Och Mann, dass hatte ich mir so schön vorgestellt! Musik anmachen, und dann endlich mal wieder den Pinsel in die Hand nehmen und malen. Aber der iPod lädt sich nicht mehr auf, und der Lautsprecher erkennt über bluetooth das iPhone nicht. Das ist schon bitter. Musik wäre jetzt schön beim Malen.
Illusionen, Diebe, Konsequenzen
Wir hatten ums Grundstück einen Maschendrahtzaun gezogen. Wir wollten den Leuten um uns herum zeigen, dass wir nichts zu verbergen haben und wir uns freuen, vorbeigehende Menschen zu sehen, Hallo zu sagen, ins Gespräch zu kommen. Das würde auch funktionieren, wenn es nicht irgendwelche doofen Jugendlichen gäbe, die uns beklauen. Die Erwachsenen freuen sich, uns zu begrüßen. Aber es gibt andere Leute, ich gehe von jugendlichen Mutproben aus, die die Leichtigkeit unseres Seins ausnutzen. Das ist ätzend. Vor allem, weil sie draußen auf dem Grundstück Dinge klauen, mit denen sie rein gar nichts anfangen können, z.B. einen Außentemperaturfühler! Es sind keine großen Sachen. Wir können auf sie verzichten. Aber die großen Sachen sichere ich jetzt auch immer, bevor ich das Grundstück verlasse. Das ist nervig.
Unser watchman geht jeden Tag arbeiten. Und das ist ja auch gut so. Aber diese verflixten Gören bekommen genau mit, wann ich das Grundstück verlasse. Und dann schleichen sie unterm Zaun durch und nehmen irgendwas mit. Das passiert mittlerweile jeden Tag. Mal ein Geschirrtuch, die Tischdecke oder eben den Temperaturfühler. Wobei der für Kinder unerreichbar angebracht war und es durchaus kriminelles Potenzial erforderte, den zu entfernen. Ich hatte ihn mit Kabelbinder sehr fest ans Fenstergitter sehr weit oben befestigt. Aber die hatten eine Schere oder ein Messer dabei und haben den Kabelbinder durchgeschnitten.
Kurt und ich haben darüber via Skype lange nachgedacht und diskutiert und jetzt entschieden, dass wir uns Gefängnismauern ums Grundstück bauen, oben mit Glasscherben versehen. Ich habe hier andere Grundstückseinfriedungen gesehen, die hatten oben auf der Mauer Rollen von Natodraht befestigt. Auch keine schöne Lösung, aber wohl tatsächlich notwendig, wenn man nicht ständig Menschen auf dem Grundstück leben hat…
Unser Nachbar Hassan, der hier weit und breit der Einzige ist, der sich nicht freiwillig in Gefängnismauern begeben hat, ist enttäuscht. Er fand es sympathisch, dass wir einen durchsichtigen Maschendraht gezogen hatten.
Ein Sommertag am Meer
…heißt meine meistverkaufte Seife. Wie hier auf den Bildern…
Was soll ich sagen? Es ist extrem beruhigend, den Wellen zu lauschen und sie zu beobachten. Immer wieder kommen sie zurück an den Strand, immer wieder in anderer Form. So vielfältig! Ich kann gar nicht genug davon bekommen.
Ein Wort zu Corona…
…die gibt es hier nämlich nicht. Ja! No Corona in Gambia! Das ist doch mal ne Nachricht. Aber tatsächlich kennt hier noch immer niemanden, der an Corona erkrankt oder gestorben wäre. Vielleicht liegt es an den ganz jährlichen hohen Temperaturen und der Tatsache, dass die Leute hier im Wesentlichen draußen leben und auch das soziale Miteinander draußen stattfindet. Allerdings hat Gambia und Senegal sehr früh dafür gesorgt, dass die Grenzen geschlossen wurden, langen Zeit keine Touristen ins Land gelassen.
Dennoch gibt es Impfangebote für alle. Teams reisen durchs Land und bieten Impfungen an. Aber die Menschen sind teilweise misstrauisch und halten andererseits es nicht für erforderlich sich impfen zu lassen, weil Corona für sie nicht existiert. Louis erzählte mir in einem unserer vielen langen Gespräche, dass es ähnlich in Senegal oder seiner Heimat Guinea Bissau zugeht. Impfteams reisen durchs Land, aber die Menschen wollen sich nicht impfen lassen. Impfgegner! Es gibt sie nicht nur bei uns. Louis sagt, dass man ja trotz Impfung erkranken kann. Dass die Impfung nicht so sicher schützt wie z.B. Polio. Ich sage ihm, dass auch eine Hepatitis A Impfung keinen 100%igen Impfschutz darstellt, aber man damit nicht mehr so schwer an Hepatits erkrankt. Das war ihm bekannt. Dennoch….
