Zu dumm zu korrumpieren und: Rassismus tut weh

Von Andrea

Mittwoch Abend holte ich Kurt vom Flughafen Banjul ab. Um kurz nach 18.00 Uhr kommt der Flieger an, wenn er pünktlich kommt. Pünktlich ist er nie. Ich war es trotzdem. Auf meine Frage am Info Point sagte mir die freundliche Dame: we‘re working on 19.05. Ok, noch ne Stunde warten.
Dann landete der Flieger wie angekündigt und es dauerte noch weitere anderthalb Stunden, bis ich meinen Schatz endlich sah. In der Zwischenzeit tröstete mich der Anblick anderer Menschen, die auch auf ihre Lieben warteten, die mit Brussels ankamen.
Kurt hatte nur Handgepäck dabei, musste dass aber durch den Scanner schicken, wie alles Gepäck, dass in dieses Land einreisen möchte, gescannt wird. Und dabei entdeckte man seine Drohne und er wurde aussortiert und musste in einer Ecke, die ich von außen einsehen konnte, seinen Koffer öffnen. Ich konnte beobachten, wie es einiges an Diskussionen gab, Kurt seinen Pass zeigen musste. Dann kam Kurt zu mir und sagte, es sei wegen der Drohne und der Chef wäre im Anmarsch. Ich beobachtete die Szene weiter, der Chef kam, es wurde diskutiert, Pass kontrolliert und dann Kurt abgeführt, ohne, dass ich noch mit ihm sprechen konnte.

1. Begebenheit

Die Beamtin an der Ausgangstür für Kurt, die ich bat mir zu sagen, was ich tun könne, um zu meinem Mann zu kommen um ihn zu unterstützen, wies mich barsch ab und unterhielt sich demonstrativ mit ihren Kolleginnen. Ich fühlte mich deutlich zurück gesetzt von dieser Frau. Ich hatte keine Chance, zu ihr durchzudringen.

Dann kam ein freundlicher Gambier und gab mir den Tip, dort drüben hinzugehen, dass sei der Eingang für die, ja, von hinten kommen, ein anderes Anliegen haben. Jedenfalls würde ich da in die Kasematten des Flughafens gelangen und meinen Mann finden. Also dankte ich dem Rastermann und ging zu dem Tor. Der Officer hätte mich ja durchgelassen, aber er musste seine Kollegin noch bitten. Die hörte sich mein Anliegen kurz an, dann wandte sie sich anderen afrikanischen Damen zu, um mit ihnen zu plaudern. Als mir klar wurde, dass die tatsächlich nur plaudern sagte ich sehr deutlich: ICH WILL ZU MEINEM EHEMANN! Do you have bis number? No, I don’t. Sorry, you can‘t enter here!
Fucking damned shit! You bitch! What do you think….hätte ich ihr am liebsten laut ins Gesicht geschrien. Stattdessen ging ich nach einem Moment der Besinnung und innerer Einkehr zu ihr zurück und erklärte in sehr freundlichem Ton, dass ich natürlich die Nummer von meinem Mann habe, dass das aber eine deutsche SIM Karte sei und ich ihn schlicht und ergreifend nicht anrufen KANN!!! „Okay, pass. „
Diese verflixte Schlampe! Aber es kommt noch viel dicker….

Armes Schwein

Von Andrea

Vom Grunzen der Schweine auf dem Nachbargrundstück hatte ich ja schon geschrieben. In Gambia leben überwiegend Moslems. Die halten keine Schweine. Es muss also Christen hier in der Umgebung geben.

