148 km bis Sanyang

Wir kommen früh los, in Janjanbureh. Um halb zehn sind wir in Soma, mehr oder weniger halbe Strecke bis Sanyang. Hier gibt es in einer der vielen Garküchen Kaffee und Omelette. Und dann weiter. Gegen elf Uhr erreichen wir den Police stopp von Kalagi, einem Dorf zwischen Soma und Brikama. Meistens winkt man uns einfach nur durch, manchmal guckt man sich unsere Versicherungspapiere und unseren Führerschein an. Hier will der Officer in Charge, Jaja Maneh, das wir rechts ranfahren. „Park your car correctly!“ höre ich ihn sagen, und Kurt tut sein Bestes, in diesem Nirgendwo das Auto correctly zu parken. Mr. Maneh, Officer in Charge, beginnt sein Meisterwerk. Oder zumindest eines seiner Meisterwerke. Die folgenden sieben Stunden sind aus meiner Perspektive das Ergebnis, die Meisterleistung, eines ergebenen Dikatatur-Schülers.

Janjanbureh

Am frühen Abend kommen wir endlich verstaubt und verschwitzt bei Banna in Janjanbureh an. Nein, wir wollen jetzt nichts mehr. Nur ein paar kalte Bier, eine Dusche und dann in ein sauberes Bett.
Wir bekommen alles! Bier, Dusche, sauberes Bett. In Bannas neuer Lodge hat sich seit Juni nach meinem Dafürhalten nicht viel an Veränderung getan. Aber möglicherweise sehe ich die kleinen Veränderungen nicht. Ist auch egal. Alles in allem ist es eine Baustelle. Punkt. Von einer schönen Lodge hundert Jahre entfernt.
Am nächsten Morgen das übliche Programm: Rundgang durchs Dorf, diesmal allerdings und auf meinem Wunsch Besuch des neuen Museums. Hier war bei unserem letzten Besuch noch alles geschlossen, jetzt bekamen wir ein Führung und es ist ein kleines, aber feines Stück gambischer Kultur geworden. Es hat uns wirklich gefallen.
Nachmittags Siesta, abends Essen in Bannas Nachbarlodge, dann in die Falle. Wir wolle morgen zeitig los, die kühle Morgenluft nutzen. Nach Hause. Nach Sanyang.

 

 

 

Mann, dass kann doch nicht wahr sein?

Ist es aber. Anscheinend gibt es im Südsenegal andere Regeln, als im Norden. Dafür gibt es sicherlich viele verschiedene, vor allem auch politische Gründe. Jedenfalls ist das Thema mit dem internationalen Führerschein unseren gambischen Freunden und Bekannten nicht gänzlich unbekannt. Zwar dürfen die mit ihrem gambischen Führerscheinen dort einreisen, aber sie wissen um die Thematik des internationale Führerscheins, den es übrigens auch in Gambia für Gambia zu erwerben gibt.
Wie jedenfalls machen kehrt und entscheiden, jetzt dann eben zu Banna in Janjnabureh zu fahren. Ich ruf ihn an, er ist da, wir können gerne kommen, also fahren wir hin.

Einreise Casamance, Südsenegal

Fein! So weit sind wir schon mal! Yes! Jetzt nur noch einmal Pass und Auto und dann sind wir in der Casamance. Geht doch! Und findest Du nicht auch, dass die Grenzer hier sehr höflich sind?
Pass ist gut. Auto? Auch. Internationaler Führerschein? Wie jetzt? Internationaler Führerschein? Warum internationaler Führerschein? Haben wir nicht! Wir sind doch schon x-Mal durch den Senegal gefahren, mit deutschem Führerschein. „Ca ce ne pas normal.“ sagt er, der Mann vom Wichtigtueramt. Wir stehen da wie angewurzelt. Können es nicht fassen. Verstehen es nicht. Wie kann das sein? Aber der freundliche Mann vom Wichtigtueramt widmet sich bereits weiteren Klienten. Wir bleiben auf der Strecke. Wir müssen umkehren. Zurück nach Gambia. Obrigado e tschau Guinea Bissau.

