Michael Mittermeier hat den Ausdruck „Arschlochkinder“ kreiert. Und schon höre ich das aufstöhnen des geneigten Lesers: wie kann man? Kinder- die können doch nicht – doch! Und jetzt melde ich mich zu Wort. Sie können! Und wie die können. Die Kinder, die Arschlochkinder, die Mittermeier meint, und die ich meine.
Aber fangen wir mit den lieben, den echt süßen, höflichen, netten, freundlichen, lustigen Kindern an. Die rufen, wenn sie hier am Grundstück vorbei laufen und mich sehen so etwas wie: you are beautiful! Dann ruf ich zurück: you too! Oder die Mädchen, die kürzlich, als ich vom Strand kam, aus ihrem Gartenacker kamen, und Tomaten, Zwiebeln und Mangos geerntet hatten und mir zwei Mongos schenkten. Sie sprachen noch nicht mal englisch. Oder die süße Kleine, die mir der eine Sohn vom hiesigen Obi in den Arm drückte, damit er meine Sachen aus den Regalen holen konnte, die ich brauchte. Die Kleine, Adama, fand meine Ohrringe ganz besonders toll. Und so gibt es ganz viele Kinder, die einfach furchtbar niedlich sind.
Und dann gibt es die anderen, die jeden Tag, wenn sie aus ihrer Coranschule und hier am Tor vorbei kommen, so lange gegen das Tor bollern, bis ich aufstehe. Dann rennen sie weg. Aber auch erst dann. Sie bollern so lange, und vor allem immer heftiger, durchaus auch mit Steinen in der Hand gegen das Tor, bis ich zum Tor gehe. Bei uns nennt man das Klingeljagdt. Haben wir als Kinder an Geburtstagen gemacht. Ein- zwei Mal klingeln und ab dafür. Aber diese A-Kinder können mich durch einen Schlitz im Hoftor beobachten, und bollern so lange und richtig heftig gegen das Tor, und hören nicht eher damit auf, bis ich Richtung Tor gehe. Dann geben sie Fersengeld, diese kleinen Feiglinge. Oder diese kleinen Blagen, die in Trauben hinter mir herlaufen und ohne Unterlass Tubab, Tubab (Ausdruck für Weiße) rufen, oder Minti, Minti! Das bedeutet, sie wollen einen Minzbonbon. Keine Ahnung, wer ihnen das beigebracht hat. Diese Sorte Kinder ist extrem unangenehm und nervig und vollkommen respektlos, wobei die Mintikinder noch die Lieberen sind.
Und dann gibt es noch die kleinen Pupser, die brav an ihrem Platz sitzen und winken und hoffen, dass der/die/das Tubab zurück winkt. Die sind auch süß.