Andrea, Andria, Andrew, André lernt Mandinka

Von Andrea

Ich habe ein Mandinkawort gelernt. Aber vielleicht noch ein Stück zurück in der Geschichte.

Als Banna zu Besuch war und wir bei Jawla am Strand essen waren, unterhielten sich Banna und Brikama sehr angeregt in ihrer Sprache und lachten dabei viel. Irgendwann habe ich dann gesagt, dass es unhöflich sei, in ihrer Sprache zu sprechen, da ich ja daneben sässe und sie wüssten ja, dass ich das nicht verstehe. – Das hätte ich besser lassen sollten! Die Tirade wollte gar kein Ende nehmen! Ich sei schließlich schon seit so vielen Jahren in Gambia, da hätte ich ja wohl längst mal ein Wort in Mandinka lernen können. Letztens habe ich sie auf Mandinka gegrüßt, sagt Brikama, und da hat sie mich nur blöd angesehen! Konnte nicht mal eine Begrüßung beantworten! Brikama und Banna bildeten eindeutig eine Front gegen mich. Dem hatte ich nichts entgegenzusetzen. Also habe ich den nächsten Tag, Banna war wieder abgereist, mein Mandinka Sprachbuch für Blöde mit zum Strand genommen und Brikama mit vollkommen dämlichen Fragen in Mandinka konfrontiert. Meine Güte, den hättet ihr mal sehen sollen, wie blöd der geguckt hat. Aber ich war schnell durchschaut…

Im Gespräch mit Banna über den Garten und mein Unglück, dass alle meine Blumen hier nicht blühen wollen, meinte er, sie bräuchten Cow pup. Das Wort Pup für Kacke ist mir aus dem Englischen bekannt, aber die Mandinka scheinen diese Wortschöpfung für sich zu reklamieren.
Dann kam gestern Mustafa, der Plumber. Er soll den Hauptwasserhahn reparieren. Das Ventil schließt nicht mehr. Und ich sprach mit ihm über meine Blumen, die nicht blühen und was er meine, ob Fertilizer oder Cow pup besser seien, und er war nicht nur davon überzeugt, das es nichts besseres als Cow pup gäbe! Auch goat pup käme da nicht mit! Und überhaupt: seit wann sprichst Du Mandinka? Tjaaaaa……Ja, aber wo finde ich denn Cow pup? Ich meine, ich habe ja nun keinen Bock durch die Butnick zu stolpern und Kuhfladen zu sammeln. Aber er meinte, am Viehmarkt in Brikama gibt es den umsonst. Und so machten wir einen Deal. Er sammelt heute Morgen dort Cow pup in zwei Reissäcke (hast Du welche, oder soll ich welche mitbringen? Ach nee, Du, bring die mal mit. Ich habe gerade keine), ich komme mit meinem Auto dorthin, treffe ihn, lad die Kacke und Mustafa ein und wir fahren zu mir, um den Hauptwasserhahn zu reparieren. Das war doch mal ein Deal, oder?

Die Dachdecker sind da

Von Andrea

Die Jungs leisten ganze Arbeit. Die untere Reihe der Wellbleche haben der Gehilfe und der Lehrling entfernt, jedenfalls über die eine Hälfte des Daches. Währenddessen hat der Chef Moussa mit mir gefrühstückt?. Dann hat der Gehilfe, oder wohl besser Geselle, die Holzleisten gesägt und eingebaut. Die neuen Bleche liegen jetzt nicht mehr auf dem Zement auf, was die Korrosion wohl gefördert hat, sondern auf den Holzleisten. Dann haben Chef Moussa und der Geselle die Bleche aufgezimmert. Das hat mal ordentlich Lärm gemacht. Denn das Redwood der Dachleisten ist sehr hart, deshalb ziehen da auch keine Termiten ein. Aber hier wird ja amtlich genagelt, nicht geschraubt. Und dabei bleibt kein Auge trocken. Es macht nur einiges an Dreck und ein wenig Staub, und so war dann einiges für mich zu tun, die Bude wieder auf Vordermann zu bringen. Gut die Hälfte des Daches ist nun fertig. Heute sollte es eigentlich weitergehen, allein: Moussa hatte gestern eine Abschlagzahlung bekommen und konnte heute wegen Unpässlichkeit nicht arbeiten. Morgen soll es aber weitergehen. Inshallha, Inshallha, Inshallha. Jawohl, er setzte dem drei! Inshallha hinterher! Mal sehen, wie gut es Allha mit ihm morgen meint!

