Bauarbeiten und andere Maßnahmen

Gummibaum und Palme

Es vergeht ja kein Urlaub in dem nicht gebaut wird. So ist das Los bei einem eigenen Grundstück. Es fing eigentlich direkt am ersten Tag an. Letzes Jahr hatten wir mit großen Aufwand und mehren Arbeitern, Äxten und Macheten versucht den Gummibaum, der um die Palme sich herumwickelt Herr zu werden. Pate hatte damit seine liebe Mühe, da er sehr viel Blätter abwirft und man jeden Tag fegen muss. Auch fiel hin und wieder mal ein Ast runter, was wirklich sehr störend war. Also haben sieletzes Jahr diesem Baum ordentlich zugesetzt aber als wir hier ankamen, war er schon wieder gut sechs Meter hoch. Ich war der Meinung, dass es reichen würde, wenn man nur alle neuen Schösslinge, sprich alle grünen ZWeige abschlagen würde. Pate meinte aber das würde nicht reichen, man müsse auch noch alle Wurzel zumindes bis zur Palme hin durchtrennen. Das mit den Blättern hatten sie am nächsten Tag innerhalb von einer halben Stunde erledigt.

Auch sollte letztes Jahr noch eine Palme gefällt werden. Pate waren aber die 6000 Dalassis für eine motorsägen unterstützte Baumfällung zu viel. Für das Geld würde er es lieber selber machen. Das war mir auch recht, er sollte dann aber auch noch dem Gummibaum die Wurzelln durchtrennen. Er besprach er sich mit seinem Kumpel und in der Zeit, die wir am Strand waren, haben sie mal schnell die Palme gefällt und in zwei Stücke zerteilt. Dafür wollten sie jetzt schon 6000 Dalassis und für den Gummibaum noch einmal so viel. Es kam zu einem enrgischen Wortgefecht mit Kurt und Pate, wobei ich mich ziemlich verarscht vorkam. Ich entzog mich der Situation und Andrea musste dann die Wogen glätten. Pate und sein Kumpel besprachen sich dann noch einmal und dann kam Pate reumütig wieder an und wir vereinbarten den ursprünglichen Deal. Danach begannen sie mit dem Gummibaum und wurden auch fast fertig. Das ist schon eine Plackerei. Jetzt machen sie „irgendwann“ zu Ende.

Die neuen Torpfosten

Letztes Jahr haben auf Anraten des Maurers zwei neue Torpfosten betoniert bekommen, da das Tor immer auf dem Boden schliff und die Pfosten so gar nicht stabil mehr aussahen. Der Maurer hat dann auch diesen Auftrag bekommen und alles sah sehr vertrauenserweckend aus. Die alten Posten wurden weggekloppt und neue Schalungen angefertigt. Da kommt natürlich auch ordentlich Eisen rein und die Scharniere wurden mit dem Bewehrungsstahl verschweißt. Nach fünf Tagen des Wartens und Trocknens durfte das große Tor wieder geöffnet werden und alles war gut. Das Tor öffnete sich ohne zu Schleifen.

Als wir jetzt das Tor wieder öffneten war der alte Zustand wieder hergestellt und nicht nur das Tor schliff wieder am Boden, sondern der ganze neue Torpfosten wackelte und war nicht mit der Mauer verbunden. Ein Anruf beim Maurer und ein Garantiefall wurde reklamiert. Er kam auch, hat sich das angeschaut und verstanden, warum ich mit seiner Arbeit nicht zufrieden sein konnte. Am nächsten Tag wurde direkt angefangen. In Höhe der Scharniere wurde der Pfosten und die Mauer großzügig ausgestemmt und noch einmal ordentlich Einsen eingelegt, so daß es zu einer zuverlässigen Verbindung zwischen Mauer und Pfosten kommen kann. Sie hatten den ganzen Tag zu tun und machten das ganz sehr ordentlich. Abends wollten sie dann aber doch ein kleines Entgelt, denn für einen ganzen Tag Arbeit, da geht man nicht gerne mit leeren Händen nach Hause.

Am nächsten Tag kamen sie wieder, denn ich hatte noch mehr Arbeit für fleißige Hände. Im unserer Bantaba (=überdachter Frühstücksraum im Freien) fehlten noch einige Putzarbeiten und ich wollte noch einen gemauerten Küchenablage mit einem Loch für ein Waschbecken, welches wir mal in Marokko erstanden hatten. Die Arbeitsmaterialien hatten wir schon amVortag besorgt und so wurde fleißig geschalt und verputzt. Auch das musste dann wieder fünf Tage trocknen, bis die Verschalung runter kam. Jetzt konnten noch die Arbeitsplatte gefliest werden und noch alles sauber verputzt. Sieht jetzt richtig gut aus.

