Jungfernfahrt, oder: Alte Möhre, alter Motor

Von Andrea

Die alte Metall Möhre

Katja hat ja nun geklärt, dass „Möhre“ nichts diskriminierendes an sich hat. Deshalb nutze ich diesen Begriff einfach mal um den Zustand des Bootes zu beschreiben, an dem der Außenboardermotor seinen Platz gefunden hat.

Unser Freund Banna hatte darum gebeten, ihm einen Yamaha Außenboardermotor aus Deutschland mitzubringen. Mit seinem ewig unzuverlässigen Hondamotor kennt sich hier niemand richtig aus, und er will doch mit seinem kleinen Boot Touristen auf dem Gambia den Hippos näher bringen. Also fand Markus einen günstigen Yamaha Motor, den ich mit Abdul und Shade in Lübeck abholte.

Mittwoch brachten wir den Motor, nachdem er hier von Fachleuten durchgecheckt wurde, nach Janjanbureh. Aber das Boot, das Banna gehört, lag kopfüber am Flussufer. Der Motor sollte an ein anderes Boot. Eines aus Eisen. Das gehört dem Kompagnon von Banna. Sie wollen damit sowohl Touristen die Sehenswürdigkeiten des Gambiaflusses näher bringen, wie den kleinen Fährverkehr zwischen Mac Carthy Island, kurz Makkattie genannt und ausgesprochen, und der Northbank, also dem nördlichen Ufer des Gambia Rivers, unterstützen.

Markus und ich hatten beschlossen, diesen wirklich nicht sehr teuren Motor Banna zu schenken, bzw. Ein paar Biere würden uns schon froh stimmen. Statt dieser Biere luden Banna und sein Kompagnon uns drei, also Kurt und mich und Markus zu einer „Jungfernfahrt“ auf dem Fluss ein.

Kurt hatte zuvor geäußert, dass er gern die nächste Radiostation besichtigen würde, wenn das möglich sei. Da diese sich in Bansang, ein Ort am Fluss befindet, schlug ich vor, dort mit der Möhre hin zu tuckern. Gesagt, getan. Die Möhre lag im Wasser, der Yamaha Motor war gesattelt, Brot, Bananen und Wasser gelöscht, und schon ging es los, auf große Fahrt. Banna und sein Kompagnon luden uns zur „Jungferfahrt“ ein. Wenn Jungfer von Jungfrau kommt, dann wird das Ensemble aus Boot und Motor diesem Begriff nicht ganz gerecht. Allein das Zusammenspiel aus Boot und Motor sind quietsch neu, deshalb ließen wir den Begriff Jungfernfahrt einfach mal so im Raum stehen.

Während der zweistündigen Fahrt hatte ich reichlich Zeit, die Möhre in Augenschein zu nehmen. Ein Gerippe aus T-Eisen galt einst der Statik des Bootes. Jetzt hing es nurmehr an den Seitenwänden fest verschweißt, aber ansonsten hing es frei im Raum. Der Boden der Möhre war aber vielfach geschweißt und geflickt, hält aber, was er nicht eben verspricht.

Wir landeten nach zweistündiger Fahrt in Bansang an und besichtigten tatsächlich den dortigen Radiosender. Check Check von der Check Check Family hatte Dienst und freute sich sehr über unseren Besuch.

Check Check, Markus und Kurt im Senderaum von Radio Bansang

Nach einem ausführlichen Rundgang durch die Radiostation verabschiedeten wir uns und fuhren mit der Möhre wieder zurück nach Janjanbureh, nicht ohne unterwegs noch wild aufgeregte Flusspferde zu beobachten, die uns schließlich mit rotierendem Schwanz deutlich machten, dass wir dort nichts zu suchen hätten, und wenn wir uns nicht sogleich verpissten, es für uns übel enden könnte. Wir trollten uns mit der Möhre. Und schließlich kamen wir bei Bannas Lodge am Ufer des Gambia Flusses an. Die Jungfernfahrt verlief ohne grössere Probleme. Zwar wurde unterwegs die ein oder andere Zündkerze ausgetauscht und verschiedene andere Manöver begangen bei denen ich hoffte, dass bloss keine Schraube oder sonstige wichtige Bestandteile des Motors ins Wasser fallen würden, aber am Ende der Flussfahrt liefen sogar alle zwei Zylinder und der Steuermann gab mal so richtig Vollgas, damit wir feststellen konnten, dass es bis zum Wasserski noch ein paar PS hin ist….

Kaum hatten wir in Janjanbureh bei Bannas Lodge angelandet, verschwand der Kompagnon mit der Möhre auch schon wieder, um seine ersten Fährgäste zu empfangen und ans andere Flussufer zu holen. Er tat das noch ein paar Mal, während wir bei Bannas Lodge am Fluss saßen und Bier trinkenderweise ihm dabei beobachteten, die Gästezahl mit dem Fährpreis multiplizierten, so seinem Tagesumsatz errechneten und schließlich sehr glücklich über diesen gelungenen Tag resümierten.

Die wundersame Geschichte des clearing agent

Von Andrea

Es war ein Freitag, als wir nach Gambia einreisten. Das Wochenende galt dem moslemischen Fest zum Geburtstag Mohammeds. Das ist in etwa wie Weihnachten. Wer kann, schenkt. Ansonsten wird gegessen und getrunken. Kein Alkohol natürlich.

Nun begab es sich ja so, dass ich dem clearing agent 75000 Dalasi für die Verzollung der Fahrzeuge und sein Lohn eingeschlossen bezahlt hatte. Da Bank und Zoll bereits geschlossen hatten, konnte der agent das Geld nicht mehr einzahlen. Er wollte es mir auch nicht zurück geben, weil er dann die Verzollung am Montagmorgen nicht hätte erledigen können, und ich wollte ja, dass er mir am Montag die Zollpapiere nach Sanyang bringt.

