Kein Wasser da

Von Andrea

Und plötzlich kommt kein Wasser mehr aus dem Hahn. Als wir das feststellen, ist es Mittagszeit. Kein Wasser. Nix. Nothing. Rien. Nada. Kein einziges Tröpfchen. „Na, dann fahren wir eben an den Strand! Wasser wird nachher schon wieder kommen.“

Aber dem war nicht so. Mit der Clospülung gehen wir ohnehin sparsam um, und dann gibt es ja noch das Hofclo. Ein Hockclo, das direkt über die 3-Kammer-Grube gebaut ist. Das geht immer. Ist aber das Clo von Louis. Aber zur Not muss das gehen. Aber Duschen, Waschen, geht alles nicht. Zähneputzen schon, weil wir ja immer Trinkwasser im Trinkwasserfilter und im Kühlschrank haben. Na, dann gehen wir heute mal ungewaschen ins Bett. Zum Glück haben wir keine schweißtreibenden Arbeiten gemacht, und bei den Termperaturen kommt man beim Lesen auch nicht ins Schwitzen. Also Augen zu und rein in den Schlaf.

Nächster Tag. Kein Wasser. Louis beklagt, dass er sich gestern gar nicht duschen konnte und so ins Bett musste. Ja, das Leid teilen wir mit Dir!

Nachmittag. Ein dünnes Rinnsälchen quält sich aus dem Aussenwasserhahn. Für die Wasserhähne im Haus, die höher liegen, reicht der Druck nicht. Aber als alte „Afrikaner“ und Entwicklungshelfer wissen wir natürlich was zu tun ist. Sämtliche größeren Behälter ins Badezimmer und per Eimer mit Wasser aufgefüllt. So haben wir jetzt gut 100 Liter im Bad gebunkert. (Das hätten wir letzten März mit Clopapier machen sollen, aber irgendein Notstand in Deutschland? Damals undenkbar!)

Wassereimer für die Clospülung
Bunkerwasser im Bad, mit Schöpfbecherchen im Vordergrund

Gestern Abend dann ein lustiges Teamdusching! Einer bechert den anderen nass und umgekehrt. Das hilft der Leidenschaft auf ungeahnte Sprünge! Da kommt Freude auf! Wir hatten viel Spaß! Und insgesamt nur 10 l Wasser verbraucht!

Und heute Morgen, was soll ich sagen, wie von Zauberhand, rauscht das Wasser aus dem Hahn als gäbe es kein morgen. Aber etwas Wasser werden wir weiterhin bunkern. Sicherheitshalber. Man weiß ja nie….

Das ist Mamadu

Von Andrea

Mamadu, wie er normal in die Kamera guckt
Mamadu, wie er für mich lächelnd in die Kamera schaut

Als ich gestern Abend Mamadu erläuterte, weshalb ich ihn fotografieren möchte und was ich mit den Fotos vorhabe, überraschte er mich, denn er konnte sich ebensogut an unser erstes Aufeinandertreffen erinnern, wie ich und er erzählte mir den Lauf der Dinge aus seiner Perspektive. Das fand ich toll.

Also, Mamadu ist Taxifahrer. Vor ein paar Jahren benötigte ich ein Taxi zum Turntable um Geld zu wechseln. Er war nicht nur fair beim Preis für den Transport, er überchargede mich nicht, sondern nannte mir einen üblichen Preis. Er war ausgesprochen hilfsbereit und vor allem: höflich. Er war jung und freundlich. Als mir unterwegs meine Sandale auseinander fiel, hielt er in Sanyang bei einem Schuster an, ließ sie für 5 Dalasi (ca. 10 Euro Cent) reparieren und gab sie mir wieder. Das alles ungefragt, einfach nur aus Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Das hat mir sehr gefallen! Ab da war er, als ich noch kein eigenes Fahrzeug hier hatte, mein bevorzugter Fahrer. Wenn ich einen Lift brauchte, rief ich ihn an und er war immer pünktlich wie die Feuerwehr. Und wenn er es nicht auf die Minute schaffte, rief er mich kurz zurück. Er kann gut einschätzen, wann es wirklich wichtig ist, pünktlich zu sein, z.B. wenn er uns zum Airport bringen soll.

