Der Zaun ist hin

Wir hatten unser Grundstück nicht, wie hier üblich, mit einer hohen Mauer einfrieren lassen, sondern mit einem Maschendrahtzaun. Dieser Zaun ist aber von schlechter Qualität und ist an mehreren Stellen unten am Fundament durchgerostet. Auf der Suche, oder auch Gier nach Tallofrüchten hat sich das ein oder andere Kind unter dem Zaun durchgeschlichen und mit der Zeit sind große Löcher im Zaun entstanden. Deshalb haben ich jetzt beschlossen, dass der Zaun durch eine halb hohe Mauer mit Glasscherben oben drauf ersetzt werden soll. Oberhalb soll dann Maschendrahtzaun gezogen werden. Louis, der builder hätte natürlich gern eine zwei Meter hohe Mauer gezogen, aber ich konnte ihm klar machen, dass ich nicht wie in einem Knast hinter hohen Mauern hier leben möchte. Er hat das dann eingesehen und stimmte meinem Vorschlag dann zu…

Wie wichtig die sichere Mauer ist, wurde mir endgültig heute Abend klar.

Denn als ich gestern Abend das Auto auf dem Hof parkte, vergaß ich, die Fenster und Türen vom Auto zu schließen. Heute Morgen stellte ich fest, dass eine der hinteren Türen offen war…

Louis war heute Mittag hier um über verschiedene Sachen mit mir zu sprechen und ich bat ihn mit Edu, unseren neuen watchman zu sprechen, ob er vielleicht die Tür aufgemacht hat. Heute Abend erfuhr ich dann, dass es nicht Edu war. Das ist Mist! Hier im Haus fühl ich mich ja sicher, aber ich will es auch draußen auf dem Grundstück sein. Deshalb muss jetzt die Mauer dringend her. Morgen nun kommt Sand. Dann muss ich noch Zement besorgen. Und dann lägt Louis los und stellt erstmal Mauersteine, Blocks, her. Und dann baut er die Mauer. Ich habe heute Abend schon mal zwei Mörtelkübel voll Glasflaschen von Jawla mitgebracht. Die werden zerschlagen und dann oben auf die Mauer eingearbeitet. Dann wird es für Eindringliche unangenehm…

Strand, Sand, Sonne und Getrommel

Die ersten Tage waren wie immer mit organisieren ausgefüllt. Donnerstag Diesel organisieren, Freitag dann an den Strand. Auch am Samstag. Aber auf dem Weg zurück zum Haus bin ich mit dem Auto aufgesetzt und es hat die Bremsleitung zerrissen…Mamadou, der Taxifahrer meines Vertrauens, kam abends, um sich den Schaden anzusehen und festzustellen: jawohl, Bremsleitung. – Ich komme morgen um acht und bring Dein Auto nach Brikama in die Werksatt. Acht Uhr morgens ist für mich eine echte Herausforderung! Als ich um viertel nach sieben aufwachte, bin ich mal lieber schnell aufgestanden, bevor ich wieder einschlafe und Mamadou im „Morgenmantel“ empfange…er ist wirklich immer pünktlich! Jedenfalls dann, wenn es wirklich wichtig ist.

Um halb neun rief ich ihn an: hey, was ist los? – oh, I am so lazy today….but in Two, three Minutes i‘ll be there. – so war es dann auch. Keine zehn Minuten später war er da, um mit dem Auto nach Brikama zu fahren, um es reparieren zu lassen. Ich wartete den ganzen Tag, dachte, es kann ja nicht sooo lange dauern. Nachmittags rief ich an und er meinte, das er wohl gegen sechs spätestens wieder hier sei mit dem Auto. Ok, dann kann ich ja noch zum Strand was essen fahren. Um acht rief ich ihn dann wieder an und er meinte, dass das Auto jetzt fertig sei und eine halbe Stunde später war er dann wirklich hier.

Mit Abendessen war es dann nichts mehr. So kann man auch sein Gewicht reduzieren…

Am Montag war ich dann aber am Strand und hatte eine gute Zeit. Was ich aber besonders schön finde ist, dass die Trommler wieder nebenan in der Jungel Lodge proben. Für zwei Jahre waren die umgezogen in eine Trommelschule hinterm Strand. Das fand ich immer schade. Aber jetzt sind sie zurück! Das ist sehr schön!