Sonntag Abend sollte es wohl bei einer christlichen Familie Schweinebraten geben. Denn schon am Vormittag jagte ein junger Mann den Schweinen hinter. Und die Schweinetruppe immer vor ihm weg. Nun ist das Nachbargrundstück recht rustikal mit Ästen, Brettern, alten Fischernetzen u.s.w. so eingezäunt, dass eigentlich keine Tiere hineinkommen sollen. Aber die Schweine haben an zwei Grundstücksseiten einen Schlupf gefunden, durch den sie flüchteten. Über den Zaun zu springen ist schwierig, deshalb schlüpfte also der junge Mann auch durch den Schlupf, den Schweinen hinterher. Aber die Schweine waren natürlich viel schneller und geschickter. Das Treiben ging so zwei Runden um unser Grundstück herum, dann herrschte erstmal Ruhe. Später kam er dann mit einem Hund, der ihm helfen sollte, aber der lief immer nur seinem Herrchen hinterher. Als das also auch nicht funktionierte, holte er sich einen zweiten jungen Mann zur Verstärkung, später dann noch mit Werkzeugen bewaffnet. Einer der beiden hatte einen dicken Knüppel, der andere eine Machete. Und der Hund natürlich. Nun wurde Ernst gemacht. Allein, die Schweine rasten durch den Schlupf, die Menschen und Hund hinterher, und jedes Mal wurden die Menschen dabei geschickter! Aber die Schweine kriegten sie nicht ein. Es war ein vollkommen aberwitziges Treiben und ich hätte laut lachen können, stünde da am Ende des Tages nicht der Braten an…

Ob sie am Ende eines der Schweine erwischt haben, kann ich nicht sagen. Ich hoffe nur, dass das arme Tiere ordentlich eines mit dem Knüppel vor die Rübe gezimmerte kriegte, damit es den Schnitt mit der Machete nicht mehr spürte.

Die Menschen gehen hier manchmal mit Tieren sehr rüde um. Das tut mir jedes mal im Herzen weh. Und ich hoffe, dass das arme Schwein schlauer war, als seine Verfolger. Heißt doch auch: Schweinchen schlau?

Wir gründen eine afrikanisch-europäische Kommune

Von Andrea

Das Pateh, der als Kellner bei Jawla arbeitet, bei uns  in Zukunft den watchman macht, hatte ich ja schon geschrieben. Ich muss gestehen, dass mir diese Idee nicht nur deshalb sympathisch ist, weil wir uns schon so lange kennen. Pathe kommt aus Basse, weit im Landesinneren. D.h. er hat hier keine Familie, bei der er seine Freizeit verbringt. Und so viel ich von ihm weiß, hat er keine Frau, keine Kinder und auch nicht so richtig Freunde. Also keinen Grund, andauernd unterwegs zu sein.
Als ich heute am Strand war, kam er dann mit staatstragender Mine zu mir und meinte, es gäbe da noch was…ich bin ja von Natur aus eher neugierig, aber sagte erstmal nichts. Es würde gern noch jemand mit ihm bei uns wohnen. Achchchch….Du kennst ihn, meinte Pateh. Ohhhh, dachte ich, er wird spannend. Es sei Alex. Der ist auch Kellner bei Jawla. Seid ihr schwul? – hätte ich am liebsten gefragt, aber das wäre eindeutig zu weit gegangen. Schwule wurden und der Diktatur Jammehs zu Gefängnis verurteilt. Und ich geh mal nicht davon aus, dass Schwule sich auch zu heutigen Zeiten so einfach outen. Und ob, oder ob nicht, ist mir sowas von egal! Jedenfalls mag ich Alex. Er ist sehr, sehr lustig, kommt immer mit einem ausgeprägten „Yesssss“ an den Tisch, wenn er das Essen servieren will. Sooo lustig! Also, Alex würde gern mit Pathe bei uns einziehen. Na klar, Pathe, das ist doch super! Dann bist Du in dieser etwas abgelegenen Wohngegend nicht so allein! Und ich mag Alex! Ich finde das toll! Na klar könnt ihr hier gemeinsam wohnen. – Ich hab das jetzt einfach mal so entschieden, ohne Kurt zu konsultieren, aber ich bin mir sicher, auch mein lieber Kurt hat da keinen Einspruch. Es war Pathe aber wichtig, und das finde ich wirklich richtig gut: ich bin Dein Vertragspartner. Wenn es was gibt, was Dir nicht gefällt, oder was anders sein soll, wendest Du Dich an mich. Klar, Bruder, Du bist mein Vertragspartner, und wenn, dann mecker ich mit Dir! Wie ihr euer inneres Verhältnis klärt, überlasse ich Euch! Gebongt! Ich freu mich!

