Filmszenen

Vorhin habe ich endlich mit Kurt skypen können. Endlich, weil ich die letzten Tage keinen Internet Empfang hatte. Ich war von der Welt abgeschnitten. Das war doof, denn hier passierte so viel, und ich konnte es ihm nicht erzählen…

Denn gleich am Donnerstag, meinem ersten Tag hier, hatte ich mit Pateh und Ali ein Gespräch wegen des Sonnenstandes. Danach bin ich Einkaufen gefahren (bereits berichtet) und dann war er auch schon hier, der Fischermann, der aus dem Senegal kommt, oder etwas genauer: aus der Casamance. Soviel Zeit muss sein. Die fruchtbare Casamance im Süden Sengals strebt schon seit Jahrzehnten die Unabhängigkeit vom trockenen, sandigen Norden Sengals an und immer mal wieder gibt es bewaffnete Zwischenfälle. Für den Norden ist die Casamance der Gemüseacker, die Speisekammer, sozusagen.

Jedenfalls verletzte sich der Gute mit unserer sehr scharfen Fiskars Axt am Schienenbein und es blutete. Er wickelte einen alten „weißen“ Lappen drüber. Als ich dazu kam, machte mich Pateh auf das Missgeschick aufmerksam und ich schaute an dem Mann hinunter, bis ich den „Verband“ sah, und das Kopfkino begann. Eine sehr ähnliche Scene kommt im Film „Jenseits von Afrika“ vor, und ich hatte Mühe, angesichts des großen Leids, das da vor mir stand, ernst zu bleiben. Alles, was jetzt geschah, kam eins zu eins in dem Film vor. Wer ihn kennt, braucht nicht weiterlesen.
Ich holte also Desinfektionsmittel und Verbandszeug aus dem Haus, säuberte ihm die Wunde, legte eine Kompresse drauf, verband das ganze mit einer strahlenweisen Binde und er strahlte. Pateh meinte süffisant: jetzt sieht er aus, als käme er frisch aus dem Krankenhaus. Am nächsten Tag kam der Verletzte für die Restarbeiten wieder. Aber bevor er irgendwas anfing, zeigte er mir erstmal seine Verletzung, die jetzt wirklich gut aussah. Es hätte noch etwas gepichelter in der Nacht, aber jetzt sei alles gut.

Im Film stellt Karen Blixen ihren Kandidaten als Koch ein. Da hab ich aber grade keinen Bedarf…

 

 

 

Die Solaranlage

Was haben wir alles bedacht beim Aufstellen unserer PV Anlage….erst stand sie im Schatten des Hauses. Das das suboptimal ist, da kamen wir schnell drauf. Also geschaut, wo ist die Sonne eigentlich? Ach so, da kommt sie hin! Okay, dann müssen wir den 10 m hohen Bambus entfernen. War mir als Schlangen- und Skorpionenest sowieso ein Dorn im Auge. Also wech damit. Dann wurde sie im 45-Winkel der Südsonne zugewandt. Da meldete sich mein Tropenwasserwirschafterinnen (Ge)wissen, das mal Klimakunde im Studium hatte. Das sagte mir: zu steil! Das muss flacher. Der Mann konnte ob meiner guten Argumente überzeugt werden, und sie wurde dann in einem sehr flachen Winkel, dem Breitengrad angepasst aufgestellt. Super, sie produzierte Strom. Das war damals im Winterhalbjahr, bei niedrigem Sonnenstand.
Nun meinte Momodou schon auf der Fahrt vom Flughafen nach Hause, der Baum ist im Weg. Die PV kriegt Max. 3 Stunden Sonne am Tag. Und ich dachte so: ach, was ist das denn jetzt wieder für ein Quatsch…und sagte erstmal gar nichts. Hier angekommen Pateh und Ali: die PV kriegt nicht genug Sonnenlicht. Und ich so: habt ihr Strom, Licht im Haus? Ja. Könnt ihr eure Handies aufladen? Ja. So what? Naja, sie könnte mehr Strom produzieren. Die meiste Zeit des Tages steht sie im Schatten des Baumes.- Ach, denke ich, wie soll das denn jetzt plötzlich sein? Stellte mich mit dem Rücken gen Süden, schaute nach oben. Huch, wo war die denn jetzt? Überm Baum! Okay, der Baum bringt eine Menge Schatten. Die Jungs hatten genau beobachtet, wo die PV Anlage nachmittags noch kurz mal Sonne ab bekam. Und als ich nach meiner unten beschriebenen Supermarktfahrt wieder nach Hause kam, saß ein Fremder bei Pateh und Ali. Ein Bekannter von Pateh, der mit einer Axt umgehen kann. Schnell noch einen Preis ausgehandelt, aber auf Französisch, damit Pateh das nicht mitbekommt. Der Typ ist Fischer aus dem Senegal. Und schon machte er sich an die Arbeit. Teilweise axte der Typ einhändig, was auf mich sehr großen Eindruck machte. Jetzt ist der Baum ordentlich zurückgestutzt und es kommt deutlich mehr Sonnenlicht auf die Anlage.
Tatsächlich verläuft die Sonne hier unterschiedlich, wie mir klar gemacht wurde. Mal läuft sie da lang, und manchmal wo anders. Ich bestätigte den Sonnenbeobachtern, das sie auch in meinem Land unterschiedliche Wege einschlägt.
Ja, das hatten wir damals trotz geballten Ingenieurswissens nicht bedacht, dass es mit dem Sonnenstand so seine Tücken hat.

