Tag 21: Riga – Liepaja, km: 4840

Eigentlich wollten wir in Riga zwei Tage bleiben, aber bei dem bescheidenen Stellplätzen haben wir es auf eine Nacht verkürzt. Wir haben es uns aber nicht nehmen lassen uns noch einige interessante Dinge in Riga anzuschauen. Hier ist vor allem die Markthalle hervorzuheben, die es schon seit 1930 gibt. Es war bei seiner Eröffnung nicht nur der größte, sondern auch der beste und modernste Markt Europas. Im zweiten Weltkrieg musste er als KFZ-Werkstatt für die Wehrmacht herhalten und 1949 wurde er zum Kolchosenmarkt umbenannt und war der beste Markt der Sowjetunion. wir schlenderten darüber und kamen direkt in einen Kaufrauf, so daß wir den Markt nach nur einer Stunde wieder verlassen mussten.

Danach ging es dann ins Rigaer Motormuseum, welches 1989 gegründet wurde. Es wurde viele historische Fahrzeuge gezeigt, nicht nur russischer oder lettischer Produktion. Sondern auch westliche Exponate, so z.B. der Auto Union Rennwagen von 1938. Es gab auch einen Unfallwagen von Leonid Breschnew. Begonnen wurde die Ausstellung übrigens durch Exponate von Leonardo da Vincis, der als genialer Konstrukteur von mechanischen Dingen bekannt war. Hier wurde einige seiner Erfindungen nachgebaut, wie z.B. ein Holzpanzer.

Noch schnell einen Kaffee in der museumseigenen Kantine und dann weiter Richtung Liepaja. Hier hatten wir auf dem Campingplatz schon angerufen und ja, er war geöffnet mit warmen Duschen. Eigentlich war er ja zu, aber um uns zu begrüßen war extra ein junger Mann gekommen, der von uns die 34,- Euro pro Nacht kassierte (inklusive Strom).

Es handelt sich hierbei auch um einen Wake Park, der aber gerade geschlossen ist. Im Winter kommen hier nicht so viele Leute her, außer zum Spazieren gehen. So stehen wir ganz allein. Die ganze Nacht schneit es.

Tag 20: Tallinn – Riga, km 4650

Die Strecke nach Riga war eine gut zu fahrende Überlandstrasse mit Tempo 90. Daran haben sich vor allen die LKW gehalten. PKWs fahren auch schon mal schneller. Es wird immer rechtzeitig vor Blitzern gewarnt, und da fahren dann alle ordentlich. Und dann gibt es auch noch Polizeikontrollen. Ich war ganz erstaunt, dass Google Maps auf einmal vor einer Kontrolle warnte und wir bestätigen sollten, ob es die noch gibt. Habe ich so noch nie gesehen.

In Riga kam es dann zur Enttäuschung, da alle Campingplätze geschlossen hatten und wir einige Zeit in der Stadt herumgekurvt waren. Und die Stellplätze, die es gab waren noch nicht einmal schön. Andrea hatte sich schon so auf eine Dusche gefreut. Wieder nichts. Zum Schluss haben wir dann auf einem Wake Board Platz auf einer Insel direkt unter der Satellitenschüssel des Lettischen Fernsehsenders gestanden.

Im Sommer ist das bestimmte ein quirliger Platz, aber im Winter machen die Letten kein Camping. So haben wir lecker gekocht und sind am nächsten Tag weitergefahren.

Riga, sagte wer was von Riga?

