Wüste Wüstensöhne
Von Andrea
Seid Camping Roi de Bedouine im Norden von West Sahara sind Markus und min kölsche Jung zu Wüstensöhnen mutiert. Dabei ist der 11. 11. noch in weiter Sicht. Aber was soll’s? Die Jungs in ihren Bubus kommen bei den Einheimischen gut an. Und irgendwie steht den beiden das neue Kleid ja auch, oder?
Stuhlgang
Von Andrea
Wir sitzen in abendlicher Runde, sind müde vom Fahren, bestenfalls haben wir schon geduscht. Frönen dem Wein und dem Ricard und waren etwas essen, oder machen was warm. Die Gespräche in unserer lustigen Runde drehen sich um den Tag, das Erlebte, Straßenverhältnisse, Essen, Trinken, alte Geschichten. Ein Thema schleicht sich aber immer wieder ins Gespräch: die Konsistenz des Stuhls. Nicht des Stuhls mit vier Beinen sondern dessen, der aus dem Leib kommt, aus dem Darm, Kacke eben. Die durchläuft doch einiger Veränderungen. Mal weich, dann normal, mal Wasser gleich, mal gar nicht. Zu Hause ist die Konsistenz meistens kein Thema. Aber hier kann sie geradezu abendfüllend sein. Wenn man will. Wir wollen nicht so wirklich. Und wechseln das Thema.
Verlust der Wahrnehmung für das eigene Sein
Von Andrea
Gestern war ein schwieriger Tag. Wir hatten in Dakhla keinen Campingplatz gefunden und übernachteten auf einem Stellplatz für Wohnmobile. Es gibt hier viele europäische Rentner, die an dieser malerischen Bucht den Winter verbringen. Dieser Stellplatz hat allerdings weder Wasser, oder gar Dusche oder Toilette. Unsere Erfahrungen, die wir bei der Rallye Dresden-Banjul machen durften, sind in solch einer Situation hilfreich und deshalb war das alles auch erträglich. Am nächsten Morgen mit einem feuchten Waschlappen durchs Gesicht, fertig. Aber nach drei Tagen wünscht man sich dann doch eine Dusche, weil insbesondere der Kopf anfängt zu jucken.
Nach stundenlangem Gewese am Grenzübergang von West Sahara (Marokko) nach Mauretanien steuerten wir bei untergehender Sonne den Campingplatz vor Nouadibouh an. Der ist sehr neu. Wir wurden vom Betreiber eingewiesen und standen auf einem schönem Plateau. Der Mann zeigte Kurt auch gleich, wo Dusche und Toilette waren, und Kurt kam schwärmend wieder! Eines der kleinen Gästehäuser durften wir für unsere Hygienemaßnahmen nutzen, mit gefliestem Fußboden und ganz schick und schön. Die Warmwasserkollektoren auf dem Dach eines jeden Bungalows lies ein fanatastisches Duscherlebnis erahnen und meine Vorfreude auf diesen Körper- und Kopf reinigenden Ritus wuchs ins schier Unermessliche.
Und dann raffte ich meine frischen Anziehsachen, Handtuch und Kulturtasche zusammen, und ging zum Bungalow No. 7. Das Wohn- und Schlafzimmer war wirklich schön, mit kuscheligen Decken auf dem Bett. Die Freude darüber, dass ich dieses nette Zimmer ganz für mich alleine nutzen konnte, um mich nach der ausgiebigen Dusche zu pflegen, einzucremen und was zur allgemeinen Körperhygiene eben so dazu gehört, war riesengroß!
Die Dusche war mit Natursteinplatten ausgelegt und die Duschwanne aus dem selben Material gemauert. Die Dusche hing an einer Halterung an der Wand, so wie man es sich das wünscht, aber leider oft nicht vorfindet. Daneben das Clo, weiß und sauber. Allein der Geruch, der den Raum erfüllte, lies auf Vergessenes im Clo schließen. Deckel hoch und tatsächlich, drei bis fünf meiner Vorgänger/innen hatten wohl vergessen zu spülen. Naja, das war ja kein Problem. Eben ziehen, und alles ist gut. Aber der unauffällige Rinnsal, der dem Spülkasten entrann, hatte einfach nicht die Macht, diesen Braten durch das Rohr zu befördern. Dazu hätte es wohl eher einer 20-Liter-Schwallspülung bedurft. Aber die war nicht in Sicht, also Deckel zu, Nase zu, Dusche an.