 

Misty mornin‘ Don’t see no sun

Von Andrea

misty morning, 

Don‘t see no sun…

Das war heute morgen um halb acht. Kühl, dunstig, etwas unheimlich. In dieser Atmosphäre habe ich mir einen leckeren Aufwachkaffee gegönnt. Ganz still war es um mich herum.

Doch der vermeintliche Tautropfen, der vom Mangobaum in meinen Kaffeebecher fiel, war nach leeren des Kaffees ein Spinnebock! Zum Glück kein all zu großes Exemplar…

Der Beginn einer Zeitenwende

Von Andrea

Was unsere Regierung in Deutschland kann, kann ich auch. Ich läute eine Zeitenwende ein!

Gerade war ein Dachdecker hier und er äußerte nur das, was ich schon seit längerem denke und mir von anderen auch bereits vorgehalten wurde: das Dach vom Haus ist nicht gut gebaut, es ist zu flach und an einigen Stellen hängt es geradezu durch. Der Dachdecker, der das gebaut hat, hat keinen sehr guten Job gemacht, es müsste in der Mitte mindestens einen Meter, besser zwei höher sein. Nun werde ich nicht gleich das ganze Dach neu machen lassen, aber früher oder später wird es da kein Drumherum geben.

Fangen wir erstmal mit der äußeren Lage Wellblech an. Das liegt auf der Außenmauer auf und dort rostet es durch. Die Folge ist: in jeder der letzten Regenzeiten ist das Wellblech an einer Stelle durchgerostet und wurde dann mit einer zweiten Lage an den schadhaften Stellen dicht gemacht. Zielführend kann das nicht sein. Mir ist aufgefallen, dass nur das Blech an meinem Haus durchrostet, nicht aber z.B. beim watchman Haus. Warum? Weil dort das Blech auf Holzleisten aufliegt.

Nun habe ich einen ganz neuen Dachdecker mit den anstehenden Aufgaben beauftragt. Einen Dachdecker, den ich mir selber gesucht habe. Er besorgt heute red timber und das teuerste Wellblech, was man hier bekommen kann. Er wird all das alte Wellblech oberhalb der Außenwand entfernen und eine Lage Dachlatten einbauen, so dass das neue Wellblech nicht mehr auf der Wand aufliegt. Das sollte der Korrosion entgegenwirken.

Sonntag wird Louis kommen und ein paar Restarbeiten an der Grundstücksmauer beenden. Danach wird er all seinen Kram aus unserem Store entfernen und Tschüss. Sein alter Zimmermann, der schon über 90 Jahre alt ist und den ich aufgrund seines Alters sowieso nicht mehr auf dem Dach werkeln sehen möchte, wird am Sonntag ein paar Moskitofenster ausbessern, und dann bin ich auch mit dem durch. Er ist ein wirklich alter, dürrer, ruhiger und bescheidener Mann, sehr groß mit riesigen Händen, der ruhig seine Arbeit macht. Das soll er auch noch tun.

Auch am Sonntag kommt der Schweißer, der eine Tür für unseren zukünftigen Batterieschrank schweißen soll. Er hat bisher gute Dienste geleistet, aber für seine Arbeit benötige ich Louis nicht.

Und dann kommt noch der Sandmann mit seinem Trecker und Anhänger und seinen Gehilfen. Die werden Sonntag den riesigen Müllhaufen wegfahren. Das werden sicher zwei Fuhren werden. Der Haufen besteht aus Asche, verbranntem Müll, Bauschutt, Blechdosen und Bambuswurzeln. Ich kann kaum erwarten, bis dieser Haufen endlich aus meinem Blickfeld verschwunden ist.