So überließen wir ihm das Geld mit einem dumpfen Gefühl in der Magengegend, jedenfalls in meiner. Das es am Ende zur Erstellung der Zollpapiere für die beiden Autos am Donnerstag kam, begründete er wohl folgendermaßen:

Ein Bekannter von ihm ist übers Wochenende zu den Feierlichkeiten anlässlich Mohammeds Geburtstag in sein Dorf gefahren. Dem hat der agent das Geld mitgegeben. Warum? K.A. Leider kam der Bekannte aber am Montag nicht aus dem Dorf zurück, ergo auch nicht das Geld. Auch am Dienstag kam der Freund mit dem Geld nicht zurück. Während der agent mir am Telefon noch zusicherte, abends die Zollpapiere zu bringen, war er am anderen Ende des Telefons dabei, seinen Freund zur Rückkehr zu bewegen, Rückkehr samt Geld. Aber weder der Freund, noch das Geld kam. Da er sich nicht traute, mir diese Geschichte zu erzählen, tischte er mir eine andere auf, nämlich dass er auf dem Weg zu mir am Dienstag noch bei einem anderen Klienten vorbei schauen musste. Als er dann in Sanyang ankam, bemerkte er, dass er bei ebendiesem Klienten sein handy liegen lassen hatte. So konnte er mich nicht anrufen, als er in Sanyang war, und mich nicht finden. So musste er leider unverrichteter Dinge wieder die weite Reise nach Banjul zurück antreten. Und das so spät abends.

Am Mittwochmorgen rief der agent mich um viertel vor acht Uhr an, er würde die Papiere ab 12.00 Uhr vorbei bringen. Ich fing ein ziemliches Theater mit ihm an, weil wir uns um 9.00 Uhr mit Banna in Brikama treffen wollten, um dann gemeinsam nach Janjanbureh zu fahren, wo Banna wohnt. Es sind rd. 300 kam, die wir nicht in der Mittagshitze fahren wollten, denn z.Z. Ist es hier sehr heiß. Der agent sagte zu, kam aber natürlich nicht zum Treffpunkt in Brikama. Banna telefonierte dann hin und her und auch mit dem agent, aber es half alles nichts.

Donnerstag rief Banna dann den Chief im Büro an und hatte Glück, dass der agent just im Büro des Chiefs saß und man gemeinsam Geld zählte. Der chief schien nicht sehr amused darüber, dass wir unsere Papiere noch immer nicht hatten. Er würde das klären. Zwei Stunden später rief Bannas Freund an, er hätte die Zollpapiere soeben erhalten.

Wie die Geschichte mit dem Bekannten mit unserem Geld in seinem Dorf ausgegangen ist, wissen wir nicht. Ob der agent das Geld je wiedergesehen hat, ebenfalls nicht. Was an dieser ganzen Story wahr, oder falsch ist, werden wir ebenfalls nie in Erfahrung bringen. Für uns zählen nur die Zollpapiere.

Autoverzollung

Von Andrea

Am Freitag unserer Ankunft klappte es also nicht mit der Verzollung der beiden Autos, weil Bank und Zollbüro bereits geschlossen hatten. Der Chief sicherte mir aber zu, dass der clearing Agent die Zollunterlagen am Montag nach Sanyang bringen würde, er würde mich vorher anrufen, meine Telefonnummer hätte er ja. So weit, so gut.

Montag: nichts tat sich. Allerdings waren wir mit so vielen Dingen beschäftigt, dass ich auch nicht daran dachte, den Agent anzurufen.

Dienstag: Banna war am Sonntag gekommen und seit dem unser Gast. Knut wohnte mittlerweile bei Jawla im Hotel, Markus schlief im Sprinter und Banna im Gästebett. Ich dachte, dass es vielleicht besser sei, wenn Gambia zu Gambia spricht, vielleicht auch noch in ihrer eigenen Sprache. Ich erklärte also Banna die Situation in wenigen, knappen, klaren Sätzen und er rief den Agent an. Die Antwort war, dass der Agent sich um ca. 14.00 Uhr auf den Weg nach Sanyang machen würde. Er würde mich anrufen, wenn seine Ankunftszeit absehbar sei, wahrscheinlich zwischen 16.00 und 18.00 Uhr.

Während Kurt und Markus Knut zum Flughafen brachten, wartete ich am Strand auf den Anruf des Agenten. Um 17.30 Uhr rief ich ihn an und er meinte, er wäre wohl zwischen 18.00 und 19.00 Uhr in Sanyang. Wir vereinbarten, dass er mich anruft, wenn er da ist, und wir treffen uns an der Garage (Bushaltestelle). Aber er meldete sich nicht mehr. Ich rief ihn wieder und wieder an, aber er nahm nicht ab. Ich muss gestehen, ich war sehr ungehalten. 75 000 Dalasi, die er von uns bekommen hatte, sind kein Pappenstiel und ich war sehr besorgt, dass er mit dem Geld irgendwelchen Unfug anstellt…

Mittwoch: Wir waren um 9.00 Uhr mit Banna, der gestern seine Schwester besuchte und bei ihr übernachtete, in Brikama verabredet, um dann alle gemeinsam nach Janjanbureh zu fahren, um ihm den Außenboarder zu bringen. Vorher, um 7.45 rief mich der agent an, er würde die Papiere zwischen 12.00 und 14.00 Uhr bringen. Ich ließ mich da nicht drauf ein, er solle Bitteschön um 9.00 Uhr in Brikama sein. – Das ginge nicht. – Das muss gehen. Wir fahren anschließend nach Janjanbureh. Ich habe Dir gesagt, dass ich die Papiere spätestens Dienstag brauche! Nicht Mittwoch, nicht Donnerstag, sondern Dienstag! – Er sagte, das ginge nicht und damit fertig.

