Von Andrea
Es waren ein paar anstrengende Tage. Mental. Zu viele nicht so gute Dinge hatten sich in den letzten Monaten seit unserer Abreise im April hier ereignet. Nicht nur, dass beim watchman eingebrochen worden ist, es wurde hier eine Menge geklaut. Dazu kam, dass Louis, unser builder, mit dem ich viele Jahre sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe, mir in den letzten Monaten Anlass gab, mein Vertrauen in ihn schrumpfen zu lassen. Das hat mich, ehrlich gesagt, sehr, sehr traurig gemacht. Und ich war mir nicht sicher, wie ich damit umgehen soll. Wie ich mit ihm umgehen soll. Es gab viel nachzudenken und zu überlegen. Das machte mich nur noch trauriger. Ich hatte zwar schöne, entspannte Tage am Strand, aber es blieb die Last, wie mit Louis umgehen?
Da kam gestern ganz überraschend unser Freund Banna aus Janjanbureh angereist. Wir hatten telefoniert und ich hatte ihm voll dem Geschehenen berichtet und vielleicht dachte er, er müsste mal nach mir schauen. Jedenfalls kam er gestern Mittag hier an und dann besuchten wir Bekannte von ihm, die am Strand auch zwei Zimmer vermieten. Der Mann, Modu ist Gambier und seine Frau Ollie aus Slovenien. Es war ein inspirierender Besuch bei den beiden. Anschließend lud ich Banna zum Essen bei Jawla ein und wir machten einen langen Spaziergang am Strand und wir quatschten über alles mögliche. Wie quatschten auch noch am Abend hier draußen unterm Mangobaum, bis ich mich ins Bett verabschiedete und er zu Edou ins watchman Haus zog. Die schlafen dann da tatsächlich gemeinsam im Bett! Aber das scheint zu gehen und in meinem Haus kann ich ihn nicht wohnen lassen. Da gibt es keine Privatsphäre.
Heute Morgen bin ich dann schon vor Sonnenaufgang aufgestanden und es herrschte eine wunderbare Kühle. Dort, wo die Sonne aufgeht, war im ersten Licht Dunst in der Luft, der die ersten Sonnenstrahlen auf wunderschöne Weise brach. Damit ging es mir plötzlich wieder viel besser. Die Gespräche und dieser schöne Sonnenaufgang heute Morgen taten gut. Ich habe uns allen dann Kaffee gekocht und dann habe ich Banna zur Bushaltestelle gebracht.
Auf dem Weg zurück kam ich dann am Nachbargrundstück vorbei. Dort hatte man vor ein paar Jahren begonnen, ein größeres Haus zu bauen. Der Eigentümer ist dann aber wohl viel zu früh gestorben, und danach passierte erstmal lange nichts mehr. Heute Morgen waren aber Leute dort und offensichtlich wird da jetzt weitergebaut. Also ging ich auf die Baustelle und sprach mit den Leuten. Anscheinend hat das Grundstück einen neuen Besitzer, Bubacar ist sein Name. Er erklärte mir in bestem Englisch, was er vor hat und was seine Pläne sind. Es war eine richtig nette Unterhaltung und wir hatten einiges zu Lachen.
Der andere anwesende Mann heißt Caramon. Ihm gehört der Acker auf unserer linken Grundstücksseite. Eigentlich kennen wir uns, wir haben uns schon zwei, drei Mal gesehen. Aber das ist lange her, und richtig miteinander gesprochen haben wir nie. Jetzt aber hatten wir ein langes Gespräch und alle haben sich sehr gefreut, dass ich mich dort habe blicken lassen. Und: natürlich wusste man längst, dass ich wieder hier bin. Nun habe ich die beiden eingeladen, einfach mal auf einen Kaffee vorbei zu kommen, damit wir uns besser kennenlernen. Das fanden die richtig gut. Und ich war froh, die Herren angesprochen zu haben.
Mit der zurück gewonnenen Energie habe ich dann das Haus von außen abgefegt. So viele Spinnweben und Insektennester! Immer, wenn ich hier unterm Mangobaum in der Frühstückecke sitze, schaue ich auf das Haus und denke: es könnte besser aussehen. Jetzt sieht es besser aus!