Aurrrrorrra in Inari

Das war eine anstrengende Fahrt für Kurt. Ja, genau, für Kurt. Während Kurt fährt, sitze ich in meinem befellten Beifahrersitz und träume.


Oder mache Fotos. Oder entscheide noch mal um, wo wir heute übernachten. Suche den Campingplatz oder Stellplatz für die Nacht aus, oder träume, z.B. von Polarlichtern. Aber dazu komme ich in einem extra Artikel.
Also Sylvester in Inari. Inari am großen Inarisee in Finnland ist der nördlichste Punkt unserer Reise und lag ursprünglich nicht auf unserer Reiseroute. Der Verzicht aufs Nordkap hat dann aber einen Abstecher dorthin möglich gemacht.
Von Sirkka mit seinem Skizirkus fuhren wir 180km über Schnee.

Das war herausfordernd. Aber Kurt ist ein sehr guter Fahrer und wir sind vorgestern sicher in Inari angekommen. Zum Abendbrot gab es Dosensuppe. Dosensuppe ist prima, weil sie des nächtens immer für ein paar mehr Grad Temperatur unter dem Deckbett sorgt.
Auf dem Campingplatz hält man es sehr entspannt. Zahlste heute nicht, zahlste morgen, oder gar nicht. Die Rezeption ist im Winter nur sporadisch besetzt, aber dafür hängt eine Infotafel an der Wand, wie man seine Standgebühren bezahlen kann, wenn man es möchte, Strom ist inclusive. Dennoch wurden wir von einer Finnin empfangen, die schon seit Jahren das Winterhalbjahr mit ihrem Mann im Wohnwagen hier verbringt und irgendwie lustig war. So fing sie von der Aurrrorrra (die Finnen rollen das Rrrrr ganz doll😊) an zu schwärmen, die sei einer der wesentlichen Gründe ihres Hierseins. Sie empfahl mir ihre AurrrorraApp „AuroraAlerts“, die sei die Beste. Die lud ich mir dann auch aufs Handy zu den anderen fünf AuroraApps.
Nun war ich wirklich gut versorgt mit AuroraApps, allein der wolkenverhangene Himmel spielte mir nicht in die Karten. Aber am Sylvestermorgen morgens zwischen 5 und 7 Uhr stand die Chancen gut. Also stellte ich meinen Wecker auf fünf, sprang aus dem Bett, alle Klamotten über den Schlafanzug und raus auf den zugefrorenen Inariesee. Hier sollte die Sicht perfekt sein.
Und so stand ich da allein, während die Welt noch schlief (außer die auf Kiribati, die machten wahrscheinlich schon Party) und guckte Löcher in die Luft. Da musste ich an den Typen mit seinem Marihuana denken. Vielleicht hilft das beim finden der Polarlichter? Ich bin zu brav dafür…Nach einer halben Stunde zockelte ich traurig und enttäuscht zurück zu GERDA und die kuschelig weiche Molle, in der Kurt mir freundlicherweise meinen Platz frei hielt.
Später am Tag erzählte ich der Finnen, deren Namen ich mir so gar nicht merken kann, was sowieso okay ist, weil sie, glaube ich, sich in Kurt verliebt hatte, – ich erzählte ihr gar nichts, weil es mir so peinlich war. Aber Kurt fragte sie, ob es denn wohl heute Abend Polarlichter gäbe? Und während wir uns mit vollem Bauch (es gab mal wieder Käsefondue, verlängert mit Racelettkäse) einen lustigen Film über einen Typen anschauten, der im Winter mit einem Merzedesallradwohnobilmonster ans Nordkap gefahren ist, klopfte Kurts neue Ische an unsere Tier: „Aurrrorrra“ hauchte sie nur, und schon stieß Kurt vor lauter Hecktik die Getränke vom Tisch. Eigentlich war ich ja diejenige, der die Polarlichter wichtig waren, aber jetzt erwachte auch in dem Mann das Interesse. Also rinn in die warmen Klamotten und rauf auf das Eis des Sees, das über einen halbe Meter dick sein soll. Man braucht also keine Sorge haben, einzubrechen.
Mit den Polarlichter suchen ist das sonn bisschen wie Pilze suchen. Du musst wissen wann sie kommen, wo Du sie am besten siehst und wie sie aussehen. Ohne die liebe Finnin hätten wir sie wohl nicht gefunden. Aber sie ist eine echte Aurrrorrrra hunterin und tatsächlich sahen wir die ersten Polarlichter unseres Lebens. Sowas macht glücklich.
Sie sagte, der Anblick der Lichter gäben ihr Kraft und ein Gefühl der Stärke. Ich fühlte eher Pudding in den Knien, weil ich die ganze Zeit noch oben guckte und dabei schon mal das Gleichgewicht zu verlieren drohte…während die beiden sich angeregt was erzählten – ich hab da schon gar nicht mehr hingehört. Sie zeigte uns Fotos von tanzenden Polarlichtern, wie man sie schon mal im Fernsehen sieht und konnte zu jedem Foto das Datum und die Uhrzeit sagen – sie kommen dann wohl doch nicht so häufig vor. Ich war glücklich mit dem, was ich sah. Sie wollte dann zu ihrem mürrischen Ehemann zurück, der für ihre Aurrrorraschwäche wohl eher kein Verständnis hat, und so umarmte sie uns ganz überraschend zum Abschied. Wir ließen ihr einige Minuten Vorsprung und machten uns dann auch auf den Weg zu GERDA.
Als wir heute Morgen zeitig vom Platz und an ihrem Wohnwagen vorbei fuhren, winkte sie mit zerzausten Haaren aus ihrem Wohnwagenfenster. Die Finnen – sie sind irgendwie total sympathisch.