Auch werde ich am Sonntag unserem watchman kündigen. Das tut mir sehr leid, weil er ja eigentlich einen guten Job macht, was das Aussehen des Grundstücks betrifft. Aber er spricht kein Englisch und Kommunikation mit ihm ist schwierig, bis unmöglich. Und die wichtigen Dinge lässt er weg. Einen neuen watchman habe ich bereits verpflichtet. Ich kenne ihn seit vielen Jahren, er ist eine Art Freund geworden und arbeitet als Kellner bei Jawla. Nicht nur, dass er ein freundlicher Mensch ist, er weiß sich auch auszudrücken und er kennt sich mit Europäern aus. Ich freue mich sehr, dass ich ihn für diesen Job begeistern konnte. Das beste aber ist: ich habe ich ohne Louis Hilfe angeheuert.

Ja, das ist sowas wie ein Neuanfang. Und ich bin froh, diese ganzen Entscheidungen getroffen zu haben, und jetzt auch umzusetzen. Es war Zeit, einen Strich unter die Zusammenarbeit mit Louis zu machen. Auf auf, wir werden sehen, ob es nun besser wird.

Es geht wieder

Von Andrea

Es waren ein paar anstrengende Tage. Mental. Zu viele nicht so gute Dinge hatten sich in den letzten Monaten seit unserer Abreise im April hier ereignet. Nicht nur, dass beim watchman eingebrochen worden ist, es wurde hier eine Menge geklaut. Dazu kam, dass Louis, unser builder, mit dem ich viele Jahre sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe, mir in den letzten Monaten Anlass gab, mein Vertrauen in ihn schrumpfen zu lassen. Das hat mich, ehrlich gesagt, sehr, sehr traurig gemacht. Und ich war mir nicht sicher, wie ich damit umgehen soll. Wie ich mit ihm umgehen soll. Es gab viel nachzudenken und zu überlegen. Das machte mich nur noch trauriger. Ich hatte zwar schöne, entspannte Tage am Strand, aber es blieb die Last, wie mit Louis umgehen?

Da kam gestern ganz überraschend unser Freund Banna aus Janjanbureh angereist. Wir hatten telefoniert und ich hatte ihm voll dem Geschehenen berichtet und vielleicht dachte er, er müsste mal nach mir schauen. Jedenfalls kam er gestern Mittag hier an und dann besuchten wir Bekannte von ihm, die am Strand auch zwei Zimmer vermieten. Der Mann, Modu ist Gambier und seine Frau Ollie aus Slovenien. Es war ein inspirierender Besuch bei den beiden. Anschließend lud ich Banna zum Essen bei Jawla ein und wir machten einen langen Spaziergang am Strand und wir quatschten über alles mögliche. Wie quatschten auch noch am Abend hier draußen unterm Mangobaum, bis ich mich ins Bett verabschiedete und er zu Edou ins watchman Haus zog. Die schlafen dann da tatsächlich gemeinsam im Bett! Aber das scheint zu gehen und in meinem Haus kann ich ihn nicht wohnen lassen. Da gibt es keine Privatsphäre.

Heute Morgen bin ich dann schon vor Sonnenaufgang aufgestanden und es herrschte eine wunderbare Kühle. Dort, wo die Sonne aufgeht, war im ersten Licht Dunst in der Luft, der die ersten Sonnenstrahlen auf wunderschöne Weise brach. Damit ging es mir plötzlich wieder viel besser. Die Gespräche und dieser schöne Sonnenaufgang heute Morgen taten gut. Ich habe uns allen dann Kaffee gekocht und dann habe ich Banna zur Bushaltestelle gebracht.