Ich glaube, ich habe schon Menschen von Riga schwärmen hören. Aber das kann eigentlich nicht sein. Es ist einer der hässlichsten Orte, die ich bislang gesehen habe. Riga ist mit rund 600.000 Einwohnern keine so große Stadt, aber der Ballungsraum mit weiteren rund 500.000 Einwohnern macht ihn zum größten in den baltischen Ländern. Die Einfahrt ins Zentrum von Riga zieht und zieht und zieht sich, vorbei an Dutzenden und Aberdutzenden Wohnblöcken aus Sowietzeiten – grau, verkommen, vernachlässigt, vergessen, verarmt, hässlich. Die Eingangstüren kleine dunkle Löcher mit Griff – allein beim Anblick dieser Eingangstüren, durch die tagtäglich so viele Menschen ein- und ausgehen, steigt mir der Geruch von alten, modrigen, muffigen, bestenfalls Bohnerwachstreppenhäusern, Urin und Kohlsuppe in die Nase. Hoffentlich muss ich niemals so ein Gebäude betreten! Dicht an dicht stehen sie, graue Plattenbauten, Balkone, auf die sich schon seit langer Zeit niemand mehr getraut hat, mit verrosteten Geländern und schwarz verdreckten Plastikverkleidungen, in denen ich mir ein glückliches Leben einfach nicht so richtig vorstellen kann. Zwischen den Klötzen Gras, ein paar Birken, immerhin. Keine Bank, kein Blumenbeet, Kinder gibt es hier entweder nicht, oder sie wurden vergessen. Kein Platz zum Spielen.
Im Zentrum: Glanz und Gloria, moderne Bauten. Alles Fake? Ja!
Wehmütig denke ich an die schönen Häuser in Skandinavien, mit den großen, weißen, von innen beleuchteten Sternen, den Schwibbögen, in jedem einzelnen Fenster, draußen Lichterketten in Bäumen und auf Mauern, die die wenigen hellen Stunden im Winter vergessen machen sollen und durch die lange Winternacht helfen. Wie sah das alles so schön aus im Schnee, der hier immer weiß war. In Riga ist der letzte verbliebene Schnee schwarz.

Auf dem Weg über Land an die Ostseeküste. Immer noch in Lettland. So viele vergessene, verlassene, verkommene, Gehöfte und Häuser. Das tut mir im Herzen weh. Die schönste Landschaft, aber hier, so abgelegen, will oder kann man nicht mehr leben. Lieber in Riga, im grauen Plattenbau mit schwarzem Schnee.

Wir sind jetzt in Liepaja, Lettland, am Ostseestrand. Hier bleiben wir bis übermorgen. Nach all den Städten, Helsinki, Tallin, Riga, muss ich an die frische Luft, muss den Horizont sehen, muss durchatmen.

Tag 19: Tallinn, km: 4300

Heute wollen wir mal Tallinn unsicher machen. Kurt hat sich schon einige Punkte ausgesucht, die er unbedingt anschauen will. Natürlich wie immer Kirchen und sonstige Sehenswürdigkeiten. Andrea wollte sich eher treiben lassen, das war eine Empfehlung von einer Kennerin. Eine Bahn fährt in der Nähe vom Campingplatz in die Stadt, aber es war ein wenig kompliziert und dauerte ziemlich lange. So sind wir doch mit der GERDA gefahren und haben in der Nähe vom „Kiek van Koek“ geparkt. Von dort sind wir dann direkt in die Altstadt. Zuvor noch schnell eine orthodoxe Kirche besucht. Schön mit Zwiebeltürmchen und innen völlig überladen mit Ikonen und brennenden Kerzen. Es gibt hier auch keine Sitzgelegenheiten für Gottesdienste, das geht hier irgendwie anders.

So ließen wir uns durch die Altstadt treiben, besuchten den ein oder anderen Souvenirshop. Es gibt viel Handwerk und Bernstein. Aber meist sehr kitschig und bunt. Nicht so richtig unser Geschmack. Dann sind wir noch in einem Coffeeshop mit Segafredo Kaffee eingekehrt. Ich hätte es besser wissen müssen, dass dort nicht nur Kaffee verkauft wurde. Leider gab es dort nur Kuchen, der mit Marihuana versetzt war. Sie konnte mir die Vorzüge der verschiedenen Kuchen herunterbeten, und dabei sah der Schokokuchen sooo lecker aus. Aber ich habe mich nicht getraut.

Später sind wir noch im Restaurant „Alte Hanse“ eingekehrt. Das war eine Mittelalterkneipe. Man wurde dort von in Trachten gekleideten Menschen bedient. Alles war sehr urig und so war die Speisekarte. Das Bier wurde in Halbliter krügen serviert, wobei es auch die Liter Variante gab. Zu Essen gab es für Andrea ein Gulasch mit verschiedenen Fleischsorten. Und für Kurt ein Spinat Humus mit Linsenbrot.

