Bevor wir die Vanette hatten, sind wir mit der Honda an den Strand gefahren. Trotz unseres Wagens versuche ich immer noch das Motorrad am Laufen zu halten. Jetzt waren die Stossdämpfer dran. Bei der Einreise wollten sie sogar Zoll für die nagelneuen Teile, aber das konnten wir noch einmal abwenden. Beim Einbau derselben stellte ich allerdings fest, dass die Augen der Stossdämpfer zu gross waren. Zum Glück lag noch ein Satz kleinerer Augen bei. Trotz intensiver Bearbeitung mit dem kleinen 200 Gramm Hammer liessen sich die Augen nicht austreiben. Es brauchte eine hydraulische Presse. Hier dachte ich an die LKW-Werkstatt der „ Blue Kitchen“. Gesagt, getan, ein frisches gezapftes Bier im „Blue Kitchen“ ist immer ein Argument. Was ich nicht bedacht hatte, bei den neuen Augen handelte es sich um zwei kleinere und zwei grössere. Aber anstatt je ein kleines und je ein grösseres Auge an einem Stossdämpfer zu verbauen wurden an einem Stoßdämpfer zwei kleine und am Anderen zwei grössere verbaut. Das konnte nicht passen. So habe ich mir einen Stossdämpfer zurecht gebaut und musste heute noch einmal hin. Gezapftes Bieg gibt es leider immer noch nicht. Die Brauerei ist in den Senegal verlagert worden, und so gibt es die wildesten Biersorten aus Portugal, Dänemark und Deutschland. Aber keine Pfandflaschen mehr, nur noch Büchsen und Einwegflaschen. Nach dem Wechseln der Zündkerze springt das Motorrad übrigens auch wieder auf den ersten Kick an?
Zuhause
Von Andrea
Nach über 20 stündiger Anreise saßen wir gestern Abend um elf Uhr bequem im Sessel und tranken eißkaltes Bier aus unserem Kühlschrank. Wir sind zu Hause. Das riecht vielleicht nach einer Überdosis Pathos, oder exzessiver Gefühlsduselei, aber so fühlte es sich eben an.
Die Empfangshalle vom Flughafen ist jetzt fertig. Sie ist schön geworden. Zwei voll funktionierende Gepäckbänder, schöne Beleuchtung, Videowände…wirklich chic. Auch wenn mir der etwas morbide Charme von früher fehlt…
Noch in Deutschland hatte ich mit Sergo, der Chefin der für die Gästezimmer zuständigen Mitarbeiter in Jawlas Rainbowlodge, korrespondiert und sie gebeten, vor unserer Ankunft unser Hause von innen zu putzen: „…weißt Du, dass soll so aussehen, wie es auch bei Euch in der Lodge in den Gästezimmern aussieht…“ Sergo hat mit ihrer Schwester Mariama, die sonst schon immer mal kam, um kurz durchzuwischen, oder Wäsche für uns zu waschen, dann an zwei Tagen ganze Arbeit geleistet. Es erwartete uns eine blitzblank gewienerte Wohnung! Das war toll. Bisher hatten wir die erste Nacht immer in der Lodge übernachtet, um dann am nächsten Morgen hier her zu kommen, um dann Stunden mit putzen zu verbringen. Das fand ich schon immer doof. So ist es besser.
Heute Morgen saßen wir dann wieder an unserem Frühstückstisch unterm Mangobaum, der voller Früchte hängt, die aber leider noch weit davon entfernt sind, einen Reifegrad zu haben, bei dem man sie auch genussvoll essen könnte. Und als gingen uns irgendwo die Projekte aus, vielen uns bei Begehung und detaillierter Betrachtung unseres Grundstücks sehr viele Dinge ein, die anders sein sollten. So werden wir einen definierten Komposthaufen anlegen und Mülltrennung betreiben. Etwas anderes, als Müll zu verbrennen, geht hier zwar nicht, aber diese ganzen elendigen Alu-Dosen lassen sich nicht verbrennen und deshalb sollen sie in einem Behälter, in dem sie in aller Ruhe vergammeln können, gesammelt werden. Es geht nicht, man kommt um Blech- und Aludosen nicht herum! Und dann wollen wir noch einen definierten Brennplatz anlegen, damit meine Nerven nicht immer so belastet werden, wenn da mal wieder ein riesiges Feuer entfacht wird, was sich über das ganze trockene Zeug, dass hier so herumliegt, fortsetzen könnte.