Auf dem Weg zurück kam ich dann am Nachbargrundstück vorbei. Dort hatte man vor ein paar Jahren begonnen, ein größeres Haus zu bauen. Der Eigentümer ist dann aber wohl viel zu früh gestorben, und danach passierte erstmal lange nichts mehr. Heute Morgen waren aber Leute dort und offensichtlich wird da jetzt weitergebaut. Also ging ich auf die Baustelle und sprach mit den Leuten. Anscheinend hat das Grundstück einen neuen Besitzer, Bubacar ist sein Name. Er erklärte mir in bestem Englisch, was er vor hat und was seine Pläne sind. Es war eine richtig nette Unterhaltung und wir hatten einiges zu Lachen.

Der andere anwesende Mann heißt Caramon. Ihm gehört der Acker auf unserer linken Grundstücksseite. Eigentlich kennen wir uns, wir haben uns schon zwei, drei Mal gesehen. Aber das ist lange her, und richtig miteinander gesprochen haben wir nie. Jetzt aber hatten wir ein langes Gespräch und alle haben sich sehr gefreut, dass ich mich dort habe blicken lassen. Und: natürlich wusste man längst, dass ich wieder hier bin. Nun habe ich die beiden eingeladen, einfach mal auf einen Kaffee vorbei zu kommen, damit wir uns besser kennenlernen. Das fanden die richtig gut. Und ich war froh, die Herren angesprochen zu haben.

Mit der zurück gewonnenen Energie habe ich dann das Haus von außen abgefegt. So viele Spinnweben und Insektennester! Immer, wenn ich hier unterm Mangobaum in der Frühstückecke sitze, schaue ich auf das Haus und denke: es könnte besser aussehen. Jetzt sieht es besser aus!

Die Mietschubkarre

Gerade habe ich mit Andrea telefoniert und da hat sie mir eine ungewöhnliche Geschichte erzählt. Ein Mietsystem für Baumaschinen hat in Gambia Einzug gehalten. Louis, unser Baumeister, musste noch an unserer Mauer weiterbauen und da unsere Schubkarre leider den Geist aufgegeben hatte, hatte er häufig seine eigene Schubkarre mitgebracht. In Deutschland ist das ja üblich, dass der Unternehmer für die Arbeitsmaschinen selbst zuständig sind. Da er aus welchen Gründen auch immer nicht mehr seine Schubkarre bei uns deponieren wollte, hat er sich eine „ausgeliehen“. Und dies für 50 Dalassis pro Tag, also ungefähr die Hälfte des Mindestlohnes pro Tag. So hat er es 30 Tage lang gemacht und stellte uns nun 1500 Dalassis in Rechnung. Wobei es eine Rechnung gar nicht gab. Das ist wohl in der Branche nicht üblich.

Eine neue Schubkarre kostet übrigens 2950 Dalassis. Andrea hat jetzt eine Neue gekauft. Vielleicht sollten wir sie verleihen ?

Was für ein schöner Tag! Oder: ausgeschlafen

Von Andrea

Es war schon viertel vor neun, als Edou mich aus dem Schlummer holte. Er wollte Bescheid sagen, dass er jetzt zur Kirche geht. Nach ein paar wirklich schlechten Nächten, habe ich diese mit tiefen, festen Schlaf verbracht. Denn auch die Nacht zum Samstag war gruselig. Ich war Donnerstag schon um acht abends ins Bett, weil ich so fertig war nach all den Ereignissen und viel schlechtem Schlaf. Aber gegen zwei nachts war es dann vorbei. Irgendwo wurde ein Fest gefeiert und die laute Musik wurde erst Freitagmorgen um halb zehn abgestellt…aber letzte Nacht war es ruhig. Selbst das gigantische, allabendliche Froschkonzert konnte meinem Schlaf nichts mehr anhaben.

Und: der Hibiskus blüht heute so schön mit ganz vielen Blüten. Sonst hat er nur zwei, oder drei, aber heute blühen viel mehr.