Alles war sehr lecker auch das Starkbier mit Kräutern oder das Leichtbier mit Ingwer. Und dann erst die Toiletten. Bei den Männern gab ein Kupfer Pissoir mit Grünspan und Automatik Spülung. Der „Thron“ war mehr nach Art eines Donnerbalken, und das Waschbecken ein tönerner Krug, der permanent gefüllt wurde und dann drehbar gelagert war, damit man das Wasser über die Hände kippen konnte. Leider habe ich davon keine Photos. Bei den Damen war das Ganze nicht ganz so „hygienisch“, dort hat dann sogar die Kamera versagt.

Danach sind wir noch etwas durch die Stadt gebummelt und haben uns wieder auf den Heimweg zum Campingplatz gemacht. Wir haben noch an einem großen Supermarkt angehalten, da uns die Zahnpasta auszugehen drohte. Hier gibt es alles zu kaufen, was das Herz begehrt und so sind wir zusätzlich mit Glöcki und Knäckebrot wieder aus dem Supermarkt gekommen.

Tag 18: Helsinki – Tallinn, km: 4260

Wir haben direkt neben der Fähre einen Stellplatz gefunden, der sehr ruhig war und so unsere Anfahrt zur Fähre kurz gestaltet hat (650 Meter). Andrea hatte schon online gebucht (144.- Euro) und so ging es 10 Minuten vor der eigentlichen Abfahrt auch schon los. Die Überfahrt war unspektakulär, Andrea hatte ja noch die Befürchtung, dass wir einen Eisbrecher brauchen, aber die Ostsee war nur im Hafengebiet mit jeder Menge Eisschollen bedeckt.

In. Tallinn sind wir direkt zum Campingplatz, denn wir wollten erst am nächsten Tag Tallinn erkunden. Der Campingplatz war ca. 18 km außerhalb und sehr leer. Es handelt sich hierbei um einen privat Platz an einem Wohnhaus. Vor der Reception waren zwei Plätze geräumt und so konnten wir uns direkt dorthin stellen. Die Dame an der REception musste sich erst mal einen Mantel überwerfen, kam wohl direkt aus dem Bett und hatte nur eine kurze Hose an. Die Sanitäranlagen sind sehr bescheiden. Es gibt zwei unisex Toiletten mit Waschbecken und ein Pissoir mit Waschecken. Dazu eine Dusche, die wirklich heißes Wasser hat und auch sonst gut geheizt ist. Daneben gibt es noch eine „Küche“, wo man kochen und abwaschen kann. Zum Abwaschen setzt man sich am besten auf die Waschmaschine, die direkt vor der Spüle im Gang steht. Dort steht auch noch ein Trockner und ein großer Kühlschrank. Auf der Ablage neben der Spüle liegt auch noch ein neues Klo. Aber es gibt zum Spülen heißes Wasser und es riecht ein wenig muffig. Woher das kommt konnten wir nicht identifizieren.

Die glücklichsten Menschen

Legen in Finnland. Schon seit mehreren Jahren stehen die Finnen in der Liste der glücklichsten Menschen auf Platz 1. Was machen die Finnen richtig? Was machen sie anders als wir?

Tja, vielleicht ist da die Fantasie, mit der sie den Weihnachtsmann zum ganz großen Geschäft ausbauen?
Oder das Marihuana?
Oder Vertrauen? Wie sie uns ihre Campingplätze zur Verfügung gestellt haben mit dem Vertrauen darauf, dass wir das richtige machen werden, nämlich bezahlen. Ohne Kassenhäuschen oder Code, der per SMS zugesendet wird (wie in Schweden). Sie vertrauen darauf, dass es gut geht. Das ist doch schon mal ein wichtiger Punkt, wenn man das belastende Misstrauen einfach ablegt und darauf vertraut, dass es gut läuft.