Und Momodou sagte noch…

…“ich glaube, Deine Autoversicherung und Strassensteuer sind abgelaufen. Ich erneuerte Dir das morgen“. Ach ja, Momodou, da hast Du wohl recht. Aber jetzt will ich darüber noch nicht nachdenken. Bin zu müde.

Hätte ich mal tun sollen! Hab ich aber nicht. Und so setz ich mich heute Vormittag ins Auto und nach einigen Kilometern fallen mir Momodous Worte wieder ein. Nun bin ich aber schon so weit gefahren – wird schon gut gehen. Ach ja, meinen Führerschein und Pass hätte ich auch ruhig einstecken sollen. Tja, zu spät. Da war sie, die Polizeikontrolle. Dem freundlichen Polizisten fällt direkt auf, dass meine Steuerplakette vom letzten Jahr ist. Deine Papiere? Ja, klar, hier ist die Versicherungspolice. Er schaut sich die an und fragt: haben wir jetzt Mai? Ich sag, ja! Ach nee, sage ich, wir haben heute schon den 1. Juni! Hmmm, meint er. Guck mal, was steht denn hier? MÄRZ!!!

Holy shit, denke ich und gestehe auch sogleich, dass ich auch meine Driving  licens und meinen Pass im Haus vergessen habe. Oh, das ist zu viel, meint er. Dann musst Du jetzt mal mit nach drinnen kommen, zum Officer. Ich erkläre ihm noch, dass ich erst gestern Abend spät von Deutschland hier angekommen bin und nur eben zum Supermarkt wollte, um was zum Essen einzukaufen. Das erklärt er freundlich dem Officer und ich darf mich setzen. Hinter dem Officer baumeln Handschellen am Fenstergitter. Ich scherze, er möge diese ob meines verantwortungslosen Verhaltens doch aber wohl nicht einsetzen. Er grinst nur….und so beginnt der Officer einen kleinen Chat mit mir. Woher ich komme, wohin ich will und warum ich denn so gänzlich illegal am Straßenverkehr teilnehme. Naja, ich erkläre ihm meine Situation und entschuldige mich mehrere Male ausdrücklich, dass so ein Verhalten auch in meinem Land vollkommen inakzeptabel sei und ich auch nicht weiß, was mich da getrieben hat, außer Hunger. Hatte ja noch gar nicht gefrühstückt.
Und wie ist es so in Deutschland? Ach, sage ich, dass ist jetzt die schönste Jahreszeit, alles ist jetzt nach dem langen Winter wieder grün, alles blüht und die Luft duftet…er wolle auch mal nach Deutschland kommen. Ja, sage ich, das würde mich freuen, aber leider machen es die Deutschen und europäischen Behörden u.a. Afrikanern zu meinem größten Bedauern eine Einreise unmöglich, und ich erkläre ihm die ganzen Probleme, die Europa wegen der ganzen Flüchtlinge aus Afrika hat, das die Behörden in Europa und Deutschland ihnen Unterkunft und Sprachkurse bezahlen, ich mit einigen anderen sudanesischen Flüchtlingen dabei geholfen habe, in Deutschland Fuß zu fassen, u.s.w., u.s.w. Aber wie wird es denn jetzt hier mit mir weitergehen? Er erklärt mir drei Möglichkeiten, von denen ich allerdings nur eine wirklich verstehe, und das ist die mit dem Knast, in den man mich bringen könne, wenn ich nicht kooperiere. Nunja, sage ich, diese Möglichkeit würde ich gern ausschlagen. Und erkläre ihm, dass ich in meinem Land für mein vollkommen unentschuldbares Fehlverhalten eine Strafe zahlen müsste, dafür dann einen Beleg bekäme, und das war’s dann. Allein, dass hat ihn nicht all zu sehr interessiert, so breitbeinig wie der Bulle (im übertragenen Sinne) vor mir saß. Dann wieder schweigen. – Was machst Du denn so nach Feierabend? Frage ich, und er schaut mich erstaunt an. Oh weh, hat er da jetzt was missverstanden? Na, ich meine, hast Du Hobbies? Machst Du Sport? Und er erzählt mir, dass er Kinder im Fußball trainiert, an Laufwettbewerben teilnimmt und gelegentlich ins Fittnesscenter geht. Jau, so siehst Du mir wohl auch aus. – wieder schweigen. Tja, sage ich, ich würde gern einkaufen fahren, weil ich echt hungrig bin. Wie geht es denn jetzt weiter? Ob er mich mal in Sanyang besuchen kann, will er wissen. Große Güte, was hab ich davon denn zu halten? Und ich sag: na klar doch, sehr gerne, ich würde mich freuen! Nun sind wir zu dem Punkt gelangt, wo er meine Nummer will. Ich erkläre ihm, dass ich die noch nicht im Kopf habe. Bin ja gestern erst angereist, neue Simkarte und so. Also schicke ich ihm eine WhatsApp an seine Nummer. Jetzt hat er meine. Ich darf gehen.

