ihr gar nichts, weil es mir so peinlich war. Aber Kurt fragte sie, ob es denn wohl heute Abend Polarlichter gäbe? Und während wir uns mit vollem Bauch (es gab mal wieder Käsefondue, verlängert mit Racelettkäse) einen lustigen Film über einen Typen anschauten, der im Winter mit einem Merzedesallradwohnobilmonster ans Nordkap gefahren ist, klopfte Kurts neue Ische an unsere Tier: „Aurrrorrra“ hauchte sie nur, und schon stieß Kurt vor lauter Hecktik die Getränke vom Tisch. Eigentlich war ich ja diejenige, der die Polarlichter wichtig waren, aber jetzt erwachte auch in dem Mann das Interesse. Also rinn in die warmen Klamotten und rauf auf das Eis des Sees, das über einen halbe Meter dick sein soll. Man braucht also keine Sorge haben, einzubrechen.
Mit den Polarlichter suchen ist das sonn bisschen wie Pilze suchen. Du musst wissen wann sie kommen, wo Du sie am besten siehst und wie sie aussehen. Ohne die liebe Finnin hätten wir sie wohl nicht gefunden. Aber sie ist eine echte Aurrrorrrra hunterin und tatsächlich sahen wir die ersten Polarlichter unseres Lebens. Sowas macht glücklich.
Sie sagte, der Anblick der Lichter gäben ihr Kraft und ein Gefühl der Stärke. Ich fühlte eher Pudding in den Knien, weil ich die ganze Zeit noch oben guckte und dabei schon mal das Gleichgewicht zu verlieren drohte…während die beiden sich angeregt was erzählten – ich hab da schon gar nicht mehr hingehört. Sie zeigte uns Fotos von tanzenden Polarlichtern, wie man sie schon mal im Fernsehen sieht und konnte zu jedem Foto das Datum und die Uhrzeit sagen – sie kommen dann wohl doch nicht so häufig vor. Ich war glücklich mit dem, was ich sah. Sie wollte dann zu ihrem mürrischen Ehemann zurück, der für ihre Aurrrorraschwäche wohl eher kein Verständnis hat, und so umarmte sie uns ganz überraschend zum Abschied. Wir ließen ihr einige Minuten Vorsprung und machten uns dann auch auf den Weg zu GERDA.
Als wir heute Morgen zeitig vom Platz und an ihrem Wohnwagen vorbei fuhren, winkte sie mit zerzausten Haaren aus ihrem Wohnwagenfenster. Die Finnen – sie sind irgendwie total sympathisch.


The Skandinavien Big Four

Auf Safari in Ostafrika, in Kenia, sind die Big Five das große Ziel. Dazu gehören Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und Leoparden. Die will man gesehen haben. Hier im Norden Scandinaviens sind es die Big Four: Elch, Rentier, Polarhase und Polarlicht. So habe ich mir das jedenfalls ausgedacht. Elch und Rentier haben wir schon gesehen. Jetzt brauchen wir noch Polarhase und Polarlicht. Letzteren sind wir verflixt dicht auf den Fersen. Morgen früh ab 5 Uhr könnte es soweit sein. Zwar gab es die beiden Abende im Camp in Schweden auch Polarlichter, aber da war die Chance auf welche ziemlich klein. Außerdem zeigen sie sich nachts. Da schlafen wir. Und so haben wir die Polarlichterscheinungen in Schweden verschlafen. Für Morgenfrüh wird ein KP Index von 6 vorausgesagt. Das ist wirklich hoch!

Der Hase, der ist schlau!

Chips, Trips, heiße Würstchen?