Brikama,zu dessen erstem Kind Maimuna Andrea ich „Patentante“ bin ist ein typischer coronaleugner. Das ist eine Erfindung der Amerikaner, die die Welt erobern wollen und giftige Flüssigkeiten verstreuen, die die Menschen krank machen und sterben lassen, ist er überzeugt.
Was soll ich sagen? Dies ist eine globalisierte Welt. Social Medias haben auch hier ihren Einfluss.
Im Gegensatz zu unseren letzten zwei Aufenthalten im April und letztes Jahr im November halten die Mitarbeiter in Jawlas Hotel keinen Abstand mehr zu uns, zu mir. Damals war es noch so, als hätten die Menschen hier Angst vor uns, dass wir ihnen das Virus bringen könnten. Jetzt ist alles wieder wie früher. Zur Begrüßung wurde ich umarmt. Keine Kontaktängste mehr. Das war auch schön zu erleben!
Der Zaun ist hin
Wir hatten unser Grundstück nicht, wie hier üblich, mit einer hohen Mauer einfrieren lassen, sondern mit einem Maschendrahtzaun. Dieser Zaun ist aber von schlechter Qualität und ist an mehreren Stellen unten am Fundament durchgerostet. Auf der Suche, oder auch Gier nach Tallofrüchten hat sich das ein oder andere Kind unter dem Zaun durchgeschlichen und mit der Zeit sind große Löcher im Zaun entstanden. Deshalb haben ich jetzt beschlossen, dass der Zaun durch eine halb hohe Mauer mit Glasscherben oben drauf ersetzt werden soll. Oberhalb soll dann Maschendrahtzaun gezogen werden. Louis, der builder hätte natürlich gern eine zwei Meter hohe Mauer gezogen, aber ich konnte ihm klar machen, dass ich nicht wie in einem Knast hinter hohen Mauern hier leben möchte. Er hat das dann eingesehen und stimmte meinem Vorschlag dann zu…
Wie wichtig die sichere Mauer ist, wurde mir endgültig heute Abend klar.
Denn als ich gestern Abend das Auto auf dem Hof parkte, vergaß ich, die Fenster und Türen vom Auto zu schließen. Heute Morgen stellte ich fest, dass eine der hinteren Türen offen war…
Louis war heute Mittag hier um über verschiedene Sachen mit mir zu sprechen und ich bat ihn mit Edu, unseren neuen watchman zu sprechen, ob er vielleicht die Tür aufgemacht hat. Heute Abend erfuhr ich dann, dass es nicht Edu war. Das ist Mist! Hier im Haus fühl ich mich ja sicher, aber ich will es auch draußen auf dem Grundstück sein. Deshalb muss jetzt die Mauer dringend her. Morgen nun kommt Sand. Dann muss ich noch Zement besorgen. Und dann lägt Louis los und stellt erstmal Mauersteine, Blocks, her. Und dann baut er die Mauer. Ich habe heute Abend schon mal zwei Mörtelkübel voll Glasflaschen von Jawla mitgebracht. Die werden zerschlagen und dann oben auf die Mauer eingearbeitet. Dann wird es für Eindringliche unangenehm…
Strand, Sand, Sonne und Getrommel
Die ersten Tage waren wie immer mit organisieren ausgefüllt. Donnerstag Diesel organisieren, Freitag dann an den Strand. Auch am Samstag. Aber auf dem Weg zurück zum Haus bin ich mit dem Auto aufgesetzt und es hat die Bremsleitung zerrissen…Mamadou, der Taxifahrer meines Vertrauens, kam abends, um sich den Schaden anzusehen und festzustellen: jawohl, Bremsleitung. – Ich komme morgen um acht und bring Dein Auto nach Brikama in die Werksatt. Acht Uhr morgens ist für mich eine echte Herausforderung! Als ich um viertel nach sieben aufwachte, bin ich mal lieber schnell aufgestanden, bevor ich wieder einschlafe und Mamadou im „Morgenmantel“ empfange…er ist wirklich immer pünktlich! Jedenfalls dann, wenn es wirklich wichtig ist.