The Skandinavien Big Four

Auf Safari in Ostafrika, in Kenia, sind die Big Five das große Ziel. Dazu gehören Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und Leoparden. Die will man gesehen haben. Hier im Norden Scandinaviens sind es die Big Four: Elch, Rentier, Polarhase und Polarlicht. So habe ich mir das jedenfalls ausgedacht. Elch und Rentier haben wir schon gesehen. Jetzt brauchen wir noch Polarhase und Polarlicht. Letzteren sind wir verflixt dicht auf den Fersen. Morgen früh ab 5 Uhr könnte es soweit sein. Zwar gab es die beiden Abende im Camp in Schweden auch Polarlichter, aber da war die Chance auf welche ziemlich klein. Außerdem zeigen sie sich nachts. Da schlafen wir. Und so haben wir die Polarlichterscheinungen in Schweden verschlafen. Für Morgenfrüh wird ein KP Index von 6 vorausgesagt. Das ist wirklich hoch!

Der Hase, der ist schlau!

Chips, Trips, heiße Würstchen?

Gestern erlitten wir einen Kulturschock! Nachdem wir erst feststellen mussten, das Schweden in den kollektiven Winterschlaf gegangen ist und alle Geschäfte und Restaurants in großen und kleinen Städten, Museen und Souveniershops seid vor Weihnachten geschlossen sind, und wir dann durch Zufall in diesem tollen Camp in der Wildnis gelandet sind, trafen wir gestern bei unserer Ankunft im finnischen Sirkka auf einen amtlichen Skizirkus, wie ihn die Schweden noch nicht erlebt haben!
Hier in Sirkka finden im Skigebiet am Berg Levi auch Weltcup Rennen statt. Hier tobte das Leben aber sowas von! Alle Restaurants offen, nicht nur die Pizza und Kebab Braten. Überhaupt „Pizza und Kebab“! Was für eine Kombi ist das eigentlich? Naja, das Ergebnis einer solchen Kombi durften wir ja am ersten Weihnachtsfeiertag in Lulea kennenlernen….keiner kann irgendwas davon….ach, egal. Gestern in Sirkka aßen wir lecker gegrillten Lachs, bzw. gebratene Auberginenstreifen der sich vegetarisch ernährende Ehemann. Und es war gar nicht mal so billig! Die Portion gegrillten Lachs, die ich entgegen den meisten Restaurantportionen tatsächlich auch mal aufzuessen schaffte, kostete süße 33€! Ja heißa! Wie gut, dass wir im Urlaub sind!

