Die Händlerinnen von Kalagi

Die sollen hier unbedingt nicht unerwähnt bleiben, die Händlerinnen von Kalagi.
Auf der Fahrt durch das Land gibt es nicht nur diverse, mitunter anstrengende, Polizeistopps, sondern auch Bushaltestellen. An diesen Stopps kommen dann diverse Frauen ans Fahrzeug und preisen und verkaufen ihre Sachen, meist Essbares wie sogenannte pancakes, kleine runde, in Öl  ausgebackene süße Teigkügelchen, Bananen, kaltes Wasser, Baobabeis an.
In Kalagi fanden wir bei diesen Frauen im Schatten eines  Mangobaumes Raum und Ruhe vor diesem schlimmen Officer in Charge an. Diese Frauen! Insbesondere eine von ihnen, waren so ein Trost! Sie halfen uns mit ihrem Mitgefühl und vor allem ihrer Führsorge durch den Tag. Eine nahm meine Hände in ihre um mich zu trösten, sprach mir gut zu. Sie besorgte mir eine Matte, auf der ich mich ausruhen sollte. Was ich gern annahm und tat. Sie gaben Kurt dieses leckere Halbgefrorenen Baobabeis und luden uns zum Essen ein.
Wir danken Euch Frauen von Kalagi. Ich werde Euch nie vergessen!

Fleurop auf gambisch

Tja, was soll ich sagen? Wir, bzw. Kurt, hat das Thema Baoba so weit gestreut, dass heute Morgen recht früh (wir blieben heute etwas länger im Bett wegen Hamatan und kalt draußen) ein Taxi vorm Tor hielt, einer pocherte ans Tor, Ali öffnete, und da war ein Taxifahrer und lieferte einen kleinen Baobab Baum ab. Mit freundlichen Grüßen von Jawla. Fleurop auf gambisch. Was nicht alles geht?!

Baobabsie

Was uns in einer langen Versuchsreihe nicht gelungen ist – halt, Moment mal.
Vor einigen Jahren hatte ich Baobabsamen von Gambia mit nach zu Hause mitgenommen genommen nommen. Kann man hier samt des weißen Fruchtfleisches, aus dem sich prima gesunder Saft aber auch lecker Eis machen lässt, auf dem Markt kaufen. Also Samen im winterlichen Arpke in die Erde, warm gestellt, Wasser drauf, gewartet, und gewartet, und gewartet, und nichts ist passiert. Der Ehrgeiz war geweckt. Samen im Internet bestellt. Vielleicht waren ja die Samen aus Gambia zu alt, zu schlecht….genau nach Anleitung die neuen Samen vorbereitet, also angeritzt, in warmem Wasser zwei Tage quellen lassen und dieses ganze Schisslawäng…..Nichts ist passiert.
Wir haben jetzt das Thema Baobabbaum in der Community gestreut. Kurt hat der Ehrgeiz erneut gepackt. „Ich will einen Baobab!“ Waren seine zum Glück nicht letzten Worte. Der juiceman meines Vertrauens, Ibrahim, schenkte dem Verzweifelten eine Hand voll Samen, die der Mann meines Vertrauens auch sogleich, gemischt mit einer amtlichen Menge cowpoop, in die Erde brachte. Zwei Mal am Tag wurde gewässert! Eine Woche später: von den 20 Samen waren 15 aufgegangen. Neues Problem: was machen wir mit den ganzen Baobabs?

Der Maler

… und dann war da noch die Geschichte mit Herrn Gomez 52. Vor unserem Guniea Ausflug wollte Andrea noch schnell das Haus von aussen streichen lassen. Innen hatte sie sich schon einige Stellen vorgenommen, aber aussen platzte immer wieder die Ölfarbe ab, die uns von Gomez für teuer Geld empfohlen wurde. Diesmal meinte Gomez man muss den ölfarbengestrichenen Sockel mit „white Ciment“ verputzen. Ich bin mit Gomez nach Brikama gefahren und habe dort zwei Sack des „white ciment“ gekauft. Dazu noch ziegelrotes Pigment und weisse Wandfarbe der besseren Sorte. Dazu natürlich auch noch Spachtel, Pinsel und je zwei kleine und grosse Rollen. Das war Donnerstag, obwohl noch genügend Zeit war, mit den Vorarbeiten zu beginnen wollte er erst amSamstag anfangen, Freitag ist ja immer Feiertag.