Außerdem müssen einige Palmwedel abgeschlagen und Äste abgesägt werden.
Louis, der seit März bei uns den Watchman macht, hat bisher leider keinen anderen watchman finden können. Er wollte das unbedingt selber machen, nannte auch nachvollziehbare Gründe, weshalb er selbst einen neuen finden wollte, aber bisher war er damit nicht erfolgreich. Vorhin hat er uns zugesichert, bis November, wenn wir das nächste Mal hier sind, diesen Job noch zu machen, aber dann sollte das jemand anderes übernehmen. Da müssen wir jetzt also nochmal Ausschau halten. Eigentlich kennen wir doch einige Leute, die gerade auch durch die Corona bedingte schlechte Lage im Tourismus arbeitslos sind. Aber die meisten Leute leben bei ihren Familien im Großfamilienverband, wo einige wenige arbeiten und die anderen damit dann unterstützen. Die bleiben lieber in ihrer Großfamilie, als hier allein zu leben.
Autozulassung
Von Andrea
Es wird Zeit, auch mal was Positives zu Gambias Offiziellen zu schreiben. Die Anmeldung meiner Nissan Vanette ging nämlich flott und effizient. Freundlicherweise hatte Banna mir seinen Cousin zur Seite gestellt, der mir dabei half, die richtigen Büros und die richtigen Worte zu finden. Ein Bild von Mann! So schön!!!
Mit diesem schönen Mann, Mamoud, habe ich mich Montagmorgen um 10.00 Uhr getroffen, und Mamoud war pünktlich wie die Feuerwehr! Sehr gut! Zunächst ging es zur Polizei, um mein Auto registrieren zu lassen und ein Nummernschild zu beantragen. Der Polizist füllte ein Formular aus, zu dem er mir einige Fragen stellen musste, z. B. Was für ein Autotyp, groß, oder klein, Farbe (!), Diesel oder Benzin, …. Mit all diese Informationen und noch mehr füllte er das Formular aus. Einige der Angaben gab er dann auch in sein Computersystem ein, dass dann wiederum diese Wunderschöne Nummer ausspuckte. Nach WCR für West Coastel Region folgt die 5200 A. „Oh“, schwärmte der Polizist, ich sei eine sehr, sehr glückliche Frau heute Morgen. „Hä?“ „So eine wunderschöne Nummer! Da haben Sie aber ein riesen Glück!“ Da könne ich mich aber freuen, über so eine wunderschöne Nummer. Ja, dann freute ich mich. Er wollte es ja so.
Anschließend mußte ich bei der Bank gegenüber der Polizei Geld für die Autoanmeldung bezahlen. Die Bank ist sehr schön kühl klimatisiert, ist sehr sauber, mit Marmorfußboden, riesigen Fernsehbildschirm an der Wand, und hat im Obergeschoss extra einen Schalter, an dem man die Bezahlung für die Autoregistrierung vornimmt. Es gab keine Schlange, wir kamen sofort an die Reihe. Mit dem Einzahlungsbeleg gingen wir zur Versicherung, die gleich nebenan ihr Büro hat. Dort wurden wir ausführlich über die verschiedenen Versicherungsarten aufgeklärt und ich entschied mich für die günstigste Variante. Darauf bekam ich meine Versicherungspolice, die ich immer im Auto aufbewahren müsse!!!! Nun ging es mit Einzahlungsbeleg und Versicherungspolice zurück zum Polizisten. Dort durfte ich nun das Formular unterzeichnen und mein Antrag wurde per Internet nach Banjul in die Nummernschildpräge geschickt.
