Wenn alles einfach wär, wärs nich Afrika

Von Andrea

Punkt 5.00 Uhr am Morgen fuhren wir vom Hof Richtung Brüssel. Mit einer Nissan Vanette wie unserer ist das nicht mal eben gemacht. Das ist an sich schon eine regelrechte Reise. Vorausschauend hatten wir das Bett eingebaut, und so konnten wir uns beim Fahren abwechseln, wenn dem Fahrer mal wieder die Müdigkeit überkam. Denn die Nacht war kurz und vor Aufregung unruhig…

Drei Stunden vor Abflug waren wir am Brüsseler Flughafen, pünktlich also. Hier dürfen wegen Corona nur Flugreisende ins Gebäude, keine Freunde oder Verwandte, die jemanden bringen oder abholen wollen.

Als wir ins Flughafengebäude kamen, fiel uns gleich diese unheimliche Leere auf. Die allermeisten Geschäfte waren geschlossen und richtig zugehaust, oder wie man das sagen soll. Mir fällt da noch immer kein passendes Wort für ein. Keine Auslagen, keine Schaufenster, alles Blickdicht zu, als gäbe es kein Morgen.

Die Abfertigungshalle menschenleer. Wir kamen sofort an die Reihe. Oder besser gesagt, wir störten die Dame beim Warten auf Kundschaft. Die Dame war nicht unhöflich, nicht, dass man sagen konnte, sie wäre nicht hilfsbereit. Aber irgendwie doch total unfreundlich. Sie buchte uns auf unsere Wunschsitzplätze, es gab noch genug freie, und wir unser Gepäck gemeinsam und nicht einzeln. Dann hätten wir mit dem einen Koffer ein Problem kriegen können, weil er zu schwer war. Und dann sagte sie: „So, Sie wollen nach Gambia? Dann sind sie dort Residenz?“ „Nein, wir sind keine Residenz, wir sind Touristen.“ „Die lassen da keine Touristen rein. Wegen Corona! Die schicken Sie direkt wieder nach Hause.“ – Was für ein Spaßvogel sie doch sein konnte…“Doch!“ insistierte ich, „seit einer Woche lassen sie Touristen ins Land!“ Meine an den Tag gelegte Selbstsicherheit schien sie nun wiederum zu irritieren und so fragte sie ihre Kollegin. Leider diskutierten die beiden in Flämisch, so dass wir leider kein Wort verstehen konnten, aber sie blieben bei ihrer kleinen Diskusion ernst, nicht ein Hauch von Lächeln überflog ihr Gesicht. Sie blätterten in irgendwelchen Unterlagen und ohne ein weiteres Wort fertigte sie uns ab.

Die Abflughalle T, von der ich sonst abfliege war geschlossen. Alle internationalen Flüge gingen von Halle B ab. Auch hier gähnende Leere. Aber mit der Zeit füllte sich unser Gate. Es waren ordentlich viele Menschen, die mitfliegen wollten. Sehr viele Gambia, die vielleicht im Ausland leben, und nun endlich ihre Familien in Gambia besuchen wollten. Alles sehr diszipliniert Abstand haltend und tapfer Masken tragen. Das ging auch den ganzen Flug über so, nur ganz vereinzelt tanzte jemand aus der Reihe, wurde vom Boardpersonal aber schnell wieder eingefangen…

In Banjul Airport angekommen, überraschte uns eine modernisierte Ankunftshalle mit endlich mehr Schaltern als früher, so dass die Passkontrolle recht schnell abgewickelt werden konnte. Leider nach wie vor keine Klimaanlage, aber die werden eh überschätzt…

Und schwups waren wir am Gepäckband. Die Renovierungsarbeiten sind hier noch nicht abgeschlossen, aber es sind nur noch Kleinigkeiten, die zu erledigen sind.

Bis auf das Gepäckförderband. Das hätte man im Vorfeld besser mal testen sollen, ob auch alle Kabel richtig angeschlossen sind. Da hilft es auch nicht, wieder und wieder in den Schalterkasten in der Wand zu schauen. Auch nicht, wenn das mehrere verschiedene Menschen tun. Also schaute man abwechselnd in den Kasten, legte Schalter hin und zurück, noch und nochmal, schaute sich gegenseitig an, telefonierte, jeder telefonierte, schaute noch mal in den Schalterkasten, – aber nichts tat sich. Die Schalter mögen es vielleicht nicht, angeschaut zu werden? Vor allem, wenn so viele verschiedene Menschen schauen…

Der Vorschlag einiger gambischer Reisender, der erst leise, dann aber doch immer lauter vorgetragen wurde, nämlich die Gepäckstücke händisch aufs Förderband zu stellen, wenn es denn nicht von sich aus fördern will, musste dann doch erstmal intensiv diskutiert werden. Man benötigte wohl auch die Erlaubnis eines Chefs, denn es kamen noch Offizielle dazu, die wie Chefs aussahen. Nach ca. einer Stunde Wartens ohne Klimaanlage bei gefühlten 40 Grad C in der Halle und unter immer weniger rücksichtsvoller Einhaltung der Abstandsregeln setzten sich dann einige Angestellte in Bewegung und holten die Koffer per Hand aufs stillstehende Förderband, so dass sich die Fluggäste ihre Gepäckstücke einsammeln konnten.

Ich erinnere mich an meine ersten Flugreise in ferne Länder, in denen es diese famosen Gepäckbeförderungsbänder noch nicht gab. Da wurde das Gepäck einfach razzifazzi auf dem Rollfeld aufgereiht und schwups hatte man alles zusammen…

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