Baumfällkünstler, Pateh, Ameisen und eine Schlange

Heute Morgen kamen sie wieder, die beiden Baumfällkünster. Aber sie waren, na, sagen wir mal, lethargisch. Ohne Pateh, den Antreiber, sind sie nicht so virtuos. Eher langsam. Unaufgeregt. Entspannt. Verträumt. Nachdenklich. Und verletzt. Von den Ameisen. Ein wirklich ernstes Thema dieser Tage.
Gestern hatte Pateh, der uns die beiden an Land gezogen hatte, seinen freien Tag und hat ihnen den Marsch geblasen, wenn sie Anzeichen von „mag nicht mehr“ an den Tag legten. Aber heute musste Pateh wieder arbeiten und die beiden Holzfällerkünstler nutzen die Ruhe für sich. Ab und an kletterten sie in den Baum um ein wenig rumzuhacken, dann kamen sie wieder ganz erschöpft herunter und brauchten eine Pause. Ich konnte das verstehen, weil es heute sehr heiß war.
Das eigentliche Problem war aber nicht die Hitze, die ist man hier ja gewohnt, sondern Ameisen (immer! Aber auch immer, wenn ich dieses Wort „Ameisen“ benutze muss ich an einen meiner Klassenkameraden in der Realschule denken, der das Wort Ameisen auf der zweiten Silbe betonte! Er konnte das nicht anders! Er sagte A_mei_sen?)! Jedenfalls wohnen da oben im Baum, der auf diesem Foto nicht so ganz gut zu sehen ist, Ameisen.


Und immer, wenn einer der beiden Baumfällkünstler in den Baum geklettert ist, griffen die Ameisen an. „Es sind die großen Schwarzen, die mit den dicken Köpfen! Guck hier, und hier, das sind die Bisse von denen!“ jammerte Ousman. Gar keine Frage, du schöner Ousman. Ameisen sind voll daneben und kennen nun wirklich gar keinen Spaß! Alles gut!
Vor zwei Wochen hatten wir morgens eine laaaange Ameisenstrasse halb rund ums Haus(unser Haus ist rund. Wie rund). Morgens als wir die Tür öffneten, war sie da, die Ameisenstrasse. Tausende, Millionen Ameisen (Schluss jetzt mit dem Betonungsquatsch) kamen durch die Lücke in der Grunstücksmauer, liefen einmal halb rund ums Haus und verschwanden in einem Loch in der Erde. Wie der Dübel! „Übel, übel, sprach der Dübel! Und verschwand in der Wand“. Am nächsten Morgen das selbe Schauspiel. Als hätten sie sich des Nächtens überlegt: och nee, hier im Loch ist es doch nicht so geil, gehen wir mal lieber wieder zurück, um dann festzustellen: nee, diese Entscheidung war jetzt auch nicht so richtig gut! Also wieder zurück und ab durch die Mitte des Mauerschlitzes und zum runden Haus, wo man so schön im Halbkreis laufen kann, um dann in einem dunklen Loch zu verschwinden. Am nächsten Abend erwischten wir dieses Heer von Ameisen (och nee, immer diese Ameisen?, ich werd sie einfach nicht los!) auf dem Hof. Am Rand. Da, wo das Bahamas Gras wächst. Aber am nächsten Morgen waren sie verschwunden. Jedenfalls sind diese Ameisen sehr wehrhaft! Ach ja, was wollte ich eigentlich erzählen?
Ach ja, die Ameisen im Baum. Es ist vollkommen außer Frage, dass es viel zu gefährlich ist, in einem Baum über der Boden zu arbeiten, wenn man von Ameisen angegriffen wird, die einem schmerzen und gegen die man versucht sich zu wehren. Deshalb haben wir die beiden Holzhacker erstmal in den Feierabend geschickt und sind an den Strand gefahren. Dort kam Pateh direkt zu uns und fragte, wie weit seiner Künstler gekommen sind. Unsere Antwort hat ihn durchaus betrübt und er erzählte uns die Geschichte mit der Schlange.
Seit Pateh unser Nachtwächter ist, war von Schlangen keine Rede mehr. Das kam mir sehr entgegen. Aber nun erzählte Pateh, dass er mit einem Freund während der letzten Regenzeit unter dem Baum saß und Ataya, Tee, trank, als sein Kumpel so ganz entspannt nach oben in die Baumkrone schaute und da, da kroch eine lange, schwarze Schlange den Baum hoch und verschwand in ebenjenem. „Aber diese Schlange ist nicht mehr im Baum! Sie fühlt sich da nicht mehr wohl. Wegen der Ameisen! Die attackieren sie. Da flüchtet die Schlange. Wo Ameisen sind, sind keine Schlangen!“ ist Pateh sich sicher.
Morgen kommen wieder die Baumkünstler und hoffen, dass die Ameisen freundlich, oder gar weggezogen sind. Dann werden sie weiter an diesem außerordentlich komplizierten Baumfällwerk, und das ist mein ganzer Ernst, weitermachen. Wenn sie Pech haben, macht Pateh morgen frei und treibt sie an. Wir bleiben am Ball!
Und dann ist da noch die Geschichte von Kurts Nachtwächter in Togo. Dem fiel eine Schlange vor seine  Nachtwächterfüsse, aus dem Mangobaum, weil sich zuckergierige Ameisen über die Mangos hergemacht hatten, und denen dabei die Schlange in die Quere kam und die sie dann kurzerhand attackierten. Also die Ameisen die Schlange. Punkt. (Liebe Anna, Dein „Punkt“ am Ende Deiner Ansprache zum Volkstrauertag wird mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben!)

 

 

Ameisen da sind

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