Das Lager bekommt ein neues Dach

Das war auch wirklich notwenig. Ich weiß gar nicht wie lange das schon drauf war, aber das verzinkte Blech war von außerordentlich schlechter Qualität und so war es nach noch nicht einmal 10 Jahren völlig verrottet. Als wir die Baustelle des Maurers besuchten, er arbeitet auch noch an einer Lodge für seinen Bruder, sahen wir dort eine andere Art von Wellblech, von dem sie ganz überzeugt waren. Es ist ein lackiertes Aluwellblech und machen einen ganz guten Eindruck. Es kommt übrigens aus Neuseeland und ist vom Transport her auch nicht ganz CO2 neutral.

Ich habe dann versucht die alte Dachdeckung herunterzunehmen, aber das ging ohne das richtige Werkzeug nicht so gut und so mußte ich mir erst mal ein Nageleisen kaufen. Ich wusste das engliche Wort dafür nicht und sprach immer von der „Maschine“. Sie wussten auch kein richtiges Wort dafür und nannten es „Carnonus“, da das immerhin draufstände, Ja es war aus „Carbon Steel“ gefertigt. Damit ging das dann im Nu und ich konnte die neuen Bleche mit sogenannten „Kap Nails“ auf die Sparren nageln. Das ist aber eine ziemlich mühsame Angelegenheit, da das Sparrenholz sehr hart ist und ich mit dem 200gr. Hammer so meine Mühe hatte. Aber nach drei Tagen Arbeit waren die neun Bleche vernagelt. Jetzt ist es hoffentlich wieder dicht.

Die Bantaba

Heute war ich noch einmal los, da so eine tolle Bantaba natürlich zu dem Waschbecken auch einen Ablauf und eine Wasserzufuhr braucht. Den Abfluss habe ich im lokalen OBI bekommen und das 50er KG Rohr auch, somit war das schnell gemacht. BEi der Wasserversorgung fahre ich für die PE Fittinge im bis zum Turntable, denn dort gibt es die Fittinge aus Italien und nicht aus China. Jetzt hat das Messing Waschbecken auch einen Messingwasserhahn. Morgend wird dann das ganze an die Wasserleitung angeschlossen. Dafür müssen noch gut 12 Meter 3/4 zölliges PE Rohr vergraben werden. Da die Lietung nicht tiefer als 10 Zentimeter im Boden liegt werden ich sie mit ein wenig Beton obern abdecken, damit nicht der nächste Spaten wieder die Leitung verletzt.

Julbrew heisst jetzt Goldfinch

Jetzt bin ich auch mal dran. Andrea schreibt die ganze Zeit über Ramadan oder das water office. Seit wir nach Gambia kommen gab es genau wie auch im Senegal ein lokal gebrautes Bier in Pfandflaschen. Im Senegal das überall gekannt „Gazelle“ oder „flag“. In Gambia gab es das Julbrew mit dem Wappenvogel, dem Kingfisher (=Eisvogel). Das war süffig und bei allen beliebt. Dann kam es vor ca. 5 Jahren zum Streit mit der Regierung, so sagt man, und die komplette Brauerei wurde abgebaut und in den Senegal gebracht. Dort hat man dann das selbe System aufgebaut und das Bier nach Gambia importiert. Es war fast das selbe Label drauf, nur die Länge der Flasche hatte sich geändert. War somit nicht kompatibel mit den alten Flaschen, die man noch in ausreichender Menge zu Hause stehen hatte. Alles Pfand war wertlos georden. Und der Preis vom importierten Bier hatte sich verdoppelt und war somit unverkäuflich. In diese Lücke stießen dann die europäischen Biere mit ihrem Einweg System. Es gab portugiesisches Bier „Cristal“ in der Wegwerfflasche und Bier aus Bremen „Codys“ in Halbliterbüchsen. Daneben auch noch andere Marken aus den Niederlanden oder anderen Provenienzen, die aber unbedeutend waren.