Schwimmen ist wie Auto fahren

Von Andrea

….man setzt sich ins Auto und es fährt, bzw. man geht ins Meer und schwimmt los. Ohne kalte Schauer, oder so, weil:  das Meer ist warm! Richtig schön warm. Allein mit dem Autofahren ist das so eine Sache….Als Mustafa und die, der, das Cow pup und ich von Brikama zurück fuhren, fing das Lenkrad an zu schlackern. Erst bei gefühlten 70 km/h (so genau kann ich das nicht sagen, weil der Tacho nicht mehr so richtig zuverlässig anzeigt bis gar nicht mehr), dann wurde es immer schlimmer und wir trullerten dann mit gefühlten 30 km/h bis zu unserem Haus. Meine Laune war ob der Lenkradschlackerei nicht so richtig gut, außerdem sollte Mustafa den Haupthahn austauschen und dann wollte ich auch nicht mit der ganzen Kacke im Auto in die „Werkstatt“ fahren. Und überhaupt war ich hungrig und durstig. Nachdem das Auto dann entladen war, Haupthahn ausgetauscht und Bauch gefüllt waren, bin ich zur Werstatt zum Chefreparateur Bassira gefahren. Auf dem Weg dorthin dachte ich für einen Moment: gleich bricht mir das linke Vorderrad ab. Mal schööööön langsam fahren. So kroch ich dann mit 10 km/h über die Straße. Bassira strahlte von einem Ohr zum anderen, als er mich sah. Nachdem ich ihm das Problem beschrieb, wusste er schon Bescheid. So, meinte er, heute kannst Du mir aber Deinen Jack und Puler geben? Na, klar, Olldär, weiß doch Beschaad! Also Wagenheber und Radkreuz aus dem Auto geholt und Zack, war der Reifen runter. Was ich dann sah, hat mich einigermaßen aus der Bahn geworfen. Das sah und fühlte sich ja auch schon nach einem Major Problem an. Nicht so wild, meint Bassira. Das muss geschweißt werden. Dafür müssen wir erstmal den ganzen Kram hier ausbauen, und dann fährt die Karre wieder. Ja, toll! Wann kann ich die Karre denn wieder abholen? Och, so in zwei Stunden. Ich ruf Dich an. Okay! Und tatsächlich, knapp zweieinhalb Stunden später ruft er mich an. Alles fertig, kannst Dein Auto abholen! Wir haben dann noch eine Probefahrt gemacht, mit Bassira auf dem Beifahrersitz, und tatsächlich, alles wieder gut! Ist doch nur ein Auto! Setzte Dich rein und fährst los.

Andrea, Andria, Andrew, André lernt Mandinka

Von Andrea

Ich habe ein Mandinkawort gelernt. Aber vielleicht noch ein Stück zurück in der Geschichte.

Als Banna zu Besuch war und wir bei Jawla am Strand essen waren, unterhielten sich Banna und Brikama sehr angeregt in ihrer Sprache und lachten dabei viel. Irgendwann habe ich dann gesagt, dass es unhöflich sei, in ihrer Sprache zu sprechen, da ich ja daneben sässe und sie wüssten ja, dass ich das nicht verstehe. – Das hätte ich besser lassen sollten! Die Tirade wollte gar kein Ende nehmen! Ich sei schließlich schon seit so vielen Jahren in Gambia, da hätte ich ja wohl längst mal ein Wort in Mandinka lernen können. Letztens habe ich sie auf Mandinka gegrüßt, sagt Brikama, und da hat sie mich nur blöd angesehen! Konnte nicht mal eine Begrüßung beantworten! Brikama und Banna bildeten eindeutig eine Front gegen mich. Dem hatte ich nichts entgegenzusetzen. Also habe ich den nächsten Tag, Banna war wieder abgereist, mein Mandinka Sprachbuch für Blöde mit zum Strand genommen und Brikama mit vollkommen dämlichen Fragen in Mandinka konfrontiert. Meine Güte, den hättet ihr mal sehen sollen, wie blöd der geguckt hat. Aber ich war schnell durchschaut…