Der Wasserstrahl aus der Dusche war eher auf Sparsamkeit eingestellt. Und just, als ich meine Haare schön eingeschäumt hatte, gab er seinen Dienst gänzlich auf. Kein Wasser mehr. Meine Kameraden saßen weit entfernt und frönten dem Pastis, die brauchte ich jetzt nicht belästigen. Helfen hätten sie mir eh nicht können. Also Handtuch um den Körper gewickelt, in den kalten Wind nach draußen, und den Chef gerufen. Es dauerte einige Zeit der Ruferei, bis er erschien. Er schickte mich in Bungalow No. 8. Dort gäbe es noch Wasser. Also raffte ich all meine Sachen zusammen und begab mich in Bungalow No. 8. Wasser gab es hier noch, aber keinen Strom. Kein Strom, kein Licht. Dafür aber einen Handtuchhaken in der Dusch, an den ich meine Taschenlampe hängen konnte.
Die große Vorfreude war aber leider verflogen und ich kehrte zu meinen Kameraden zurück und erledigte dort notdürftig den Rest der Körperpflege. Die Kameraden sind’s gewohnt und ließen mich kommentarlos gewähren.
Es hätte so schön sein können…nach drei Tagen ohne Dusche, in immer dem selben T-Shirt, mit klebriger Haut vom vielen Schwitzen, das bleibt ja nicht ganz ohne Folgen. Der Punkt des sprichtwörtlichen „Nase voll haben’s“ ist erreicht, wenn ich mich selber riechen kann. Was es da zu riechen gibt, ist aber nicht angenehm. Also tatsächlich mag ich mich so nicht mehr riechen. Aber es ist ja mein Geruch?! So rieche ich. Das ist doch o.k., oder?
Heute Morgen habe ich für meinen Toilettengang den Sand gewählt. Klappspaten und Clopapier geschnappt und los. Ein kleines Loch geschaufelt, Spaten in den Sand und als Clopapierrollenhalter missbraucht, Blick auf die Lagunge und der aufgehenden Sonne entgegen, frische Morgenluft. Schöner kann ein Tag kaum beginnen. Und dann passiert es. Es fängt an zu riechen. Um ehrlich zu sein, zu stinken. Boa, was ist denn hier los?! Bin das auch ich? Kann das sein? Ich, beziehungsweise meine Ausscheidungen verbreiten einen derartigen Gestank? Liegt es an mir? Am Essen? Am Trinken? Bin es einfach nur ich?
Tatsächlich passiert zu Hause mit unseren Toiletten nichts Vergleichbares. Alles landet direkt im Spülwasser der Toilette und hinterlässt nur in schweren Ausnahmefällen einen schlimmen Geruch, der aber nach dem Lüften sich in der Atmosphäre schnell verteilt. Das ist es, alles ist darauf ausgerichtet, das wir uns selber nicht ehr riechen, nicht mehr wahrnehmen. Wird alles schnell weggespült. Ab in den Gulli damit. Zack wech. Der pure Verlust der Wahrnehmung des eigenen Seins. Mit all seinen Gerüchen.
6094 Km wir erreichen die Hauptstadt Mauretaniens, Nouakchott
Mauretaniengrenze
- Von Dakhla sind wir wieder früh aufgebrochen. Der Campingplatz war geschlossen und wir sind auf einem freien Stellplatz untergekommen. Eine Dusche gab es nicht und die menschlichen Hinterlassenschaften wurden sorgsam vergraben. Einen Kaffee haben wir uns unterwegs gekocht und das Omelett mit Käse gab es wieder im letzten Restaurant vor der Grenze. Dann kam die marokanische Grenze. Wir hatten wieder Angebote von jeder Menge Schleppern, die wir alle auSgeschlagen haben. Trotzdem blieb einer hartnäckig an uns dran. Zuerst zur Polizei und dann wieder zum Autoscanner. Die Autos werden in eine Halle gefahren und der Scanner wird durch einen LKW über die Fahrzeuge gezogen. Dann wird der Wagen noch einmal vom Zöllner kontrolliert. Hier wurde wieder der Aussenbordmotor moniert und die Axt wollten sie als Waffe einstufen. Ich erklärte ihnen, dass auch ein Kugelschreiber eine Waffe sein könne, da war er dann sprachlos . Jetzt brauchten wir noch mehrere Stationen mit Stempeln und Unterschriften und nach gut 3 Stunden waren wir im Niemandsland. Die ersten zwei Kilometer sind noch asphaltiert aber auch schon wieder total mit Autowracks vermüllt. Die zweiten 2 Kilometer geht es wieder durch die Wüste über Stock und Stein. Hier haben wir dann nach langen Verhandlungen einen Grenzhelfer für 10 Euro bekommen. Hier mussten wir zuerst zur Polizei, dann das Visa mit Digitalfoto und Fingerabdruckscanner. Dann noch das pas avant, das uns berechtigt den Wagen vier Tage in Mauretanien einzuführen. Und nach gut 2 Stunden waren wir durch. Der Zöllner wollte diesmal nur einen kurzen Blick in den Wagen werfen. Wir hatten den Alkohol zu gut versteckt. Dann mussten wir noch eine Versicherung abschliessen und haben etwas Geld getauscht. Der Helfer hat ob seiner hervorragenden Dienste 15 Euro bekommen und Markus für seinen Auftritt im mauretanischen Boubou noch ein grünes Tuch was ihm dann feierlich als Turban gebunden wurde. Kurz vor Sonnenuntergan mussten wir noch gut 30 Kilometer fahren und erreichen den Campingplatz mit sauberen Duschen und Toilette. Endlich angekommenn. Zum Abendessen gab es zwei Dosen vegetarische Grüne Bohnensuppe. LECKER !!