Seit Dezember 2024 hat sich wieder eine gambische Biersorte etabliert und wird auch schon reichlich konsumiert. Sie heisst“Goldfinch“ (Stieglitz) kommt auch in einer aufwendigen Einwegflsche mit eingeprägtem Schriftzug. Mir schmeckt es gut und ist nicht so stark wie das Codys 5,4 zu 4,7 %. Lässt sich also gut am Strand trinken. Nur der Müllgedanke wabert noch im Kopf rum. Bei Jawla in der Rainbow Lodge gibt es jetzt auch schon seit mehr als einem Jahr ein kühles Frisch Gezapftes Bier. Sogar die Gläaser sind geeist und das schmeckt auch herrlich. Dabei kommt es aus Portugal in Fässern nach Guinea Bissau und vonm dort nach Gambia. Aber das sind zumindest Pfandfässer ! Zwar ist hier der CO2 Fussabdruck auch noch enorm, aber zumindest recycled und aus Deutschland muss das Büchsbier ja auch nach Gambia transportiert werden.

Momodou und die Waschmaschinen

von Andrea

Weil ich mir nicht sicher war, ob ich das Water Office in Brikama wiederfinden würde, bat ich Momodou, mich mit seinem Taxi dorthin zu fahren. Ich mag Momodou, dass muss ich wohl nicht mehr erklären. Und so entwickelte sich ein spannendes Gespräch zwischen uns beiden. Es ging ums Wasser, bzw. Wasserverbrauch. „Der ist bei uns nicht so groß.“ sagte ich. Wir brauchen etwas Wasser für den Garten, aber nicht viel, wir bauen ja nichts wirklich an. Dann Kaffee kochen und duschen. Und seit dem ich Queens Laundry entdeckt habe, lass ich dort unsere Wäsche waschen, jedenfalls die großen Teile wie Handtücher, Bettwäsche, Jeans. Ich erzähle Momodou, dass ich die kleineren Sachen natürlich selber wasche, aber dass ich es einfach nicht gewohnt sei, Wäsche mit der Hand zu waschen. Momodou wurde ob meiner Schilderungen immer stiller, aber auch interessierter. Er ist jemand, der sich für anderer Menschen Lebensgewohnheiten interessiert, geradezu in sich aufsaugt. Und so erzähle ich ihm weiter, dass ich mit den Händen eigentlich gar nicht richtig Wäsche waschen kann, weil ich es schlichtweg nicht gewohnt bin. – Nicht gewohnt bist? -fragt er in seiner unnachahmlichen Art. Nein, bei uns hat jeder eine Waschmaschine. – Jeder? – Ja, jeder. Jeder hat bei uns eine Waschmaschine. Ich kenne niemanden, der keine hätte. Und nicht nur das, viele haben auch noch einen Trockner, der die Wäsche dann trocknet. Das ist sinnvoll, weil im Winter die Wäsche oft mehrere Tage braucht, bis sie auf der Leine trocken wird. – Mehrere Tage? Jeder hat eine Waschmaschine? Nee, also das ist hier anders. Waschmaschinen sind teuer. Sie brauchen Strom und Wasser. Ich habe Wasser aus meinem eigenen Brunnen und auch Strom, aber eine Waschmaschine ist für mich nicht denkbar. Das ist zu teuer.

Und dann auf dem Rückweg vom Water Office fragt Momodou: und, wie war’s? Ich sage, sie wollten kein Geld! Ich hätte ja keine Rechnung. Ich solle wieder kommen, wenn ich eine Rechnung hätte. Momodou versteht die Welt nicht. Er sagt: „Fahr da nicht mehr hin. Du fährst da hin, sie lassen Dich warten und dann kannst Du nichts bezahlen. Fahr da nicht noch einmal hin! Das ist Zeitverschwendung!“

Das Sprichwort sagt: „die Afrikaner erfanden die Zeit, die Europäer die Uhr.“

Irgendwann werden Momodou und seine Familie eine Waschmaschine haben.

Unerwartetes Erwachen

von Andrea

Sehr früh morgens wache ich vom Gebet der Muhezin auf. Es gibt hier einige Moscheen in der Umgebung, und Dank Lausprechertechnik gelangen die Gebete bis in unser Schlafzimmer. Das erste Nachtgebet verschlafen wir in der Regel, aber das nächste um fünf Uhr, jetzt um sechs Uhr, oft nicht. Das ist dann, als würde sich ein Schirm aus gesprochenen und gesungenen Gebeten über uns, über den Ort wölben, und man fühlt sich irgendwie gut aufgehoben, schläft dann wieder ein. Ich muss das in der Nacht nicht haben, aber dass ist hier, im muslimischen Gambia nun mal so, und das ist in Ordnung.

