Illusionen, Diebe, Konsequenzen

Wir hatten ums Grundstück einen Maschendrahtzaun gezogen. Wir wollten den Leuten um uns herum zeigen, dass wir nichts zu verbergen haben und wir uns freuen, vorbeigehende Menschen zu sehen, Hallo zu sagen, ins Gespräch zu kommen. Das würde auch funktionieren, wenn es nicht irgendwelche doofen Jugendlichen gäbe, die uns beklauen. Die Erwachsenen freuen sich, uns zu begrüßen. Aber es gibt andere Leute, ich gehe von jugendlichen Mutproben aus, die die Leichtigkeit unseres Seins ausnutzen. Das ist ätzend. Vor allem, weil sie draußen auf dem Grundstück Dinge klauen, mit denen sie rein gar nichts anfangen können, z.B. einen Außentemperaturfühler! Es sind keine großen Sachen. Wir können auf sie verzichten. Aber die großen Sachen sichere ich jetzt auch immer, bevor ich das Grundstück verlasse. Das ist nervig.

Unser watchman geht jeden Tag arbeiten. Und das ist ja auch gut so. Aber diese verflixten Gören bekommen genau mit, wann ich das Grundstück verlasse. Und dann schleichen sie unterm Zaun durch und nehmen irgendwas mit. Das passiert mittlerweile jeden Tag. Mal ein Geschirrtuch, die Tischdecke oder eben den Temperaturfühler. Wobei der für Kinder unerreichbar angebracht war und es durchaus kriminelles Potenzial erforderte, den zu entfernen. Ich hatte ihn mit Kabelbinder sehr fest ans Fenstergitter sehr weit oben befestigt. Aber die hatten eine Schere oder ein Messer dabei und haben den Kabelbinder durchgeschnitten.

Kurt und ich haben darüber via Skype lange nachgedacht und diskutiert und jetzt entschieden, dass wir uns Gefängnismauern ums Grundstück bauen, oben mit Glasscherben versehen. Ich habe hier andere Grundstückseinfriedungen gesehen, die hatten oben auf der Mauer Rollen von Natodraht befestigt. Auch keine schöne Lösung, aber wohl tatsächlich notwendig, wenn man nicht ständig Menschen auf dem Grundstück leben hat…

Unser Nachbar Hassan, der hier weit und breit der Einzige ist, der sich nicht freiwillig in Gefängnismauern begeben hat, ist enttäuscht. Er fand es sympathisch, dass wir einen durchsichtigen Maschendraht gezogen hatten.

600 Zementblocks, Arbeit von zwei Tagen und noch nicht die Hälfte der erforderlichen rd. 1400 Blocks.

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