Das mit dem Nummerntausch war eine gute Idee, denn es blieb nicht bei dem einen Polizeiposten. Der nächste war eine Kontrolle vom Militär, die interessieren sich eher für Waffen und Drogen und winken mich durch. Beim nächsten Polizei Checkpoint winkt die eine Polizisten das Auto vor mir aus dem Verkehr, die andere ist mit dem Gegenverkehr beschäftigt. Puh, brauch ich meinen neuen Polizeifreund Mussa doch nicht anrufen. Dann zum Supermarkt.

Auf dem Rückweg waren die beiden Polizistinnen wieder mit anderen Verkehrsteilnehmern beschäftigt, die Militärs winkten mich durch und mein neuer Freund und seine Kollegen machten wohl Mittagspause.

Zu Hause angekommen, musste ich das erstmal alles Pateh erzählen und seine erste Frage war: wieviel? Nichts! Er kam aus dem Staunen nicht mehr raus.

Kaffe un n Keks

Zum ersten Frühstück gabs heute Morgen wie immer ein Becher Kaffe und ein paar Kekse.

Dann die Autobatterie aus dem store geholt und ins Auto eingebaut. Zündschlüssel umgedreht und brummm, das Auto springt an. Wer hätt’s gedacht?
Und dann mach ich mich auf den Weg zum Supermarkt, ca. 30 km von hier….

Angekommen

Ach ja….da bin ich nun wieder in Afrika. Es war ein sehr entspanntes fliegen und ich landete überpünktlich in Yundum Airport in Banjul. Nachdem ich am Flughafen Geld gewechselt hatte, bin ich ich ins Büro von Africel, um mir neue Simkarte für mein Afrikahandy und den Router zu kaufen. Alieu, der simkartenverkäufer meines Vertrauens, freute sich so mich wiederzusehen, dass er extra von seinem Schreibtisch aufstand, um mich mit einer herzlichen Umarmung zu begrüßen. Das hat er noch nie zuvor getan! Und mich hat’s gefreut. Um mit mir in Kontakt zu bleiben, hat der Schelm mir auch gleich seine Handynummer in meinem Handy gesichert. Als ich dort fertig war, wartete auch schon Momodou mit seinem Taxi auf mich, und so war ich schon um kurz nach acht Uhr abends in meinem Haus. Pateh erwartete mich schon und musste mir erstmal den Garten zeigen. Das Grundstück ist super aufgeräumt, allein, seine Gemüseanbaupläne sind ins Leere verlaufen. Es liegt wohl an den Termiten im Boden, wie er meint. Nur Dschuju läuft auf, eine Hibiskus Art, deren hübsche Blütenblätter zu Tee und Kaltgetränken verarbeitet werden, scheint den Termiten im Boden standzuhalten. Soll mir recht sein. Es blüht sehr schön und ist sehr dekorativ. Allein, jetzt, am Ende der Trockenzeit, blüht hier gerade nicht sehr viel.
Das Haus ist geputzt und sauber, sogar das Mossinetz überm Bett ist aufgehängt. Das war früher auch nicht so. Ich muss also nur noch meinen Koffer auspacken, ein kaltes Bier trinken und dann ins Bett, in eine, wie immer wegen der ganzen ungewohnten Geräusche nicht so gute erste Nacht hineinträumen.