Am Samstag wurde dann alles lose abgespachtelt, die Ölfarbe mit 60er Schmirgel angeraut und mit der eigens dafür besorgten „ Putzmaschine“ wurde der Sockel verputzt. Am Sonntag stellten wir dann aber leider fest, dass der Putz auch nicht hielt und grossflächig  wieder abfiehl. So viel zu Experten. Das hätte ich so auch noch hinbekommen. Mal 50 Euro und einen Arbeitstag in den Sand gesetzt. Zumindest hat es Gomez noch geschafft das ganze Haus einmal weiss zu streichen. Dann gaben wir ihm noch 2000 Dalassis, damit der noch einmal nach Brikama fahren konnte, um dort noch mehr Farbe zu kaufen, damit wir nach dem Abspachteln des „white ciment“ dort wieder streichen können. Jetzt hat ihn irgendwas geritten und er verlangte noch 2500 Dalassis für das Taxi, wozu wir gar keine Lust mehr hatten. Es kam zum Eklat und zur fristlosen Kündigung. Er bekam die 2000 Dalassis als Lohn und musste sofort das Gelände verlassen. Wir sind dann erst Mal am nächsten Tag nach „Guinea“ gefahren.

Jetzt haben wir in einem Tag das Haus selbst gestrichen und haben festgestellt, das Gomez mit dem ganzen neu gekauften Werkzeug verschwunden ist. Beim heutigen Anruf „ gestand“ er auch allen in seinen Rucksack gepackt zu haben. Er wollte das aber sofort wieder vorbeibringen.

Bis jetzt war war noch nicht da.

18 Uhr

Da stand Momodou vor uns und sagte:“ Gib mir mal die Autoschlüssel, wir fahren jetzt.“ Größer hätte meine Verwunderung nicht sein können. Er holte das Auto, wir stiegen ein und fuhren nach Hause. Momodou war mit dem Bus gekommen, zahlte Mr. Maneh den Unkorruppbaren, 1000 Dalasie und schwupps, war die Show vorbei. Wir konnten endlich nach Hause,

Der Meisterschüler

Er heißt Yaya Maneh. Allein, dass er mir diese Frage nach seinem Namen beantworten musste, hat ihn extrem sauer gemacht.
Das claringpaper war nicht korrekt. Das haben wir erst nach sieben Stunden erfahren. Mr. Maneh, Officer in Charge, war nicht in der Lage, uns zu erklären, was das Problem sei. Er sprach von Kriminellen, die uns diese Papiere ausgestellt hätten und er wollte sie beide, unseren Freund Momodou, der uns die ganzen Dienstgänge abgenommen hatte, und Baldeh, den Agenten von der Versicherungsagentur, persönliche sehen.
Das dieses Clarenspaper so unwichtig ist wie ein Bierglasuntersetzer haben wir lernen dürfen, als Kurt heute morgen zur Versicherung gefahren ist, um ein Original Papier zu bekommen.
Aber Mr. Maneh, Officer in Charge und Herr über Gerechtigkeit und Ordnung, der doch auch nur seinen Job macht, das Fecht vertritt und seinen Pflichten nachkommt, hat uns sieben Stunden auf Trab gehalten. Mal mussten wir sofort in seinem Büro erscheinen, dann schmiss er uns wieder raus. Mal rief er mich über die Mauer hinweg zu sich, ich kam, nein, geh um die Mauer herum zu mir, um mir dann zu sagen: geh Deinen Mann holen (als hätte er das nicht auch über die Mauer hinweg zu mir sagen können).
Er gab uns unsere Papiere fürs Auto und Kurts Führerschein nicht zurück. Ich sagte, lass uns einfach abhauen. Mit dem Auto. Kurt war zu vernünftig. Bis zu dem Moment, als ich zusammenbrach. Aber da bedrohte Mr. Maneh, Officer in Charge uns so, das wir den Mut verloren. Wir waren beide vollkommen am Ende.
Mr. Maneh, Officer in Charge, hatte uns mal wieder in sein Büro gerufen, um seine Schikane an uns fortzusetzen, als er begann, mich in, für mein Dafürhalten, schlicht unerträglicherweise zu beleidigen. „Hör nicht auf Deine Frau! Du hörst viel zu sehr auf sie. Ich höre ihr sowieso nicht zu. Ich habe selber eine Frau, die meint sich in alles einmischen zu müssen, immer ihre Meinung sagenden zu müssen. Da muss….“ Blackout!