Gestern erlitten wir einen Kulturschock! Nachdem wir erst feststellen mussten, das Schweden in den kollektiven Winterschlaf gegangen ist und alle Geschäfte und Restaurants in großen und kleinen Städten, Museen und Souveniershops seid vor Weihnachten geschlossen sind, und wir dann durch Zufall in diesem tollen Camp in der Wildnis gelandet sind, trafen wir gestern bei unserer Ankunft im finnischen Sirkka auf einen amtlichen Skizirkus, wie ihn die Schweden noch nicht erlebt haben!
Hier in Sirkka finden im Skigebiet am Berg Levi auch Weltcup Rennen statt. Hier tobte das Leben aber sowas von! Alle Restaurants offen, nicht nur die Pizza und Kebab Braten. Überhaupt „Pizza und Kebab“! Was für eine Kombi ist das eigentlich? Naja, das Ergebnis einer solchen Kombi durften wir ja am ersten Weihnachtsfeiertag in Lulea kennenlernen….keiner kann irgendwas davon….ach, egal. Gestern in Sirkka aßen wir lecker gegrillten Lachs, bzw. gebratene Auberginenstreifen der sich vegetarisch ernährende Ehemann. Und es war gar nicht mal so billig! Die Portion gegrillten Lachs, die ich entgegen den meisten Restaurantportionen tatsächlich auch mal aufzuessen schaffte, kostete süße 33€! Ja heißa! Wie gut, dass wir im Urlaub sind!

Der Campingplatz in Sirkka war voll, für uns kein Platz mehr. Also fuhren wir zu dem ausgewiesenen Stellplatz, der sich als Parkplatz direkt an der Piste entpuppte. Und als wir da so in unserer gemütlichen Kemenate so vor uns hin Bücher lasen, klopfte es an unserer Tür! Nun, wir sind durchaus auf unsere bunte GERDA angesprochen worden. Mit ihr kommt man leicht ins Gespräch mit anderen Menschen. Das ist durchaus so gewollt. Aber als es gestern an der Tür klopfte, das war etwas ganz Besonderes. Der Anklopfende meinte, durchaus nicht mehr sich ganz klar artikulierend, dass wir so ein schönes buntes Auto hätten. – Ja, mein Freund, es ist bunt. Da hast Du recht. – Und jetzt, so im Unterton von „wolle Rrrose kaufe?“ fragt er: „Braucht Ihr noch Marihuana?“ Uiiii nee, Danke! Wir sind zufrieden. Aber Danke fürs Angebot!

Die Nacht war relativ laut, mit vielen Stimmen draußen, heftigen Wind, der an unserer GERDA ruckelte und zuckelte, Pistenraupen und sonstige lärmenden Fahrzeuge. Dazu die Zeitverschiebung in OEZ, gleich MEZ+1. Alles klar?

Heute ging es dann weiter Richtung Norden nach Inari, am großen Inari See.

Tag 10: Lappeasuando Lodge – Sirkka, km 2677

Gestern hatten wir richtig Glück. es hatte ein Pärchen bei der Lodge abgesagt und so haben wir einen Platz auf dem Schlitten ergattern können und sind noch einen Tag geblieben. Aber heute ging es weiter, die Strassen waren gut zu fahren und so sind wir Richtung Finnland aufgebrochen. Eigentlich wollten wir nach Mounio, aber da scheint es langweilig zu sein. So haben wir den Plan noch einmal umgeworfen und sind ins Skigebiet nach Sirkka. Das Skigebiet heisst Levin und hier werden im November Weltcup Rennen gefahren. Auf dem Campingplatz war alles voll und so sind wir auf einem Stellplatz von „Park4night“ untergekommen. Es handelt sich hierbei um den Parkplatz am Sessellift, der wohl auch für Wohnmobile frei ist. Besser geht es ja nicht.

Direkt in der Innenstadt. Wir haben dann mal angefangen zu bummeln, nachdem es zwar am Lift jede Menge Buden gibt und es auch recht nett aussieht, aber es da zur Zeit keine Restauration gibt. Das würde in unseren Skigebieten nie passieren. Noch nicht mal eine Glök Bude. Zumindest haben wir ein nettes Lokal gefunden, wo es sogar Zapfbier gab. Herrlich.

Morgen geht es dann weiter nach Inari am Inari See.