Louis in Plauderlaune

Eigentlich sollte heute ja der Sand geliefert werden. Der verrottende Maschendrahtzaun soll jetzt durch eine Mauer ersetzt werden. Um halb 10 Uhr kam Louis um zu schauen, ob alles läuft. Ich lud ihn auf einen Kaffee ein, den er gern mag. Dazu ein paar Gingerkekse, von denen ich weiß, dass er sie sehr gern mag.

Louis war in so richtiger Plauderlaune. Er freut sich, wieder zu Hause zu wohnen. Aber ganz offensichtlich genoss er es auch, mit mir über die Welt zu plaudern! Ach, er hat so viel erzählt…in der Form kenne ich das denn doch nicht von ihm…

Gestern ist der Ziehvater unseres Freundes Banna gestorben. Und ich fragte Louis, der ja Christ ist, darüber aus, wie eine moslemische Beerdigung vonstatten geht, und wie es hier mit einer christlichen Beerdigung gehandhabt wird. Die Moslem beerdigen ja ihre Verstorbenen recht schnell, manchmal sogar schon an ihrem Todestag. Aber die Christen hier warten auch erstmal, wie bei uns, ein paar Tage ab. In der Zeit wird der Verstorbene im Krankenhaus aufgebahrt, bis alle Verwandten da sind. Erst dann wird beerdigt. Eigentlich wie bei uns. Bei den Moslem ist das so, dass der Verstorbene in die Mosche gebracht wird und es eine Trauerveranstaltung gibt. Allerdings haben die Angehörigen keine Gelegenheit, ihr totes Familienmitglied noch einmal zu sehen. Das ist zwar auch bei uns nicht von jedem gewünscht, aber möglich.

Dann kamen wir auf Edu, den neuen watchman zu sprechen. Ich wollte etwas mehr über ihn wissen. Edus Vater ist gestorben, als Edu noch ein Kind war. Seine Mutter scheint bald von Guinea Bissau nach Gambia ausgewandert zu sein und ist hier gestorben, bevor Edu 2017 nach Gambia kam. Er lebt hier jetzt bei seinem Onkel mütterlicherseits, einschl. seiner zwei jüngeren Geschwister, die beide stumm sind, also nicht sprechen können. Louis hat dafür gesorgt, dass diese zwei Geschwister eine Taubstummenschule in Brikama besuchen können. Und für Edu wollte er, dass er auf eigenen Füßen zu stehen lernt. Deshalb ist er jetzt hier.

Louis und ich saßen wohl drei Stunden bei Kaffe und Keksen zusammen, und er erzählte mir sehr viel aus dem Leben. Es war wirklich schön, mit ihm im Schatten des Mangobaumes zu sitzen und uns auszutauschen.

Als ich Samstag mit Kurt Skypte und Kurt ihm über die Kamera unseren flackernden Holzofen zeigt, war Louis total beeindruckt. Heute erklärte ich ihm dann, wie das geht, ein sichtbares Feuer im Raum zu haben. Das hat ihn wirklich beeindruckt.

Ich habe den Vormittag mit Louis wirklich sehr genossen. Er ist ein kluger und gebildeter und interessierter Mann. Er saugt alles auf, was ich ihm aus unserem Leben in Deutschland/Europa erzähle und vergleicht es mit dem Leben hier in Gambia, aber auch mit seiner Heimat in Guinea Bissau. Wer diesen Blog bisher verfolgt hat weiß, dass ich ihn wirklich gern habe…

Wir haben einen neuen watchman

Das war klar, dass Louis, der builder, nur eine begrenzte Zeit bei uns den watchman macht und ich hatte ihn gefragt, ob er nicht jemanden aus seiner Gemeinde weiß, der diesen Job übernehmen könnte.

Louis hatte jemanden gefunden, und der bekam heute seine Einweisung. Eduard, kurz Edu, ist sein Name. Er ist Anfang Zwanzig. Er ist ein groß gewachsener, schlanker und gut aussehender junger Mann. Wie ich heute Abend bei der Vorstellung erfahren habe, ist er aus Guinea Bissau. Seit 2017 in Gambia. Spricht Portugiesisch, aber kein Englisch. Er ist Mitglied in Louis guineischer Adventistengemeinde und dort auch aktiv. Louis ist dort Prediger. Louis Tochter Mary, die ich kenne, arbeitet mit Edu in der Kirchengemeine zusammen. Wenn es etwas gäbe, würde sie für Edu übersetzen. Also: alles gut organisiert!