Nun benötigte ich noch einen Sticker, der belegt, dass ich die Straßenbenutzungssteuer bezahlt habe. Dafür mussten Mamoud und ich einen etwas längeren Weg quer durch das Marktviertel hinter uns legen. Dort bezahlte ich die Straßensteuer und im nächsten Raum, der so kalt klimatisiert war, dass man das Fenster geöffnet hatte, um Erfrierungserscheinungen entgegenzuwirken, bekam ich dann den Beleg, dass ich die Steuer bezahlt habe. Zurück zur Polizei zur Straßensteuerabteilung bekam ich dann den Sticker, der belegt, dass ich die Straßenbenutzungssteuer bezahlt habe. Den muss ich in die Fensterscheibe kleben, damit die Polizisten an den gelegentlichen Kontrollen sofort sehen können. Tja, und schwubs waren wir in nur knapp zwei Stunden durch! Und, kaum zu glauben, am nächsten Morgen um 10.00 Uhr konnte ich meine Nummernschilder entgegen nehmen. Und noch einmal schwärmte der Polizist, was ich doch für ein Glück hätte, so eine schöne Nummer bekommen zu haben.
Ich hab dann mal nachgefragt und in Erfahrung gebracht, dass die Leute gern so eine schöne Nummer wie ich hätten, weil sie gut zu merken ist! O.k.! Mit persönlich gefällt vor allem das „A“ im Nummernschild. „A“ wie Andrea!
Irgendwann ist alles zu Ende
… so auch der schönste Urlaub. Eigentlich wollten wir nach dem Kofferpacken und aufräumen noch an den Beach fahren, aber dann war uns das doch zu viel Stress. Also gammelten wir noch am Haus herum. Der Sprinter wurde noch komplett entleert und entgültig geparkt, Nummernschilder abgebaut, da er in Deutschland noch abgemeldet werden muss. Die Vanette wurde direkt daneben geparkt mit ihren nagelneuen gambischen Nummernschildern.
Der fertiggewordene Store wurde eingeräumt und dann ging es mit Mamadou gegen 16 Uhr auch schon los zum „Blue Kitchen“. Dort wollten wir vor der Abreise noch etwas essen und noch ein, zwei Humpen Zapfbiet geniesen.
Das Flugzeug startete pünktlich um 21:40 in Banjul und war um 3:40 in Barcelona. Jetzt galt es fast 7 Stunden rumbringen, wo es hier keine ordentlichen Schlafgelegenheiten gab. Aber wo ein Wille da ein Weg.
Die Autos
Diesmal sind wir mit zwei Autos losgefahren, einen Mercedes Sprinter, 312D, Baujahr 1996, knapp 300.000 km für Jawla von der Rainbow Lodge und einer Nissan Vanette, Baujahr 1998 und 70.000 km auf dem Tacho. Eigentlich wollten wir diesen Wagen auch verkaufen, aber Andrea hat sich wieder in diesen Wagen verliebt und wollte auch gern einen Wagen vor Ort haben. Alles in allem sind beide Wagen hervorragend gefahren, wenn auch die Sprinter Windschutzscheibe sich einen Riss zugezogen hat und dich die seitliche Verklebung derselben gelöst hatte. Dadurch wurde der Riss immer länger, so dass wir die Scheibe noch einmal mit Gaffer Tage nachgeklebt werden. Da dasselbe auch auf der anderen Seite passierte, klebte Knut dort auch noch mal nach. In der Vanette hat sich durch das ganze Gerappel das Solar Alpaka irreparabel zerstört. Die Solarzelle hatte sich herausgerappelt und ist verschwunden. Auch hat das Differenzial einen Schaden genommen und knarrt morgens ganz fürchterlich. Ich hatte es noch einmal mit etwas Öl probiert, aber Mamadou, unser Lieblingstaxifahrer hat bei einer Probefahrt festgestellt, dass er das Geräusch ziemlich eindeutig kennt und es einfach zu reparieren geht. Andrea will das beim nächsten Urlaub nit ihm mal angehen. Dazu muss der Wagen ins ca 25 km entfernte Brikama gefahren werden, wo das Differenzial geöffnet wird, um festzustellen, um welches Lager es sich handelt. Das wird dann in Serekuna gesucht/geholt und eingebaut. Das soll einen ganzen Tag dauern und mit Arbeitslohn ca 60 Euro kosten, wenn Mamadou und nicht Andrea den Wagen in die Werkstatt fährt. Mal sehen, ob das klappt.