Das zeigte sich auch in Restaurants, in denen wir waren (natürlich in Finnland. In Schweden war ja alles geschlossen) und in denen die gesamte Küche eine lange, offene Zeile ist und bei der der Gast den Köchen und dem Küchenpersonal bei der Arbeit zuschauen kann. „Wir haben keine Geheimnisse, auch nicht in der Küche! Schaut ruhig her, wir haben nichts zu verbergen!“

Oder gestern Abend auf dem Stellplatz: wir deckten gerade unsere Frontscheibe mit der Isomatte ab, als eine Familie aus einem PKW ausstieg und die Frau zu uns meinte „your car is so nice! It looks so positiv!“

Heute Morgen haben wir Skandinavien verlassen und sind mit der Fähre nach Talli in Estland übergesetzt. Tschüss Skandinavien, Tschüss Finnland, Tschüss ihr Lieben Finnen!

Die Felsenkirche zu Helsinki

….auf dem helsinkischen Tempelberg errichtet…

Na klar, die lustigen, einfallsreichen Finnen! Dachte ich beim Anblick dieser helsinkischen Sehenswürdigkeit. Mal ein Loch in den Felsen sprengen, ein wenig Beton und zack ist sie fertig, die wahnsinnige Sehenswürdigkeit, errichtet 1969! Ist ja nun auch nicht wirklich alt?! Aber wenn wir schon mal extra hier her gefahren sind, steigen wir auch aus und gucken uns diese „Attraktion“ mal an. Und dann sollten wir pro Person 8€ Eintritt zahlen. Ich wäre wieder umgedreht. Wo gibt es denn sowas, dass man für eine Kirche Eintritt zahlen muss??? Mensch, wieviele Kirchen habe ich in diesem Leben in den verschiedensten Ländern schon besichtigt und besucht, aber Eintritt brauchte ich noch nie zahlen! Das wäre ja auch noch schöner! Eintritt für eine Kirche, eine finnische Attraktion wie das Weihnachtsmanndorf.

Aber bevor ich meinen Protest laut äußern konnte, hatte Kurt schon die Eintrittskarten in der Hand und wir begaben in diese Sehenswürdigkeit.

Au backe, Respekt. Das war mal eine Kirche. Unfassbar! Ja, aus dem Granit gesprengt. Mit unbehandelten Wänden aus natürlichen Granit. Ein Dach aus vielen kleinen Fenstern in der fliegenden Dachkonstruktion mit einer Spannweite von locker 30 Metern. Pure, ursprüngliche Natur und ein modernes, zurückhaltendes Design der Einrichtung.
Die Kirche wird dem Expressionismus zugeordnet, und für Expressionismus hatte ich schon immer ein Faible.

Der Plan, hier an diesem Ort eine Kirche zu errichten, ist schon alt, aus den 1930er Jahren. Aber ein Architektenwettbewerb damals blieb ergebnislos. Dann kam der zweite Weltkrieg und der Winterkrieg gegen Russland und das Thema war erstmal keines mehr. Dann, in den 1960er Jahren, wurde erneut ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, und diesmal war ein Entwurf zweier finnischer Brüder dabei, der die damalige Jury überzeugte. Zunächst war dann zwar kein Geld da, aber 1969 konnte das Bauwerk errichtet werden.

Das war Skandinavien

Heute Morgen sind wir mit der Autofähre von Helsinki über den finnischen Meerbusen nach Tallin, Estland, übergesetzt. Die zweieinhalbstündige Fahrt saßen wir oben im Bug und konnten auf das ruhige Wasser hinausschauen. Zeit zu träumen. Zeit, zurück zu blicken.
Vor zweieinhalb Wochen sind wir in Arpke losgefahren. In dieser kurzen Zeit haben wir einiges erlebt.
Da war die Lappeasuando Lodge im Norden Schwedens, eine der zwei Telefonnummern, die abnahm! In ganz Schweden! Und die Person am anderen Ende war nicht nur sehr freundlich als ich sie höflich fragte, ob wir englisch sprechen könnten, sie bot sogar an, deutsch zu sprechen. Wir fühlten uns und waren willkommen! Es war so gemütlich dort im Café und Restaurant mit Kachelofen, aber auch das Servicehaus für uns Camper war gemütlich und gastfreundlich eingerichtet. Und was war da plötzlich los? Die Schwedin am Telefon, die Betreiberin der Anlage mit Gästezimmern und allerlei Freizeitangeboten sprach nicht nur Deutsch, sie ist Deutsche. Und die fleißige Servicekraft ist die italienische Lebensgefährtin des Italieners, der sich als Mann für nahezu Alles herausstellte und vor Freude fast ausflippte, als er die bunte GERDA sah. Zu empfehlen auch der Koch mit dem guten Geschmack, ein Ukrainer. Aber wo waren die Schweden? Im Winterschlaf…

