Irgendwie gibt’s ja immer was zu tun

Wir sind jetzt drei Wochen hier. An Haus und Hof gab es einiges zu erledigen.
Fangen wir beim Haus an. Das sollte einen neuen Anstrich bekommen. Mittendrin haben wir den Maler rausgeschmissen, weil er einfach nur Mist gebaut hat. Mit der Folge, dass Einiges an uns hängen blieb. Er hatte das Haus von außen aber schon mal weiß überstrichen. Den zweiten Anstrich haben wir uns geschenkt.
Der Sockel musste gestrichen werden, aber der Maler hatte uns eine ganz neue Technik mit einem Spritzzement versprochen, der aber an der ursprünglichen Ölfarbe nur teilweise hielt. Das ganze Zeugs hat uns nicht nur Geld gekostet, sondern musste abgespachtelt werden, bevor der Sockel neu gestrichen werden konnte. Das habe ich erledigt und auch den Anstrich des Sockels.
Innen im Haus hatte das eindringende Wasser der ein oder anderen Regenzeit an den Wänden Spuren hinterlassen, die ich übertüncht habe.
Einen Moskitofensterrahmen haben wir entfernt, weil sich dort die Termiten all zu sehr wohlfühlten.
Kurt hat verschiedenste Flickarbeiten in Sachen Beton erledigt. So war die eiserne Schwelle unserer Haupteingangstür weggegammelt und Kurt hat den rostigen Rest entfernt und dafür eine Betonschwelle gezimmert. Er hat die Grundstücksmauer teilweise erhöht in der Hoffnung, dass die Kinder nicht mehr darüber kommen.
Wir haben noch ein paar Pflanzen gekauft, um unseren Garten damit zu bereichern.
Nachdem Kurt für die Bedachung unserer Aussenküche mit Palmenblättern gesorgt hat er damit begonnen, ringsum eine Wand zu mauern, während ich die Säulen gestrichen habe.
Unser Hoftor war schon von Anfang an ein einziges Problem, weil es schlecht eingebaut war und sich die Torpfosten in Richtung Tor neigten und beide Torhälften ewig über den betonierten Boden schleiften. Gestern kam der neue Maurer und sie haben die alten Torpfosten weggemacht und neue Torpfosten betoniert. Morgen wird ausgeschalt. Dann muss der Schweißer noch mal kommen und das Tor nachjustieren.
Ausserdem hatte unser Spülkasten vom Clo den Geist aufgegeben. Etwas in der Mechanik war kaputt gegangen. Kurt versuchte, das zu reparieren, aber es gelang leider nicht. Einen neuen Spülkasten bekommt man nicht einfach so, sondern nur ein komplettes Ensembles, also Clo und Spülkasten samt aller Schrauben und Rohre. Ein teurer Spaß. Aber mangels Normen ist es das alleinig Sinnmachende. Denn der neue Spülkasten passte mit dem Clo tatsächlich in keinster Weise zusammen. Jetzt haben wir ein Clo-Spülkastenensemble vom Typ „Orient“ und ich muss sagen, das Sitz- so wie das Spülverhalten dieser Toilettenanlage ist unvergleichlich besser als die alte. Die Investition hat sich unbedingt gelohnt. Allein der Spülvorgang! Ganz langsam aber zuversichtlich sicher entsteht ein wunderbarer Strudel in der Closchüssel, der es auch dem härtesten Brocken unmöglich macht, länger in dieser Schüssel zu verweilen, als dem Betreiber lieb wäre. Das ist der gewaltige Unterschied zur alten Schüssel…
Tja, und so sind wir wirklich viel beschäftigt und wir schauen, dass wir aber nachmittags an den Strand kommen. Das gelingt uns meistens. Mittlerweile ist der Ozean aber leider ordentlich abgekühlt.

Weihnachten steht vor der Tür

….und unser Weihnachtsbaum tuts nicht!☹️ vor ein paar Tagen glimm er noch, aber jetzt ist alles aus.  Natürlich feiern wir auch hier Weihnachten. Vielleicht etwas anders als zu Hause in Deutschland. Aber mit Weihnachtsbaum, im Zweifel auch ohne Beleuchtung. Dann ist das eben so.

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Hamatan

Heute ist Dienstag der 19. Dezember und und seit drei Tagen haben wir Hamatan, diesen ätzend trockenen Wind aus der Sahara. Luftfeuchtigkeit bei 25%. Das ist nichts. Das merkt man/Frau auf der Haut. Die ohnehin schon alternde, trockene Haut wird noch trockener. Das Ergebnis: noch trockenere Haut, noch mehr Falten. Und: es ist saumässig kalt! 23 Grad Celsius mag sich ja für den durchschnittlichen Mitteleuropäer erstmal warm anhören, zumal in dieser Jahreszeit. Aber wir frieren. Morgens. Deshalb bleiben wir einfach etwas länger im Bett. Wir verpassen ja nichts. Es wird aufgestanden, wenn’s warm genug ist. Sind schließlich im Urlaub. Ich hätte einfach mal ein paar Tschirts einpacken sollen, einen Pulli, ne leichte Hose – nun sitz ich da und friere.
Und der Ventilator? Bleibt unbenutzt. Obwohl wir genug Strom haben.