Der Campingplatz in Sirkka war voll, für uns kein Platz mehr. Also fuhren wir zu dem ausgewiesenen Stellplatz, der sich als Parkplatz direkt an der Piste entpuppte. Und als wir da so in unserer gemütlichen Kemenate so vor uns hin Bücher lasen, klopfte es an unserer Tür! Nun, wir sind durchaus auf unsere bunte GERDA angesprochen worden. Mit ihr kommt man leicht ins Gespräch mit anderen Menschen. Das ist durchaus so gewollt. Aber als es gestern an der Tür klopfte, das war etwas ganz Besonderes. Der Anklopfende meinte, durchaus nicht mehr sich ganz klar artikulierend, dass wir so ein schönes buntes Auto hätten. – Ja, mein Freund, es ist bunt. Da hast Du recht. – Und jetzt, so im Unterton von „wolle Rrrose kaufe?“ fragt er: „Braucht Ihr noch Marihuana?“ Uiiii nee, Danke! Wir sind zufrieden. Aber Danke fürs Angebot!

Die Nacht war relativ laut, mit vielen Stimmen draußen, heftigen Wind, der an unserer GERDA ruckelte und zuckelte, Pistenraupen und sonstige lärmenden Fahrzeuge. Dazu die Zeitverschiebung in OEZ, gleich MEZ+1. Alles klar?

Heute ging es dann weiter Richtung Norden nach Inari, am großen Inari See.

Ein Wort zur Polarnacht

Nun bin ich kein Meteorologe und auch keine Meteorologin. Ich habe mich mit der Konstellation Erde, Sonne, Erdachse, das eiern der Erdachse und Polarkreis auseinander gesetzt. Ich habe verstanden, wie es zur Polarnacht und zur Mittsommernacht kommt. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie Polarnacht aussieht. Wie das ist. Jemand in Deutschland schwärmte mir von diesem wunderschönen Licht vor, diesem rosafarbenen Himmel. Jetzt weiß ich, was sie damit meinte. Wenn man es geschafft hat, nördlich des Polarkreises zu kommen, geht nicht plötzlich das Licht aus. Von wegen zack dunkel. So läuft das nicht. Die Sonne scheint ja trotzdem noch. Sie schafft es nur nicht mehr über den Horizont, über den Polarkreis. Aber sie beleuchtet den Himmel. So muss man sich das wohl vorstellen. Je weiter man Richtung Norden kommt, desto dunkler wird es dann, aber davon sind wir noch weit entfernt. Hier beginnt morgens gegen halb neun der Tag am Horizont. Ganz vorsichtig und zurückhaltend. Dann bleibt es lange, bestimmt zwei Stunden hell wie an einem schönen Wintermorgen, nur bleibt es so lange so jungfräulich hell, so ein frisches, unverbrauchtes Hell. Und dann wirkt dieses Licht plötzlich verbraucht und es geht allmählich und über Stunden in Dunkelheit über, bis es um allerspätestens 15.00 Uhr stockfinstere Nacht ist. Die Farben, die in dieser Weltengegend an den Himmel gemalt werden und sich immer wieder ändern, dieses Schauspiel der Natur, dass ist mit Worten und Fotos kaum zu beschreiben. Es ist einfach umwerfend schön. Es ist dramatisch, es treibt mir Tränen vor Unfassbarkeit und der Dankbarkeit in die Augen.