Rückblicke
Die ersten drei Stunden der Strecke von Nouadibouh im Norden Mauretaniens nach Noukchot fuhr ich. Es war super anstrengend, weil es sehr stürmisch war und der Sturm soviel Sand über die Straße wehte, dass man die Straße selbst nicht sehen konnte. Das war in diesem Streckenabschnitt besonders doof, weil der Asphalt durch die Hitze geplatz war, und sich aufgeworfen hatte. Das ergibt dann einen sehr unruhigen Untergrund. Mal war die Straßenoberfläche so aufgerissen und man musste vorsichtig fahren, mal war sie gut, je nach dem, welches Material eingebaut war.
Der Djana Dam, der im Süden Mauretaniens zu einer der Grenzübergänge in den Senegal führt, ist in der Regenzeit nicht befahrbar. Als wir hier ankamen, war er wohl erst seit zwei Wochen frei gegeben. Die 40 Kilometer lange Strecke waren eine Herausforderung für Fahrer und Fahrzeug. Tiefe Spurrinnen im knallharten Lehm machten das Fahren zu einer Gedulds- und Nervenprobe und verlangte vom Fahrer, in diesem Fall Kurt, viel Mut und Geschick. Ein LKW passierten wir, den hatte es umgelegt.
Er lag auf dem Dammböschung auf der Seite. Ein Kranfahrzeug, dass den LKW wahrscheinlich aufrichten und abschleppen wollte, geriet selber in Schieflage, halb auf dem Damm, halb auf der Böschung. Dank der ausgefahrenen Stützstempel konnte er so weit ein komplettes umkippen verhindern. Später kam uns ein weiterer Kran-LKW entgegen….
In Fés in Marokko hatten Kurt und ich wunderschöne Lampen für unser Haus gekauft. Außerdem ein aus Messing getriebenes Waschbecken und einen größeren runden Teller aus Bronze. Wir verpackten die Lampen jeden Morgen in Kurts Schlafsack, damit sie während der Fahrt nicht hin und her purzeln können, oder kaputt gehen. Das bedeutete auch, dass wir jeden Abend unser Auto umräumen mussten, wenn wir schlafen gehen wollten. Mit der Folge, dass man sicher irgendetwas unter den Lampen auf den Fahrer- und Beifahrersitzen vergrub, dass man dann dringend brauchte und suchte….
Die zwei Wochen Fahrt haben trotz aller durchaus vorhandenen Strapazen sehr viel Spaß gemacht. Während des Fahrens hatten wir ja nur mal über das Walkie-Talkie Kontakt, oder während der Mittagspause. Die Abende, die eigentlich immer windig und kalt waren, verbrachten wir geschützt durch unsere Wagenburg und erzählten Geschichten, kochten gemeinsam Essen und hatten immer viel zu Lachen. Es war eine schöne Zeit!
