Von Andrea
Katja hat ja nun geklärt, dass „Möhre“ nichts diskriminierendes an sich hat. Deshalb nutze ich diesen Begriff einfach mal um den Zustand des Bootes zu beschreiben, an dem der Außenboardermotor seinen Platz gefunden hat.
Unser Freund Banna hatte darum gebeten, ihm einen Yamaha Außenboardermotor aus Deutschland mitzubringen. Mit seinem ewig unzuverlässigen Hondamotor kennt sich hier niemand richtig aus, und er will doch mit seinem kleinen Boot Touristen auf dem Gambia den Hippos näher bringen. Also fand Markus einen günstigen Yamaha Motor, den ich mit Abdul und Shade in Lübeck abholte.
Mittwoch brachten wir den Motor, nachdem er hier von Fachleuten durchgecheckt wurde, nach Janjanbureh. Aber das Boot, das Banna gehört, lag kopfüber am Flussufer. Der Motor sollte an ein anderes Boot. Eines aus Eisen. Das gehört dem Kompagnon von Banna. Sie wollen damit sowohl Touristen die Sehenswürdigkeiten des Gambiaflusses näher bringen, wie den kleinen Fährverkehr zwischen Mac Carthy Island, kurz Makkattie genannt und ausgesprochen, und der Northbank, also dem nördlichen Ufer des Gambia Rivers, unterstützen.
Markus und ich hatten beschlossen, diesen wirklich nicht sehr teuren Motor Banna zu schenken, bzw. Ein paar Biere würden uns schon froh stimmen. Statt dieser Biere luden Banna und sein Kompagnon uns drei, also Kurt und mich und Markus zu einer „Jungfernfahrt“ auf dem Fluss ein.
Kurt hatte zuvor geäußert, dass er gern die nächste Radiostation besichtigen würde, wenn das möglich sei. Da diese sich in Bansang, ein Ort am Fluss befindet, schlug ich vor, dort mit der Möhre hin zu tuckern. Gesagt, getan. Die Möhre lag im Wasser, der Yamaha Motor war gesattelt, Brot, Bananen und Wasser gelöscht, und schon ging es los, auf große Fahrt. Banna und sein Kompagnon luden uns zur „Jungferfahrt“ ein. Wenn Jungfer von Jungfrau kommt, dann wird das Ensemble aus Boot und Motor diesem Begriff nicht ganz gerecht. Allein das Zusammenspiel aus Boot und Motor sind quietsch neu, deshalb ließen wir den Begriff Jungfernfahrt einfach mal so im Raum stehen.
Während der zweistündigen Fahrt hatte ich reichlich Zeit, die Möhre in Augenschein zu nehmen. Ein Gerippe aus T-Eisen galt einst der Statik des Bootes. Jetzt hing es nurmehr an den Seitenwänden fest verschweißt, aber ansonsten hing es frei im Raum. Der Boden der Möhre war aber vielfach geschweißt und geflickt, hält aber, was er nicht eben verspricht.
Wir landeten nach zweistündiger Fahrt in Bansang an und besichtigten tatsächlich den dortigen Radiosender. Check Check von der Check Check Family hatte Dienst und freute sich sehr über unseren Besuch.
Nach einem ausführlichen Rundgang durch die Radiostation verabschiedeten wir uns und fuhren mit der Möhre wieder zurück nach Janjanbureh, nicht ohne unterwegs noch wild aufgeregte Flusspferde zu beobachten, die uns schließlich mit rotierendem Schwanz deutlich machten, dass wir dort nichts zu suchen hätten, und wenn wir uns nicht sogleich verpissten, es für uns übel enden könnte. Wir trollten uns mit der Möhre. Und schließlich kamen wir bei Bannas Lodge am Ufer des Gambia Flusses an. Die Jungfernfahrt verlief ohne grössere Probleme. Zwar wurde unterwegs die ein oder andere Zündkerze ausgetauscht und verschiedene andere Manöver begangen bei denen ich hoffte, dass bloss keine Schraube oder sonstige wichtige Bestandteile des Motors ins Wasser fallen würden, aber am Ende der Flussfahrt liefen sogar alle zwei Zylinder und der Steuermann gab mal so richtig Vollgas, damit wir feststellen konnten, dass es bis zum Wasserski noch ein paar PS hin ist….
Kaum hatten wir in Janjanbureh bei Bannas Lodge angelandet, verschwand der Kompagnon mit der Möhre auch schon wieder, um seine ersten Fährgäste zu empfangen und ans andere Flussufer zu holen. Er tat das noch ein paar Mal, während wir bei Bannas Lodge am Fluss saßen und Bier trinkenderweise ihm dabei beobachteten, die Gästezahl mit dem Fährpreis multiplizierten, so seinem Tagesumsatz errechneten und schließlich sehr glücklich über diesen gelungenen Tag resümierten.