 

Die zweite Nacht

Von Andrea

Nach der ersten Nacht, die wie immer nicht so sehr mit gutem, tiefen Schlaf gesegnet ist, freute ich mich sehr, sehr müde ob eines sehr, sehr anstrengendes ersten Tages auf ein erholsames Schlaferlebnis. Ich brauche hier immer zwei, drei Nächte, bis ich mich an die nächtliche Geräuschkulisse gewöhnt habe und nach dem Morgengebet auch wieder einschlafen kann. Aber als ich gestern Abend dann endlich im Bett lag, frisch geduscht, weil irgendwann auch wieder Wasser da war, das!!!

Die Regenzeit ist noch nicht lange vorbei und Gambia ist ein sehr flaches Land mit viel Wasser. Nach der Regenzeit noch mehr Wasser. Und das ist voller Frösche….ein wirklich gigantisches Froschkonzert ließ mich nicht in den Schlaf kommen. Gefühlt Myriaden Frösche quakten um die Wette. Und plötzlich: Ruhe. Das Verstummen der Frösche. Unheimlich und klasse. Endlich Ruhe. – Bis dann zwei, drei vorwitzige Exemplare ganz vorsichtig wieder mit Quaken einsetzen, ziemlich schnell gefolgt von den anderen Myriaden Fröschen. Ach Frösche, hört doch endlich auf, Eure Backen aufzublasen!!!! Das wellenförmige Gequake ließ mich einfach nicht in den Schlaf kommen. Und dann, nach gefühlten zwei Stunden Quaken in Wellen: Ruhe. Schluß mit Gequake. Nur noch das Rufen irgendwelcher nachtwandlerischen Vögel und der Flughunde. Und schon rief der Muezzin zum Morgengebet. Ich muss mehr autogenes Training machen und mich damit in den Schlaf befördern…

Den heutigen Tag verbringe ich zu Hause. Ausruhen ist angesagt. Nachher zum Strand Fisch essen.

Ich sitz hier so unterm Mangobaum, eigentlich schon den ganzen Tag, da kommt dieses Eichhörnchen und schimpft mit mir. Richtig sauer ist der kleine Racker! Wenn ich zurück schimpfe rennt er schnell weg und so wie er sich in Sicherheit fühlt, geht das Gemecker weiter. Und nebenan auf der Brachflächen grunzt ein Schwein. Natur pur. Es ist schön hier!

Der erste Tag

Von Andrea

Der erste Tag in Gambia war wie schon so viele erste Tage in Gambia ereignisreich, um es mal vorsichtig auszudrücken. Vielleicht sollte ich den ersten Tag in Gambia einfach überspringen und gleich mit dem zweiten Tag in Gambia beginnen. Aber dann hätte ich nicht so viel zu erzählen…

Die erste Nacht war wie all die anderen ersten Nächte nicht so doll. Es gibt hier sehr viele nächtlich Geräusche. Irgendwelche nachtaktiven Vögel sind zu hören und all überall das helle, glockenähnliche Rufen der Flughunde, die hier allüberall kopfüber in den Bäumen hängen. Und dann geht es so gegen 4.30 Uhr, 5.00 Uhr mit den Gebeten los. Über teilweise sehr schlechte Lautsprecheranlagen wird man von verschiedenen Seiten mit Gebeten beschallt, von denen ich kein Wort verstehe. Und jedes Mal frage ich mich, warum das nötig ist? Warum dürfen Moslems nicht bis sieben Uhr schlafen?

Also um acht Uhr wieder aufgestanden und Edou mit der leeren Gasflasche in den Bazar geschickt. Irgendwie ist die jedes Mal leer, wenn ich hier ankomme. Weiß auch nich, was da los ist….Dann Kaffee gekocht, Keks gegessen und dann mal das Auto in Gang bringen. Ach ja, das Auto. Und ich sagte zu Hause noch zu Kurt: hoffentlich fährt es noch. Und Kurt so: natürlich fährt es noch. Ist doch einfach nur ein Auto. Da setzt man sich rein und es fährt. – Von wegen, mein lieber Schatz…