Ein Wort zur Polarnacht

Nun bin ich kein Meteorologe und auch keine Meteorologin. Ich habe mich mit der Konstellation Erde, Sonne, Erdachse, das eiern der Erdachse und Polarkreis auseinander gesetzt. Ich habe verstanden, wie es zur Polarnacht und zur Mittsommernacht kommt. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie Polarnacht aussieht. Wie das ist. Jemand in Deutschland schwärmte mir von diesem wunderschönen Licht vor, diesem rosafarbenen Himmel. Jetzt weiß ich, was sie damit meinte. Wenn man es geschafft hat, nördlich des Polarkreises zu kommen, geht nicht plötzlich das Licht aus. Von wegen zack dunkel. So läuft das nicht. Die Sonne scheint ja trotzdem noch. Sie schafft es nur nicht mehr über den Horizont, über den Polarkreis. Aber sie beleuchtet den Himmel. So muss man sich das wohl vorstellen. Je weiter man Richtung Norden kommt, desto dunkler wird es dann, aber davon sind wir noch weit entfernt. Hier beginnt morgens gegen halb neun der Tag am Horizont. Ganz vorsichtig und zurückhaltend. Dann bleibt es lange, bestimmt zwei Stunden hell wie an einem schönen Wintermorgen, nur bleibt es so lange so jungfräulich hell, so ein frisches, unverbrauchtes Hell. Und dann wirkt dieses Licht plötzlich verbraucht und es geht allmählich und über Stunden in Dunkelheit über, bis es um allerspätestens 15.00 Uhr stockfinstere Nacht ist. Die Farben, die in dieser Weltengegend an den Himmel gemalt werden und sich immer wieder ändern, dieses Schauspiel der Natur, dass ist mit Worten und Fotos kaum zu beschreiben. Es ist einfach umwerfend schön. Es ist dramatisch, es treibt mir Tränen vor Unfassbarkeit und der Dankbarkeit in die Augen.

Nordkap oder nicht Nordkap,

das war für ein paar Tage die Frage. Natürlich wollten wir ans Nordkap, das war unser erklärtes Ziel. Im Laufe der ersten Tage wurde dann klar, wieviel Kilometer wir am Tag fahren, ohne dass es unangenehm wird. Das waren dann nicht mehr gut 500km wie in den ersten drei Tagen, sondern um die 200 Kilometer. Die Straßen sind geräumt, aber nicht Schnee- und Eisfrei. Mit unseren sehr guten Winterreifen fühlt sich eine Geschwindigkeit jenseits der 70 km/h nicht mehr sicher an. Die Schweden mit ihren speziellen Articreifen lachen da nur müde drüber und rauschen mit 100 km/h an uns vorbei.
Am Nordkap ist es nicht unbedingt kalt, aber andere Wetterkapriolen sind dafür an der Tagesordnung, Wetter wie Sturm und Schnee. Und das Wetter kann dort nicht nur sehr kurzfristig umschlagen, sondern auch zu Strassensperrungen führen. Oder man muss auf das Räumfahrzeug warten, gegebenenfalls Stunden. Das alles sagt uns WetterOnline allerdings nicht. Dafür geht man auf entsprechende Homepages der entsprechenden norwegischen Behörden.
Und so trafen wir hier im Camp ein Paar, das gerade einen erfolglosen Versuch hinter sich hat, ans Nordkap zu kommen. Ins Schwärmen kamen Sie über diesen misslungenen Versuch nicht unbedingt, auch wenn es landschaftlich umwerfend schön war…

Unsere Entscheidung, die wir seid Tagen vor uns her schoben und immer mal wieder vorsichtig diskutierten, war damit gefallen. Wir haben für einen solchen Versuch alle möglichen Kapazitäten. Wir haben genug Strom an Board, die Heizung funktioniert, genug Essen und Trinken ist da. Im Großen und Ganzen sind wir gut vorbereitet. Einzig an Zeit mangelt es uns. Zusammengerechnet müssten wir, wenn’s gar nicht mal so blöd läuft, trotzdem täglich, ohne einen Pausentag fahren, wenn wir pünktlich wieder in Arpke sein wollen, bzw. müssen, weil unser Urlaub irgendwann zu Ende ist und Kurt wieder arbeiten muss. Und das geht einfach nicht. Und das wollen wir beide nicht. Für mich ist klar, dass ich diese Reise auf gar keinen Fall missen möchte. Ich bin froh und dankbar, dass wir das Abenteuer angegangen sind, aber ich weiß auch, dass ich nie wieder hier her kommen werde. Die mediterrane Leichtigkeit Südeuropas, die köstliche Küche dort – das liegt mir mehr! Aber wenn ich schon mal hier im Norden Europas bin, dann möchte ich auch Zeit haben. So wie heute, als wir kurzfristig doch noch eine Hundschlittentour mitmachen konnten. Ungewaschen, vom Frühstück weg. Egal, dann wasche ich mich danach. Egal, dann fahren wir eben morgen weiter! Ist ja auch so schön hier. So soll Urlaub sein.