Nordkap oder nicht Nordkap,

das war für ein paar Tage die Frage. Natürlich wollten wir ans Nordkap, das war unser erklärtes Ziel. Im Laufe der ersten Tage wurde dann klar, wieviel Kilometer wir am Tag fahren, ohne dass es unangenehm wird. Das waren dann nicht mehr gut 500km wie in den ersten drei Tagen, sondern um die 200 Kilometer. Die Straßen sind geräumt, aber nicht Schnee- und Eisfrei. Mit unseren sehr guten Winterreifen fühlt sich eine Geschwindigkeit jenseits der 70 km/h nicht mehr sicher an. Die Schweden mit ihren speziellen Articreifen lachen da nur müde drüber und rauschen mit 100 km/h an uns vorbei.
Am Nordkap ist es nicht unbedingt kalt, aber andere Wetterkapriolen sind dafür an der Tagesordnung, Wetter wie Sturm und Schnee. Und das Wetter kann dort nicht nur sehr kurzfristig umschlagen, sondern auch zu Strassensperrungen führen. Oder man muss auf das Räumfahrzeug warten, gegebenenfalls Stunden. Das alles sagt uns WetterOnline allerdings nicht. Dafür geht man auf entsprechende Homepages der entsprechenden norwegischen Behörden.
Und so trafen wir hier im Camp ein Paar, das gerade einen erfolglosen Versuch hinter sich hat, ans Nordkap zu kommen. Ins Schwärmen kamen Sie über diesen misslungenen Versuch nicht unbedingt, auch wenn es landschaftlich umwerfend schön war…

Unsere Entscheidung, die wir seid Tagen vor uns her schoben und immer mal wieder vorsichtig diskutierten, war damit gefallen. Wir haben für einen solchen Versuch alle möglichen Kapazitäten. Wir haben genug Strom an Board, die Heizung funktioniert, genug Essen und Trinken ist da. Im Großen und Ganzen sind wir gut vorbereitet. Einzig an Zeit mangelt es uns. Zusammengerechnet müssten wir, wenn’s gar nicht mal so blöd läuft, trotzdem täglich, ohne einen Pausentag fahren, wenn wir pünktlich wieder in Arpke sein wollen, bzw. müssen, weil unser Urlaub irgendwann zu Ende ist und Kurt wieder arbeiten muss. Und das geht einfach nicht. Und das wollen wir beide nicht. Für mich ist klar, dass ich diese Reise auf gar keinen Fall missen möchte. Ich bin froh und dankbar, dass wir das Abenteuer angegangen sind, aber ich weiß auch, dass ich nie wieder hier her kommen werde. Die mediterrane Leichtigkeit Südeuropas, die köstliche Küche dort – das liegt mir mehr! Aber wenn ich schon mal hier im Norden Europas bin, dann möchte ich auch Zeit haben. So wie heute, als wir kurzfristig doch noch eine Hundschlittentour mitmachen konnten. Ungewaschen, vom Frühstück weg. Egal, dann wasche ich mich danach. Egal, dann fahren wir eben morgen weiter! Ist ja auch so schön hier. So soll Urlaub sein.

es läuft

Wir haben gerade eine Glückssträhne! Gestern kamen wir im Lapeasuando Camp an und wurden aufs freundlichste Willkommen geheißen, und ob wir auch gleich ne heiße Suppe im Restaurant möchten? Na klar! Ein Tischnachbar schwärmte in den allerhöchsten Tönen von dem ukrainischen Koch und seinen nicht zu übertreffenden Kochkünsten. Und er hatte recht, die Kirchererbsensuppe war um Längen besser als unsere Dosensuppen. – Sollten wir nach der Veggiepizza in Lulea im Gourmetparadies gelandet sein? – Ja, das sind wir! Auch das Abendessen war vorzüglich.
Leider gab es für den nächsten Tag keine freien Plätze mehr für die Hundeschlittentouren, die von Natalie, einer Frau aus Rosstock und die Chefin hier, angeboten werden.
Na gut. Dann fahren wir morgen weiter, rüber nach Finnland. Abends in GERDA musste ich die Erfahrung machen, dass die Hundeschlittentouren in Finnland entweder für die nächsten zwei Wochen ausgebucht sind, oder überhaupt erst wieder im März angeboten werden. Einzig in Rovaniemi, dem Weihnachtsmanndorf in Finnland, werden Schlittenhundetouren angeboten. Und zwar viele. Sehr viele. Man kann auch sagen, sehr, sehr viele, oder auch zu viele. Aber schauen wir mal, wenn wir erstmal in Finnland sind, da werden wir hoffentlich noch kurzfristig was finden….