5506 km Von Dahkla nach Mauretanien
4177 Km … über Legzira nach Sidi Ifni
Von Markus
Nach kalten Duschen und einer guten Nacht fahren wir an Agadir vorbei über malerische Straßen
an der Küste entlang in Richtung Legzira. Hier gibt es einen traumhaften Strand und beeindruckende Sandstein-Formationen.
Nach einer kleinen Mahlzeit mit Meerblick haben wir noch ein paar Kilometer und beziehen unseren Luxus-Campingplatz mit WIFI und gepflegten heißen Duschen. Es könnte schlechter laufen 😉
Von Marokko nach West Sahara
Von Andrea
Heute war ein ereignisreicher Tag. Die Nacht verbrachten wir auf einen schönen Campingplatz in Sidi Ifni, schon ziemlich im Süden Marokkos. Die Toiletten und Duschen waren nahezu einwandfrei was die Sauberkeit betrifft, und die Duschen waren heiß mit einem knalledicken Duschstrahl. Einfach klasse. Heute Morgen hatten wir dann auch Brot zum Frühstück und danach sind wir aufgebrochen Richtung Camping Roi de Bedouine in West Sahara.
In Gouelmim im Süden Marokkos fiel mir auf, dass parallel zur Straße eine neue Straße gebaut wurde. Die Monsterbaustelle begleitete uns bis hierher, ins Camp Roi de Bedouine. Allem Einschein nach wird die alte Straße zu einer 4-spurigen Autobahn ausgebaut, über mehrere Hundert Kilometer, unterteilt in zahlreiche Einzelabschnitte, an denen parallel gearbeitet wird. Ein gigantisches Straßenbauunterfangen. Ich bin wirklich beeindruckt.
Von Sidi Ifni am Meer ging es zunächst wieder zurück zur N1 und dann Richtung Goulmim. Bis dahin war das Land von Kakteen geprägt, die, an denen auch die Kaktusfeigen wachsen, die hier überall auch verkauft werden. Ab Goulmin wurde die Landschaft trist, mit kniehohem Buschwerk bewachsen.
In Tan Tan machten wir dann Mittagspause. Von hier an gab es dann auch mehr und mehr Sanddünen neben der Straße. Die Sahara ist nicht mehr zu leugnen.
Unterwegs ist Kurt dann mal schön geblitzt worden. Immer mal wieder, eigentlich recht häufig, sieht man Polizei mit Blitzgeräten an der Straße. Aber was soll man sagen, plötzlich hat es uns getroffen. Markus und Knut im Auto hinter uns hatten natürlich Glück. Aber wir mussten schmücken. 15 Euro! Kurt war mal richtig sauer…Aber der Beweis war eindeutig, auch wenn Kurt nichts auf dem Film der Kamera erkennen konnte…naja, wir haben’s überlebt.
Jetzt sitzen wir im Camp Roi de Bedouine, bekannt für seine einzigartige Lage in der Wüste und sein kaltes Bier, das erste seit Spanien. Gleich gibt es Nahrung: Kamel Tajine mit Honig, Nüssen und Datteln.
4642 Km … Es geht von Sidi Ifni nach Westsahara ins Beduinen-Camp
Es könnte eigentlich nicht besser laufen! Wir schaffen fast 500 Km recht stressfrei und sehen noch so einiges
Und übernachten mitten in der Wüste in einem Beduinen-Camp und genießen ein kühles Blondes
Die Stimmung ist bestens 😉
morgen geht es früh los ….wir haben rund 600 km Strecke zu schaffen.