Nach dem ersten Satz habe ich das Büro verlassen, dann überkam es mich wie eine riesige Woge. Mein Geist, mein Körper, mein Verstand, mein Selbstverständnis, – alles. Alles schwand.
Ich glaube jetzt zu wissen, was ein Trigger ist. Ich glaube jetzt zu wissen, was ein flashbag ist. Es gab in meinem Leben schon einmal so einen Meisterschüler, Meisterschüler einer Diktatur. Der brachte mich das erste Mal an meine Grenzen. Mr. Maneh, Officer in Charge vollbrachte es ein weiteres Mal. Anders als damals habe ich heute Worte dafür.

148 km bis Sanyang

Wir kommen früh los, in Janjanbureh. Um halb zehn sind wir in Soma, mehr oder weniger halbe Strecke bis Sanyang. Hier gibt es in einer der vielen Garküchen Kaffee und Omelette. Und dann weiter. Gegen elf Uhr erreichen wir den Police stopp von Kalagi, einem Dorf zwischen Soma und Brikama. Meistens winkt man uns einfach nur durch, manchmal guckt man sich unsere Versicherungspapiere und unseren Führerschein an. Hier will der Officer in Charge, Jaja Maneh, das wir rechts ranfahren. „Park your car correctly!“ höre ich ihn sagen, und Kurt tut sein Bestes, in diesem Nirgendwo das Auto correctly zu parken. Mr. Maneh, Officer in Charge, beginnt sein Meisterwerk. Oder zumindest eines seiner Meisterwerke. Die folgenden sieben Stunden sind aus meiner Perspektive das Ergebnis, die Meisterleistung, eines ergebenen Dikatatur-Schülers.

Janjanbureh

Am frühen Abend kommen wir endlich verstaubt und verschwitzt bei Banna in Janjanbureh an. Nein, wir wollen jetzt nichts mehr. Nur ein paar kalte Bier, eine Dusche und dann in ein sauberes Bett.
Wir bekommen alles! Bier, Dusche, sauberes Bett. In Bannas neuer Lodge hat sich seit Juni nach meinem Dafürhalten nicht viel an Veränderung getan. Aber möglicherweise sehe ich die kleinen Veränderungen nicht. Ist auch egal. Alles in allem ist es eine Baustelle. Punkt. Von einer schönen Lodge hundert Jahre entfernt.
Am nächsten Morgen das übliche Programm: Rundgang durchs Dorf, diesmal allerdings und auf meinem Wunsch Besuch des neuen Museums. Hier war bei unserem letzten Besuch noch alles geschlossen, jetzt bekamen wir ein Führung und es ist ein kleines, aber feines Stück gambischer Kultur geworden. Es hat uns wirklich gefallen.
Nachmittags Siesta, abends Essen in Bannas Nachbarlodge, dann in die Falle. Wir wolle morgen zeitig los, die kühle Morgenluft nutzen. Nach Hause. Nach Sanyang.

 

 

 

Mann, dass kann doch nicht wahr sein?

Ist es aber. Anscheinend gibt es im Südsenegal andere Regeln, als im Norden. Dafür gibt es sicherlich viele verschiedene, vor allem auch politische Gründe. Jedenfalls ist das Thema mit dem internationalen Führerschein unseren gambischen Freunden und Bekannten nicht gänzlich unbekannt. Zwar dürfen die mit ihrem gambischen Führerscheinen dort einreisen, aber sie wissen um die Thematik des internationale Führerscheins, den es übrigens auch in Gambia für Gambia zu erwerben gibt.
Wie jedenfalls machen kehrt und entscheiden, jetzt dann eben zu Banna in Janjnabureh zu fahren. Ich ruf ihn an, er ist da, wir können gerne kommen, also fahren wir hin.

Einreise Casamance, Südsenegal

Fein! So weit sind wir schon mal! Yes! Jetzt nur noch einmal Pass und Auto und dann sind wir in der Casamance. Geht doch! Und findest Du nicht auch, dass die Grenzer hier sehr höflich sind?
Pass ist gut. Auto? Auch. Internationaler Führerschein? Wie jetzt? Internationaler Führerschein? Warum internationaler Führerschein? Haben wir nicht! Wir sind doch schon x-Mal durch den Senegal gefahren, mit deutschem Führerschein. „Ca ce ne pas normal.“ sagt er, der Mann vom Wichtigtueramt. Wir stehen da wie angewurzelt. Können es nicht fassen. Verstehen es nicht. Wie kann das sein? Aber der freundliche Mann vom Wichtigtueramt widmet sich bereits weiteren Klienten. Wir bleiben auf der Strecke. Wir müssen umkehren. Zurück nach Gambia. Obrigado e tschau Guinea Bissau.