Schlangen
Von Andrea
Auch dieses Mal gab es Schlangen auf unserem Grundstück. Vier Stück fanden wir von ihnen beim Graben der Kabeltrasse. Sie waren nicht größer als Regenwürmer. Und wenn man nicht genau genug hinschaute, hätte man sie für einen halten können. Aber Sinoreh warnte uns, diese kleinen Biester seien überhaupt die giftigsten von allen. Ein Biss von ihnen, und man würde es nicht mehr vom Grundstück schaffen…
Wir waren skeptisch. Damit eine Schlange beißen kann, muss sie doch so ein großes Maul haben, dass sie es weit genug für einen Biss auseinander kriegt. Wir haben also eines dieser Miniexemplare in eine leere Wasserflasche gepackt und sind damit zur Schlangenfarm gefahren, um sie bestimmen zu lassen. Das Ergebnis war äußerst beruhigend. Es handelte sich um kleine, nicht ausgewachsene Shofle Head Snakes, die nicht giftig sind. Weil der Boden seit der Regenzeit noch nicht so tief ausgetrocknet ist, halten sie sich noch recht flach unterhalb der Erdoberfläche auf. Aber auch wenn diese Schlangen nicht giftig sind, kann ein Biss zu üblen Entzündungen führen. Und man kann sie mit einer anderen Schlangenartig verwechseln, deren Kopf nicht flach, sondern rund ist. Diese Schlangenartig ist dann zwar giftig, aber nicht lebensbedrohlich.
In Sanyang
Von Andrea
Bald holt uns der Taxifahrer Mamadou ab. Es geht zum Flughafen und dann nach Hause. Die Stimmung ist etwas getrübt, es ist schön hier und wir würden alle gern noch bleiben.
Markus hatte sich bald überlegt, doch lieber bei uns im Haus zu schlafen, anstatt bei Jawla am Strand. Die letzten zwei Wochen, nachdem wir Knut zum Flughafen gebracht hatten, sahen etwa so aus:
Kurt und Andrea stehen morgens auf, Kurt setzt Kaffeewasser auf, Andrea macht sich im Bad fertig. Dann kehrt auch Markus aus dem Land der Träume zurück und wir trinken Kaffee, ein Stück Obst dazu, ein Keks, oder was auch immer.
Ab neun Uhr wurde dann gearbeitet. Kurt und Markus verlegten Stromleitungen, installierten Lichtschalter und Glühlampen und hingen die in Marokko gekauften Deckenlampen auf. Das war alles gar nicht so einfach und nur so ohne weiteres möglich, weil wir uns die lange Aluleiter unseres Nachbarn Thorsten leihen konnten.
Mein Job war es derweil, das Auto anzumelden, Geld zu tauschen, Geld zu holen, Geld zu bezahlen, die Handwerker zu organisieren. Leider war unser Baumeister Louis im Juli und August wegen Rücken aus dem Verkehr gezogen, und so sind einige Sachen liegen geblieben, die eigentlich schon fertig sein sollten. Diese Arbeiten werden jetzt nachgeholt und sind dann hoffentlich erledigt, wenn ich im März wiederkomme.
Um die Mittagszeit sind wir drei dann zum Strand gefahren, haben dort Mittag gegessen und haben Urlaub gemacht. Gestern sind wir lange dort geblieben und haben zum Abschluß unserer Zeit hier einen wunderschönen Sonnenuntergang im Meer erleben dürfen. Dinner am Strand und dann nach Hause.
Jungfernfahrt, oder: Alte Möhre, alter Motor
Von Andrea
Katja hat ja nun geklärt, dass „Möhre“ nichts diskriminierendes an sich hat. Deshalb nutze ich diesen Begriff einfach mal um den Zustand des Bootes zu beschreiben, an dem der Außenboardermotor seinen Platz gefunden hat.
Unser Freund Banna hatte darum gebeten, ihm einen Yamaha Außenboardermotor aus Deutschland mitzubringen. Mit seinem ewig unzuverlässigen Hondamotor kennt sich hier niemand richtig aus, und er will doch mit seinem kleinen Boot Touristen auf dem Gambia den Hippos näher bringen. Also fand Markus einen günstigen Yamaha Motor, den ich mit Abdul und Shade in Lübeck abholte.