Anders sind diese merkwürdigen Veranstaltungen Freitagabends, manchmal auch Samstagabends. Wie gestern. Ich habe immer vermutet, dass es sich um irgendwelche irrlichternder politischer Minderheiten handelt, die unerträglich hasserfüllte Mitteilungen per Lautsprecheranlage auf ausgesprochen aggressive Art und Weise unters Volk bringen wollen. Gemischt mit seltsam klingender Musik und Gesang aus gestörten Kehlen und DJ-Gesabbel. Einfach unerträglich. Mich macht das regelrecht aggressiv.

Gestern Abend sind Kurt und ich noch ein wenig durch die Nachbarschaft spaziert und kamen auch schon bald an der hiesigen katholischen Kirche vorbei. Luftlinie keine fünfhundert Meter von uns entfernt. Da war ein Chor am üben und es klang so heimisch! So wie früher zu Hause auf dem Hof meiner Eltern. Nebenan die Kirche und einmal übte der Chor, einen anderen Tag in der Woche der Posaunenchor. Das ist für mich Dorf, sowas wie Heimat, Zuhause, da gehör ich hin, da komm ich jedenfalls her. Und das Üben des Chors in der katholischen Kirche hier in Sanyang erinnerte mich an früher.

Kurt und ich spazierten weiter durch die Gemeinde und kamen zu Hause, also in unserem Haus in Sanyang an, und machten es uns gemütlich. Für diesen Urlaub hatten wir beschlossen, keine Nachrichten übers Internet zu schauen. Wir hatten genug Belastungen, GERDA, unser heissgeliebtes Wohnmobil war ausgebrannt, im Februar hatten wir beide mit einer Grippe zu kämpfen, dazu ein Besuch einer kleinen Sonde an meinem Herzen, wir wollten einfach Ruhe.

Und dann saßen wir nach unserem Spaziergang bei unserer Literatur, und dieser Chorgesang fing an. Aus der Kirche. Und dann kam irgendwann die Predigt, ein Zwiegespräch zwischen zwei lauten Männerstimmen, aggressiv und einschüchternd, schreiend, schimpfend – beängstigend und klingend, als seien diese Stimmen voller Hass und gegenseitiger Respektlosigkeit. Schrecklich! Einfach fürchterlich! Das alles kam aus der katholischen Kirche. Wäre ich eine Ungläubige, ich würde mich da nicht hin trauen! Aber auch als gläubiger Mensch, der oder die ich bin, macht mir das Geschehen dort eher Angst. Komische Glaubenswelt.

Heute im Water office in Brikama

von Andrea

Das brannte mir schon seit sehr langer Zeit unter den Nägeln. Wasser bezahlen. Wir bekommen ja Wasser aus der öffentlichen Wasserversorgung. Aber seit einiger Zeit, man kann mittlerweile auch von Jahren sprechen, bekommen wir keine Rechnungen mehr. Es kam auch nur die ersten ein, zwei Jahre jemand zum Ablesen der Wasseruhr. Es gab dann monatlich eine Rechnung, und wenn ich hier war, hab ich die geschnappt, bin zum Wateroffice nach Brikama und hab sie bezahlt.

Als gewissenhafte und anständige Bürgerin bin ich heute also mit meiner letzten Rechnung aus 2021 nach Brikama ins Water Office. Bis ich im richtigen Büro landete, hatte man mich ein paar mal hin und hergeschickt. Und so landete ich in diesem Büro, das recht klein war. Durch die Glastür konnte ich sehen, dass dort drinnen zwei Schreibtische standen. Einer direkt gegenüber der Tür und dann davon links noch einer. An dem waren der Schreibtischmann und ein Kunde in schier unendliche Diskussionen vertieft. Am Schreibtisch gegenüber der Glastür saß ein mächtiger Mann, der mir beschied, dass sein Kollege für mich zuständig sei, nachdem ich ihm meine Rechnung gezeigt hatte.

Aber um in das Büro überhaupt hineinzukommen, musste ich die Glastür einen Spalt öffnen, mich durch diesen Spalt hindurch nach rechts durchschieben (mit angehaltener Luft), noch mal tief durchatmen, Tür jetzt schließen und drin war ich. Es dauerte dann einige Zeit, bis die Diskussion am anderen Schreibtisch beendet war und ich an die Reihe kam.