Die Händlerinnen von Kalagi

Die sollen hier unbedingt nicht unerwähnt bleiben, die Händlerinnen von Kalagi.
Auf der Fahrt durch das Land gibt es nicht nur diverse, mitunter anstrengende, Polizeistopps, sondern auch Bushaltestellen. An diesen Stopps kommen dann diverse Frauen ans Fahrzeug und preisen und verkaufen ihre Sachen, meist Essbares wie sogenannte pancakes, kleine runde, in Öl  ausgebackene süße Teigkügelchen, Bananen, kaltes Wasser, Baobabeis an.
In Kalagi fanden wir bei diesen Frauen im Schatten eines  Mangobaumes Raum und Ruhe vor diesem schlimmen Officer in Charge an. Diese Frauen! Insbesondere eine von ihnen, waren so ein Trost! Sie halfen uns mit ihrem Mitgefühl und vor allem ihrer Führsorge durch den Tag. Eine nahm meine Hände in ihre um mich zu trösten, sprach mir gut zu. Sie besorgte mir eine Matte, auf der ich mich ausruhen sollte. Was ich gern annahm und tat. Sie gaben Kurt dieses leckere Halbgefrorenen Baobabeis und luden uns zum Essen ein.
Wir danken Euch Frauen von Kalagi. Ich werde Euch nie vergessen!

Fleurop auf gambisch

Tja, was soll ich sagen? Wir, bzw. Kurt, hat das Thema Baoba so weit gestreut, dass heute Morgen recht früh (wir blieben heute etwas länger im Bett wegen Hamatan und kalt draußen) ein Taxi vorm Tor hielt, einer pocherte ans Tor, Ali öffnete, und da war ein Taxifahrer und lieferte einen kleinen Baobab Baum ab. Mit freundlichen Grüßen von Jawla. Fleurop auf gambisch. Was nicht alles geht?!

Baobabsie

Was uns in einer langen Versuchsreihe nicht gelungen ist – halt, Moment mal.
Vor einigen Jahren hatte ich Baobabsamen von Gambia mit nach zu Hause mitgenommen genommen nommen. Kann man hier samt des weißen Fruchtfleisches, aus dem sich prima gesunder Saft aber auch lecker Eis machen lässt, auf dem Markt kaufen. Also Samen im winterlichen Arpke in die Erde, warm gestellt, Wasser drauf, gewartet, und gewartet, und gewartet, und nichts ist passiert. Der Ehrgeiz war geweckt. Samen im Internet bestellt. Vielleicht waren ja die Samen aus Gambia zu alt, zu schlecht….genau nach Anleitung die neuen Samen vorbereitet, also angeritzt, in warmem Wasser zwei Tage quellen lassen und dieses ganze Schisslawäng…..Nichts ist passiert.
Wir haben jetzt das Thema Baobabbaum in der Community gestreut. Kurt hat der Ehrgeiz erneut gepackt. „Ich will einen Baobab!“ Waren seine zum Glück nicht letzten Worte. Der juiceman meines Vertrauens, Ibrahim, schenkte dem Verzweifelten eine Hand voll Samen, die der Mann meines Vertrauens auch sogleich, gemischt mit einer amtlichen Menge cowpoop, in die Erde brachte. Zwei Mal am Tag wurde gewässert! Eine Woche später: von den 20 Samen waren 15 aufgegangen. Neues Problem: was machen wir mit den ganzen Baobabs?

18 Uhr

Da stand Momodou vor uns und sagte:“ Gib mir mal die Autoschlüssel, wir fahren jetzt.“ Größer hätte meine Verwunderung nicht sein können. Er holte das Auto, wir stiegen ein und fuhren nach Hause. Momodou war mit dem Bus gekommen, zahlte Mr. Maneh den Unkorruppbaren, 1000 Dalasie und schwupps, war die Show vorbei. Wir konnten endlich nach Hause,

