Ich fahre zu Banna nach Janjanbureh

Unser Freund Banna riet mir, den Super Express Bus nach Janjanbureh zu nehmen. Der nimmt nur so viele Personen mit, wie es Sitzplätze gibt, ist Klimatisiert und hält unterwegs nur zwei, drei Mal an.
Also bin ich Montag Morgen mit dem Auto nach Brikama gefahren, um ein Ticket zu kaufen, und einen Sitzplatz zu reservieren für den nächsten Tag. Aber weder das Eine noch das Andere war möglich. Ich solle um 9.00 Uhr an der Bushaltestelle in Brikama sein, der Super Express Bus würde so gegen 10 nach neun starten. Also beschloss ich, um halb acht dort zu sein, bestellte Momodou mit seinem Taxi zu um acht am Dienstagmorgen. Als der sonst so pünktliche Momodou um 5 nach 8 noch nicht hier war, rief ich ihn an, aber leider nahm er nicht ab. Ich versuchte es noch einige Male, aber keine Antwort. Gegen viertel nach acht machte ich mich dann zu Fuß auf dem Weg zum hiesigen Taxistand, um mit einem anderen Taxi nach Brikama zu kommen. Auf dem Weg dorthin rief Momodou dann zurück. Er hatte verschlafen (gab beim ihm am Abend zuvor irgendwelche Schwierigkeiten), aber er schwang sich umgehend in sein Taxi und sammelte mich auf, bevor ich den Taxistand erreicht hatte und brachte mich mit Affenzahn nach Brikama. Diese Stadt ist auch früh morgens schon vollkommen verstopft und so ging ich die letzten 500 m zu Fuß zur Bushaltestelle. Pünktlich um neun war ich dort.
Der dortige Buseinweiser erkannte mich wieder und bat mich Platz zu nehmen, der Bus käme gleich. Wenn immer an mir vorbei kam hieß es: the Bus is coming. Naja, dachte ich, der Bus kommt bestimmt, aber wann? Die Frage wurde nach einer Stunde des Wartens drängender, aber er sagte immer nur den gleichen Satz: the Bus is coming. Er würde mir Bescheid geben, wenn der Bus kommt und: bleib da sitzen.
Nach zwei Stunden forderte er mich und drei weitere Damen auf, mit ihm zu kommen. Wir gingen die Straße ein Stück runter und da hinten sah ich, wie sich der Bus durch den Verkehr quälte. Bei uns angelangt öffnete sich die Bustür und unter langsamer Fahrt durften wir schnell einsteigen und uns einen der wenigen freien Plätze angeln. Geschafft! Dachte ich. Dann fuhr der Bus doch noch auf den Busparkplatz und eine riesen Menge Menschen stürmte auf den Bus zu und alle kamen in den Bus. Nach einer weiteren halben Stunde ging es dann endlich los.
Aber irgendetwas stimmte nicht. Sollten die Ventilatoren im Bus die von Banna gepriesene Aircondition sein? Und warum war er so voll?
Die Sitzreihen bestanden nicht aus zwei Sitzen rechts und zwei Sitzen links, sondern aus drei Sitzen rechts und zwei links. Ich saß auf der Zweierseite. Der Gang dazwischen war sehr eng und die Menschen standen dicht gedrängt darin. In einer Sardinenbüchse haben die Fische mehr Platz.

Eine Frau in einem Sonnengelben Kleid und in Begleitung eines jungen Mädchens und einer anderen Frau stand neben mir im Gang. Sie machte sich nicht einfach nur breit, sie war es auch. Ihren Ellenbogen hatte ich im Gesicht, und ihren großen, runden Hintern auf meiner Schulter. Während ich dem Ellenbogen auswich, kroch ich meiner Sitznachbarin nahezu auf den Schoß. Diese fand das nicht so toll, obwohl sie dafür gesorgt hatte, dass ich neben ihr Platz nahm, aber soviel Nähe wollte sie zu mir dann wohl doch nicht und machte dem Sonnenscheinkleid neben mir mehrmals klar, sie solle mich nicht so bedrängen. Sonnenschein entschuldigte sich dann mit einem mehrfachen „Sorry“ bei mir, vergaß das dann aber immer gleich wieder. Irgendwann Habenichts sie dann unüberhörbar angepault, sie möge jetzt endlich ihren Arm aus meinem Gesicht nehmen. Auch die um uns rum meckerten deshalb nun mit ihr und endlich war der Arm verschwunden. Jetzt galt es nach, den Hintern von meiner Schulter zu entfernen. Das gelang mir dann endgültig, als ich mich mit ein paar heftigen Schulterstössen gegen das Hinterteil wehrte. Ab nun ging es einigermaßen.
Meiner netten Sitznachbarin, die kein Wort Englisch sprach, hatte ich zuvor einen Kuchen angeboten, den ich vor der Abfahrt gekauft hatte, aber den hatte sie abgelehnt. Bei einem der vielen Haltepunkte, an den Frauen Wasser und alles mögliche essbare anboten, bat mich der Sonnenschein um Geld für eine Flasche Wasser und ich gab es ihr. Sonnenschein, die offensichtlich keine Distanzprobleme hat, kam meinem Gesicht mit ihrem sehr nahe. So nahe, dass ich ihren schlechten Atem inhalieren musste, obwohl ich mich schon abwandte, um mir ein mehrfaches „God bless you“ zuzuraunen…Bald darauf stupste mich meine Sitznachbarin an, sie wolle jetzt doch den Kuchen. Mit einem Lächeln reichte ich ihr die Packung und so mümmelten wir beide unseren Kuchen.
Mit der Zeit leerte sich der Bus etwas, weil immer wieder Leute ausstiegen. Dem Sonnenschein war das ewige stehen offensichtlich nun offensichtlich genug und sie bog ihren Oberkörper nach vorn über und täuschte eine nahende Ohnmacht vor. Sofort musste ein sitzender Mann seinen Platz räumen, damit Sonnenschein sich dort kerzengerade sitzend, von ihrer „Ohnmacht“erholen konnte. Diese Frau war wirklich mit allen Wassern gewaschen.
Was mir allmählich auch klar wurde: dieser Bus war weder super, noch Express. Es war einfach ein Bus.
Gegen 17.00 Uhr war ich dann tatsächlich und endlich in Janjanbureh, wo Banna mich erwartete.

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