Mittwoch brachten wir den Motor, nachdem er hier von Fachleuten durchgecheckt wurde, nach Janjanbureh. Aber das Boot, das Banna gehört, lag kopfüber am Flussufer. Der Motor sollte an ein anderes Boot. Eines aus Eisen. Das gehört dem Kompagnon von Banna. Sie wollen damit sowohl Touristen die Sehenswürdigkeiten des Gambiaflusses näher bringen, wie den kleinen Fährverkehr zwischen Mac Carthy Island, kurz Makkattie genannt und ausgesprochen, und der Northbank, also dem nördlichen Ufer des Gambia Rivers, unterstützen.
Markus und ich hatten beschlossen, diesen wirklich nicht sehr teuren Motor Banna zu schenken, bzw. Ein paar Biere würden uns schon froh stimmen. Statt dieser Biere luden Banna und sein Kompagnon uns drei, also Kurt und mich und Markus zu einer „Jungfernfahrt“ auf dem Fluss ein.
Kurt hatte zuvor geäußert, dass er gern die nächste Radiostation besichtigen würde, wenn das möglich sei. Da diese sich in Bansang, ein Ort am Fluss befindet, schlug ich vor, dort mit der Möhre hin zu tuckern. Gesagt, getan. Die Möhre lag im Wasser, der Yamaha Motor war gesattelt, Brot, Bananen und Wasser gelöscht, und schon ging es los, auf große Fahrt. Banna und sein Kompagnon luden uns zur „Jungferfahrt“ ein. Wenn Jungfer von Jungfrau kommt, dann wird das Ensemble aus Boot und Motor diesem Begriff nicht ganz gerecht. Allein das Zusammenspiel aus Boot und Motor sind quietsch neu, deshalb ließen wir den Begriff Jungfernfahrt einfach mal so im Raum stehen.
Während der zweistündigen Fahrt hatte ich reichlich Zeit, die Möhre in Augenschein zu nehmen. Ein Gerippe aus T-Eisen galt einst der Statik des Bootes. Jetzt hing es nurmehr an den Seitenwänden fest verschweißt, aber ansonsten hing es frei im Raum. Der Boden der Möhre war aber vielfach geschweißt und geflickt, hält aber, was er nicht eben verspricht.
Wir landeten nach zweistündiger Fahrt in Bansang an und besichtigten tatsächlich den dortigen Radiosender. Check Check von der Check Check Family hatte Dienst und freute sich sehr über unseren Besuch.
Nach einem ausführlichen Rundgang durch die Radiostation verabschiedeten wir uns und fuhren mit der Möhre wieder zurück nach Janjanbureh, nicht ohne unterwegs noch wild aufgeregte Flusspferde zu beobachten, die uns schließlich mit rotierendem Schwanz deutlich machten, dass wir dort nichts zu suchen hätten, und wenn wir uns nicht sogleich verpissten, es für uns übel enden könnte. Wir trollten uns mit der Möhre. Und schließlich kamen wir bei Bannas Lodge am Ufer des Gambia Flusses an. Die Jungfernfahrt verlief ohne grössere Probleme. Zwar wurde unterwegs die ein oder andere Zündkerze ausgetauscht und verschiedene andere Manöver begangen bei denen ich hoffte, dass bloss keine Schraube oder sonstige wichtige Bestandteile des Motors ins Wasser fallen würden, aber am Ende der Flussfahrt liefen sogar alle zwei Zylinder und der Steuermann gab mal so richtig Vollgas, damit wir feststellen konnten, dass es bis zum Wasserski noch ein paar PS hin ist….
Kaum hatten wir in Janjanbureh bei Bannas Lodge angelandet, verschwand der Kompagnon mit der Möhre auch schon wieder, um seine ersten Fährgäste zu empfangen und ans andere Flussufer zu holen. Er tat das noch ein paar Mal, während wir bei Bannas Lodge am Fluss saßen und Bier trinkenderweise ihm dabei beobachteten, die Gästezahl mit dem Fährpreis multiplizierten, so seinem Tagesumsatz errechneten und schließlich sehr glücklich über diesen gelungenen Tag resümierten.