Und nach der Pflicht kommt die Kür!

Von Andrea

Und nun ist die Zeit bald wieder um, noch knapp zwei Tage, dann sitzen wir im Flieger und freuen uns auf die Weihnachtskekse unterm Adventskranz bei Franziska und Dirk!
Wir haben viel erledigt, ob freiwillig, oder nicht ganz so. Insgesamt aber drängt sich mir der Eindruck auf, dass wir dabei sind, von der Pflicht zur Kür überzugehen. Erste Beweise sind diese hier:

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Links im Topf sind Aloe Vera und daneben ein paar andere Sukulenten. Die hatte mir Ollie aus Slovenien geschenkt. Daneben in den Blumentöpfen sind ausgesägt: Baumwollpflanzen wegen ihrer hübschen Blüten, Papayasamen wegen der leckeren Früchte und Woontjusamen, eine Hibiskusart, die sehr hübsch ist, wenn sie blüht, und mit deren Blüten man hier Saft und Tee zubereitet, die sehr lecker und gesund ist. Pateh muss den ganzen Kram dann, wenn er groß genug ist, auspflanzen. Hoffentlich klappt das.

Ausserdem habe ich mir gestern von Brikama eine Kokusnuss bringen lassen. Die haben Kurt und ich heute in zwei Hälften zersägt. Aus einem verwilderten Bambus hat mir Kurt Röhrchen gesägt und am Strand hab ich heute jede Menge Muscheln gesammelt. Aus all dem Zeugs sollen Deko Gegenstände entstehen. Wie gesagt, wir sind jetzt bei der Kür angelangt. Es geht ums hübschmachen! Fotos folgen!

Sonntag war mal wieder so ein Tag….

Von Andrea

….., der mich daran erinnerte, was mich an diesem Land so fasziniert, weshalb ich so gerne hier bin. Kurt und ich haben uns einen schönen langen Strandtag gegönnt. Sun is shining, and the weather is sweet, um es mit Bob Marleys Worten zu sagen.
Drüben in der Reggae Disse wurde, na was wohl, gespielt, die Atmosphäre war zutiefst entspannt, alle Menschen waren hier glücklich. Eine bunte Mischung aus Einheimischen, Möchtegerneinheimischen und Touristen. Ein Sonnenuntergang und ein Sundowner. Besser gehts nich!

Oder das hier:

Von Andrea

Da kam doch echt Schmutzwasser aus dem Abfluss der Dusche! Ihhh, wie ekelhaft ist das denn???? Kacke! Im wahrsten Sinne des Wortes, war hier im Spiel. Och nöööö!!! Was machen wir denn jetzt? Mustapha Plumber anrufen. Ich bin zu weit weg, ich kann heute nicht zu Euch kommen! Morgen komme ich zu Euch. „Dienstleistungswüste! Das ist ja wie in Deutschland!“ hörte sich die aufgebrachte Ehefrau (fast hysterisch) schreien. Spirale! Eine Spirale muss her. Also den Mann in den hiesigen OBI geschickt, eine Spirale kaufen. Währenddessen schaut sich Frau auf YouTube an, wie man die Spirale fachfrauisch handhabt. Der Mann kommt nach Hause, ohne Spirale. Gibts nich. Drüben ist Lamin am aufräumen. Fragen wir den mal. – Und was soll ich sagen?! Allein, sie ist zu kurz. Die Spirale. Der Verstopfer sitzt weiter unten. Was nu? Der Gartenschlauch, sagt die Frau. Der Gartenschlauch muss es tun.   Der Mann trennt das Clo vom Knie und Frau führt den Gartenschlauch in den Kanal. Für irgendwas muss die ganze Wasserbaustudiererei doch gut gewesen sein?! Und schiebt, und schiebt, und schiebt, bis er anschlägt. Mist, ein Bogen! Wohl 90 Grad. Das ist nich gut! Jetzt etwas pumpen mit dem Gartenschlauch. Hin und her, und hin und her. Frau fällt auf, dass die Arbeitskleidung, ein Strandkleid, nicht adäquat ist. Zu spät…“Mach jetzt Wasser an!“ Der Mann folgt und macht das Wasser an. Der Schlauch spült nun mit eher geringen Druck. Es macht Plopp und das Wasser, das Kackedreckswasser, läuft ab.

