Momodou und die Waschmaschinen

von Andrea

Weil ich mir nicht sicher war, ob ich das Water Office in Brikama wiederfinden würde, bat ich Momodou, mich mit seinem Taxi dorthin zu fahren. Ich mag Momodou, dass muss ich wohl nicht mehr erklären. Und so entwickelte sich ein spannendes Gespräch zwischen uns beiden. Es ging ums Wasser, bzw. Wasserverbrauch. „Der ist bei uns nicht so groß.“ sagte ich. Wir brauchen etwas Wasser für den Garten, aber nicht viel, wir bauen ja nichts wirklich an. Dann Kaffee kochen und duschen. Und seit dem ich Queens Laundry entdeckt habe, lass ich dort unsere Wäsche waschen, jedenfalls die großen Teile wie Handtücher, Bettwäsche, Jeans. Ich erzähle Momodou, dass ich die kleineren Sachen natürlich selber wasche, aber dass ich es einfach nicht gewohnt sei, Wäsche mit der Hand zu waschen. Momodou wurde ob meiner Schilderungen immer stiller, aber auch interessierter. Er ist jemand, der sich für anderer Menschen Lebensgewohnheiten interessiert, geradezu in sich aufsaugt. Und so erzähle ich ihm weiter, dass ich mit den Händen eigentlich gar nicht richtig Wäsche waschen kann, weil ich es schlichtweg nicht gewohnt bin. – Nicht gewohnt bist? -fragt er in seiner unnachahmlichen Art. Nein, bei uns hat jeder eine Waschmaschine. – Jeder? – Ja, jeder. Jeder hat bei uns eine Waschmaschine. Ich kenne niemanden, der keine hätte. Und nicht nur das, viele haben auch noch einen Trockner, der die Wäsche dann trocknet. Das ist sinnvoll, weil im Winter die Wäsche oft mehrere Tage braucht, bis sie auf der Leine trocken wird. – Mehrere Tage? Jeder hat eine Waschmaschine? Nee, also das ist hier anders. Waschmaschinen sind teuer. Sie brauchen Strom und Wasser. Ich habe Wasser aus meinem eigenen Brunnen und auch Strom, aber eine Waschmaschine ist für mich nicht denkbar. Das ist zu teuer.

Und dann auf dem Rückweg vom Water Office fragt Momodou: und, wie war’s? Ich sage, sie wollten kein Geld! Ich hätte ja keine Rechnung. Ich solle wieder kommen, wenn ich eine Rechnung hätte. Momodou versteht die Welt nicht. Er sagt: „Fahr da nicht mehr hin. Du fährst da hin, sie lassen Dich warten und dann kannst Du nichts bezahlen. Fahr da nicht noch einmal hin! Das ist Zeitverschwendung!“

Das Sprichwort sagt: „die Afrikaner erfanden die Zeit, die Europäer die Uhr.“

Irgendwann werden Momodou und seine Familie eine Waschmaschine haben.

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