Und während ich da stand und wartete, stand der Mächtige auf und verließ das Büro plötzlich. Dafür polterten zwei Typen herein. Der eine mit einem merkwürdigen Gerät, dass sich als Geldzählmaschine entpuppen sollte, der andere mit einem viertel Kubikmeter Geldscheinen. Dann kam noch einer, der Banderolen für die gezählten Geldscheine und einen Stempel dabei hatte, mit dem er die gezählten Geldbündel mit Datum und dem Hinweis auf Richtigkeit abstempelte. Und dann ging es los, die Geldzählmaschine ratterte, der Banderolenstempelmann stempelte und Haufen (nicht Häufchen) von Geldbündeln türmten sich auf dem Schreibtisch des Dicken. Der wiederum, der Dicke, also der mächtige Schreibtischmann, hatte sich auf den Tresor gesetzt, der, wenn man durch die Glastür ins Büro kam, gleich rechts stand. Der konnte da gut sitzen. Der hatte nicht viel zu tun.

Irgendwann war ich mit meinem Anliegen fertig und der Dicke, der noch immer auf dem Tresor saß, öffnete mir die Tür. Soweit, dass sie an seinen der Tür gegenüber stehenden Schreibtisch anschlug. So konnte ich da nicht rauskommen. Das erkannte der Dicke dann auch schnell und es entstand ein rechtes Gewurschtel zwischen ihm auf dem Tresor sitzend, der Tür, dem Schreibtisch und mir, bis ich das Büro verlassen konnte. Die Geldzählmaschine ratterte derweil immer weiter…

Und die Wasserrechnung? So richtig verstehe die Kollegen dort wahrscheinlich nicht, aber ich habe den Eindruck, wir sind aus dem System geflogen. Das ist dort alles ganz modern mit Computer und so. Das ist alles ok. Möglich ist es vielleicht auch, dass unser Wasserverbrauch so gering ist, dass es nicht lohnt, das jemand vorbei kommt, den Zähler abließt und dann eine Rechnung schickt. Jedenfalls wurde mir mittlerweile zum dritten Mal mitgeteilt, dass ich erst zahlen kann, wenn ich eine Rechnung habe. Tja Mensch, dann eben näch!

Badeurlaub

von Andrea

Sonntag 11.00 Uhr am Strand. Endlich hat dieser scheisskalte Wind vom Meer her aufgehört zu blasen! Wir kriegen heute 41 Grad im Schatten. Laut Wetterapp. Auch die Tage, die ganze Zeit zuvor, war es warm, aber der starke Wind vom Meer war kalt und hat einem das Baden vermiest. Jetzt ist es so, wie es sein soll. Was haben wir es gut! Wir liegen auf den Strandliegen, lesen, gehen ins Wasser, duschen unter den Duschen am Strand. Trinken Zapfbier aus Portugal, dass über Portugals ehemaliger Kollonie Guinea-Bissau in Fässern ins Land kommt, und genießen das Leben.

Eine Clique ziemlich aufgepeppter Afrikanerinnen läuft ein, offensichtlich eingeladen zu einer Geburtstagsfeier. Chick und sexy sehen sie aus, sind gut drauf. Es gibt ein riesiges Geburtstagshallo.

Es ist heute voller geworden, als vom Personal erwartet. Sie sind unterbesetzt und haben sehr viel zu tun. Und dann immer das Laufen mit den Händen voller Teller durch den Strandsand. Ein Hammerjob.

Von der Geburtstagsclicke singt Bob Marley aus der selbst mitgebrachten Partybox „So much troubel in the world….“ und ich denke: ja, Bob, Recht hast Du! Aber heute machen wir eine Pause. Heute wollen wir Strand und Leichtigkeit, Bier, Liebe und gutes Essen. Wir brauchen eine Pause from all this trouble in the world.

Ibrahim, ein durch und durch sympathischer Mitarbeiter von Jawlas Crew, irgendwo Mitte Zwanzig und ein drahtiger, immer lockerer Typ, ist am Ende seiner Kräfte: „This life is not in balance!“ sagt er. Und grinst schon wieder. Den Spruch finde ich umwerfend. This life is not in balance. Darauf muss man erstmal kommen.

Dann erscheint Jawla. Mit seinem Hund. Es ist ein anderer Hund wie noch vor anderthalb Jahren. Da hatte er einen jungen Schäferhund. Vielleicht hat er mehrere Hunde. Dieser Hund heißt Dabala, auf deutsch: don’t let anybody in. Oder auch: lass niemanden herein. Er, der Hund, ist sehr lieb.