Edu macht auf mich einen sympathischen Eindruck. Da ich mit einem kolumbianischen Klienten zu tun habe, dessen Mutter auch kein Deutsch spricht, habe ich eine Übersetzer App auf dem Handy. Die habe ich dann erstmal getestet, und es funktionierte. Er kann lesen. Das ist schon mal gut. Es wird sicher etwas ungewohnt und anstrengend werden, aber ich bin bei Edu zuversichtlich, dass wir das hinkriegen. Inshala…Aber nee, bei uns Christen heißt das ja eher: so Gott will. Ich glaube, er will es so….

Von wegen hier passiert nichts…

Na, da war ich wohl doch ein wenig zu enthusiastisch…vonwegen, alles läuft rund. Auf dem Weg zum Haus kommt man an eine Wegekreuzung. Der querende Weg ist in der Regenzeit eine Ablaufrinne. Und die wurde in der letzten Regenzeit ordentlich ausgespült und eine breite, tiefe Rinne ist entstanden. Bisher habe ich es geschafft, durch langsames und behutsames Fahren diese Rinne zu queren. Nicht so heute Nachmittag, als ich vom Strand zurück kam. Da bin ich leider aufgesetzt. Eigentlich gar nicht so schlimm, aber trotzdem hat es gereicht. Anscheinend ist der Schlauch für die Bremsflüssigkeit geborsten, jedenfalls ging die Bremse kaum noch, als ich vorm Hoftor anhalten wollte. Die Bremse lässt sich vollkommen und ohne nennenswerten Widerstand komplett durchtreten. Zu Hause auf dem Hof sah ich dann auch, wie es fleißig tropfte…so ein Mist. Wahrscheinlich ist der Bremsschlauch hin. Aber zum Glück gibt es Mamadou! Er kommt nachher noch, um sich die Sache anzuschauen. Und dann werden wir morgen das Auto wohl nach Brikama in die Werkstatt bringen. Es sollte keine große Sache sein, den Schlauch auszutauschen, aber „alles läuft rund“ geht dann doch etwas anders…

Mittlerweile war Mamdou hier und hat sich das Auto angesehen. Klar, die Bremse. Vorne und hinten rechts ist eine Pfütze unterm Auto. Wohl die Bremsflüssigkeit. – Ich komme morgenfrüh um acht und fahr das Auto nach Brikama in die Werkstatt.- Ich hab mich nicht getraut Widerworte zu äußern. Acht Uhr ist eigentlich deutlich vor meiner Urlaubsaufstehenszeit…aber ich füge mich natürlich! Vielleicht kann ich dann morgen Nachmittag doch noch zum Strand fahren… – Du willst mit diesem Auto noch fahren??? Die Bremsen gehen doch gar nicht!? – KeinProblem! Hier in Afrika fahren wir manchmal wochenlang ohne Bremse.- Naja, beruhigend finde ich das jetzt auch nicht gerade, aber Mamadou gehört mein Vertrauen und wirklich großer Respekt. Und Dankbarkeit. Mann, wie gut, das es ihn gibt! Hier ist man doch einfach sehr auf gute Leute und ein freundliches Miteinander angewiesen. Aber Mamadou ist auch wirklich ein guter Typ!

Das Haus, Nebengebäude, Avocado, Baobab, Palmen und Co.

Das Haus. Etwas unscheinbar und klein der Baobab, den wir im April vors Haus gepflanzt haben.
Das ist der kleine Baobab Purzel
Der Avocadobaum, gepflanzt im November 2020?
Einer der Avocados, die wir im April 2021 gepflanzt haben
Eine der Palmen des Wanderers
Bananenstaude mit Blüte und Fruchtansatz
Das soll in Zukunft unsere Frühstücksecke und Außenküche sein. Beim Dach sind wir uns noch nicht ganz einig, aber es könnte eine Zeltbahn aus Mauretanien sein.
Unsere jetzige Frühstückecke unterm schattigen Mangobaum
Blick vom Frühstücktisch aufs Haus. Links am Haus der Wasch-und Spülplatz.
Blick vom Frühstücksplatz zum gelben Hoftor. Links das Aussenclo für den watchman
Das Haus vom watchman
Der Store. Hier sieht es leider etwas rumpelig aus. Das muss sich noch ändern…
Um diese Ölpalme wuchs eine Feigenart. Diese Feige wächst an und um den Palmenstamm herum und kann mächtig groß werden. Diese aber ist ziemlich hin. Eigentlich wollte ich sie schon entfernen lassen, aber das hat ein heftiger Sturm in der Regenzeit erledigt. Der Stamm der Feige ist allerdings auf den Zaun gefallen. Der ist an dieser Stelle jetzt hin.
Das ist die andere Feige, die sich ebenfalls um eine Ölpalme wickelt. Sie ist wirklich gewaltig und dem watchman ein Dorn im Auge, weil sie ständig Blätter abwirft, die der watchman dann zusammenharken muss.
Im Hintergrund das ganze satte Grün der benachbarten Mangobäume
Nochmal die gesunde Feige, Haus vom watchman und unsere Photovoltaikanlage