Ausreise aus Gambia

Um 10 Uhr starten wir in Sanyang auf unsere Abenteuerreise nach Guinea Bissau. Abenteuerreise, denn wir wir waren dort noch nicht, südlich Gambias. Gegen elf Uhr waren wir an der Grenze. Ausreise aus Gambia. Die Formalitäten waren für gambische Verhältnisse erstaunlich schnell erledigt. Dann kam die  gambische „Drogenmafia“, wir mussten unser Auto wieder mal in einem Hinterhof parken, Koffer, Reisetasche, alles raus und mit mir und einer Drogenfrau in einen separaten Raum. Dort musste ich den Koffer öffnen und die Drogisten nahm jedes Täschchen und Höschen genau ins Visier. Nach gefühlten dreißig Minuten des Wühlens und Betrachtens von Täschcheninhalten und Tübchens betrachtete man mich als clean und nicht als alternde Drogenkurieren und entließ mich, nicht ganz ohne eines frustrierten Blickes.
Kurt ging es indes nicht ganz anders und durfte bezeugen, wie unser Auto unter die Lupe genommen wurde. Die neue Blechkiste mit all den schönen neuen Autowerkzeugen, Rotkreuzköfferchen, Warndreieick, u.s.w. wurden genau unter die Lupe genommen, aber auch hier gab es nichts zu finden, was den gambischen Behördenkollegen irgendwie in die alternative Haushaltskasse gespielt hätte.
Wir durften weiter fahren.

Wir fahren nach Guinea Bissau!

Das hatten wir uns bereits im Sommer vorgenommen, als wir uns dazu entschlossen hatten, mal richtig lange hier zu  bleiben. Wir wollten unseren Radius vergrößern und mal ins Nachbarland schnuppern. Okay, Nachbarland heißt für Gambia immer nur Senegal.  Nicht wie in Deutschland, wo wir, glaube ich, neun Nachbarländer haben. Aber nach Senegal, bzw. Südsenegal, besser Casamance, kommt dann Guinea Bissau.
Wir haben uns Montagmorgen mit der Abreise Zeit gelassen. Wir wollen bis Ziguinchor kommen. Das liegt im Süden der Casamance und in einer Tagesetappe sollte es machbar sein, bis dorthin zu kommen. In Ziguinchor holen wir uns laut Reise KnowHow ein Visum für Guinea Bissau und dann geht’s auf fremdes Terrain.
So der Plan.

Und ich dachte schon, es wird langweilig

….aber das ist ganz und gar nicht der Fall, z.B. Sonntag! Da gab es äääääääändlich wieder Wrestling bei Jawla! Was für eine Show! Ich hatte so viel Spaß wie lange nicht. Und Jawla erst! Er ist wieder voll im Leben dabei. In den Corona Jahren hatte er sich gern versteckt, oder zumindest im Hintergrund gehalten. Aber jetzt ist er wieder ganz der Alte. Geht von Tisch zu Tisch zu den Gästen, klönt ein bisschen hier, schnackt ein wenig dort. Investiert in seine Anlage. Und so gab es am Sonntag auch wieder Wrestling. Es war eine herrliche, lustige aber auch spannende Show, denn der Favorit war nicht unbedingt klar erkennbar. Am Ende siegte aber Petite Balla, auf dessen Seite ich war.
Diese Kämpfe sind keine all zu ernst zu nehmenden Kämpfe, aber natürlich gaben alle Kämpfer alles. Denn verlieren ist ja nun auch blöd. Und deshalb ist es auch spannend. Ein herrlicher Tag!
Und morgen machen wir uns auf den Weg nach Guinea Bissau!

Die neue Frühstücksecke

Schon seit langem arbeitet Kurt an unserem Bantaba. Das ist eine erhöhte Plattform mit Dach drüber. Man sitzt oder liegt dort sicher vor Schlangen weil erhöht und im luftigen Schatten. Nun hat Kurt aus Palmenwedeln, die er auf unserem Grundstück geschlagen hat, ein Dach gebaut.

Es frühstückt und überhaupt sitzt sich dort ganz prima! Wenn nicht gerade ein Vogel geflogen kommt und meint, sich genau hier erleichtern zu müssen….aber mit dem Dach aus Palmwedel ist auch diese Gefahr gebannt.

Was gibt’s Neues?