Das Ende des Ramadan

von Andrea

Das Ende des Ramadan hat mit dem Neumond zu tun. Mit Beginn des Neumondes ist der Ramadan zu Ende. Der Neumond, man kann Folgendes einfach glauben, ich habe das alles gerade recherchiert, weil ich mir so meine Gedanken machte und Fragen hatte…Fragen, die ich niemanden aus Charme ob meiner Unwissenheit stellen mochte. Und ich behaupte, ich bin/war damit nicht allein. Mit dieser Unwissenheit.
Also der Neumond. Der Neumond schließt sich dem abnehmenden Mond an. Der Mond steht dabei zwischen Sonne und Erde, und weil er von hinten, also von uns aus gesehen seine Rückseite von der Sonne bestrahlt wird, nehmen wir ihn bei uns auf der Erde nicht war. Er, der Mond, ist ja nicht selber strahlend wie z.B. ein Stern, sondern strahlt, weil er von der Sonne angestrahlt wird, reflektiert also das Sonnenlicht nur. So. Der Neumond. Ihm folgt der zunehmende Mond. Aber der ist hier jetzt unwichtig, ich weise nur der Vollständigkeit wegen auf ihn hin.

Also der Neumond. Der steht für Neubeginn u.s.w. und das ist im Zusammenhang mit dem Ramadan ja nicht unwichtig. Nach der ganzen Plackerei mit der Enthaltsamkeit, zumindest tagsüber, und den damit verbundenen Unannehmlichkeiten wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Kopfschmerzen und nicht zuletzt, oder auch gerade zuletzt, Magen-Darm-Problemen aufgrund der nächtlichen Völlerei, ist ein Neuanfang in jeder Hinsicht eine gute Idee. Der, also der Neuanfang, also den, den Neuanfang mit dem Neumond zu beginnen, macht wohl durchaus Sinn, wenn man das Ganze wohlwollend betrachtet. Das möchte ich zumindest versuchen. Soweit. So klar. Ramadanende mit Beginn des Neumondes.

Jetzt aber kommt es dicke. Das Ende des Ramadan wird nicht auf der ganzen Welt zum selben Zeitpunkt, also zumindest mal am selben Tag gefeiert. Das ist nachvollziehbar, denken wir nur an Sylvester. Das zieht sich ja auch einmal um den ganzen Erdball rum und man könnte meinen, es hört nie auf. Aber natürlich ist es einen Tag später vorbei. An der Datumsgrenze.

Wenn also in Mekka oder Medina die Weisen nächtens vors Haus geschickt werden, um zu schauen, was mit dem Mond los ist und sie befinden, das der Neumond morgen beginnt, ist morgen der Ramadan zu Ende. Da kann man nur hoffen, das nicht gerade ein Gewitter aufkommt und der Himmel wolkenverhangen ist. Aber ich vertraue den Weisen aus dem Morgenland und baue darauf, das sie zumindest in diesem Zusammenhang die richtige Entscheidung treffen.

Nun wandert der Neumond weiter. Von Ost nach West. Wie auch unsere Sonne, geht der Mond, egal ob neu, zu- oder abnehmend, voll oder nicht, immer im Osten auf und wandert gen Westen. Das muss nicht zwangsläufig nachts geschehen, kann aber. Das ist dann noch mal ein anderes Thema.

Eigentlich ist es noch einfacher. Der Neumond erscheint dann, wenn vom abnehmenden Mond keine Sichel mehr zu sehen ist. Das passiert zu einem ganz genauen, berechenbaren Zeitpunkt. Je nach Zeitzone ist dieser Moment im Osten früher als im Westen.

Also irgendwann kommt der Neumond, den keiner sehen kann, in Gambia an. Gambia ist ein kleines Land und liegt sehr weit westlich von Medina und Mekka. Es wäre also aus meiner Sicht der Dinge sehr in Ordnung, wenn das Ende des Ramadan hier einen Tag später als in Mekka oder Medina beginnen würde (siehe Sylvester). Tut, oder tat es aber nicht. Jedenfalls nicht überall.

Und jetzt kommen zwei sehr bemerkenswerte Anmerkungen, Beobachtungen, Begebenheiten, wie soll ich es ausdrücken?