Um halb neun rief ich ihn an: hey, was ist los? – oh, I am so lazy today….but in Two, three Minutes i‘ll be there. – so war es dann auch. Keine zehn Minuten später war er da, um mit dem Auto nach Brikama zu fahren, um es reparieren zu lassen. Ich wartete den ganzen Tag, dachte, es kann ja nicht sooo lange dauern. Nachmittags rief ich an und er meinte, das er wohl gegen sechs spätestens wieder hier sei mit dem Auto. Ok, dann kann ich ja noch zum Strand was essen fahren. Um acht rief ich ihn dann wieder an und er meinte, dass das Auto jetzt fertig sei und eine halbe Stunde später war er dann wirklich hier.
Mit Abendessen war es dann nichts mehr. So kann man auch sein Gewicht reduzieren…
Am Montag war ich dann aber am Strand und hatte eine gute Zeit. Was ich aber besonders schön finde ist, dass die Trommler wieder nebenan in der Jungel Lodge proben. Für zwei Jahre waren die umgezogen in eine Trommelschule hinterm Strand. Das fand ich immer schade. Aber jetzt sind sie zurück! Das ist sehr schön!
Louis in Plauderlaune
Eigentlich sollte heute ja der Sand geliefert werden. Der verrottende Maschendrahtzaun soll jetzt durch eine Mauer ersetzt werden. Um halb 10 Uhr kam Louis um zu schauen, ob alles läuft. Ich lud ihn auf einen Kaffee ein, den er gern mag. Dazu ein paar Gingerkekse, von denen ich weiß, dass er sie sehr gern mag.
Louis war in so richtiger Plauderlaune. Er freut sich, wieder zu Hause zu wohnen. Aber ganz offensichtlich genoss er es auch, mit mir über die Welt zu plaudern! Ach, er hat so viel erzählt…in der Form kenne ich das denn doch nicht von ihm…
Gestern ist der Ziehvater unseres Freundes Banna gestorben. Und ich fragte Louis, der ja Christ ist, darüber aus, wie eine moslemische Beerdigung vonstatten geht, und wie es hier mit einer christlichen Beerdigung gehandhabt wird. Die Moslem beerdigen ja ihre Verstorbenen recht schnell, manchmal sogar schon an ihrem Todestag. Aber die Christen hier warten auch erstmal, wie bei uns, ein paar Tage ab. In der Zeit wird der Verstorbene im Krankenhaus aufgebahrt, bis alle Verwandten da sind. Erst dann wird beerdigt. Eigentlich wie bei uns. Bei den Moslem ist das so, dass der Verstorbene in die Mosche gebracht wird und es eine Trauerveranstaltung gibt. Allerdings haben die Angehörigen keine Gelegenheit, ihr totes Familienmitglied noch einmal zu sehen. Das ist zwar auch bei uns nicht von jedem gewünscht, aber möglich.
Dann kamen wir auf Edu, den neuen watchman zu sprechen. Ich wollte etwas mehr über ihn wissen. Edus Vater ist gestorben, als Edu noch ein Kind war. Seine Mutter scheint bald von Guinea Bissau nach Gambia ausgewandert zu sein und ist hier gestorben, bevor Edu 2017 nach Gambia kam. Er lebt hier jetzt bei seinem Onkel mütterlicherseits, einschl. seiner zwei jüngeren Geschwister, die beide stumm sind, also nicht sprechen können. Louis hat dafür gesorgt, dass diese zwei Geschwister eine Taubstummenschule in Brikama besuchen können. Und für Edu wollte er, dass er auf eigenen Füßen zu stehen lernt. Deshalb ist er jetzt hier.
Louis und ich saßen wohl drei Stunden bei Kaffe und Keksen zusammen, und er erzählte mir sehr viel aus dem Leben. Es war wirklich schön, mit ihm im Schatten des Mangobaumes zu sitzen und uns auszutauschen.
Als ich Samstag mit Kurt Skypte und Kurt ihm über die Kamera unseren flackernden Holzofen zeigt, war Louis total beeindruckt. Heute erklärte ich ihm dann, wie das geht, ein sichtbares Feuer im Raum zu haben. Das hat ihn wirklich beeindruckt.