Im Gespräch mit Banna über den Garten und mein Unglück, dass alle meine Blumen hier nicht blühen wollen, meinte er, sie bräuchten Cow pup. Das Wort Pup für Kacke ist mir aus dem Englischen bekannt, aber die Mandinka scheinen diese Wortschöpfung für sich zu reklamieren.
Dann kam gestern Mustafa, der Plumber. Er soll den Hauptwasserhahn reparieren. Das Ventil schließt nicht mehr. Und ich sprach mit ihm über meine Blumen, die nicht blühen und was er meine, ob Fertilizer oder Cow pup besser seien, und er war nicht nur davon überzeugt, das es nichts besseres als Cow pup gäbe! Auch goat pup käme da nicht mit! Und überhaupt: seit wann sprichst Du Mandinka? Tjaaaaa……Ja, aber wo finde ich denn Cow pup? Ich meine, ich habe ja nun keinen Bock durch die Butnick zu stolpern und Kuhfladen zu sammeln. Aber er meinte, am Viehmarkt in Brikama gibt es den umsonst. Und so machten wir einen Deal. Er sammelt heute Morgen dort Cow pup in zwei Reissäcke (hast Du welche, oder soll ich welche mitbringen? Ach nee, Du, bring die mal mit. Ich habe gerade keine), ich komme mit meinem Auto dorthin, treffe ihn, lad die Kacke und Mustafa ein und wir fahren zu mir, um den Hauptwasserhahn zu reparieren. Das war doch mal ein Deal, oder?

Die Dachdecker sind da

Von Andrea

Die Jungs leisten ganze Arbeit. Die untere Reihe der Wellbleche haben der Gehilfe und der Lehrling entfernt, jedenfalls über die eine Hälfte des Daches. Währenddessen hat der Chef Moussa mit mir gefrühstückt?. Dann hat der Gehilfe, oder wohl besser Geselle, die Holzleisten gesägt und eingebaut. Die neuen Bleche liegen jetzt nicht mehr auf dem Zement auf, was die Korrosion wohl gefördert hat, sondern auf den Holzleisten. Dann haben Chef Moussa und der Geselle die Bleche aufgezimmert. Das hat mal ordentlich Lärm gemacht. Denn das Redwood der Dachleisten ist sehr hart, deshalb ziehen da auch keine Termiten ein. Aber hier wird ja amtlich genagelt, nicht geschraubt. Und dabei bleibt kein Auge trocken. Es macht nur einiges an Dreck und ein wenig Staub, und so war dann einiges für mich zu tun, die Bude wieder auf Vordermann zu bringen. Gut die Hälfte des Daches ist nun fertig. Heute sollte es eigentlich weitergehen, allein: Moussa hatte gestern eine Abschlagzahlung bekommen und konnte heute wegen Unpässlichkeit nicht arbeiten. Morgen soll es aber weitergehen. Inshallha, Inshallha, Inshallha. Jawohl, er setzte dem drei! Inshallha hinterher! Mal sehen, wie gut es Allha mit ihm morgen meint!

 

Misty mornin‘ Don’t see no sun

Von Andrea

misty morning, 

Don‘t see no sun…

Das war heute morgen um halb acht. Kühl, dunstig, etwas unheimlich. In dieser Atmosphäre habe ich mir einen leckeren Aufwachkaffee gegönnt. Ganz still war es um mich herum.

Doch der vermeintliche Tautropfen, der vom Mangobaum in meinen Kaffeebecher fiel, war nach leeren des Kaffees ein Spinnebock! Zum Glück kein all zu großes Exemplar…

Der Beginn einer Zeitenwende

Von Andrea

Was unsere Regierung in Deutschland kann, kann ich auch. Ich läute eine Zeitenwende ein!

Gerade war ein Dachdecker hier und er äußerte nur das, was ich schon seit längerem denke und mir von anderen auch bereits vorgehalten wurde: das Dach vom Haus ist nicht gut gebaut, es ist zu flach und an einigen Stellen hängt es geradezu durch. Der Dachdecker, der das gebaut hat, hat keinen sehr guten Job gemacht, es müsste in der Mitte mindestens einen Meter, besser zwei höher sein. Nun werde ich nicht gleich das ganze Dach neu machen lassen, aber früher oder später wird es da kein Drumherum geben.

Fangen wir erstmal mit der äußeren Lage Wellblech an. Das liegt auf der Außenmauer auf und dort rostet es durch. Die Folge ist: in jeder der letzten Regenzeiten ist das Wellblech an einer Stelle durchgerostet und wurde dann mit einer zweiten Lage an den schadhaften Stellen dicht gemacht. Zielführend kann das nicht sein. Mir ist aufgefallen, dass nur das Blech an meinem Haus durchrostet, nicht aber z.B. beim watchman Haus. Warum? Weil dort das Blech auf Holzleisten aufliegt.