Gambia ist ja ein recht kleines Land, das sich im Wesentlichen von Westen nach Osten erstreckt (oder umgekehrt, ist vielleicht nicht unwichtig). Auch hier in Gambia wurden nächtens weise Männer an die frische Luft gestellt um zu schauen, wann mit dem Neumond zu rechnen ist. Erstaunlicherweise endete der Ramadan aufgrund der Neumondsichtung am verkifften Strand vom Paradies Beach am Sonntag, und zwar morgens um sieben, vorm hell werden. Das heißt, der Ramdan endete für den beinharten Moslem eigentlich schon am Samstagabend, als die Parties losgingen. Denn im Dunkel wird gevöllt. Und dann ist es Sonntagmorgen sieben Uhr, der Ramadan ist zu Ende, es wird Tag und alles ist schön.

Erstaunlicherweise, und jetzt kommt es richtig dicke, haben die an die frische Luft gestellten Weisen im Osten des kleinen Gambias den Neumond erst für den Montag kommen sehen. Eiderdaus! Wer findet den Fehler? Was ist da los, im Osten? Jedenfalls musste unser in Janjanbureh, also weit im Osten lebender Freund Banna einen Tag länger sich durch Müdigkeit, Durst, Hunger und Durchfall quälen als die Menschen im Westen an der verkifften Atlantikküste.

Mir stellen sich zwei Fragen: wie kann der Neumond schneller im Westen an der verkifften Atlantikküste angekommen sein und, und diese Frage ist wahrscheinlich vollkommen unangebracht, aber warum nicht ins Internet schauen und Onkel Google aufrufen? Da ist von ebenfalls weisen Männern, sogenannten Wissenschaftlern oder auch Wissenschaftlerinnen der Mondstand berechnet, es stimmt und man muss dafür keinen nächtens nach draußen vors Haus stellen. Ich meine ja nur….

Ein Loch ist im Boden

von Andrea

Ein Loch im Boden ist ja erstmal nichts Schlimmes. Auf dem Bild kann man es unten rechts in der Ecke unter der Wurzel sehen. Diese Wurzel gehört zu einem riesigen Baum auf unserem Grundstück. Der Baum ist der Tallobaum. Seine Früchte reifen im Oktober/November, fallen auf den Boden und sind bei Jung und Alt außerordentlich beliebt. Sie sind von der Form einer Kiwi sehr ähnlich und auch innen sind sie gritzegrün. Allerdings sehr, sehr faserig. Man kann sie auslutschen, oder Saft von ihnen machen. Ich mach das nicht, weil sie auch unfassbar sauer sind. Aber auch sehr reich an Vitamin C.
Jeden Herbst gibt es eine regelrechte Schlacht um unsere Tallofrüchte. Als gäbe es ohne unserer Tallos kein Morgen, versuchen Kinder in unser Grundstück einzudringen und die Früchte zu klauen. Es gibt keine Handhabe dagegen, außer man setzte sich während der Tallozeit unter den Baum und bewachte ihn. Aber das ist ja irgendwie auch sehr kindisch. Pateh hat auch schon Tallokinderdiebe geschnappt und bei der Polizei vorgeführt. Genutzt hat’s nix.

Jahrelang wurden wir nur in Verbindung mit Mr. T als richtige Menschen wahrgenommen. Von T, ausgesprochen „Tie“, englisch halt, hatten wir das Grundstück damals gekauft. Mittlerweile treffen wir Menschen, die T nicht kennen, aber uns in Zusammenhang mit dem Grundstück mit dem großen Baum bringen. Auch fast alle Kinder in der Straße, die zu unserem Haus führt, kennen mittlerweile meinen Namen und beweisen dieses bedeutende Wissen gern mit im Chor laut gerufenen „Andrrria!!!“, wenn ich vorbei fahre oder gehe. Das ist nicht immer so richtig schön, aber schön ist es, sich von T zu emanzipieren und selber an Bedeutung zu gewinnen.