Ich habe den Vormittag mit Louis wirklich sehr genossen. Er ist ein kluger und gebildeter und interessierter Mann. Er saugt alles auf, was ich ihm aus unserem Leben in Deutschland/Europa erzähle und vergleicht es mit dem Leben hier in Gambia, aber auch mit seiner Heimat in Guinea Bissau. Wer diesen Blog bisher verfolgt hat weiß, dass ich ihn wirklich gern habe…
Wir haben einen neuen watchman
Das war klar, dass Louis, der builder, nur eine begrenzte Zeit bei uns den watchman macht und ich hatte ihn gefragt, ob er nicht jemanden aus seiner Gemeinde weiß, der diesen Job übernehmen könnte.
Louis hatte jemanden gefunden, und der bekam heute seine Einweisung. Eduard, kurz Edu, ist sein Name. Er ist Anfang Zwanzig. Er ist ein groß gewachsener, schlanker und gut aussehender junger Mann. Wie ich heute Abend bei der Vorstellung erfahren habe, ist er aus Guinea Bissau. Seit 2017 in Gambia. Spricht Portugiesisch, aber kein Englisch. Er ist Mitglied in Louis guineischer Adventistengemeinde und dort auch aktiv. Louis ist dort Prediger. Louis Tochter Mary, die ich kenne, arbeitet mit Edu in der Kirchengemeine zusammen. Wenn es etwas gäbe, würde sie für Edu übersetzen. Also: alles gut organisiert!
Edu macht auf mich einen sympathischen Eindruck. Da ich mit einem kolumbianischen Klienten zu tun habe, dessen Mutter auch kein Deutsch spricht, habe ich eine Übersetzer App auf dem Handy. Die habe ich dann erstmal getestet, und es funktionierte. Er kann lesen. Das ist schon mal gut. Es wird sicher etwas ungewohnt und anstrengend werden, aber ich bin bei Edu zuversichtlich, dass wir das hinkriegen. Inshala…Aber nee, bei uns Christen heißt das ja eher: so Gott will. Ich glaube, er will es so….
Von wegen hier passiert nichts…
Na, da war ich wohl doch ein wenig zu enthusiastisch…vonwegen, alles läuft rund. Auf dem Weg zum Haus kommt man an eine Wegekreuzung. Der querende Weg ist in der Regenzeit eine Ablaufrinne. Und die wurde in der letzten Regenzeit ordentlich ausgespült und eine breite, tiefe Rinne ist entstanden. Bisher habe ich es geschafft, durch langsames und behutsames Fahren diese Rinne zu queren. Nicht so heute Nachmittag, als ich vom Strand zurück kam. Da bin ich leider aufgesetzt. Eigentlich gar nicht so schlimm, aber trotzdem hat es gereicht. Anscheinend ist der Schlauch für die Bremsflüssigkeit geborsten, jedenfalls ging die Bremse kaum noch, als ich vorm Hoftor anhalten wollte. Die Bremse lässt sich vollkommen und ohne nennenswerten Widerstand komplett durchtreten. Zu Hause auf dem Hof sah ich dann auch, wie es fleißig tropfte…so ein Mist. Wahrscheinlich ist der Bremsschlauch hin. Aber zum Glück gibt es Mamadou! Er kommt nachher noch, um sich die Sache anzuschauen. Und dann werden wir morgen das Auto wohl nach Brikama in die Werkstatt bringen. Es sollte keine große Sache sein, den Schlauch auszutauschen, aber „alles läuft rund“ geht dann doch etwas anders…
Mittlerweile war Mamdou hier und hat sich das Auto angesehen. Klar, die Bremse. Vorne und hinten rechts ist eine Pfütze unterm Auto. Wohl die Bremsflüssigkeit. – Ich komme morgenfrüh um acht und fahr das Auto nach Brikama in die Werkstatt.- Ich hab mich nicht getraut Widerworte zu äußern. Acht Uhr ist eigentlich deutlich vor meiner Urlaubsaufstehenszeit…aber ich füge mich natürlich! Vielleicht kann ich dann morgen Nachmittag doch noch zum Strand fahren… – Du willst mit diesem Auto noch fahren??? Die Bremsen gehen doch gar nicht!? – KeinProblem! Hier in Afrika fahren wir manchmal wochenlang ohne Bremse.- Naja, beruhigend finde ich das jetzt auch nicht gerade, aber Mamadou gehört mein Vertrauen und wirklich großer Respekt. Und Dankbarkeit. Mann, wie gut, das es ihn gibt! Hier ist man doch einfach sehr auf gute Leute und ein freundliches Miteinander angewiesen. Aber Mamadou ist auch wirklich ein guter Typ!