Die wundersame Geschichte des clearing agent
Von Andrea
Es war ein Freitag, als wir nach Gambia einreisten. Das Wochenende galt dem moslemischen Fest zum Geburtstag Mohammeds. Das ist in etwa wie Weihnachten. Wer kann, schenkt. Ansonsten wird gegessen und getrunken. Kein Alkohol natürlich.
Nun begab es sich ja so, dass ich dem clearing agent 75000 Dalasi für die Verzollung der Fahrzeuge und sein Lohn eingeschlossen bezahlt hatte. Da Bank und Zoll bereits geschlossen hatten, konnte der agent das Geld nicht mehr einzahlen. Er wollte es mir auch nicht zurück geben, weil er dann die Verzollung am Montagmorgen nicht hätte erledigen können, und ich wollte ja, dass er mir am Montag die Zollpapiere nach Sanyang bringt.
So überließen wir ihm das Geld mit einem dumpfen Gefühl in der Magengegend, jedenfalls in meiner. Das es am Ende zur Erstellung der Zollpapiere für die beiden Autos am Donnerstag kam, begründete er wohl folgendermaßen:
Ein Bekannter von ihm ist übers Wochenende zu den Feierlichkeiten anlässlich Mohammeds Geburtstag in sein Dorf gefahren. Dem hat der agent das Geld mitgegeben. Warum? K.A. Leider kam der Bekannte aber am Montag nicht aus dem Dorf zurück, ergo auch nicht das Geld. Auch am Dienstag kam der Freund mit dem Geld nicht zurück. Während der agent mir am Telefon noch zusicherte, abends die Zollpapiere zu bringen, war er am anderen Ende des Telefons dabei, seinen Freund zur Rückkehr zu bewegen, Rückkehr samt Geld. Aber weder der Freund, noch das Geld kam. Da er sich nicht traute, mir diese Geschichte zu erzählen, tischte er mir eine andere auf, nämlich dass er auf dem Weg zu mir am Dienstag noch bei einem anderen Klienten vorbei schauen musste. Als er dann in Sanyang ankam, bemerkte er, dass er bei ebendiesem Klienten sein handy liegen lassen hatte. So konnte er mich nicht anrufen, als er in Sanyang war, und mich nicht finden. So musste er leider unverrichteter Dinge wieder die weite Reise nach Banjul zurück antreten. Und das so spät abends.
Am Mittwochmorgen rief der agent mich um viertel vor acht Uhr an, er würde die Papiere ab 12.00 Uhr vorbei bringen. Ich fing ein ziemliches Theater mit ihm an, weil wir uns um 9.00 Uhr mit Banna in Brikama treffen wollten, um dann gemeinsam nach Janjanbureh zu fahren, wo Banna wohnt. Es sind rd. 300 kam, die wir nicht in der Mittagshitze fahren wollten, denn z.Z. Ist es hier sehr heiß. Der agent sagte zu, kam aber natürlich nicht zum Treffpunkt in Brikama. Banna telefonierte dann hin und her und auch mit dem agent, aber es half alles nichts.
Donnerstag rief Banna dann den Chief im Büro an und hatte Glück, dass der agent just im Büro des Chiefs saß und man gemeinsam Geld zählte. Der chief schien nicht sehr amused darüber, dass wir unsere Papiere noch immer nicht hatten. Er würde das klären. Zwei Stunden später rief Bannas Freund an, er hätte die Zollpapiere soeben erhalten.
Wie die Geschichte mit dem Bekannten mit unserem Geld in seinem Dorf ausgegangen ist, wissen wir nicht. Ob der agent das Geld je wiedergesehen hat, ebenfalls nicht. Was an dieser ganzen Story wahr, oder falsch ist, werden wir ebenfalls nie in Erfahrung bringen. Für uns zählen nur die Zollpapiere.