Als Banna pünktlich zum Treffpunkt kam, erzählte ich ihm die Geschichte, und er zog seinen Freund vom Immigrationoffice zur Hilfe. Der Freund sollte zum Office vom agent gehen und die Papiere holen, sie mit nach Brikama bringen, wo er wohnt, und dort dem Bruder Bannas überreichen, der sie dann mir geben würde. Es gab auch telefonischen Kontakt zwischen Freund und agent, allein die Papiere gab es nicht.

Donnerstag: von Janjanbureh aus rief Banna den Chief an und erzählte ihm von der Unzuverlässigkeit des agent und dass wir noch immer nicht unsere Papiere hätten, und ich mir mittlerweile große Sorgen machen würde, nicht mehr schlafen könne und die ganze Zeit am Weinen sei. Es gab noch ein paar Telefonate zwischen Chief, Freund, Banna bis dann, zwei Stunden später, der Freund bei Banna anrief, er hätte soeben die Papiere überreicht bekommen. Übergroße Freude und Erleichterung überkamen mich. Was war ich froh!

Grenzen erreichen und überschreiten

Von Andrea

Marokko – Mauretanien

Die, die wir überwiegend in Europa reisen, können es uns nicht im Traum vorstellen, wie schwierig und kompliziert es sein kann, Grenzen zu überschreiten, also von ein Land in ein anderes zu gehen. Wenn dann noch ein Auto hinzu kommt, in dem sich ein Außenborder Motor befindet, kann es komplizierter werden. Wie z.B. Bei der Einreise nach Marokko. Nach dieser Einreise hatten wir ja viele Tage keine Grenze mehr zu überschreiten. Aber dann kam die Grenze zwischen West Sahara (Marokko) und Mauretanien.

Eine Grenzüberquerung bedeutet, ein Land zu verlassen und in ein anderes Land einzureisen. Bei der Ausreise geht man an der Grenze zur Polizei um sich einen Ausreisestempel in seinen Pass zu holen und zum Zoll zu gehen, falls man etwas zu verzollen hat.

Bei der Ausreise aus Marokko gingen wir also zur Polizei und bekamen unseren Ausreisestempel. Anschließend mussten wir unser Auto scannen lassen. Es hätte nämlich sein können, dass wir Menschen, Waffen und Munition schmuggeln wollen. Der Scanner stellte Unregelmäßigkeiten in Sprinter fest, deshalb wurden unsere beiden Autos noch einmal von zwei Grenzern inspiziert.

Der Scanner befindet sich in einer großen Halle. Etwa vier Autos dürfen mit einem Mal dort hinein, hintereinander, und dann fährt der Scanner, ein großes Mobil auf Rädern, an den Autos vorbei und röntgt sie. Die Autoinsassen müssen während dieses Vorgangs ihre Fahrzeuge und das Gebäude verlassen. Vögel und anderes Getier darf ruhig verstrahlt werden.

Wenn der Scanner die vier Fahrzeuge abgefahren hat, dürfen sie die Halle verlassen, und die nächsten vier Autos dürfen einfahren. Erst wenn auch diese vier Autos gescannt sind, bekommen die acht Autobesitzer ein Formular, mit dem sie zum Zoll gehen müssen. Wenn’s gut geht, gehts gut. Bei uns ging es nicht sooo gut, weil wir ein Machete, Klappspaten und Axt im Gepäck hatten. Machete und Axt der Marke Fiskars und für die Bearbeitung unseres Gartens gedacht. Also ganz klar Waffen. Also ganz klar in Augenscheinnahme durch die zwei Grenzer. Kurt musste einige Fragen dazu beantworten, bekam dann ein o.k., dass wir beim Zoll bestätigen lassen mussten. Diese Bestätigung mussten wir dann bei der Ausreise noch kurz weiteren Zöllnern vorzeigen, und dann durften wir die Fahrt durchs berühmt-berüchtigte Niemandsland zwischen West Sahara und Mauretanien aufnehmen, ca. vier Kilometer über allerschlimmstes Geläuf aus Felsen und Sand. Dann kamen wir nach Mauretanien.

In Mauretanien geht es zur Polizei, wo wir ein Visum für das Betreten des Landes kaufen mussten. Das kostet 55€. In Mauretanien will man eigentlich nicht bleiben. Jedenfalls nicht länger, als unbedingt notwendig. Mauretanien ist ein Wüstenland in der Sahara. Heiß und dreckig, stürmisch, sandig, die Menschen nach meinen Erfahrungen überwiegend nicht so freundlich. Streng muslimisch, in dem Alkohol verboten ist. Prostitution vielleicht auch, im Islam schließt sich Prostitution ja eigentlich von sich aus, aber unser Herbergsvater bot einem meiner drei Begleiter nicht nur Frauen, sondern auch Ganja an….

Jedenfalls nach der Polizei kommt in Mauretanien dann der Zoll. Wir hatten einen sympatischen Schlepper gebucht, der uns durch alle Gefahren des Bürokratendjungels führte und verteidigte. Bei der Polizei konnte er allerdings nicht viel beitragen. Von allen Reisenden, die dort im Innenhof standen, wurden die Pässe einkassiert, dann verschwand der Mann mit den Pässen in einem Raum und die Tür wurde geschlossen. Wir rätselten, was darin denn wohl passierte, denn immer vier Personen wurden in den Raum befohlen, und wenn sie nach einer recht langen Weile wieder heraus kamen, war ihr Verhalten sehr unterschiedlich: manche kringelten sich nahezu vor Lachen, andere guckten sehr düster drein. Es blieb spannend, bis ich mit drei anderen Fremden in diesen Raum musst, meine Reisekameraden zurück lassend. Wohl war mir dabei nicht. Aber bei dem Ton, der dort herrschte, wollte man auch nicht Widerstand leisten.

