Geschickt habe ich die Möbel um die Schwachstellen im Dach platziert. Da, wo vorher das Bett stand, hab ich jetzt die Sitzecke positioniert und das Bett auf die Seite, wo vorher die Sitzecke war.
Ja, das war, wie Pateh gerade sagte, ein heftiger Regen. Dabei finge die Regenzeit doch erst an? Meint er. Und schon so ein Regen! Wie soll das dann erst werden, wenn die Regenzeit erstmal richtig loslegt? Fragt er.
Es ging heute morgen gegen sechs los. Das Gewittergrollen kam langsam aber beständig näher. Ich wickelte mir ein Tuch um und holte vorsichtshalber schnell meine Badesachen von der Wäscheleine und die Sitzkissen rein, legte mich wieder ins Bett und lauschte dem näher kommenden Gewitter. Ob es heute regnen würde?
Das beständige Grollen kam immer näher und wurde immer lauter. Nicht wie das meistens bei uns so ist: es blitzt, es knallt, dann Ruhe. Bis zum nächsten Blitz, erneutem Donner. Nein, hier ist das wie ein Dauerdonner. Eigentlich muss es ja auch Blitze geben, habe aber keinen wahrgenommen. Und dann knallen ein paar harte Tropfen aufs Blechdach. Und es werden mehr und mehr große, harte Tropfen und mit dem lärmenden Donnergrollen war es in der Hütte ein ohrenbetäubender, beängstigender Lärm.
Da fiel mir der Gaskocher, Kochtopf und Frenchpress ein, die noch draußen waren. Also schnell frische Sachen angezogen und raus in den Regen. Bin ja nicht aus Zucker. Und was da mit dem ganzen Regen vom Dach runtergespült wurde, war auch kein Zucker. Das war Staub. Staub und Dreck von acht Monaten Trockenzeit. Tja, das hatte die Wasserbauingenieurin nicht einkalkuliert. Und schwups, war nicht nur die frische, saubere Wäsche versaut, auch dem Wesen in der frischen Wäsche liefen Ströme von Schlammwasser über Haupt und Haut. Was ne Sauerei! Alles wieder ausgezogen, und erstmal unter die Dusche.
Dann habe ich durch alle Fenster von drinnen nach draußen geschaut und gestaunt, was da an Regen runter kam. Alle Blätter der Büsche am Haus waren schon sauber gespült. Überall standen große Pfützen.
Und auch im Haus fing es an ein paar, fürs Bett strategisch ungünstigen Stellen an zu regnen. Also das Bett erstmal zur Seite gerückt, damit die Matratze nicht weiter nass werden kann. „Jetzt weißt Du, dass das Bett dort nicht bleiben kann.“
Mit meiner Taschenlampe beginne ich, Fußboden und Dach nach weiteren Regenschlupflöchern abzusuchen. Es sind fünf Stellen und zwei kleinere. Da, wo das Bett steht, sind die zwei schlimmsten Stellen. Es könnte das eindringende Wasser ja knapp am Bett vorbei Tropfen. Tut es aber nicht. Es tropft knapp aufs Bett. Da kann ich das Bett drehen und wenden wie ich will. Scheisse.
Es regnet immer noch, aber nicht mehr ganz so heftig. Das irre laute, Angst einflößende Donnergrollen, der unbeschreibliche Lärm des Regens auf dem Blechdach und das eindringende Wasser durch die Lecks im Dach, dass alles hat mir einiges abverlangt. Ich bin irgendwie fix und fertig. Ich brauch jetzt einen Kaffee. Ich muss erstmal zur Ruhe kommen. Ich muss nachdenken.
Nachgedacht, Plan gemacht. Im Bereich der Sitzecke ist alles trocken geblieben. Dort muss also das Bett hin. Und da, wo das Bett war, kommt die Sitzecke so hin, das die Möbel beim reinregnen nicht nass werden.
Irgendwann haben wir das Haus eingeräumt, festgelegt, wo Schlafbereich, Sitzecke und Gästebett stehen sollen. Da hatten wir noch keinen Strom im Haus, nur einen Kühlschrank, der über eine Kabeltrommel den Strom direkt von der Solaranlage bekam. Als Kurt mit Markus Unterstützung Stromkabel zum Haus verlegte, war es an mir festzulegen, wo welche Lampe und in welcher Höhe angebracht werden sollte. Überm Couchtisch natürlich etwas niedriger, überm Bett so hoch, dass sie noch überm Moskitonetz hängt. Naja, das passt jetzt natürlich nicht mehr. Aber es soll ja auch nur vorübergehend so sein.
Jetzt warte ich darauf, dass der Dachdecker endlich ans Telefon geht. Es ist noch Wellblech im Store. Damit könnte er jetzt wunderbar die Löcher im Dach schließen. Aber er nimmt nicht ab. Ich warte weiter.
Jetzt, nach dem Regen, werden es immer mehr. Tausende von, ich nehme an, fliegenden Ameisen, flirren durch die Luft. Das ging schon los, als der Regen noch gar nicht richtig aufgehört hatte. Und jetzt sind sie überall. Zur Freude der ganzen Vögel, die ihr Glück kaum fassen können.