Wir klemmen nach unserem Aufenthalt hier immer die Batterie ab, damit nicht irgendwelche schleichenden Ströme sie leeren. Die wollte ich nun wieder anschließen. Aber schon beim Aufschließen der Fahrertür zeigten sich erste Schwierigkeiten. Das Türschloss war wohl korrodiert und ließ sich nur mühsam mit dem Schlüssel drehen. Nachdem das dann gelungen war und ich diesen Bautenzug zum Öffnen der Kühlerhaube ziehen wollte: das nächste Problem. Ich bekam das dumme Ding nicht gezogen! Also musste Edou her. Der hat das dann erfreulicherweise geschafft. Allein, die Kühlerhaube öffnete sich nicht. Alles Drücken und Ziehen brachte uns nicht weiter. Also aus dem Store mangels Kuhfuß ein ähnlich robustes Eisenteil geholt und mit etwas Gewaltanwendung nachgeholfen. Und tatsächlich führte dieser eher grobmotorische Eingriff zum Ziel. Die Kühlerhaube öffnete sich ein wenig und mit etwas Gewalt ließ sich dann der Schnapper ziehen und die Kühlerhaube war offen. Und dann muss ich ganz schön blöd aus der Wäsche geschaut haben! Da war keine Batterie im Auto. Die Anschlüsse hingen da ganz unglücklich in der Gegend herum, ein Stück Holz lag da, wo eigentlich die Batterie sein sollte. Aber ich war mir sicher, dass wir eine Autobatterie hatten! Die hatten wir im Frühjahr doch erst gekauft, weil die alte ihren Dienst quittiert hatte! Was für ein Wunder! Ähnlich wie die unbefleckte Geburt von unserem Dandy. Seine Mutter war auch nie auf der Nachbarweide bei unserem Hengst Don. Und die Türen des Autos waren auch alle verschlossen! Jetzt musste ich mich erstmal setzen. Die Bosslady musste sich sammeln.

Tja nu, wenn ich zum indischen Supermarkt fahren und einkaufen wollte, und zwar bequem, zu meinen Konditionen, brauchte dieses Auto jetzt eine Batterie. Also Momodou anrufen und fragen, ob er mir eine Batterie besorgen kann. Der kam sofort vorbei und auch ihm stand angesichts des Wunders von Sanyang der Mund vor Erstaunen und Andacht offen. Nundenn, Batterie gekauft (also beim gambischen OBI hier gibt es wirklich alles. Und der Chef von dem Laden begrüßt mich mittlerweile auch nicht mehr nur mit einem freundlichen wellcome back, er spricht ganze Sätze mit mir und scherzt sogar mit mir!), Batterie eingebaut, Motor gestartet und das Auto läuft. Genau, wie Kurt gesagt hat.

Jetzt aber schnell zum Turntable und Lebensmittel, Obst und Gemüse einkaufen. Und dann direkt weiter zum Strand und bei Jawla lecker Fisch essen. Die letzte richtige Mahlzeit war 24 Stunden her. Das merkte auch mein Magen. Klappte alles prima und dann, auf der elendig schlechten Sandpiste zum Strand passierte es. Vor einem größeren und auch tieferen Loch im Weg musste ich sehr plötzlich sehr stark bremsen. Das klappte auch, aber mitten im treten aufs Bremspedal gab es ein sachtes Klick, und dann gar keinen Widerstand mehr. Zum Glück, und wirklich zum Glück erst auf dieser wenig befahrenen Piste war die eine Bremsleitung gebrochen. Von jetzt auf gleich. Keine Bremse. Also mal die Wirkung der Handbremse testen. Die wollte erst nicht so richtig. Wohl auch festgerostet. Aber nach einigem ziehen und los lassen funktionierte sie, aber die Bremswirkung war jetzt nicht so überzeugend. Also bin ich erstmal gaaaanz langsam im zweiten Gang zum Rainbow gefahren und habe meinem Magen mit einem leckeren Fishkebap eine Freude bereitet.

