Von Andrea
….schrieben uns Freunde zum Abschied. Wir haben einen schönen Urlaub und werden uns hier gut erholen. Und doch ist nichts, wie es war. Am Strand sind wir die einzigen Gäste. Dort, wo sich bei Jawla am Strand die Tagestouristen tummelten und eine fröhliche Urlaubsatmosphäre versprühten, herrscht jetzt Einsamkeit. Während unter normalen Umständen am Wochenende der Parkplatz von Jawlas Hotel, Restaurant und Beachbar proppenvoll war, herrscht jetzt gähnende Leere.
Jawlas Koch Karamba hat sich mittlerweile auf uns eingestellt. Nach ein paar Tagen der Eingewöhnung hat er nun auch wieder Gemüse eingekauft, um Kurt vegetarisch bekochen zu können. Für mich gibt es Fisch und Reis, Fisch und Pommes. Es gibt auch gerade wieder Bier, und man hat sich einkaufstechnisch auch auf meine Vorliebe für Weißwein eingestellt. Wir werden also sehr exklusiv bewirtet.
Dennoch ist es seltsam, Urlaub zu machen, wo und wenn sich sonst niemand traut. „Das Leben muss weitergehen, wenn auch unter Beachtung anderer Werte und Normen“ schrieben mir Anja und Holger zum Abschied. Und ich denke, genau darauf läuft es hinaus. Wir alle werden in Zukunft unser Tun und Handeln ändern müssen, wenn wir bei diesem ganzen Corona Mist nicht traurig und einsam werden wollen.
Mir jedenfalls tut es extrem gut, das Meer zu beobachten, die Brandung, den blauen Himmel über uns und die Palmen um uns herum. Am Strand spüre ich die Leichtigkeit wieder, die mir unter den Monaten unter Corona ganz langsam, heimlich und schleichend verloren gegangen war.
Im Gespräch mit Jawla, der als Hotelbesitzer nun selber die Gäste (also uns) bewirtet und das meiste Personal nach Hause schicken musste, haben wir festgestellt, dass wir beide in unserer Generation zwei historische Ereignisse erlebt haben. Jawla hatte neben der jetzigen Pandemie eine schwere Hungersnot in 1982 erleben müssen, nachdem in 1981 ein Staatsstreich vereitelt worden war. Bei uns in Deutschland ist es die Grenzöffnung in 1989 und diese Pandemie. Auch die Generation unserer Großeltern musste zwei historische Ereignisse erleben, den 1. und den 2. Weltkrieg. Und die Generation unserer Eltern den 2. Weltkrieg und all die damit einhergehenden, kolossalen politischen Veränderungen in unserem Land. Unsere Generation hat doch über eine sehr, sehr lange Strecke ein wirklich süßes Leben geführt…