Und heute Morgen, wir bereiteten schon unsere Weiterfahrt vor, hieß es, zwei Gäste sind nicht gekommen! Geht in den Schuppen, zieht Euch Stiefel und Overalls an, Ihr kommt mit! Jippieeee!
Die erste Hälfte der Strecke saß ich auf dem Schlitten und Kurt fuhr, dann haben wir getauscht. Fünf Hunde zogen uns wie die Dolldeppen durch die polarnächtliche, von der unsichtbaren Sonne beleuchteten Winterlandschaft über Seen und durch Wälder. Und das Licht. Unbeschreiblich! Rosa, türkis, blau, lila – es ist mit Worten nicht zu beschreiben, wie schön das alles war! Und die Hunde! Die drehten beim Anspannen durch! Die wollten los! Die wollten laufen! Und machten einen Höllenlärm! Fünf zogen uns und unseren Schlitten. Und als die Bremse vom Schlitten endlich gelockert wurde, ging es in rasantem Tempo auch sofort los und Stille kehrte ein. Himmel, es war so schön! So schön! So schön, dass wir das Glück hatten, das zwei Gäste nicht kamen und wir diese Tour hier in der Nordschwedischen Einsamkeit und Wildnis machen durften!

Apropo Wildnis: um möglichst viele Klischees zu bedienen kreuzte auch noch ein Elch unseren Weg! Nicht zu glauben! Ich sah ihn von rechts hinter den Bäumen kommen und unsere Schlittenführerin ganz vorn bremste. Wir hielten an, um den Burschen, der beim, sofort bei Stillstand einsetzenden Gebelle der Hunde, kurz in Panik geriet, querte dann unseren Weg und verschwand im Wald.

kollektiver Winterschlaf

Was ist bloß mit den Schweden los? Sie sind nirgends zu sehen! Wenn sich mal einer draußen blicken lässt, dann, weil er seinen Hund Gassi führt.
Und die Restaurants – alle dicht! Gestern Abend, erster Weihnachtsfeiertag, wollten wir schön Essengehen, aber das auserwählte Restaurant war dann doch zu. Nebenan der Corner Pub. Bietet auch Essen an. Also rein da. Es war wirklich nicht gut. Einzig die Scheiben von Tomate und Gurke mit den Zwiebeln oben drauf, die Garnitur sozusagen, machte mich etwas an. Und ja, die Pommes waren okay.

Heute sind wir nach Jokkmokk, das auf dem Polarkreis liegt, weitergefahren. Ein kleiner Ort mit 2700 Einwohnern, aber recht touristisch, ein wichtiger Ort der hier lebenden Samen. Einige Restaurants für so einen kleinen Ort, einzig die Pizzabude hatte offen. Und die Pizza, die Kurt gestern Abend in Lulea bekommen hatte, vegetarisch, mit Oliven, Pilzen, Paprika und Ananas, alles aus der Konserve, rief auch nicht nach Wiederholung. Also rissen wir eine Dose Bohnensuppe auf.
In Norrköping hatten wir vor ein paar Tagen sehr lecker gegessen, also ich jedenfalls, Miesmuscheln in einer sehr leckeren Brühe mit Sellerie und Chillie zubereitet. Das war echt gut. Das Restaurant hieß La Vue, vielleicht gab es dort tatsächlich einen französischen Koch?