Abenteuerfilm 2. Teil

Schwups, die zwei Kanister in mein Auto, die geliebte Vanette, gekippt und schon war alles vorbei. Außer:

Wären wir nicht mit Freunden unterwegs gewesen, wäre das ganze Spektakel kaum zu ertragen gewesen. Aber so hatten wir uns, und irgendwie hat uns das ganze auch Spass gemacht. Jedenfalls hätte einer alleine das Ganze nicht so gut ausgehalten.

Fazit: Freunde sind sooooo wichtig!

Des Dramas zweiter Akt

Wir kommen nach Brikama. Die Stadt, die außerhalb Amerikas Never sleeps….Aber selbsts in Brikama herrscht eine relative Nachtruhe. Normalerweise. Heute wurden die Präsidentschaftskandidaten nominiert. Anfang Dezember sind hier Wahlen. Wir rasselten auf übelstem Geläuf (die Straßen sind in dieser umtriebigen Stadt in einem extrem schlechten Zustand. Das liegt daran, so Demba, weil die Brikamaer in der Opositon zum Präsidenten sind. Deshalb werden ihre Belange ignoriert) in eine Demo vollkommen durchgeknalllter junger Leute. Als Entwicklungshelfer hatten wir damals gelernt, uns aus solchen Geschichten heraus zu halten. Aber wir hatten in diesem Moment gar keine Wahl. Also wurde die arme Vanette gehauen und geschlagen! Und ich war heil froh, als wir da durch waren. Demba schnauzte derweil die jungen Leute durch das offene Fenster an. Natürlich in ihrer Sprache. Ich verstand mal wieder kein Wort…

Kaum hatten wir die Demo passiert, es war immerhin mittlerweile gegen elf Uhr abends, stand der Verkehr vollkommen still. Auf der Fahrspur standen drei Autos und Buschtaxis, und wir wunderten uns, ob die denn alle vollkommen bekloppt sind? Denn die entgegenkommende Spur war auch mit Autos aus unserer Richtung kommen blockiert. Ich muss sagen, mir wurde die Situation doch ganz schön unheimlich…aber dann ging es weiter, vorbei an den links stehenden Fahrzeugen. Und dann passierten wir eine Tanke, und da wurde uns klar, was los war: dort gab es Diesel!!! Hunderte Meter Straße und natürlich die ganze Tanke waren blockiert von Taxis und Buschtaxis die nur ein Ziel hatten: Diesel kriegen!

An der Tankstelle vorbei fahrend machte Demba mich auf das Gebrüll auf der Tanke aufmerksam. Auch hier herrschte Anarchismus!

Des Dramas erster Akt

So saßen wir also in der Vanette, Demba und ich, und warteten. Mittlerweile schon dreieinhalb Stunden. Da kam ein Anruf von Mamadou: es ist voll hier, aber mein Auto ist getankt. Jetzt müssen wir nur noch darauf warten, dass auch unsere 10 Kanister an die Reihe kommen. Aber das dauert noch ein bisschen.

Dembas Handy scheint einen unendlich große Speicher zu habe. Er schaute sich meinen Facebookauftritt an, der aber nicht wirklich viel hergibt. Ich zeigte ihm Fotos von meinen kleinen Demba zu Hause. Das fand er lustig…

Dann Mamadou: hier geht es ganz schön zur Sache. Ein paar Leute streiten sich, es sieht nicht gut aus. Man würde die Polizei rufen.

Die Polizei ist jetzt da und regelt alles. Es wird noch etwas dauern…

Mamadou: es wird noch etwas dauern. Alles läuft wieder

Mamadou: wir wissen nicht, ob wir noch Diesel bekommen. Fahrt ihr schon mal nach Sanyang zurück, wir kommen dann nach. Ich habe hier gehört, dass in Sanyang eine Tanke Diesel verkauft. Checkt das mal!

Demba und ich fahren zurück nach Sanyang. Wir müssen durch Brikama.