Mamadu hilft und unterstützt uns, wenn es darum geht, die Fahrzeugversicherung zu verlängern, was jedes Jahr nötig ist. Ebenso, und das hat er gestern für uns erledigt, muss die Roadtax jedes Jahr aufs Neue bezahlt werden. Für all diese Leistungen muss man nach Brikama fahren, etwa 20 km von hier und eine außerordentlich quirlige Stadt, in der es nicht so leicht ist, seinen Weg zu finden. Insbesondere das Office, bei dem man die Roadtax bezahlen muss, und dann einen Sticker für die Windschutzscheibe erhält, ist sehr versteckt mitten im Basar. Für Mamadu ein Klacks.

Als wir im Oktober hier waren, war Mamadu kein Taxifahrer mehr, denn sein Auto war nun tatsächlich Schrott. Um als Fahrzeug diesem Ruf zu erliegen, muss einiges geschehen. Aus unserer Sicht wäre dieses Auto schon vor vielen Jahren Schrott gewesen…Aber das Mamadu uns nicht zum Airport bringen konnte, war einfach nicht schön. Wir vermissten das!

Vorgestern trafen wir uns mit den Autos auf der Straße. Er stieg stolz aus seinem „neuen“ Taxi aus und wir waren wirklich froh, ihn wieder mit einem Taxi zu sehen. Und so kam es dann auch, dass er zu uns kam und uns den Bürogang abnahm.

Vor zweieinhalb Jahren wurde Mamadu stolzer Vater eines kleinen Sohnes. Seit dem erscheint er sehr viel reifer als damals, als wir uns kennenlernten. Er ist auch irgendwie stadtlicher geworden.

In der Vergangenheit benötigten wir ein paar Mal seine Dienste für einen ganzen Tag und luden ihn dann zum Essen in ein Restaurant ein, dass von der Dresden-Dakar-Banjul-Rallye als Ausbildungsbetrieb geführt wird. Dort gibt es deutsches Essen und Zapfbier. Dabei stellte sich heraus, dass er nicht lesen kann. Auch rechnen kann er nicht. Irgendwie müssen seine Eltern da was verpasst haben. Soweit ich das beurteilen kann, hat er ein schönes und freundliches Elternhaus und eine hübsche Frau, die er liebt.

Alles ist anders….

Von Andrea

…und das ist gut so!

Hibiskusblüte

Jetzt sind wir schon ein paar Tage hier, es ist unser vierter Tag, um genau zu sein. Während es bei unserem letzten Aufenthalt affig heiß war, ist es jetzt ziemlich kühl. Gestern sind wir gar nicht zum Strand gegangen, weil es dort durch den frischen Wind noch kälter ist. Auch die Wassertemperatur lädt gerade nicht zum Baden ein. Gestern Abend musste ich mir im Haus sogar einen Pullover anziehen! Tagsüber sind die Termperaturen einfach nur sehr angenehm und nachts ist es so schön kühl und beim Gesang der Zirpen, Flughunde und Fröschen lässt sich wunderbar einschlafen.

Wir haben gestern auch herausgefunden, wie das hier mit dem Corona Test vorm Abflug funktioniert und wo wir dann machen können.

Mit Louis, unserem Baumeister und vorübergehender watchman hatten wir gestern auch ein längeres Gespräch, wie es denn nun weiter geht, was seine Tätigkeit als watchman betrifft. Eigentlich wollte er ja bis jetzt einen Ersatz gefunden haben. Nun will er aber bis Herbst, wenn ich wiederkomme, bleiben und ist zuversichtlich, bis dahin auch einen watchman gefunden zu haben.

Schlangen hat Louis bisher keine gesehen. Er glaubt auch nicht, dass es hier welche gibt, weil hier immer Kinder und Leute sind, da fühlten sich Schlangen nicht wohl. Ich mich um so mehr.

Ja, ich fühl mich richtig wohl. Im November hatten wir derartig viel Stress, die Hitze, watchman,….heute sitzen wir hier unter unserem Mangobaum, der das erste Mal Früchte trägt, und warten auf die Sandlieferung. Wir sitzen hier einfach so rum, essen Melone, lesen, und wenn entweder Louis oder der Sand endlich da sind, fahren wir an den Strand. Oder auch nicht. Mal sehen.