Wir haben gerade eine schwere Entscheidung zu treffen. Die Frage ist, ob wir zum Nordkapp fahren, oder nicht. Morgen fahren wir erstmal weiter Richtung Norden nach Vittangi. Dort werden wir noch einmal überlegen.

Bisher ist alles super gelaufen. Die Heizung hat in Lulela, wo wir zwei Nächte blieben, durchgebollert. Es ist allerdings dieser Tage auch nicht so richtig kalt. Also tatsächlich eher über Null Grad. Das wird sich demnächst aber ändern.

Die Polarlichter lassen auf sich warten. Heute war ein heller, wolkenloser Tag, die Sonne war kurz zu sehen, also schon mal nicht schlecht für Polarlichter. Allein, die Sonne müsste jetzt noch in Wallung kommen und Teilchen in die Atmosphäre streuen. Aber da hat die gerade kein Bock auf…

Jokkmokk und der Polarkreis. Das der Polarkreis kein Strich in der Landschaft ist aufgrund der Eierei der Erde auf ihrer Umlaufbahn hatte ich ja schon erwähnt. Dabei stellte sich mir die Frage, auf die ich aber keine Antwort fand: wie groß ist denn die Amplitude der Eierei? Also Meter, Kilometer? Heute bekam ich die Antwort, wenn für meine Bedürfnisse auch nicht exakt genug, denn ich wüsste die Breite gern für heute.

bis jetzt

vertragen wir uns. Davon abgesehen, haben wir ein paar Kilometer gerissen und gehen es jetzt gemütlicher an. Von Freitag bis Sonntag sind wir gut 1500 Km gefahren. Seit gestern, Montag, gehen wir es entspannter an, rund 200km pro Tag müssen reichen. Bisher ging unsere Route westlich der Ostsee Richtung Norden durch Schweden. Heute haben wir Lulea, ganz im Norden der Ostsee, erreicht. Hier bleiben wir bis Donnerstag.
Eigentlich wollten wir heute Abend in einen Weihnachtsgottesdienst, aber die einzige Kirche, die wir weit und breit fanden, den Dom von Lulea, war geschlossen. Vielleicht haben die Schweden es nicht so dolle mit der Kirche. Die Christianisierung fing erst spät hier an. Eine ganz interessante Geschichte, wie sich das Christentum hier in Skandinavien entwickelte.

Bislang sind wir immer auf der E4 gefahren, eine Art Autobahn. Überwiegend 3-spurig, also abwechselnd mal eine, mal zwei Spuren pro Richtung. Viel Wald, viel Gegend, viel Wasser. Und seid gestern voll der Schnee. Alles weiß. Es sieht schön aus!

Auch wenn Sonnenaufgang erst spät ist, ist zwei Stunden vor Sonnenaufgang das erste Tageslicht am Horizont zu sehen und es wird hell. Auch, wenn die Sonne untergegangen ist, bleibt es noch eine ganze Weile hell. Je weiter nördlich wir kommen, desto kürzer der Tag, d.h. Sonnenaufgang in Lulea heute um 9.56h, Untergang um 13.05h. Um halb vier heute Nachmittag war es tatsächlich stockenfinster. Wir sind zu der Zeit ein wenig durch die Nachbarschaft spaziert, aber es war kaum ein Schwede auf der Straße. Die sitzen bei der Kälte wohl auch lieber in der warmen Stube. Zumal am Heilig Abend…

Wir sitzen jetzt gemütlich in unserer wohl temperierten GERDA. Die Heizung hat schon mal schwer zu arbeiten, wenn es draußen sehr kalt wird, aber sie schafft es locker, uns warm zu halten. Und es ist unglaublich gemütlich hier. Jetzt ist Heilig Abend. Wir haben nach dem Spaziergang Bescherung gemacht und dazu einen guten Sekt getrunken, dann gab es Käsefondue und jetzt sitzen wir hier so rum. Gelegentlich sprechen wir. Miteinander. Oder auch jeder für sich. Naja.