Pateh sagt, in dem Loch im Boden unter der Wurzel wohnt eine zwei, drei Meter lange, dicke Schlange, ein Python. Aber das macht nichts. Pythons sind Würgeschlangen und Schlangen fänden uns Menschen sowieso doof und würden eher weglaufen, wenn sie uns sehen. Nicht mal riechen mögen sie uns! Wenn ich nun in unserem Bantaba sitze, so wie Kurt gerade auf dem Foto oben, habe ich immer ein Auge auf das Loch gerichtet. Ich möchte so gern mal sehen, wie die Schlange das Loch verlässt und vor uns flüchtet…

Dann haben wir einen weiteren Mitbewohner, oder eher eine Mitbewohnerin, eine Waranin. „It’s an animal that looks like a snake but has four legs and a small head.“ erklärte Pateh. Letztes Jahr hatte sie zwei Kleine! Sie wohnt weiter vorne auf dem Grundstück, auch in einem Loch im Boden. Aber sie sei sehr schüchtern. Wenn ich mich nicht ganz und gar verguckt habe, habe ich eines der Jungen heute Morgen vorbeieilen sehen. Es ist die Palme auf dem Nachbargrundstück hochgeeilt.

Ein Gefühl der Leichtigkeit

von Andrea

….stellt sich ein. Auch wenn auch hier nichts leicht ist.

Fangen wir doch bei den Eiern an?! Nie waren sie teurer. Vor Jahren saß ich in Jawlas Rainbow Lodge morgens fassungslos vor meinem Frühstücksei. Es war gestempelt. Ein Stempel aus der Europäischen Union, genauer: aus Polen. Ein Ei aus polnischer Käfighaltung im Eierbecher zu meinem Frühstück in Gambia, Westafrika. Hartgekocht, versteht sich! Wegen der Salmonellengefahr, die Eier nun mal so mit sich bringen. Wieviel damals ein Ei gekostet hat, weiß ich nicht. Aber bis vor einem Jahr kostete ein Ei aus Europa 7 Dalasi. Die wenigen Eier aus hiesiger Zucht das selbe. Jetzt kostet ein Ei ohne europäischen Stempel 13 Dalasi.

Es war absehbar, aber ich hatte gehofft, dass es nicht eintreffen würde. Und ich hatte keine Vorstellung, wie schnell es geschehen würde/könnte? „Die Fischer bringen keine Fische mehr nach Hause.“ Sagt Jawla. Ein grätiger, nicht essbarer, nur zum auskochen geeigneter Bongafisch kostet jetzt nicht mehr 3 Stück für 5 Dalasi, sondern 25! Alles ist teurer geworden. Der Liter Diesel kostet 80 Dalasi, ein Euro entspricht 70 Dalasi.
Die chinesische Fischfabrik liegt anscheinend in ihren letzten Zügen, weil sie nicht mehr genug Fisch angeliefert bekommt, um das in ihr produzierte Fischmehl an die norwegischen Lachszuchten, deren Produktion auf unseren Tellern in Arpke landen, zu liefern. Der Kreislauf schließt sich, und wir stehen sehenden Auges vor dieser Katastrophe und was tun wir? Können wir etwas tun?

Noch gab es keine Gelegenheit mit Jawla, mit dem ich so gerne philosophiere, über all die Dinge, die die Welt gerade verändern, zu reden.

Und ich frage mich: Jammern wir zu viel? Auf hohem Niveau? Sind wir so dermaßen verwöhnt? Oder sind die Menschen hier leidensfähiger? Und macht das Sinn? Ist das in Ordnung? Sollten wir uns was abschauen?
Ich weiss es nicht! Keine, auch nicht die geringste Ahnung! Aber ich spüre eine Leichtigkeit, wie lange nicht mehr. Mag am langen Winter zu Hause liegen, sonst war ich im Oktober/November immer für eine Weile hier und konnte Sommer genießen…das fiel im letzten Herbst wegen meines gebrochenen Armes aus. Aber hier, in der Sonne, in der Wärme, da geht es mir gut. Eine gewisse Leichtigkeit hat mich eingeholt. Eine Leichtigkeit, die wohltut. Tanzen, singen, albern sein. Das ist schön!


my family

Joan Armatrading

Have you met my family
Wouldn’t take long to know them well
Though they number from one to a million
In this house we all dwell

Say hello to Jo, she’s a goddess
And to Paul, he is a saint
And Adam, he’s from the forest
And to Jane, all day she paints

You ask me how I feel now
Well I will tell you no lie
Jessie, you bring the sunshine
And you can see it in her eyes

Johnny tends the garden
And little David sows the seeds
Our manna is from heaven

He gives us all we need

He is Peter
He’s a piper, yeah
And they will never grow old
So I bid you welcome
Welcome brothers, yeah
Welcome to the fold

You ask me how I feel now
Well I will tell you no lie
Jessie, you bring the sunshine
And you can see it in her eyes

Johnny tends the garden
And little David sows the seeds
Our manna is from heaven
He gives us all we need