Die unvergessliche Hundeschlittenfahrt, an der wir hier kurzfristig teilnehmen konnten, weil andere Gäste nicht gekommen waren.

Auf Jokkmokk in Schweden auf dem Polarkreis liegend und Zentrum der Schwedischen Samen hatte ich mich gefreut, aber alles war geschlossen. Es gab nichts zu tun für uns.

Dann Finnland und Sirkka mit seinem trubeligen Schneezirkus! Schon jenseits des Polarkreises, aber voller sprudelnden Lebens.

Und dann Inari im hohen Nordens Finnlands und Zentrum der finnischen Samen. Hier war der Tag schon sehr kurz. Und dann, zu Sylvester und Dank Hetie (so, oder so ähnlich hieß die freundliche Finnin), die uns die Polarlichter in der Sylvesternacht zeigte. Das werde ich nie vergessen. Und wie sie uns zum Abschied umarmte und am nächsten Morgen bei unserer frühen Abreise verschlafen und mit zerzausten Haaren aus der Koje ihres Wohnwagens zum Abschied winkte.

Rovaniemi, das Weihnachtsmanndorf. Der im großen Stil angelegte Weihnachtsmannnepp.

Unsere abendliche Rentierfahrt in der Nähe von Rovaniemi ist dann in unserer Erzählung etwas kurz geraten. Dabei war es ein so schönes Erlebnis. Es waren -25 Grad Celsius und der Schnoppen gefror einem in der Nase, beim ersten, unvorsichtigen Einatmen überkam einen ein Hustenschauer. Über all die Lagen von wärmenden Klamotten einschl. Daunenmantel bekamen wir noch einen Overall an. Lieber schwitzen als frieren. So ließen wir uns von unserem Rentier Blacky durch die Polarnacht und durch den Wald ziehen, eine gute Stunde lang. Danach jede Menge Infos bei heißem Glöck (Glöck kommt von Glück, glaube ich🙃) in der befeuerten Kota. Rentiere füttern. Und wir bekamen die Erlaubnis, mit unserer GERDA dort die Nacht zu verbringen. Wie herrlich, wir könnten am nächsten Morgen noch mal die Rentiere besuchen! Aber dann kam spät Abends die Ernüchterung im wahrsten Sinne des Wortes! Unsere Standheizung gab den Geist auf! Sie heizte nicht mehr! Nur noch schlecht riechende, kalte Luft blies sie in unsere GERDA. Das war richtig Scheisse! Alles andere als trivial. Es war schnell ausdiskutiert: ein Hotelzimmer inmitten der Nacht zu suchen kam nicht in Frage. Bei den Temperaturen wäre alles gefroren, all unsere Vorräte. Keine Ahnung, wie Dosensuppe und Tomatensauce im Glas so eine Eiszeit ausgehalten hätten. Es war schnell klar: wir müssen fahren. Richtung Süden. Raus aus diesem Eisschrank. Und wenn wir müde sind und Schlaf brauchen, den Motor laufen lassen, damit die Fahrzeugheizung wenigstens noch ein wenig wärmt. Es war hinten in GERDA trotzdem eisekalt. Kurt fuhr, und ich legte mich ins Bett um ein wenig zu schlafen. Irgendwann wurde ich wach, weil Kurt von der Straße runter fuhr, tankte, Parkplatz aufsuchte, die Frontscheibe mit der Isomatte abdeckte und sich dann zu mir ins Bett legte. Bei dem laufenden Motor konnte ich nicht mehr einschlafen und machte mich auf, weiter zu fahren. Ich dachte, langsam fahren ist immer noch besser, als mit laufenden Motor auf der Stelle zu stehen. Einige Zeit später hatte auch Kurt erstmal ausgeschlafen, checkte die Standheizung und sah noch mal in die Unterlagen. Sie sollte eigentlich von +40 bis -40 Grad funktionieren. Aber vielleicht nicht im Dauerlauf, denn sie lief ja schon seit über 24 Stunden, als sie den Geist aufgab…Nach einigem hin- und herschalten, lief die Standheizung wieder an und blies auch wieder heiße Luft in den Wagen! Was für ein Segen! Wir hatten mal wieder Glück, weil wir kurz vor Reeha waren, wo wir am Bottnischen Meerbusen eigentlich die kommende Nacht auf dem Campingplatz verbringen wollten. Also steuerten wir den Campingplatz an, die Standheizung tat bei nur noch -10 Grad ihren Dienst. Alles war gut.