In dem Raum gab es drei mehr oder weniger robuste Sitzgelegenheiten. Wir vier wurden aufgefordert, Platz zu nehmen. In dem Raum herrschte eine unbeschreibliche schlechte Luft und es war brüllend heiß. Weil der Raum eine Klimaanlage besitzt, waren die Fenster nicht nur dicht verschlossen, sondern auch dicht verdunkelt. Allein, die Klimaanlage funktionierte nicht.

Dann wurde der erste Fremde aufgefordert, Fingerabdruck rechte Hand, Fingerabdruck linke Hand, Abdruck der beiden Daumen und dann das schönste Passfoto meines Lebens fürs Visum. All die Daten werden dann per Kabel an den anderen Beamten weitergeschickt, was nicht unerheblich viel Zeit in Anspruch nimmt. Sind die Daten dann angekommen, werden sie ausgedruckt und der Fetzen Papier als Visum in den Pass geklebt und fertig.

Klebrig fühlte auch ich mich, als ich aus diesem Loch schnappatmend wieder hervorkroch. Wie schon oben beschrieben, jeder verlies das Loch auf seine Art und Weise, wohl auch seinem Charakter entsprechend.

Im Laufschritt, denn es war schon spät, kurz vor Feierabend, rannte ich dann mit dem Schlepper von einem Beamten zum anderen, während meine Reisebegleiter uns mit den Autos folgten.

Schließlich waren wir nach ca. 5 oder 6 Stunden Grenzgewirr frei, die Islamische Republik Mauretanien zu betreten.

Grenze Mauretanien – Senegal

Aus Mauretanien herauszukommen ist einfacher, als hinein zu kommen. In Senegal hineinzukommen ist im Prinzip nicht so kompliziert, aber man muß Zeit mitbringen. Als wir das erste Mal mit dem Auto kamen, war das Prozedere noch deutlich zeitaufwändiger, als jetzt. Unsere Fahrzeugpapiere, Pässe, Führerscheine wurden fotografiert und per WhatsApp nach Sant Louis geschickt, das ca. 30 km von der Grenze entfernt ist. Dort wird das alles dann geprüft und die Durchfahrgenehmigung per Kurier zur Grenze gebracht. Dann muss pro Fahrzeug nur noch 250€ für die Durchfahrt durch Senegal bezahlt werden, und schwups gehts los. Bis die Papiere von Sant Louis aber an der Grenze ankommen, kann zwei, drei Stunden dauern. Das wurde uns sofort mitgeteilt, weshalb wir dann auch ganz entspannt begannen, im quirligen Gewese an der Grenze unsere Bratkartoffeln zu bereiten. Schließlich war das Frühstück ordentlich lange her, die Fahrt über den Djama Dam die Hölle und wir einigermaßen erledigt und hungrig.

Wir waren schon sehr lange satt, als endlich der Kurier mit unserer Durchfahrgenehmigung kam, und wir uns zur Zebrabar aufmachen konnten, die noch 20 Km südlich von Sant Louis wunderschön in einem Naturschutzgebiet an einer Lagune mit Zugang zum Meer liegt. Sie gehört und wird betrieben von einem schweizerischen Ehepaar. Die Zimmer sind wirklich schön, sauber, ordentlich und das erste Bier seid Spanien kalt.

Grenzübergang Senegal – Gambia

Aus dem Senegal raus war wieder relativ entspannt. Nach Gambia rein, war das Schlimmste, was ich auf der Reise erlebt habe. Das muss ich leider sagen. Jede Grenze hat ihre Herausforderungen, aber ich hatte immer das Gefühl, dass es eine gewisse Ordnung gibt. Diese Ordnung hat zwar nichts mit Effizienz zu tun, aber das ja eh eine eher westliche Erfindung, die ihre Wurzeln ganz sicher nicht in Afrika hat. Wie geht das schöne Sprichwort noch?: „Die Afrikaner haben die Zeit erfunden, die Europäer die Uhr.“ Und so macht man an mancher Grenze viele Wege, manche doppelt und manche sogar dreifach.