Nun habe ich einen ganz neuen Dachdecker mit den anstehenden Aufgaben beauftragt. Einen Dachdecker, den ich mir selber gesucht habe. Er besorgt heute red timber und das teuerste Wellblech, was man hier bekommen kann. Er wird all das alte Wellblech oberhalb der Außenwand entfernen und eine Lage Dachlatten einbauen, so dass das neue Wellblech nicht mehr auf der Wand aufliegt. Das sollte der Korrosion entgegenwirken.

Sonntag wird Louis kommen und ein paar Restarbeiten an der Grundstücksmauer beenden. Danach wird er all seinen Kram aus unserem Store entfernen und Tschüss. Sein alter Zimmermann, der schon über 90 Jahre alt ist und den ich aufgrund seines Alters sowieso nicht mehr auf dem Dach werkeln sehen möchte, wird am Sonntag ein paar Moskitofenster ausbessern, und dann bin ich auch mit dem durch. Er ist ein wirklich alter, dürrer, ruhiger und bescheidener Mann, sehr groß mit riesigen Händen, der ruhig seine Arbeit macht. Das soll er auch noch tun.

Auch am Sonntag kommt der Schweißer, der eine Tür für unseren zukünftigen Batterieschrank schweißen soll. Er hat bisher gute Dienste geleistet, aber für seine Arbeit benötige ich Louis nicht.

Und dann kommt noch der Sandmann mit seinem Trecker und Anhänger und seinen Gehilfen. Die werden Sonntag den riesigen Müllhaufen wegfahren. Das werden sicher zwei Fuhren werden. Der Haufen besteht aus Asche, verbranntem Müll, Bauschutt, Blechdosen und Bambuswurzeln. Ich kann kaum erwarten, bis dieser Haufen endlich aus meinem Blickfeld verschwunden ist.

Auch werde ich am Sonntag unserem watchman kündigen. Das tut mir sehr leid, weil er ja eigentlich einen guten Job macht, was das Aussehen des Grundstücks betrifft. Aber er spricht kein Englisch und Kommunikation mit ihm ist schwierig, bis unmöglich. Und die wichtigen Dinge lässt er weg. Einen neuen watchman habe ich bereits verpflichtet. Ich kenne ihn seit vielen Jahren, er ist eine Art Freund geworden und arbeitet als Kellner bei Jawla. Nicht nur, dass er ein freundlicher Mensch ist, er weiß sich auch auszudrücken und er kennt sich mit Europäern aus. Ich freue mich sehr, dass ich ihn für diesen Job begeistern konnte. Das beste aber ist: ich habe ich ohne Louis Hilfe angeheuert.

Ja, das ist sowas wie ein Neuanfang. Und ich bin froh, diese ganzen Entscheidungen getroffen zu haben, und jetzt auch umzusetzen. Es war Zeit, einen Strich unter die Zusammenarbeit mit Louis zu machen. Auf auf, wir werden sehen, ob es nun besser wird.

Es geht wieder

Von Andrea

Es waren ein paar anstrengende Tage. Mental. Zu viele nicht so gute Dinge hatten sich in den letzten Monaten seit unserer Abreise im April hier ereignet. Nicht nur, dass beim watchman eingebrochen worden ist, es wurde hier eine Menge geklaut. Dazu kam, dass Louis, unser builder, mit dem ich viele Jahre sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe, mir in den letzten Monaten Anlass gab, mein Vertrauen in ihn schrumpfen zu lassen. Das hat mich, ehrlich gesagt, sehr, sehr traurig gemacht. Und ich war mir nicht sicher, wie ich damit umgehen soll. Wie ich mit ihm umgehen soll. Es gab viel nachzudenken und zu überlegen. Das machte mich nur noch trauriger. Ich hatte zwar schöne, entspannte Tage am Strand, aber es blieb die Last, wie mit Louis umgehen?