Dann Helsinki und seine Felsenkirche…

Tag 17: Pori – Helsinki, km: 4222

Nach dem erholsamen Rast auf dem Waldparkplatz sind wir weiter Richtung Helsinki. Das Wetter klarte auf und es kam sogar mal die Sonne raus. Kurt musste sofort anhalten um dies zu dokumentieren. Sieht man ja nicht alle Tage. Tageslänge in Helsinki über 6 Stunden, Rekord.

In Helsinki haben wir uns erst mal den kulturellen Highlights gewidmet, der Felsenkirche. Sie wurde aus einem großen Granitmassiv herausgeklöppelt. Von außen total langweilig, aber hat man erst mal die 18 Euro für den Eintritt bezahlt, ist es innen sehr imposant.

Das konnte natürlich nicht mehr getoppt werden, trotzdem sind wir weiter zum Dom von Helsinki. Kurt ist ja auch so ein richtiger Kirchen Glotzer. Hier ist es genau umgekehrt. Von außen top und von innen sehr schlicht.

Jetzt konnten wir zum gemütlichen Teil übergehen und uns dem Mittag-/ Abendessen widmen. Es war schon 16 Uhr. Wir fanden im Centrum das „Olivia“. Eigentlich nichts besonderes, Pizza, Nudel und Salat, aber der ganze Laden hatte eine tolle Aufmachung und es war richtig gemütlich. Und auch das Essen war hervorragend und die Leute freundlich. Dies war jetzt unser Abschied von Skandinavien. Morgen geht es mit der Fähre nach Tallin. Unser Stellplatz ist direkt am Hafen ca. 700 Meter von Schiff entfernt.

Tag16: Raahe – Pori, km 3950

Wir kommen gut voran, die Strassen sind gut geräumt und plötzlich kommt sogar die Sonne raus. Insgesamt über 400 km, aber die Tage werden ja auch schon immer länger.

In Pori fahren wir direkt in die Innenstadt und wollen dort etwas essen. „Unser“ Restaurant hat zwar offen, aber es gibt noch keine Gäste drin. So wählen wir ein anderes, diesmal eine Papas Bar, die auch noch andere Dinge hat. Wir sitzen direkt vor der offenen Küche und können da die beiden Damen beobachten, die mit einer ausgesprochenen Ruhe das ganze Gewusel managen. Es hat auch super geschmeckt, dazu noch ein, zwei Gläser von dem finnischen Gebräu und der Tag ist dein Freund.

Der Stellplatz war dann ein großer Tankstellen Parkplatz, der von der Jugend als Drift Übungsplatz genutzt wurde und so hörten wir immer die röhrenden Auspuffe, an ein Schlafen war gar nicht zu denken. Also bauen wir wieder ab und versuchen zwei andere Stellplätze. Die stellten sich aber beide als Privatgrundstücke heraus und so haben wir uns dann für einen idyllischen Waldparkplatz entschieden. Da waren wir ganz alleine und es war ruhig. Am Morgen kam dann doch noch ein Auto, aber es war nur ein Jogger, der seine Runden ziehen wollte.