An der Grenze zu Gambia spielte weniger die Effizienz eine Rolle, als eine vollkommen schamlose Korruption. Von ausgesprochen unfreundlichen Polizisten einen Einreisestempel zu bekommen war da noch die einfachste Übung. Schlimm wurde es, als die Einführung der Autos ins Spiel kam. Wir hatten in Deutschland kein Passavant gekauft, weil wir das an der Grenze erledigen wollten. Der Grenzer schnauzte uns an, ohne dieses Papier, das wir in Deutschland hätten kaufen müssen, kämen wir nicht nach Gambia. Sieht schlecht aus. Keine Chance. Es gäbe da zwar noch eine Möglichkeit, aber die kostet pro Auto 1500 Dalasi, ca. 30€ pro Auto, 60€ beide zusammen. Tja, habe ich gesagt, dann her mit der Eskorte! Und, ach so, bitte gib mir noch einen Beleg für meine Zahlung der 3000 Dalasi. Das ginge nicht, meint der Grenzer. Ich sage: natürlich geht das. Weshalb soll das nicht gehen? – Weil das nicht geht! Sagt er. Ohne Belegt verlasse ich diesen Raum nicht. – Das geht nicht. – Wenn Du mir keinen Beleg geben willst, will ich Deinen Chef sprechen. – Kannst Du haben. Ach übrigens, siehst Du, hier, dieser Block, so sieht das Formular für Dein Passavant aus, dass Du in Deutschland hättest besorgen müssen. – Warum kann ich das nicht hier kaufen? – Geht nicht. Anscheinend können Einheimische, bzw. Afrikaner sehr wohl an der Grenze ein Passavant kaufen, wir sind wohl einfach zu ungeschickt. Keine Ahnung. Der Chef kommt. – Was ist hier los? – Ich will einen Beleg darüber, dass ich 3000 Dalasi für die Eskorte gezahlt habe. Ich zahle nicht irgendjemanden so viel Geld, ohne einen Beleg dafür zu bekommen. – Okay, das geht aber nicht auf einem offiziellen Formular. —Warum nicht, brauch ich nicht zu fragen. Letztlich geht es mir nur noch darum, das nicht jemand kommen kann, und mir für die Eskorte noch einmal Geld abknöpfen will. Also schreibt der Chef mit einen Dreizeiler, dass ich das Geld für die Eskorte bezahlt hat. Ich verlange noch einen Stempel, den ich auch bekomme, und endlich kann die Reise weitergehen. Denkste. Wir kommen aus dem Office, da steht da einer, der von sich behauptet, von der Drogenkontrolle zu sein und wir müssten unsere Autos in den hinteren Innenhof bringen und checken lassen. Also fuhren wir die Autos in den schattigen Hinterhof. Einer checkte mein Auto, ich musste jeden Handgriff beobachten, ihm die Medikamente erklären, wie sie heißen und wofür sie sind. Bis wir zu einer Packung kamen. Er holte den Inhalt raus und wollte wissen, was das jetzt ist. Ich sagte, dass sie female stuff. Als hätte er sich soeben die Finger verbrannt, liess er den Inhalt fallen und entschuldigte sich, dann war er fertig. In seinem Büro musste ich noch unterschreiben, dass er nichts geklaut hat, dann war ich durch. Bei unserem Auto lief die ganze Chose relativ locker ab, auch wenn es mir nicht immer ganz leicht fiel, zu beschreiben, gegen was das Medikament, das er gerade in der Hand hielt, hilft….

Nachdem auch der Sprinter gecheckt war, konnten wir endlich Richtung Autofähre fahren, die uns nach Banjul zum Zoll bringen sollte. Kurt hatten seinen Sitzplatz dem eskortierenden, jungen Beamten überlassen und sich zu den beiden Kumpanen im Sprinter gesellt. Bei der Auffahrt zur Fähre kam dann einer, der meinte, wir müssten für den Transport der Solarpaneelen, die im Sprinter waren, 200 Dalasi bezahlen. Mein Eskortier meinte, das sei viel zu viel! Sogleich mischte sich eine ganze Meute von Mitreisenden in die Diskussion ein man war mehrheitlich der Meinung, dass 200 Dalasi zu viel seien. Als sich der Mob etwas auflöste ging ich selber noch mal zu dem Mann und versuchte mit ihm zu sprechen, aber er wollte sich nicht erweichen lassen. Ich erklärte ihm, dass ich neben den Solarpaneelen den Sprinter bis oben voller Baby- und Kinderklamotten hätte, die aus der Heimat mitgebracht habe, um sie gambischen Kindern und Krankenhäusern zu schenken. Und für den Fall, dass er bei seinen 200 Dalasi bliebe, ich das allen erzählen würde und ganz sicher nie wieder etwas Vergleichbares für die Menschen in Gambia tun würde. Da meinte er gequält, er würde doch nur das Gesetz befolgen, das wäre doch nicht seine Entscheidung, dass müsse ich doch verstehen. – ok., sagte ich, dann möge er mir doch schnell mal das Gesetz zeigen, damit ich es lesen kann. Das Recht sollte ich ja wohl haben, und wenn er das Gesetz vertrete, würde er es ja wohl auch bei sich tragen. – Nee, sagt er, das geht nicht. – Warum geht das nicht? Investierte ich. – weil das nicht geht! – Das gibt es nicht, wenn Du das Gesetz vertrittst, musst Du es mir zeigen können?! – Nee, das ist ja kein geschriebenes Gesetz. — Darauf blieb mir endlich die Spucke weg, drehte mich um und ging. Nicht ohne ihm zu sagen, dass wir dann eben so lange hier blieben, bis er mir das Gesetz zeigt. Ich war noch nicht ganz beim Auto, da tickte er mir auf die Schulter und nannte mir den neuen Preis seines Gesetzes: 100 Dalasi.

Wenn man bedenkt, dass 100 Dalas gerade mal 2 Euro entsprechen, mag man meinen Aufstand für vollkommen übertrieben halten. Aber erstens ist es einfach nicht in Ordnung, dass wir Weißen ständig gnaden- und schamlos über den Tisch gezogen werden, es macht auch Spaß, sich mal so richtig aufzuregen. Aber es geht noch vieeeeeeel schlimmer….