Da kam gestern ganz überraschend unser Freund Banna aus Janjanbureh angereist. Wir hatten telefoniert und ich hatte ihm voll dem Geschehenen berichtet und vielleicht dachte er, er müsste mal nach mir schauen. Jedenfalls kam er gestern Mittag hier an und dann besuchten wir Bekannte von ihm, die am Strand auch zwei Zimmer vermieten. Der Mann, Modu ist Gambier und seine Frau Ollie aus Slovenien. Es war ein inspirierender Besuch bei den beiden. Anschließend lud ich Banna zum Essen bei Jawla ein und wir machten einen langen Spaziergang am Strand und wir quatschten über alles mögliche. Wie quatschten auch noch am Abend hier draußen unterm Mangobaum, bis ich mich ins Bett verabschiedete und er zu Edou ins watchman Haus zog. Die schlafen dann da tatsächlich gemeinsam im Bett! Aber das scheint zu gehen und in meinem Haus kann ich ihn nicht wohnen lassen. Da gibt es keine Privatsphäre.

Heute Morgen bin ich dann schon vor Sonnenaufgang aufgestanden und es herrschte eine wunderbare Kühle. Dort, wo die Sonne aufgeht, war im ersten Licht Dunst in der Luft, der die ersten Sonnenstrahlen auf wunderschöne Weise brach. Damit ging es mir plötzlich wieder viel besser. Die Gespräche und dieser schöne Sonnenaufgang heute Morgen taten gut. Ich habe uns allen dann Kaffee gekocht und dann habe ich Banna zur Bushaltestelle gebracht.

Auf dem Weg zurück kam ich dann am Nachbargrundstück vorbei. Dort hatte man vor ein paar Jahren begonnen, ein größeres Haus zu bauen. Der Eigentümer ist dann aber wohl viel zu früh gestorben, und danach passierte erstmal lange nichts mehr. Heute Morgen waren aber Leute dort und offensichtlich wird da jetzt weitergebaut. Also ging ich auf die Baustelle und sprach mit den Leuten. Anscheinend hat das Grundstück einen neuen Besitzer, Bubacar ist sein Name. Er erklärte mir in bestem Englisch, was er vor hat und was seine Pläne sind. Es war eine richtig nette Unterhaltung und wir hatten einiges zu Lachen.

Der andere anwesende Mann heißt Caramon. Ihm gehört der Acker auf unserer linken Grundstücksseite. Eigentlich kennen wir uns, wir haben uns schon zwei, drei Mal gesehen. Aber das ist lange her, und richtig miteinander gesprochen haben wir nie. Jetzt aber hatten wir ein langes Gespräch und alle haben sich sehr gefreut, dass ich mich dort habe blicken lassen. Und: natürlich wusste man längst, dass ich wieder hier bin. Nun habe ich die beiden eingeladen, einfach mal auf einen Kaffee vorbei zu kommen, damit wir uns besser kennenlernen. Das fanden die richtig gut. Und ich war froh, die Herren angesprochen zu haben.

Mit der zurück gewonnenen Energie habe ich dann das Haus von außen abgefegt. So viele Spinnweben und Insektennester! Immer, wenn ich hier unterm Mangobaum in der Frühstückecke sitze, schaue ich auf das Haus und denke: es könnte besser aussehen. Jetzt sieht es besser aus!

Was für ein schöner Tag! Oder: ausgeschlafen

Von Andrea

Es war schon viertel vor neun, als Edou mich aus dem Schlummer holte. Er wollte Bescheid sagen, dass er jetzt zur Kirche geht. Nach ein paar wirklich schlechten Nächten, habe ich diese mit tiefen, festen Schlaf verbracht. Denn auch die Nacht zum Samstag war gruselig. Ich war Donnerstag schon um acht abends ins Bett, weil ich so fertig war nach all den Ereignissen und viel schlechtem Schlaf. Aber gegen zwei nachts war es dann vorbei. Irgendwo wurde ein Fest gefeiert und die laute Musik wurde erst Freitagmorgen um halb zehn abgestellt…aber letzte Nacht war es ruhig. Selbst das gigantische, allabendliche Froschkonzert konnte meinem Schlaf nichts mehr anhaben.

Und: der Hibiskus blüht heute so schön mit ganz vielen Blüten. Sonst hat er nur zwei, oder drei, aber heute blühen viel mehr.