Wer jetzt denkt, na prima! Alles super gelaufen! Dem kann ich nur sagen: zieh mal so einen Schlauch aus einem Kackekanal. Was sich da am Schlauch alles so sammelt!!!
Dank meines Berufes und der damit verbundenen Erfahrungen in Sachen Abwasserkanäle bin ich ganz gut desensibilisiert. Zum Glück!

Irgendwie passiert immer irgendwas

Von Andrea

Es gibt hier Tage, die plätschern einfach so vor sich hin. Die plätschern so, dass es einem schon fast unheimlich ist. Und dann wieder: Volltreffer!

So z.B. vorgestern. Da – ach nee. Fang ich mal mit den Engländern an. Hier verbringen einige Engländer das Winterhalbjahr. Also die, die in Rente sind, oder es sich sonst irgendwie ermöglichen können. Ich möchte dazu sagen, dass wir eigentlich keinen Kontakt zu irgendwelchen europäischen Communities haben. Aber den einen oder die andere kennt man natürlich vom Sehen, man grüßt sich höflich, das war’s. Nun gab es einen Trauerfall in dieser englischen Community. Familienmitglieder und Freunde waren offensichtlich aus UK angereist, um der Bestattung beizuwohnen. Und die war sehr besonders. Kurt und ich saßen am Freitagabend am Strand zum Dinner, am Nachbartisch eine größere Gruppe Engländer. Es ging laut und herzlich zu bei denen am Tische. Und dann gingen zwei von denen an den Strand, dort wo bei Flut das Wasser noch hinkommt, und zogen eine Rinne in den Sand. Alsbald folgten die anderen vom Tisch an die Wasserlinie. Und dann kam Jawla angehastet: A Funeral! I haven‘t experienced something like this before, sagte er sichtlich bewegt und nervös. Wir sprachen mit ihm, dass das auch für uns eine eher ungewöhnliche Seebestattung sei und wie das bei uns in Deutschland vonstatten geht.

Jedenfalls versammelten sich die angereisten Familienangehörigen und Freunde aus UK, als auch gambische am Strand. Die Asche wurde am Strand ausgeschüttet, es gab eine kurze Ansprache, man tröstete sich gegenseitig und dann löste sich die Gruppe wieder auf, d.h., die Afrikaner gingen ihrer Wege und die Familie kehrte wieder an ihren Tisch zurück und es ging dort fröhlich weiter.
Ich muss sagen, da ward für mich eine Idee geboren. Natürlich haben Kurt und ich uns noch eine ganze Weile über diese Art der Beisetzung unterhalten und es hat sich herausgestellt, das Kurt ob seiner eigenen Beisetzung weit weniger anspruchsvoll ist, als ich immer dachte. Für mich ist klar geworden, ich möchte genau so ins Nirwana übergehen. Am Paradies Beach von Sanyang als Asche vom Meer davon getragen werden. Bei Reggae Musik im Hintergrund. Allein, wer will meine Asche nach Gambia bringen und im Meer verstreuen? Das kann ein Problem werden. Aber das soll dann nicht mehr meines sein. Der letzte Wunsch muss erfüllt werden. Finde ich.

Gomez 52

Von Andrea

Warum Gomez 52 Gomez52 genannt wird, hat uns bisher niemand erklären können, aber abgesehen davon, das Gomez lieber Gomez 2 gerufen wird, ist mir das auch egal. Gomez jedenfalls ist Maler, kommt aus Guinea, hat längere Zeit im Senegal gelebt und spricht deshalb französisch. Der hat gestern unsere Fensterläden erst mit Rostegal, dass wir mit dem Container hierher geschickt hatten, und dann mit sky Blue gestrichen. Das sieht jetzt wieder richtig gut aus. Wenn ich nächstes Jahr wieder komme, soll er das Haus von außen streichen. Dann sieht alles wieder schöner aus.

Kurt und ich sind heute bei der Suche nach irdenen Blumentöpfen bei einem Töpfer in seinem Compound und seiner Töpferei in Brikama gelandet. Das war sehr spannend, seine selbstgemauerten Brennöfen zu sehen. Ich werde da noch einmal mit meiner Kamera hinfahren, und Fotos machen. Ich war sehr beeindruckt, und natürlich haben wir ein paar Blumentöpfe gekauft. Danach ging es wieder an den Strand. Wir wollen die letzten Tage hier genießen!