Autoverzollung in Banjul

Mit dem jungen Eskortenmann an meiner Seite kamen unsere zwei Autos um 14.00 in Banjul beim Zoll an. Einer wurde mir als der clearing Agent vorgestellt, der nun ab sofort für die Verzollung unserer Autos zuständig sei. Der Agent brachte mich dann erstmal zum obersten Chief, dem ich erklären musste, was das für Autos sind, woher wir kommen, wohin wir wollen, was wir mit den Autos vorhätten, und was das überhaupt für Autos seien. Schließlich musste ich ihm und dem Agent die beiden Autos zeigen, damit er einen Preis für den Zoll festlegen konnte. Danach saßen meine Kameraden und ich in einer kühlen Halle, mit uns noch ein paar Offizielle, die nicht so viel zu tun hatten. Der clearing Agent sammelte alle nötigen Papiere von uns ein und verschwand. Er war ein lustiger Vogel, sprach einige Worte Deutsch, machte lustige Witze und war offensichtlich ein sehr vertrauenswürdiger Mensch. Nach zwei Stunden, in denen er immer mal wieder mit unseren Papieren in der Hand an uns vorbei lief, fing er dann an, uns zu beruhigen, es wäre gleich so weit, wir müssten nicht mehr lange warten. Auf jeden Fall bekämen wir unsere Zollpapiere noch heute. Allmählich fingen die Leute um uns herum sich zu wundern, dass wir noch immer da wären! Da fing ich an, mal hier und da zu fragen, wo der clearing Agent sei. Was? Ihr seid noch immer hier? War dann die Antwort.

Dann kam der clearing Agent. Man hätte jetzt endlich den Preis für den Zoll ermittelt: 60 000 Dalasi. Das war preislich in Ordnung. Preislich nicht in Ordnung war, dass er für seine Dienste 5000 Dalasi pro Auto einforderte. Aber er ließ sich nicht erweichen. Er würde selbständig arbeiten, sei kein Beamter mit regelmäßigem Einkommen. Wir waren allesamt ermattet, hungrig, durstig, müde und des Wartens mehr als überdrüssig und gaben ihm das ganze Geld. Das war, wie sich Tage später herausstelle sollte, ein Fehler.

Um 17.30 kam der clearing Agent, der Chief und ein Mann in blauen Bubu und baten mich, mit zu kommen. Im Flur vorm Office vom Chef erklärte man mir, es wäre ein sehr unangenehmes Problem aufgetreten, aber man könne heute die Zollpapiere nicht mehr anfertigen. Die Bank, wo man das Geld einweisen müsste, würde um 16.00 Uhr schließen, und auch das Zollbüro. Deshalb könne man heute nichts mehr für uns tun. Um uns aber weitere Unannehmlichkeiten zu ersparen, würden wir jetzt ersteinmal ein Passavant ausgestellt bekommen, damit wir unbehelligt in Gambia die Autos nutzen könnten, und am Montag könnten wir dann wiederkommen, und die endgültigen Zollpapiere abholen. Da konnte ich nicht anders, und habe zum ganz großen Schlag ausgeholt: Ersteinmal seid Ihr diejenigen, die ihren Job machen. Dazu gehört zu wissen, dass Bank und Zoll um 16.00 Uhr schließen. Jetzt haben wir über anderthalb Stunden vergeudet, weil der Agent seinen Job offensichtlich nicht kann. Außerdem seien wir hier in Gambia, um Urlaub zu machen, und nicht, um unsere Tage bei Zollbehörden zu verbringen. Wenn wir von Sanyang, wo mein Haus wohnt, nach Banjul und zurück fahren müssten, würde uns das einen ganzen Tag unseres wohlverdienten und wertvollen Urlaubs kosten. Das würde für uns nun leider eine ganz erhebliche Unannehmlichkeit bedeuten, die schlichtweg nicht akzeptabel sei, nur weil dieser Agent seinen Job nicht kann. Man möge uns die Unterlagen bitte nach Sanyang bringen. Das befand der Chief für eine sehr gute Idee und er sicherte mir zu, dass der Agent am Montag nach Sanyang bringen würde.

Wüste Wüstensöhne

Von Andrea

Frühstück auf dem Campingplatz von Nouadibouh

Seid Camping Roi de Bedouine im Norden von West Sahara sind Markus und min kölsche Jung zu Wüstensöhnen mutiert. Dabei ist der 11. 11. noch in weiter Sicht. Aber was soll’s? Die Jungs in ihren Bubus kommen bei den Einheimischen gut an. Und irgendwie steht den beiden das neue Kleid ja auch, oder?

Stuhlgang

Von Andrea

Wir sitzen in abendlicher Runde, sind müde vom Fahren, bestenfalls haben wir schon geduscht. Frönen dem Wein und dem Ricard und waren etwas essen, oder machen was warm. Die Gespräche in unserer lustigen Runde drehen sich um den Tag, das Erlebte, Straßenverhältnisse, Essen, Trinken, alte Geschichten. Ein Thema schleicht sich aber immer wieder ins Gespräch: die Konsistenz des Stuhls. Nicht des Stuhls mit vier Beinen sondern dessen, der aus dem Leib kommt, aus dem Darm, Kacke eben. Die durchläuft doch einiger Veränderungen. Mal weich, dann normal, mal Wasser gleich, mal gar nicht. Zu Hause ist die Konsistenz meistens kein Thema. Aber hier kann sie geradezu abendfüllend sein. Wenn man will. Wir wollen nicht so wirklich. Und wechseln das Thema.

Verlust der Wahrnehmung für das eigene Sein

Von Andrea

Gestern war ein schwieriger Tag. Wir hatten in Dakhla keinen Campingplatz gefunden und übernachteten auf einem Stellplatz für Wohnmobile. Es gibt hier viele europäische Rentner, die an dieser malerischen Bucht den Winter verbringen. Dieser Stellplatz hat allerdings weder Wasser, oder gar Dusche oder Toilette. Unsere Erfahrungen, die wir bei der Rallye Dresden-Banjul machen durften, sind in solch einer Situation hilfreich und deshalb war das alles auch erträglich. Am nächsten Morgen mit einem feuchten Waschlappen durchs Gesicht, fertig. Aber nach drei Tagen wünscht man sich dann doch eine Dusche, weil insbesondere der Kopf anfängt zu jucken.