Übermorgen geht es nach Jokkmokk. Das liegt auf dem Polarkreis, dem Wintersonnenwendekreis (mmmmh, mal wieder eines von den langen Worten…😅). Von dort fahren wir weiter Richtung Norden, bis wir die Dunkelheit erreicht haben. Dann werden wir entscheiden, ob wir ans Nordkap fahren, oder nicht. Das Nordkap war zwar ursprünglich unser vornehmestes Ziel, aber es gibt auch Argumente, die nicht dafür sprechen. Wir wollen das aber jetzt noch nicht entscheiden.

Es gab viele die sagten, im Winter, jetzt? Nach Norden? Da sieht man doch nichts. Das stimmt nicht. Man sieht eine ganze Menge. Viel Gegend, die jetzt im Winter bestimmt so spannend ist wie im Sommer, nur anders. Man sieht Schweden, meistens draußen, weil sie den Hund gassi führen müssen. Es scheint, als würde der gewöhnliche Nordländer bei diesen besonderen klimatischen Verhältnissen auch lieber im Haus bleiben.

Wir machen diese Reise, weil wir es wollten. Wegen der Polarlichter. Die sehen wir hoffentlich auch noch. Aber ein zweites Mal werde zumindest ich, nicht noch mal so weit in den Norden fahren. Auch nicht im Sommer. Es ist sicher unheimlich schön hier! Diese Natur, die Wälder, riesige Findlinge, die hier so in der Gegend herum liegen. Aber ich weiß jetzt ganz sicher: ich bin ein Kind der Sonne, der Wärme. Was wir hier machen, ist okay. „Been there, done that“, wie der Amerikaner sagt.

Skandinavien im Winter

Noch so was. Wintercamping! Dieses Wort fiel heute an der Rezeption des Campingplatzes in Umea. Als wir die freundliche Schwedin (es gibt gar nicht nur alte Schweden, sondern auch junge Schwedinnen!) danach fragten, ob denn viele Gäste kämen? Zu dieser Zeit! Sie erklärte, das wegen Weihnachten gerade viele Schweden kämen, die zu Weihnachten bei ihren Familien sein wollten, aber auch gerade viele internationale Gäste „like you“ zum Wintercampen kämen. Da war es, das Wort, das uns ins grübeln brachte. Beim Nachmittagskaffee mit diesen wunderbar leckeren Keksen von Arpker Frauen liebevoll gebacken, sprach mein lieber Kurt es aus: „Wintercamping! Nie im Leben hätte ich gedacht, dass mir so etwas passieren könnte.“ Er sprach mir sowas von voll und ganz aus der Seele, dass es mir schon unheimlich war! Denn genau das ging mir auch die ganze Zeit durch den Sinn. Aber was soll ich sagen? Solange die Heizung brummt, macht Wintercampen Spaß. Noch brummt sie, die Heizung, gegen die -10 Grad Außentemperatur gegenan. Noch sorgt sie für wohlige 20 Grad in GERDA. Morgen ist Heilig Abend.

Camping in Nordskandinavien im Winter

oder

Meine Haare sind fettig

…..ja,ja, schon klar! Duschen wird völlig überbewertet. Haare waschen eh. Aber schick soll man dann doch auch aussehen. Wenn man ausgeht. Das kommt gerade und zum Glück nicht so oft vor. Aber das ist Schnee von gestern! Heute sind wir auf einem amtlichen Campingplatz gelandet und die Haare sind gewaschen. Schon toll, so eine heiße Dusche in Sibirien!
Apropo Schnee. Wir sind gar nicht in Sibirien, sondern schon ganz schön weit im Norden Schwedens. Also, wir sind gestern Abend in den Winter gefahren. Aber was heißt hier Abend? Nur weil es dunkel ist, kann es durchaus erst 15.30 Uhr sein. Liegt wohl am Breitengrad…

Ach ja, die Breitengrade. Mein persönlicher Breitengrad wird heute Abend Chilli mit Kartoffelpü bekommen.