Die ersten Tage waren wir ziemlich beschäftigt mit Ankommen, schauen, Leute treffen, Ausruhen. Der Temperaturunterschied von 30 Grad will auch erstmal verkraftet sein. Und ich schwächelte noch immer von meiner Coronainfektion. Aber das ist jetzt gut, wie es scheint.
An der offenen Seite unseres Grundstücks, da, wo noch der Maschendrahtzaun steht, hat der Nachbar Cassava angebaut und das Grundstück mit einem Zaun gut gegen Eindringlinge wie Ziegen oder Kinder geschützt. Letztere Kategorie ist deshalb wichtig zu erwähnen, weil die, vollkommen verrückt nach den Früchten  unseres Tallobaumes bereits begonnen hatten, den Zaun zu zerstören. Nun werden sie schon einen Zaun früher aufgehalten. Den respektieren sie. Das wird hoffentlich noch zwei, drei Jahre anhalten, denn Cassava braucht sehr lange, bis es ertragreich geerntet werden kann.
Dafür hat die zweite Kategorie an der Stelle unserer Mauer die aufgesetzten Glasscherben zerstört, wo sie, einmal im Grundstück, mit Hilfe eines Baumes, der innen an der Mauer steht, das Grundstück auch wieder verlassen können. Kurt hat jetzt dort, wo der Baum steht, eine weitere Lage Steine auf die Mauer gesetzt. „Und wenn das nicht reicht, dann kommt da noch eine Lage drauf. Und noch eine…“ Es ist nicht so, dass wir den Kindern die Früchte nicht gönnen. Wir wollen sie nicht unbeaufsichtigt im Grundstück haben, weil sie dann auch noch andere Dinge tun oder nehmen, die uns dann fehlen.

Mal der Reihenfolge nach

Am 22. August brachten Kurt und ich unsere Nissan Vanette nach Hamburg zu Ousmans Spedition Easyshipping. Kurt in seinem flotten Lotus Flitzer, ich in der Vanette. Ousman wollte sofort den Lotus kaufen, war dann aber doch vom Preis abgeschreckt.
Ich hingegen machte mir übertrieben unnötige Sorgen ob der ganzen Container, die hier in Sechserreihen übereinander gestapelt waren, der ganzen Rückefahrzeuge, die den winzigen Lotus übersehen könnten…Aber Ousman hat einen guten Ruf zu riskieren, das bewahrheitete sich erneut. Bereits zweimal nutzten wir seine Spedition, um Dinge nach Gambia zu verschiffen, und immer kam alles heil und vollständig an.
Diese Mal war es unsere Nissan Vanette, die die lange Seereise nach Gambia antrat. Ousman sagte uns an diesem Augusttag zu: Mitte November ist sie in Gambia. Mitte November textete ich Ousman an, wo die Vanette denn jetzt wohl so ungefähr sei? Tage vergingen, bis er sich meldete: Vanette ist in Gambia angekommen. Nun hatten wir mit Ousman vereinbart, dass er auch gleich die Zollangelegenheiten erledigen möge. Das kann natürlich dauern.
Also flogen wir nach Gambia, nicht ohne das ich Ousman vom Airport Brüssel aus noch mal angetextet hätte, ob es Neuigkeiten von der Vanette gäbe. Und: tatsächlich schrieb er schnell zurück, die Vanette wäre abholbereit! Yes! Geht doch!
Zuverlässig wie immer war Momodou am Airport und wartete auf uns. Eine Seele von Mensch. Er brachte uns nach Hause und nahm den Auftrag, den nächsten Tag unsere Vanette aus dem Lager abzuholen gerne an. So hatten wir Samstag zwar unsere Vanette vorm Haus stehen, aber es fehlten ja noch Versicherung und Roadtax. Das konnte erst am Montag erledigt werden, wenn die Öffentlichen wieder geöffnet hatten. Momodou, den wir mit der Erledigung all dieser offiziellen Dinge beauftragt hatten, tat sein Bestes, konnte aber erst Dienstag die Nummernschilder bekommen.
Dienstag Mittag hupte er vorm Tor, die Nummernschilder unterm Arm, dieses Herz von einem Menschen.

Kurt hatte längst festgestellt, das in der Vanette was fehlte. Die Hängematte zum Beispiel. Aber da hatte Suleiman uns schon angetextet, ob das unsere sei? Aber Abschleppseil, Überbrückungskabel, …..fehlten auch. Also Anruf bei Suleimann, dem Mittelsmann und storechef von Ousman in Gambia. Und ja, Ousman hatte das in Hamburg alles fein säuberlich in einen Karton gepackt, eindeutig beschriftet: „red car“, und zugeklebt und alles stand zum Abholen bereit.

So haben wir gestern, Dienstag, mit unserer rundumsorglos versicherten Vanette die Hängematte und alles andere aus dem Store abgeholt, waren Geld wechseln und bei m Inder das Wichtigste einkaufen.

Dieses Gefühl von „funktionierendes Auto haben“ und fahren zu können wann und wohin ich will! – Ich brauch das. Ich brauch das einfach. Es gibt mir das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Es macht mich total glücklich. Und ich will mich dafür nicht rechtfertigen!