Nach stundenlangem Gewese am Grenzübergang von West Sahara (Marokko) nach Mauretanien steuerten wir bei untergehender Sonne den Campingplatz vor Nouadibouh an. Der ist sehr neu. Wir wurden vom Betreiber eingewiesen und standen auf einem schönem Plateau. Der Mann zeigte Kurt auch gleich, wo Dusche und Toilette waren, und Kurt kam schwärmend wieder! Eines der kleinen Gästehäuser durften wir für unsere Hygienemaßnahmen nutzen, mit gefliestem Fußboden und ganz schick und schön. Die Warmwasserkollektoren auf dem Dach eines jeden Bungalows lies ein fanatastisches Duscherlebnis erahnen und meine Vorfreude auf diesen Körper- und Kopf reinigenden Ritus wuchs ins schier Unermessliche.

Und dann raffte ich meine frischen Anziehsachen, Handtuch und Kulturtasche zusammen, und ging zum Bungalow No. 7. Das Wohn- und Schlafzimmer war wirklich schön, mit kuscheligen Decken auf dem Bett. Die Freude darüber, dass ich dieses nette Zimmer ganz für mich alleine nutzen konnte, um mich nach der ausgiebigen Dusche zu pflegen, einzucremen und was zur allgemeinen Körperhygiene eben so dazu gehört, war riesengroß!

Die Dusche war mit Natursteinplatten ausgelegt und die Duschwanne aus dem selben Material gemauert. Die Dusche hing an einer Halterung an der Wand, so wie man es sich das wünscht, aber leider oft nicht vorfindet. Daneben das Clo, weiß und sauber. Allein der Geruch, der den Raum erfüllte, lies auf Vergessenes im Clo schließen. Deckel hoch und tatsächlich, drei bis fünf meiner Vorgänger/innen hatten wohl vergessen zu spülen. Naja, das war ja kein Problem. Eben ziehen, und alles ist gut. Aber der unauffällige Rinnsal, der dem Spülkasten entrann, hatte einfach nicht die Macht, diesen Braten durch das Rohr zu befördern. Dazu hätte es wohl eher einer 20-Liter-Schwallspülung bedurft. Aber die war nicht in Sicht, also Deckel zu, Nase zu, Dusche an.

Der Wasserstrahl aus der Dusche war eher auf Sparsamkeit eingestellt. Und just, als ich meine Haare schön eingeschäumt hatte, gab er seinen Dienst gänzlich auf. Kein Wasser mehr. Meine Kameraden saßen weit entfernt und frönten dem Pastis, die brauchte ich jetzt nicht belästigen. Helfen hätten sie mir eh nicht können. Also Handtuch um den Körper gewickelt, in den kalten Wind nach draußen, und den Chef gerufen. Es dauerte einige Zeit der Ruferei, bis er erschien. Er schickte mich in Bungalow No. 8. Dort gäbe es noch Wasser. Also raffte ich all meine Sachen zusammen und begab mich in Bungalow No. 8. Wasser gab es hier noch, aber keinen Strom. Kein Strom, kein Licht. Dafür aber einen Handtuchhaken in der Dusch, an den ich meine Taschenlampe hängen konnte.

Die große Vorfreude war aber leider verflogen und ich kehrte zu meinen Kameraden zurück und erledigte dort notdürftig den Rest der Körperpflege. Die Kameraden sind’s gewohnt und ließen mich kommentarlos gewähren.

Es hätte so schön sein können…nach drei Tagen ohne Dusche, in immer dem selben T-Shirt, mit klebriger Haut vom vielen Schwitzen, das bleibt ja nicht ganz ohne Folgen. Der Punkt des sprichtwörtlichen „Nase voll haben’s“ ist erreicht, wenn ich mich selber riechen kann. Was es da zu riechen gibt, ist aber nicht angenehm. Also tatsächlich mag ich mich so nicht mehr riechen. Aber es ist ja mein Geruch?! So rieche ich. Das ist doch o.k., oder?

Heute Morgen habe ich für meinen Toilettengang den Sand gewählt. Klappspaten und Clopapier geschnappt und los. Ein kleines Loch geschaufelt, Spaten in den Sand und als Clopapierrollenhalter missbraucht, Blick auf die Lagunge und der aufgehenden Sonne entgegen, frische Morgenluft. Schöner kann ein Tag kaum beginnen. Und dann passiert es. Es fängt an zu riechen. Um ehrlich zu sein, zu stinken. Boa, was ist denn hier los?! Bin das auch ich? Kann das sein? Ich, beziehungsweise meine Ausscheidungen verbreiten einen derartigen Gestank? Liegt es an mir? Am Essen? Am Trinken? Bin es einfach nur ich?

Tatsächlich passiert zu Hause mit unseren Toiletten nichts Vergleichbares. Alles landet direkt im Spülwasser der Toilette und hinterlässt nur in schweren Ausnahmefällen einen schlimmen Geruch, der aber nach dem Lüften sich in der Atmosphäre schnell verteilt. Das ist es, alles ist darauf ausgerichtet, das wir uns selber nicht ehr riechen, nicht mehr wahrnehmen. Wird alles schnell weggespült. Ab in den Gulli damit. Zack wech. Der pure Verlust der Wahrnehmung des eigenen Seins. Mit all seinen Gerüchen.

Von Marokko nach West Sahara

Von Andrea

Heute war ein ereignisreicher Tag. Die Nacht verbrachten wir auf einen schönen Campingplatz in Sidi Ifni, schon ziemlich im Süden Marokkos. Die Toiletten und Duschen waren nahezu einwandfrei was die Sauberkeit betrifft, und die Duschen waren heiß mit einem knalledicken Duschstrahl. Einfach klasse. Heute Morgen hatten wir dann auch Brot zum Frühstück und danach sind wir aufgebrochen Richtung Camping Roi de Bedouine in West Sahara.

