Karfreitag in Gambia

Karfreitag, den 30. März

Heute Nacht habe ich mal richtig gut geschlafen! Nach dem Frühstück geht es mit dem Taxi zum Haus, denn ich hab noch die große Tasche mit Dingen fürs Haus drin….

Und dann wird gewischt, gewischt, gewischt. Allmählich lässt sich erahnen, dass die Fliesen durchaus einen gewissen Glanz haben. Aber ich glaube, da muss erstmal ein akkurater Fussboden-Glanz-Reiniger von Johnson her……

Gerade hat Banna angerufen, sie seien jetzt kurz vor Brikama. Eigentlich hatte ich frühestens morgen mit Ihnen gerechnet.

Kurz darauf kam eine SMS von Markus: Reifenpanne! Es kann noch dauern….

Ich Versuch derweil im Haus für etwas Atmosphäre zu sorgen und Versuch mal, ein paar Vorher-Nachher-Bilder zu machen.

Und dann sind sie auch schon da. Bewundern das schöne Haus, das bis auf einen Stapel Zementsäcke jetzt auch wie eine Wohnung aussieht. Banna bekommt eine kurze Einweisung. Zum Glück kennt er einfache Verhältnisse und ist nicht weiter entsetzt, dass er auf das Aussenclo gehen muss und auch die Dusche noch nicht installiert ist. Aber das ist für ihn alles kein Problem, draußen ist ein Wasserhahn und eine leere Plastikflasche. Damit kann man sich auch „duschen“.

Dann fahren wir alle mit dem Taxi zum Strand. Markus braucht dringend eine Dusche, weil die Reise doch etwas beschwerlich war, ich eine Dusche, weil ich mich regelrecht heiß gewischt habe. Und die beiden Töchter von Banna haben Hunger. Und sie haben noch nie das Meer gesehen und sind schon ganz aufgeregt.

Auf dem Weg zum Strand fallen Hullei, der älteren Tochter die großen Gemüsegärten am Weg auf. Etwas, was sie von Georgetown kennt.

Später nach dem Essen sind wir dann alle zusammen die rund 3 km nach Sanyang zu Fuß gegangen. Da gab es gut was zu lachen. Ein Junge auf einem Fahrrad kam uns entgegen, und Hullei sagte zu ihrem Vater: also ich bin ja schon sehr schwarz, aber der Junge ist noch schwärzer!

Wenn man hier morgens/vormittags Leuten über den Weg läuft, begrüßt man sich mit „good Morning“ und dann kommt immer die Frage „Howe is the Morning?“ Mich hat das immer schon irritiert. Sehe ich noch so verschlafen oder verfaltet aus, sitzen die Haare nicht? – Bis ich vor ein paar Tagen gelernt habe, dass das eine ganz normale Grußformel ist, die man von den einheimischen Sprachen ins Englische übernommen hat. Jetzt komme ich den Leuten immer zuvor und ich frage : how is the morning? Das kommt gut an!!!

Gestern war Karfreitag und am späten Nachmittag ging Jawla, der Hotelbesitzer im Standrestaurant rum, und jeder bekam eine Art Getränk aus Reis, Bananenbrei, Cocusnuss, ….in ein Becherchen gereicht. Ich habe gelernt, dass man dieses Getränk hier an Feiertagen reicht. Es war sehr lecker. Als ich Jawla daran erinnerte, dass Karfreitag doch ein christlicher Feiertag sei meinte er, dass man da keine Unterschiede machen wolle. Wir hätten doch alle den einen Gott, egal ob Christen oder Moslem! – Man möchte sich so viel Toleranz bei uns wünschen. Aber vor ein paar Tagen las ich in der HAZ eine Karikatur mit Seehofer in der er sagt: Frauen gehören nicht nach Deutschland….in Anspielung natürlich auf den Islam-Satz und in Anspielung, dass er keine Frauen in Führungspositionen in seinem Kabinett hat.

Heut morgen traf ich Brikamer, der gestern seinen freien Tag hatte. Als ich ihn fragte, wie sein freier Tag gestern war, da war er ganz glücklich. Es wurde Karfreitag gefeiert, jeder bekam dieses spezielle Getränk bekommen und man hätte gar nicht unterscheiden können, wer Christ und wer Moslem ist. Das wäre so schön gewesen! Das hat mich ungemein berührt.

Vor ein paar Tagen sprach mit jemanden längere Zeit über das Verhältnis zwischen Christen und Moslem hier im Land. Der war glücklich, das sich in den letzten Jahren so viel zum Besseren geändert hat. Er sagte sowas wie: vor 15 Jahren hätten wir nicht miteinander gesprochen. Vor 10 Jahren hätten wir nicht zusammen gesessen. Vor 5 Jahren hätten wir nicht aus der selben Schüssel gegessen. Und heute gibt es gemischte Ehen!

2 Antworten auf „Karfreitag in Gambia“

  1. Ja, es gibt es doch noch das friedliche Nebeneinander der Religionen, auch wenn eine Religion (Islam: 90%, Christen: 9%) eindeutig in der Mehrheit ist. Der letzte Präsident hatte sogar den Ländernamen von „The Gambia“ auf „The islamic Repuplic of Gambia“ geändert. Aber das hielt zum Glück nur kurz und wurde von der Bevölkerung auch nicht mitgetragen. Glück gehabt. Gruss. Kurt

  2. Liebe Andrea,
    ich bin beeindruckt von Euren Taten. Der Bildervergleich zeigt eindrucksvoll den Baufortschritt. Toll. Und wie schön, die Begegnungen, die Ihr habt. Macht noch mehr Lust auf das Land!
    Und ich bin schon jetzt gespannt, auf Deine Berichte, wenn Du wieder zu Hause bist. Lass uns bald treffen.
    Herzliche Grüße,
    Hiltrud

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