Unsere Lieblingsplatz im Schatten des Mangobaums

Es ist schön hier. Herrliches Sommerwetter, die Vögel zwitschern um uns herum, wir sind entspannt. Es kann nicht besser sein.

Ein Immergrün das auch immer blüht und sich auch immer mehr ausbreitet…

Alles lief wie geplant

Samstagmorgen 1:30 Uhr aufstehen, 2:10 Uhr auf nach Hamburg, 4:15 Uhr den privaten Parkplatzbetreiber angerufen. Der war schon sauer, dass wir so spät anrufen, denn wir sind schon vor Ort. Kurz vor 5 Uhr sind wir am Flughafen. Um 7 Uhr ist pünktlich der Abflug, jetzt vier Stunden warten in Frankfurt. Zeit etwas zu frühstücken. Der Abflug nach Brüssel verschiebt sich aus Coronagründen um eine 3/4 Stunde, unser Zeitpuffer in Brüssel verpufft. Wir sind im Landeanflug auf Brüssel als das boarden sch losgeht. Dann schnell zum Terminal B, endlose Gänge auf dem Belgischen Flughafen. Lange Schlange vor der Passkontrolle, das dauerte gut eine halbe Stunde. Der Abflug rückte immer näher. Danach kurzer Sprint und tatsächlich pünktlich zum Abflug erreichen wir das Flugzeug und heben kurze Zeit später ab. Puuuh, just in time.

Dann ging auch alles wie geschmiert. Es gab im Flieger lecker Essen und jede Menge neue Filme. Banjul erreichen wir pünktlich gegen 20:45 Uhr. Das Gepäckband funktioniert jetzt endlich, so ist die Abfertigung ein Kinderspiel. Der Taxifahrer fährt uns zu einem gutem Preis zu unserem Haus. Das wurde einen Tag vorher von der Putzfrau des Hotels mal ordentlich durchgewischt. So können wir uns nach ein paar Bieren, unser Kühlschrank wird mit Solarenergie betrieben und hat immer kaltes Bier, dem wohlverdienten Schlaf hingeben. Von 5 Uhr bis 21 Uhr haben wir durchgehend eine FFP2 Maske getragen. So ist Reisen in Corona Zeiten.

Coronaflucht

Eigentlich wäre es der 60ste Geburtstag von Andrea gewesen, den wir in Gambia groß wollten. Es hatten auch schon viele Freunde zugesagt, sich teilweise sogar schon impfen lassen, um mit uns nach Afrika zu fahren bzw. zu fliegen, um dann dort am Strand die große Sause zu machen. Aber es kam alles anders. Und so sagten alle Freunde wieder ab und wir auch die Party.

So machen wir das halt nächstes Jahr. Aber wir wollten auf jedenFall fliegen. Endlich mal wieder raus. Seit November letzten Jahres war viel passiert. Nicht nur hier in Deutschland auch in Gambia. Gerade vor kurzer Zeit hat man dort einen Senegalen festgenommen, der wohl bei ein einen Gambier erstochen haben soll. Da die Polizei nicht so reagierte, wie es der Mob erwartete hat man kurzerhand die Polizeiwache angezündet. Und danach auch noch die chinesische Fischfabrik in Sanyang. Darum ist es nun wirklich nicht schade, aber wie schnell kann so etwas hochkochen?

Ich backe gerade noch zwei Eiweisbrote, die ich dann mitnehmen will. So hat man etwas Abwechslung zu den ewigen Weißbrotstangen (tapalapa). Auch nehme ich wieder ein Pflanze mit. Markus, mein Arbeitskollege und guter Freund hat mir zum Geburtstag einen Baobabsteckling geschenkt.

Der Baobabsetzling

Dieses habe ich auch gut gehütet und jetzt tritt er wieder die Reise in die Heimat an. Er soll dann direkt bei uns in die Einfahrt vor das Haus, so als „arbre à palabre“. Mal sehen, ob das klappt.