In Gouelmim im Süden Marokkos fiel mir auf, dass parallel zur Straße eine neue Straße gebaut wurde. Die Monsterbaustelle begleitete uns bis hierher, ins Camp Roi de Bedouine. Allem Einschein nach wird die alte Straße zu einer 4-spurigen Autobahn ausgebaut, über mehrere Hundert Kilometer, unterteilt in zahlreiche Einzelabschnitte, an denen parallel gearbeitet wird. Ein gigantisches Straßenbauunterfangen. Ich bin wirklich beeindruckt.

Von Sidi Ifni am Meer ging es zunächst wieder zurück zur N1 und dann Richtung Goulmim. Bis dahin war das Land von Kakteen geprägt, die, an denen auch die Kaktusfeigen wachsen, die hier überall auch verkauft werden. Ab Goulmin wurde die Landschaft trist, mit kniehohem Buschwerk bewachsen.

In Tan Tan machten wir dann Mittagspause. Von hier an gab es dann auch mehr und mehr Sanddünen neben der Straße. Die Sahara ist nicht mehr zu leugnen.

Unterwegs ist Kurt dann mal schön geblitzt worden. Immer mal wieder, eigentlich recht häufig, sieht man Polizei mit Blitzgeräten an der Straße. Aber was soll man sagen, plötzlich hat es uns getroffen. Markus und Knut im Auto hinter uns hatten natürlich Glück. Aber wir mussten schmücken. 15 Euro! Kurt war mal richtig sauer…Aber der Beweis war eindeutig, auch wenn Kurt nichts auf dem Film der Kamera erkennen konnte…naja, wir haben’s überlebt.

Jetzt sitzen wir im Camp Roi de Bedouine, bekannt für seine einzigartige Lage in der Wüste und sein kaltes Bier, das erste seit Spanien. Gleich gibt es Nahrung: Kamel Tajine mit Honig, Nüssen und Datteln.

Bis hierhin war es ein Stück Weg!

Von Andrea

Camping am Atlantik 1

Von Fés nach Casablanca führte uns der Weg stundenlang durch landwirtschaftlich intensiv genutztes Gebiet. Korkeichenhaine, ganz viel Olivenhaine, aber auch Wein, ansonsten waren die Felder abgeerntet und nur selten konnte man Tröpfchenbewässerung sehen. Überwiegend ist die Landwirtschaft wohl vom natürlichen Niederschlag abhängig.

In Casablanca haben wir es nun endlich geschafft, die drittgrößte Moschee der Welt nach Mekka und Medina besuchen zu können. Es ist ein bombastischer Bau, oder besser, eine ganze Anlage. Fotos dazu werden wir dann auf Wunsch mal zeigen.

Von Casablanca ging es dann Richtung Süden auf einen Campingplatz. Dort waren wir die einzigen Gäste und die Duschen waren nicht warm. Deshalb verkneiften sich die Männer wohl auch das Duschen. Sind sind halt Warmduscher, im wörtlichen Sinne.

Heute Abend sind wir auf einem Surfercampingplaltz hoch über dem Atlantik angekommen. Vom Strand selbst haben wir nichts mehr gesehen weil wir nach der Ankunft erstmal einen Sundowner nehmen wollten. Es war doch wieder ein langer Tag mit einer Mittagspause in Essaouira. Jetzt sitzen wir hier, und die Jungs streiten sich, wer zuerst unter die kalte Dusche geht. Knut war schon, und die anderen beiden, so befürchte ich, sitzen es aus….

Drei gestandene Männer und ich

Von Andrea

Das ist dann vielleicht doch mal erwähnenswert. Wir machen diese Reise zu viert: Kurt und ich, und Markus und Knut. Bisher hatten wir es wirklich gut und es ging immer sehr lustig zu. Morgens kocht einer Kaffee, das bin bisher nie ich gewesen. Dazu gibt es, was gerade da ist, meistens ein, zwei Kekse. Nach einer Stunde sind wir „on the road“. Abwaschen müssen wir auch. Das wechselt sich ohne große Worte ab. Gestern Abend waren Kurt und Markus dran. Eigentlich wollten sie ja nicht mehr, aber draußen sollte das schmutzige Geschirr nicht stehen bleiben, weil es Hunde gab, und im Auto wollte ich die Dämpfe der Überreste vom Ravioli nicht die ganze Nacht einatmen müssen. Als ich dann später im Waschraum für die Frauen meine Zähne für die Nacht auf Vordermann brachte, kamen Kurt und Markus fröhlich mit dem Geschirr dort hinein mit dem Argument: Geschirrspülen ist Frauensache, deshalb sind wir hier. – Hm, ja, okay. Hauptsache, ihr macht euren Job.

Es ist also davon auszugehen, dass wir alle gemeinsam bisher eine sehr entspannte und lustige Zeit hatten. Und das soll auch so bleiben!

Vom Campingplatz in der Nähe von Asilah nach Fés

Von Andrea

Endlich richtig ausgeschlafen. Und dann eine kalte Dusche. Frisch wie ein Fisch im Frühling fühlte ich mich. Die Jungs taten so, als hätten sie heiß duschen können. Wer’s glaubt…..

Wir brechen auf nach Fés. In einer kleinen Stadt unterwegs verloren wir den Sprinter. Angeblich waren wir falsch herum in eine Einbahnstraße (!) gefahren. Diesen Fehler wollten die Sprinterfahrer nicht machen. Wir verloren uns, hatten zweitweise keinen Funkkontakt mehr, fanden uns wieder und amüsierten uns über die Einbahnstraße…:-)

In Ouezzane machten wir Mittagspause.

Rührei mit richtig leckeren Oliven