Der Meisterschüler

Er heißt Yaya Maneh. Allein, dass er mir diese Frage nach seinem Namen beantworten musste, hat ihn extrem sauer gemacht.
Das claringpaper war nicht korrekt. Das haben wir erst nach sieben Stunden erfahren. Mr. Maneh, Officer in Charge, war nicht in der Lage, uns zu erklären, was das Problem sei. Er sprach von Kriminellen, die uns diese Papiere ausgestellt hätten und er wollte sie beide, unseren Freund Momodou, der uns die ganzen Dienstgänge abgenommen hatte, und Baldeh, den Agenten von der Versicherungsagentur, persönliche sehen.
Das dieses Clarenspaper so unwichtig ist wie ein Bierglasuntersetzer haben wir lernen dürfen, als Kurt heute morgen zur Versicherung gefahren ist, um ein Original Papier zu bekommen.
Aber Mr. Maneh, Officer in Charge und Herr über Gerechtigkeit und Ordnung, der doch auch nur seinen Job macht, das Fecht vertritt und seinen Pflichten nachkommt, hat uns sieben Stunden auf Trab gehalten. Mal mussten wir sofort in seinem Büro erscheinen, dann schmiss er uns wieder raus. Mal rief er mich über die Mauer hinweg zu sich, ich kam, nein, geh um die Mauer herum zu mir, um mir dann zu sagen: geh Deinen Mann holen (als hätte er das nicht auch über die Mauer hinweg zu mir sagen können).
Er gab uns unsere Papiere fürs Auto und Kurts Führerschein nicht zurück. Ich sagte, lass uns einfach abhauen. Mit dem Auto. Kurt war zu vernünftig. Bis zu dem Moment, als ich zusammenbrach. Aber da bedrohte Mr. Maneh, Officer in Charge uns so, das wir den Mut verloren. Wir waren beide vollkommen am Ende.
Mr. Maneh, Officer in Charge, hatte uns mal wieder in sein Büro gerufen, um seine Schikane an uns fortzusetzen, als er begann, mich in, für mein Dafürhalten, schlicht unerträglicherweise zu beleidigen. „Hör nicht auf Deine Frau! Du hörst viel zu sehr auf sie. Ich höre ihr sowieso nicht zu. Ich habe selber eine Frau, die meint sich in alles einmischen zu müssen, immer ihre Meinung sagenden zu müssen. Da muss….“ Blackout!

Nach dem ersten Satz habe ich das Büro verlassen, dann überkam es mich wie eine riesige Woge. Mein Geist, mein Körper, mein Verstand, mein Selbstverständnis, – alles. Alles schwand.
Ich glaube jetzt zu wissen, was ein Trigger ist. Ich glaube jetzt zu wissen, was ein flashbag ist. Es gab in meinem Leben schon einmal so einen Meisterschüler, Meisterschüler einer Diktatur. Der brachte mich das erste Mal an meine Grenzen. Mr. Maneh, Officer in Charge vollbrachte es ein weiteres Mal. Anders als damals habe ich heute Worte dafür.

148 km bis Sanyang

Wir kommen früh los, in Janjanbureh. Um halb zehn sind wir in Soma, mehr oder weniger halbe Strecke bis Sanyang. Hier gibt es in einer der vielen Garküchen Kaffee und Omelette. Und dann weiter. Gegen elf Uhr erreichen wir den Police stopp von Kalagi, einem Dorf zwischen Soma und Brikama. Meistens winkt man uns einfach nur durch, manchmal guckt man sich unsere Versicherungspapiere und unseren Führerschein an. Hier will der Officer in Charge, Jaja Maneh, das wir rechts ranfahren. „Park your car correctly!“ höre ich ihn sagen, und Kurt tut sein Bestes, in diesem Nirgendwo das Auto correctly zu parken. Mr. Maneh, Officer in Charge, beginnt sein Meisterwerk. Oder zumindest eines seiner Meisterwerke. Die folgenden sieben Stunden sind aus meiner Perspektive das Ergebnis, die Meisterleistung, eines ergebenen Dikatatur-Schülers.

Janjanbureh

Am frühen Abend kommen wir endlich verstaubt und verschwitzt bei Banna in Janjanbureh an. Nein, wir wollen jetzt nichts mehr. Nur ein paar kalte Bier, eine Dusche und dann in ein sauberes Bett.
Wir bekommen alles! Bier, Dusche, sauberes Bett. In Bannas neuer Lodge hat sich seit Juni nach meinem Dafürhalten nicht viel an Veränderung getan. Aber möglicherweise sehe ich die kleinen Veränderungen nicht. Ist auch egal. Alles in allem ist es eine Baustelle. Punkt. Von einer schönen Lodge hundert Jahre entfernt.
Am nächsten Morgen das übliche Programm: Rundgang durchs Dorf, diesmal allerdings und auf meinem Wunsch Besuch des neuen Museums. Hier war bei unserem letzten Besuch noch alles geschlossen, jetzt bekamen wir ein Führung und es ist ein kleines, aber feines Stück gambischer Kultur geworden. Es hat uns wirklich gefallen.
Nachmittags Siesta, abends Essen in Bannas Nachbarlodge, dann in die Falle. Wir wolle morgen zeitig los, die kühle Morgenluft nutzen. Nach Hause. Nach Sanyang.