Pathe, der dort kellnert und den ich seit meinem allerersten Tag vor zehn Jahren hier in Gambia kenne und der nicht als Optimist in dieses Leben geboren wurde, ausgerechnet Pateh machte mir Mut, es sei bestimmt nichts Großes an dem Auto und ich solle gaaaanz langsam die Pist zurück fahren, über die Hauptstraße rüber und da sei eine Werkstatt und da könne man mir ganz bestimmt helfen. Als er mein Zögern bemerkte, redete er auf mich ein und machte mir weiter Mut. Das schaffst du schon! Also bin ich nach dem Essen direkt wieder weg und gaaaanz langsam die Piste zurück, ganz vorsichtig über die Hauptstraße und zur Werkstatt. Tatsächlich. Der Chef vom Ganzen nahm sich meiner Sache, oder besser meines Autos an und fragte mich nach einem wheelpuler. Hab ich nich! Und ein Jack? Auch nich. Okay, dann nehme ich meinen. Lockerte die Schrauben des linken Vorderrads mitseinem wheelpuler, bockte das Auto auf mit seinem Jack und fing an, die Bremsleitung auszubauen. Ich solle mal zwei Flaschen Lickit kaufen. Waaaas? Ein freundlicher junger Taxifahrer, der sein Auto auch gerade reparieren ließ nahm mich mit zum Laden und orderte zwei Flasche Lickit. Ahaaaa, Lickit, Bremsflüssigkeit! Nach nur zwei, drei Stunden erfolgte eine Bremsprobe vom Chef, dann entließ er mich für 600 Dalasi und dem Austausch von Handynummern und ich konnte nach Hause fahren. Yeah! Geht doch. Und nun eine schöne Dusche und diesen ganzen Schweiß und Staub in den Abfuß befördern. Allein, es gab kein Wasser. Ach Mensch, es könnte alles so einfach sein. Ins Auto setzen und losfahren. Ist doch nur ein Auto. Ach mein lieber Kurt, wie ich Dich jetzt schon vermisse!

Welcome back

Von Andrea

Mit diesen Worten begrüßte mich Momodou, der mich mit seinem Taxi vom Flughafen Banjul abholte. Mit diesen wohlwollenden Worten begrüßten mich dann noch ganz viele Leute, Freunde. Selbst der SIM-Karten Verkäufer von AFRICEL kennt mich mittlerweile und setzte noch einen drauf: „Ahhh, am liebsten würde ich Dich in den Arm nehmen und ganz fest drücken. Aber bei Corona geht das ja leider nicht.“ Sagte er. Hat Corona vielleicht auch Vorzüge? Nein, ganz sicher nicht. Sehr gerne würde ich mich von ihm in den Arm nehmen und ganz fest drücken lassen, wenn das das Ende von Corona mitsichbringen würde…

Auch Edou empfing mich mit einem freundlichen wellcome back und schloß mir die Tür zum Haus auf. Heiß war es darin. Deshalb erstmal alle Fensterläden öffnen und die nächtlich Kühle hineinlassen. Und dann ein schönes, kühles Bier.

Das alles ist nicht selbstverständlich. Denn in Deutschland erreichte mich die Meldung, dass es im Haus keinen Strom gibt. Kurz vor meiner Ankunft hier habe ich dann Momodou gebeten, mit seinen Freund und Elektriker Amadou doch mal nachzusehen, was da los ist. Sie fanden heraus, dass da jemand beim Pflanzen von Maniok etwas tief gegraben hat…Amadou reparierte die Stelle und so ging auch der Kühlschrank wieder.

Trotzdem hätte es kein kaltes Bier gegeben, wenn es nicht Saryo gäbe. Die gute Fee hat das Bier nämlich in den Kühlschrank geräumt. Und das tat sie, weil sie weiß, dass ich und alle anderen Touristen gern kaltes Bier trinken. Und ich kann direkt nach meiner Ankunft in Gambia deshalb direkt in mein Haus einziehen, weil die gute Saryo das Haus tagelang vorher putzt.

Also nach über 20 Stunden auf den Beinen und rechtschaffen müde und erschöpft Fenster öffnen, Venti an, Bier trinken, Koffer auspacken, Bett herrichten, duschen und Tschüß bis morgen.